Nebel, Nebel - wo gibt's Sterne?

31. 1. 2011, Steyersberger Schwaig

Hochdruck Wetter, Nebelsuppe in den Niederungen, Sonne auf den Bergen. Wenn man neues "Spielzeug" hat, will man es ausprobieren. Also, Ware ins Auto verfrachtet, und ab Richtung Ebenwaldhöhe. Walter war skeptisch, ob die Ebenwaldhöhe nebelfrei wäre. Er hatte aber sowieso keine Zeit. Also mein alleiniges Abenteuer... Aber was soll's, meistens reichen die 1000 Höhenmeter aus, um über der Hochnebelgrenze zu stehen, und die Nächte, wo der Nebel fast bis hinauf reicht, sind dort oben legendär... Wie es aber so im Leben spielt, habe ich eine Irrfahrt unternommen. Bei der Auffahrt auf die Ebenwaldhöhe bin ich relativ spät in den Nebel gekommen, und hatte schon erste Zweifel. Dann war der Nebel wieder aus, wieder ein paar Schwaden, und so ist es weiter gegangen, bis ich schließlich oben war, und im Nebel stand. Im Zenitraum schimmerte ab und zu ein Stern durch. Es war recht kühl mit -9° C, aber windstill. Das war also ein Schuss in den Ofen. Wohin  nun? Die Steyersberger Schwaig liegt deutlich höher - Navi umprogrammiert, und los.

Ich war eh schon spät dran, mein Navi meinte, ich würde um 23:50 Uhr auf der Schwaig eintreffen. Um dieses Ziel zu erreichen, musste ich eh ordentlich Meter machen, speziell auch auf der Abfahrt von der Ebenwaldhöhe und auch auf der Auffahrt auf die Schwaig... Speziell die winterlichen Straßenverhältnisse machten mir diesmal keinen Spaß, etwas zuviel Reifendruck hatten mir die Burschen in der Werkstatt eingefüllt, und damit ist es ein rechtes Gezippel geworden. Ich hatte alle Hände voll zu tun, meine Kombi zu "bändigen", weil er ständig über die Vorderräder schieben wollte... Aber ich hab's geschafft, ich war knapp vor Mitternacht auf der Schwaig.

Dort oben traf ich Wind an, aber sehr milde -1° C. Ansonsten Ruhe, kein Licht von irgendwo, der Osthimmel, wenn alles unter der Nebeldecke liegt, sogar deutlich dunkler als sonst. Das hat sich bemerkbar gemacht: ein Sternenhimmel wie ich ihn dort oben noch nie erlebt habe! 21.64 mag/sec2 (Schnitt) ist der bislang beste Wert, den ich dort mit dem SQM-L im Zenit gemessen habe. Allerdings blinkten die Sterne wie wild. Das gefiel mir weniger gut.

Was mein neues Spielzeug war? Nun, sollte es sich noch nicht herumgesprochen haben, dann "oute" ich mich hier einmal: ich bin ja seit einiger Zeit Händler. Und da nichts über die eigene Anschauung von Produkten geht, hatte ich die neue iOptron ieq45 Montierung dabei, und als Teleskop einen Skywatcher Equinox 120 ED Refraktor. Das sind Dinge, die eh nicht mehr so billig sind, aber sind sie ihr Geld wenigstens wert?

Um vor dem Wind möglichst Schutz zu finden, baute ich wiederum vor dem Kassengebäude auf. Ich hätte mich weiter "verkriechen" können, aber wollte doch noch den Orionnebel sehen, daher bezog ich eine grad noch vom Wind her akzeptable Position. Die Zeit drängte, wenn ich den Orionnebel noch erwischen wollte, bevor er hinter den Bäumen verschwinden würde. Bei einem neuen Spielzeug ist das aber nicht so einfach. Ich baute also so schnell wie irgendwie möglich die Gerätschaft auf, habe aber etwas gehudelt. Stativkopf nicht ganz in der Waage, Poljustierung auch nur so mehr über den Daumen, wohl mittels Polsucher. Der eingebaute GPS-Empfänger hat mir die Koordinaten zwar geholt, aber ein paar Einstellungen waren schon notwendig, Datum, Zeit, Zeitzone, und die geogr. Länge war auf West statt Ost. Und mir ist speziell die Breitenangabe "spanisch" vorgekommen, ich korrigierte den Wert - aber selber Schuld, wäre eh richtig gewesen, wie sich später herausgestellt hat ...

Dann ein One-Star-Alignment. Naja, die ersten vorgeschlagenen Sterne alle nicht brauchbar, Aldebaran - schon hinter dem Wald, Alphard - durch das Haus kann ich nicht schauen, Regulus - ja, das geht. Das Teleskop fährt los. Die Richtung hat gepasst, nur war das Teleskop doch ein ordentliches Stück daneben. Ok, Regulus eingefangen, Enter. Nun GOTO Ziel M42 rausgesucht, und los. Die Montierung hat das Teleskop brav über den Pol auf die andre Seite geschwenkt, M42 war aber auch ein Stückl daneben, nicht so arg. Erster "richtiger" Blick durch den 120er Refraktor. Naja, schön oder auch nicht, das Seeing war jenseits von Gut und Böse, irr dicke Patzen von Sternen. Sync auf M42, und weiter. M38: Passt, GOTO hat punktgenau getroffen. Schön, aber auch da die Sterne dick, ich hätte mir feinere Sterne gewünscht... M37 und NGC 1931 per GOTO waren auch punktgenau drauf, klar, nicht weit weg von M38. Ich habe übrigens alles nur bei 40x beobachtet, mehr war seeingbedingt ohnehin nicht zu wollen.

Weiter ging es mit dem Weihnachtsbaumhaufen. Hier wollte ich prüfen, ob der Konusnebel visuell im 120er Refraktor "geht". Nun, ich war wirklich nicht gut dunkeladaptiert, weil ich noch vor ein paar Minuten mit heller LED Lampe herumhantiert, und auch im Kofferraum des Autos noch Licht hatte. Dennoch, ich konnte schwach den Nebel um die "Christbaumspitze" erkennen, und in einem Moment gelang es mir die markantere Nebelflanke zu erhaschen, aber vage.

M44 und der Eskimonebel waren meine nächsten Ziele, aber nur, um die Genauigkeit des GOTO zu sehen. Ja, auch diese Ziele wurden gut angesteuert. Weil mir aber irgendwas trotzdem suspekt war, habe ich einen Neustart versucht. Aber nicht neu poljustiert. Es hat diesmal etwas besser geklappt, der Alignment Stern war Capella, war aber auch ein Stückl off. Ich hatte in der Folge noch das Leo Triplet auf meiner "Wunschliste", und da hat die Monti nun trotz Meridianswap recht brav hingetroffen, die Galaxien waren im Feld des Okulars, halt nicht perfekt zentriert.

Mittlerweile war es schon gegen 2 Uhr, Zeit, wieder an die Heimreise zu denken. Es wartet ja ein Tag mit Verpflichtungen, wenn man einen Wuffi hat. Canis Minor war natürlich dabei auf meinem nächtlichen Ausflug, hat aber die meiste Zeit während meiner "Kilometerfresserei" gebüselt...

Bald nach 2 Uhr legte ich ab Richtung Heimat. Bei der Abfahrt von der Schwaig hat das Thermometer immer tiefere Temperaturen gezeigt, unten in Molz hatte es -11° C. Dagegen dann auf der Autobahn die meiste Zeit Temperaturen  um die -5° C.

Trotz der Irrfahrt und eigentlich wenig Zeit für den Test der neuen Gerätschaft hatte ich für einen ersten Eindruck genug. Das grausliche Seeing hat mir eh keinen regulären Test der Optik des 120er Refraktors ermöglicht. Und beim nächsten Aufbau der Montierung werd ich das Setup etwas sorgfältiger durchführen. Bin gespannt, wie gut dann das erste Alignment Ziel getroffen wird. Sonst war die GOTO Performance für eine "Daumen mal Pi" Aufstellung und One-Star-Alignment ja wirklich nicht schlecht. Fotografische Tests werden noch folgen - ob die Montierung das tut was sie soll - sich mittels Autoguider beherrschen lassen. Wenn ich meine Tests abgeschlossen habe, wird es einen eigenen Testbericht geben.

Howdii