Nach dem Wetterbericht machte ich mir keine große Hoffnungen auf eine Beobachtung, und so standen diverse andere Dinge am Programm. Doch unverhofft kommt oft. Die sternklare Nacht hat wider Erwarten bis zum Morgen gehalten. Um 7 Uhr war der Himmel nahezu wolkenfrei. Na bitte. Und ich hab keine Zeit, jetzt großartig etwas anzufangen - verplant. Und vielleicht würde sowieso bald alles, wie schon oft, im Nebel versinken. Deshalb war Minimum Programm angesagt. Also, es müsst doch wo noch die Finsternisbrille herumliegen, ah, im Himmelsjahr 1999, ein Griff, und schnell eingesteckt. Zumindest etwas hat man bei sich. Dann Canis Minor an die Leine und erst einmal raus aus der Siedlung, damit ich die tief stehende Sonne überhaupt sehen kann. Bis ich weit genug draußen auf den Feldern war, war die Sonne schon merkbar vom Mond "angeknabbert". Bei der üblichen Runde mit meinem Hund habe ich keine Leute getroffen, denen ich die Finsternis zeigen hätte können, selber aber immer wieder einen Blick riskiert.
Wieder daheim, stand die Sonne schon hoch genug, um sie von den südseitigen Fenstern sehen zu können. Ich habe Bäume recht nah beim Haus, aber drei Fenster zur Auswahl. So konnte ich zwischendurch immer wieder einen Blick durch die Finsternisbrille auf die mehr und mehr sichelförmige Sonne werfen. Um etwa 9:25 Uhr war das Maximum erreicht. Na, ein Foto wär' als Erinnerung schon schön. Her mit der Digiknipse, aber schnell muss es gehen, ich habe kaum Zeit dafür. Ein Testbild zeigt, so wird das nix. Die Kamera will die Szene richtig belichten, die Sonne ist heillos überbelichtet. Ich hätte jetzt eigentlich mit ISO Einstellung und manueller Zeiteinstellung herumfummeln müssen. Dazu brauch ich eh schon eine Lupe, dass ich das auf dem Wunzi-Display "derlesen" könnte, und wer weiß, schafft die Kamera es überhaupt, die Sonne korrekt zu belichten... Also muss schnell was improvisiert werden. Einen Linsenreflex von der Sichelsonne hatte ich auf dem Testbild entdeckt. Schwach und unscharf, aber den hol ich mir jetzt... Tja, schlechte Fotos von dieser Sonnenfinsternis gibt es schon zahlreich im Web, ich kann hier noch eines beisteuern ;-) "Trick 17" - den Linsenreflex sichtbar gemacht durch Abdunkeln der unteren Bildhälfte mit der Hand, allerdings bei der Aufnahme, hintennach bei der Bearbeitung wäre es zu spät gewesen...
Dieses Bild ist so blöd, dass es fast schon wieder gut ist ;-) Aber in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen...
Diese Trickserei, mit primitivsten Mitteln etwas sichtbar zu machen, erinnert mich an eine Geschichte anlässlich der partiellen Sonnenfinsternis vom 12. Oktober 1996. Ich war zu dieser Zeit in Mattersburg bei einer BAA Veranstaltung, hatte aber ein Firmenhandy mit, und bekam etliche Anfragen von der Testcrew herein. So stand ich immer wieder abseits der Menschenmenge zum Telefonieren. Grad wieder nach einem Telefonat, wo ich so gedankenversunken noch da stehe, steuert ein älterer Herr auf mich zu, und macht mich aufmerksam, dass da drüben Teleskope stünden, wo man die Finsternis beobachten könne. Ich hab nur gesagt, "ah jo, schauma schnö", und hab mittels zwischen Daumen und Mittelfinger eingerolltem Zeigefinger eine Lochblende "erzeugt", und das Bild der Sonne auf die Handfläche der anderen Hand projiziert. Das genau vor der Nase des netten Herrn. Mein kurzer Kommentar war nun "aha, Maximum hauma". Der nette Herr war so perplex, dass er ohne etwas zu sagen davongegangen ist... Yes, I am a telescope! :-)
Keine Frage, auch diesmal habe ich mit meinen Händen Teleskop gespielt, und die Sonne auch so beobachtet. Sogar gegen Ende der Finsternis, wie nur mehr eine kleine "Delle" in der Sonne war, hat das kleine projizierte Bild auf der Handfläche gereicht, um das sichtbar zu machen. Und ja, der erwartete Nebel ist auch tatsächlich gekommen, allerdings erst nachdem die Finsternis vorbei war. Ein Glücksfall.
Howdii