Kampf mit den Elementen

14. und 17. 11. 2012, Steyersberger Schwaig

Anlässlich einer Entrümpelungsaktion in der Garage wurde mein alter 18" Dob wieder "zugänglich". Laut Prognose sollte es am 14. November eine klare Nacht auf der Steyersberger Schwaig geben, also rein in den Kofferraum mit der ganzen Möblage und Abreise. Um etwa 20 Uhr kamen wir oben an. Wir, das sind Andi Berthold und meine Wenigkeit, ah ja, Canis Maior war auch dabei. Ein paar Minuten später kam unser Gast an, ein Interessent, der mal durch einen 18 Zöller gucken wollte.

Es war windig, deswegen bauten wir auf dem Absatz über dem Parkplatz auf, dicht an den Wald gedrängt. Da waren wir halbwegs im Windschutz, nur ein paar heftigere Böen waren fallweise zu spüren. Später ließ der Wind nach, um gegen Mitternach stürmisch aufzuleben.

Was so gar nicht geplant war, war gleich einmal eine Panne beim Justieren des großen Dobs. Es hat sich herausgestellt, dass die Batterien des Lasers zu schwach waren. Der Strahl konnte die vier Meter Wegstrecke, die hier zurückzulegen sind, nicht mit ausreichender Helligkeit bewältigen. Für kleinere Teleskope hat er noch brav seine Dienste erwiesen, aber nun war Endstation. Wenn man den rückkehrenden Strahl am Fangspiegel nicht mehr sieht, kriegt man das kaum mehr hin... Na das war gleich einmal eine ungewollte "Vorführung". Wir justierten den Hauptspiegel letztlich am Stern, und ich wollte am Polarstern sehen, was Sache ist. Ein kurzer Blick durchs Okular, wäh, grauslich, Planetenscheibchen statt Stern. Fallweise spitzte aus dem flirrenden Knödel der Stern auf. Das auch noch, so ein abartig schlechtes Seeing! Dabei war das eh noch "gut" gegen das, was später folgte. Auf eine bessere Justierung haben wir halt verzichtet, das hätte nichts gebracht. Feinstrukturen zu beobachten war sowieso durch das Seeing verunmöglicht.

Bis wir soweit waren, ans Beobachten zu gehen, war die Zeit schon reichlich fortgeschritten. Unser erstes Ziel war M1. Mehr als 90x war an Vergrößerung soweiso nicht zu wollen. Dennoch, eine Andeutung von ein paar Filamenten der fasrigen Struktur konnten wir erkennen, und - da mitten drin im Nebel blitzte etwas heraus, was sowohl Andi als auch ich als stellar, aber länglich bezeichneten! Oh, spannend, das "Pärchen" der Pulsar mit dem "benachbarten" Stern? Hier bei M1 waren die schwachen Sterne indirekt schon noch als feine Punkte zu erkennen. Dabei kommt einem das verringerte Auflösungsvermögen des Auges "zu Hilfe".

Ja, mit freiem Auge war der Himmel eine Pracht, wie sich die Milchstraße vom Schwan bis in den Fuhrmann und darüber hinaus zog! M33 war freisichtig auszunehmen, M31 sowieso. Aber die Sterne flackerten schnell, es war schon mehr ein Flimmern, selbst im Zenitraum. Dennoch, der Blick mit freiem Auge zum Himmel wurde durchaus belohnt. Es gab etliche Boliden zu sehen, spektakulär, mit grüner, roter Farbe, "explodierend" und mit Nachleuchten, allesamt den Tauriden zuzuordnen.

M33 war unser nächstes Beobachtungsobjekt im 18" Dobson. Na das macht schon was her, da braucht man keine Augenverrenkungen, da sieht man einfach die Spiralarme. Außer der hellen Sternwolke A110/A112 neben dem Stern HD 9483, die helle HII Region NGC 604, fiel mit noch ein weiterer "Knoten" auf, die HII Region NGC 595 - alles ohne Nebelfilter bei 90x.

Dann ging es an die Andromedagalaxie M31. Also sowas, ich stellte das Teleskop mit dem Telrad so zirka auf die Position ein, blickte ins Okular, und dachte, nanu, warum ist die M31 so klein? Dabei war das "nur" die Begleitgalaxie NGC 205 (M110)... Die Andromedagalaxie war dann doch das erwartete "Trumm", und die gute Himmelsqualität ließ uns die Spiralarme weit, weit, hinaus verfolgen. Wie gesagt, weder bei den Staubbändern, der Sternwolke NGC 206 oder M32 geht es um Feinstruktur. Das hätte das vorherrschende Seeing nicht hergegeben.

Danach ein Blick zu Jupiter, unser Gast wollte den Riesenplaneten sehen. Naja, es war das was ich erwartet hatte, mit Mühe konnte man die beiden Hauptbänder erkennen. Ich dachte, irgend ein schöner Sternhaufen als Abschluss, und hielt auf h+χ Persei drauf - aber der Blick ins Okular war ernüchternd: nur mehr dicke Patzen, das war alles andere als erbaulich.

Wir wollten schon Schluss machen, da juckte es mich, nochmal den Justierlaser statt des Okulars rein zu stecken, und siehe da, nun hatten wir den rückkehrenden Laserstrahl schwach auf der Projektionsfläche des Lasers. Ruck zuck war die Optik nachjustiert, so wie das sein soll. Nochmal ein Blick auf Jupiter, nun gut, die beiden Hauptbänder kamen etwas härter im Kontrast, aber mehr war dennoch nicht zu sehen. Auch ein nochmaliger Blick auf M1 brachte keine weiteren Erkenntnisse, das Seeing war schlechter geworden, da half die nun perfekt justierte Optik auch nicht weiter. Damit war's genug, wir packten zusammen und traten die Heimreise an.

Für den 17. November war besseres Seeing prognostiziert. Das trieb mich nocheinmal mit dem 18" Dob auf die Steyersberger Schwaig. Ich wollten einfach wieder ordentliche Sterne mit diesem Teleskop sehen. Die Auffahrt auf die Schwaig machte mich ein wenig stutzig. Da war im Mittelteil auf einmal alles weiß. Nicht dass ich wüsste, wann es in den letzten Tagen geschneit hätte. Es muss Rauhreif gewesen sein, aber so dick wie eine dünne Schneedecke... Weiter oben wieder alles aper.

Bei der Ankunft am Parkplatz erschrak ich etwas. Da war alles voll mit Autos. Gut, es war Samstag, aber so viel ist dort normal auch nicht los. Ich fuhr daher gleich auf den Parkplatz oberhalb des Schilift Kassengebäudes. Da traf ich auf Walter und Martin, die schon ihre Gerätschaft aufgebaut hatten. Beim Aussteigen aus dem Auto empfing mich ein stürmischer Wind. Na das auch noch. Ich parkte letztlich direkt im Lichtschutz des Kassengebäudes, das Auto mit der Nase in den Wind gedreht, um hinter der geöffneten Heckklappe wenigstens ein bischen Windschutz zu haben.

Die Himmelsqualität war ähnlich wie bei meinem letzten Besuch. M33 war wiederum freisichtig auszunehmen. Jedoch durch das Umgebungslicht vom Berggasthof war der Eindruck des Himmels nicht ganz so bombastisch. Ich würde jedoch die Nacht von der Transparenz her etwa gleich einschätzen wie die vom 14. November.

Beim Aufbau des Teleskops gab es keine große Panne wie beim letzten Mal, aber etwas anderes nervte mich: just jetzt gerade gab der Zipp an meiner Daunenjacke seinen Geist auf. Das war angesichts des stürmischen Windes nicht gerade optimal... Die Hauptsache, ich hatte wiederum etliche Zeit verplempert, wenn nun auch "nur" mit dem Zipp der Daunenjacke, den ich noch zu "kurieren" versuchte - vergeblich. Ich bin aber dennoch nicht erfroren, sonst gäbe es diesen Bericht ja nicht mehr ;-)

Nach der Justierung der Optik ein erster Blick durchs Okular: Ah, das sieht ja gleich viel besser aus, das sind Sterne, was man hier sieht. Also gleich auf das erste Objekt, NGC 7331. Diese Galaxie war schön mit etlichen Begleitern zu sehen. Das war ja nur so zum "Aufwärmen".

An M1 wollte ich etwas tiefer "kletzeln". Da machte mir aber der Wind einen gründlichen Strich durch die Rechnung, man hatte genug zu tun, den Tubus fest zu halten. Die Vergrößerung war damit wiederum auf etwa 100x limitiert. Die Sterne wurden dabei fallweise zu langen Strichen oder gar Wellenlinien verzeichnet, und manchmal konnte man nicht mal das Objekt im Bildfeld halten, weil der Wind so heftig war. Gedeihliche Bedingungen sehen anderes aus. Es ist halt "Härte", wenn man dennoch dran bleibt... Also durch das bessere Seeing und die perfekte Optikjustierung waren nun schon ohne Filter die helleren Nebelfilamente der fasrigen Struktur deutlicher (100x). Mit UHC war das Bild nicht so viel besser, aber mit [OIII] Filter fällt mir dazu nur ein Wort ein - "Sauerkraut". Die Jagd auf den Pulsar versuchte ich bei 133x. Das war aber schon sehr trickreich. Man musste einen Moment abwarten, wo der Wind den Tubus gerade weitgehend in Ruhe ließ, und das Seeing auch gerade einen besseren Moment hergab, und dann noch optimal indirekt die richtige Stelle anvisieren... Demnach war es schwieriger als erwartet. Immerhin, es blitzte deutlich etwas stellar an der entsprechenden Stelle hevor, mehrfach. Walter konnte diese Sichtung bestätigen. Ich würde gerne bei guten Bedingungen und hoher Vergrößerung nachstochern. Es bleibt also unklar, was da rausgeblitzt ist - beide, der Pulsar und sein "Nachbar", oder nur der hellere "Nachbarstern"?

M33 musste auch wieder herhalten. Besonders Martin hat sich daran delektiert. Für mich gab es keine neuen "Erkenntnisse". Aber ich würde mir schon einmal eine ruhige Nacht wünschen, wo man mit Muße und vor allem mit einer guten Aufsuchkarte an M33 herumstöbern kann. Schließlich ist M33 für Beobachter in unseren Breiten die einzige Galaxie, die dermaßen viel hergibt.

NGC 7635, der Bubble Nebel, war mein nächste Ziel. Als Ausgangspunkt für die Aufsuche dient M52. Von da ist es nur mehr kleiner Ruck am Teleskop, und man hat den Bubble Nebel im Feld. Bei 90x ohne Nebelfilter war eigentlich nur ein wenig Nebel um den 7.8 mag hellen Wolf-Rayet Stern (BD +60° 2522) zu erkennen. Bei 100x mit dem UHC Filter sah die Sache gleich anders aus. Da hatte man auf einmal die Nebelstruktur vor sich, wie man sie eher von Fotos kennt, und die "Blase" war da. Nicht die ganze Blase, aber die hellere Hälfte war eindeutlig auszunehmen. Als ich das Teleskop an Walter übergeben wollte, musste ich den Tubus festhalten, während er auf die Leiter stieg, weil der Wind sonst den Tubus einfach verblasen hätte...

Da das Seeing soo schlecht nicht schien, ein Blick auf Jupiter. Nun, das Seeing war wechselhaft, es gab aber einige bessere Momente wo man etwas mehr Details erkennen konnte, dann wieder wurde aus Jupiter nur ein heller Ball, der vielleicht durch Mithilfe des böigen Windes noch zum "Laberl" wurde. Weit entfernt von den Erinnerungen an die besten Planetenbeobachtungen mit dem 18 Zöller, aber immerhin, lohnenswert, auf die besseren Seeingmomente und Windpausen zu warten.

Da das Seeing seit Beobachtungsbeginn schlechter geworden war, der Wind dafür stürmischer, beschloss ich, es sein zu lassen. Ich war der erste von uns Dreien, der den Schauplatz verließ. Am Parkplatz vor dem Berggasthof standen immer noch genug Autos. Während wir beobachteten, sind ja nur ein paar weggefahren. Trotz aller Widrigkeiten in dieser Beobachtungsnacht habe ich dennoch ein paar schöne Eindrücke mitgenommen.

Howdii