Das Wetter spielt halt nicht immer so wie man es gern hätte. Die Chance auf eine klare Nacht zum November Neumond war da, doch die Prognose gab von Tag zu Tag immer mehr "nach" und so richtig als "g'mahte Wiesn" erschien es auch am Freitag noch nicht. Eine kräftige Westströmung und eine nördlich von Österreich liegende Front brachten Zirruswolken und mittelhohe Wolken. Diverse Wolkenprognosen befragt - jede meinte etwas anderes... Das Einzige was blieb, war ein bisserl Spekulation und der Blick auf das Satellitenbild, wie die Strömung so verläuft und die Wolken treibt. Ich rechnete zumindest, dass wir auf der Steyersberger Schwaig knapp südlich des "Hauptstromes" von Wolken liegen würden. Walter war eher skeptisch. Aber, wer nicht wagt, gewinnt nicht, daher riskierten wir den weiten Weg doch.
Die Anfahrt am Freitag Abend ist, wenn man durch Wien muss, halt so eine Sache. Dass es zäh werden könnte auf der Tangente hätte ich erwartet, aber nicht, dass wir eine Stunde im Stau stehen würden. Somit kamen wir, Andi Berthold, "Canis Minor" und ich, mit reichlich Verspätung gegen unseren Zeitplan auf die Schwaig. Michael Stiendl war schon da, er ist aber nur ein paar Minuten vor uns eingetroffen.
Was uns empfing - wohl hatten wir damit gerechnet, aber nicht so arg - war ein stürmischer, böiger Wind, der zudem noch häufig die Richtung wechselte. Die Hauptrichtung von West her wurde immer wieder durch heftige Böen von Süd her "gewürzt". Unter solchen Umständen ist es nicht leicht, sich irgendwie vor dem Wind geschützt aufzustellen. Wir versuchten am oberen Parkplatz einen geeignete Stelle zu finden. Mittlerweile ist auch Walter eingetroffen. Er schlug vor, auf der Nordostseite der Liftstation, dicht am Gebäude aufzubauen. Dort war es tatsächlich halbwegs erträglich, vor allem bauten wir eine Art "Wagenburg" um unseren Beobachtungsplatz auf. Der Wind ließ uns dort weitgehend in Ruhe, nur hin und wieder gab es Phasen, wo er böig auffrischte und grantig dreinfuhr. Windig war es aber die ganze Zeit, das Klimpern der Drahtseile an den Fahnenstangen war nicht zu überhören. Dafür war es nicht kalt, und mit Tau hatten wir freilich keine Probleme.
Zu vorgerückter Stunde stieß Martin Springinklee zu uns. Des weiteren war Michi Tittl anwesend, er hat sich nahe am Wald, auf dem Geländeabsatz an der Westseite, einen windgeschützten Platz gesucht. Dort war es tatsächlich ruhiger, nur die Südböen sind kräftig dreingefahren, aber gegen die hat Michi sein Auto als Windschutz verwendet. So war es auch für ihn auszuhalten.
Abgesehen vom Wind sah man nach Osten zu Wolken hängen, die hell von unten beleuchtet waren.
Und ob man es glaubt oder nicht, die haben sogar bei uns noch den Himmel aufgehellt. Walter hat immer wieder nur 21.11 mag/sec2 mit seinem SQM-L im Zenitraum gemessen. Erst gegen Mitternacht waren die Wolken weg, und da gab es dann bessere Messwerte. Walter ist auf 21.26 mag/sec2 gekommen, mein Kastl hat 21.35 mag/sec2 "ausgespuckt". Da liegt wohl eine ganz schöne Differenz vor, allerdings umgerechnet auf v-mag Werte ist nicht viel um. Man kann sagen, es war ein 6.2 mag Himmel. Dünne, kaum wahrnehmbare Zirren dürfen rund ein Zehntel v-mag gekostet haben. Eigentlich hätten wir, in einer Nacht ohne Dunst, einen ausnehmend klaren Himmel erwartet. Dem war halt doch nicht so. Die über-drüber-super-guten Nächte sind halt selten, wo wirklich alles wie im Traum zusammenpasst. Erwähnt sollte noch werden: Das Seeing war auch jenseits von Gut und Böse...
Als Instrumente für visuelle Beobachtungen standen Andi und mir zwei 8" f/6 Dobs zur Verfügung, Michael Stiendl hatte seinen 15" Obsession dabei. Walter und Michi Tittl waren fotografisch unterwegs. Was Martin mit seinem APO angestellt hat, kann ich nicht sagen, da er von meinem Platz aus durch die Autos verdeckt war, und ich war die ganze Zeit schwer beschäftigt.
Jeder von uns drei visuellen Beobachtern hatte seine eigene Liste. Ich kann in erster Linie nur von meiner Warte aus berichten. Der Aufbau direkt an dem Gebäude kostete den ganzen Südhimmel. Ein paar Grad über den Zenit hinaus ist es noch gegangen. Damit waren die ersten Objekte meiner Liste schon einmal "weg". Ich musste eher beim unteren Ende anfangen.
So wollte ich meinen Streifzug mit G1
(Mayall II) beginnen. Dazu nahm
ich zuerst M31 ins Visier. Wui, da habe ich die
Ausdehnung der Spiralarme
bestaunt, und sogar die zwei Staubbänder waren sichtbar. Das
war zumindest ein
wunderschöner Anblick zu Beginn. Auf der Suche nach G1 hat
mich aber das
Jagdglück gleich einmal verlassen. Dabei kenne ich die Gegend
schon, habe G1
bereits zweimal beobachtet, im 18" und im 12". Nun aber rutschte ich
viel zu weit nach Osten
ab, und da gibt's just ein ähnliches Sternmuster, das zwar
schlecht, aber -
wenn man grad nicht ganz auf der Höhe ist - doch
täuscht: ein größeres
Dreieck mit einem kleinen gleichseitigen Dreieck dazu... Irgendwie kam
mir das
im Nachhinein doch "spanisch" vor, das große Dreieck war
irgendwie
verkehrt herum und das kleine Dreieck eigentlich zu groß.
Naja, Fehlanzeige,
Chance nicht genützt. So kann es auch gehen. Also, da hab' ich
nun eine
Rechnung offen.
Hierzu noch ein Nachsatz: Ich war am 12. 11. bei schlechteren
Bedingungen,
bei Mondlicht und einem 4 mag Himmel, da nochmals dran. Die Sache
sollte eigentlich
nicht so schwer sein, geht es dabei um Sterne bzw. ein
"sternförmiges
Objekt", zwischen 12 mag und nahe an die 14 mag heran, so dachte ich.
Im
Endeffekt war es die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Im Zielgebiet
einfach
zu wenige Sterne zu sehen. Was ich halbwegs leicht zusammengekriegt
habe, waren
etwa 12 mag Sterne. Alles was schwächer ist, musste ich
mühsam indirekt
zusammenspechtlen. So war das größere Aufsuchdreieck
einfach nicht als Dreieck
zu wollen. Die Position war zumindest abzustecken auf diese Weise. Und
das
kleine Dreieck, in dem G1 eine Ecke markiert, ist mir mehrfach als
unaufgelöster Nebelfleck aufgefallen. In einem "goldenen
Moment"
streifte mein Blick so drüber, dass ich zumindest zwei
Einzelobjekte dort
wahrnehmen konnte. Eine Identifikation von G1 war nicht
möglich. Sagen wir so:
ein mondloser 6 mag Himmel, bessere Dunkeladaption, und es sollte im 8"
für mich machbar sein.
Der Planetarische Nebel Jones 1 (PK 104-29.1) war mein nächstes Ziel. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da nicht schon mit meinem 8" Maksutov-Newton einmal dran war, aber egal. Nach der erstaunlich schönen Sichtung im 12" wollte ich es im 8" versuchen. Mit UHC Filter bei 55x "stolperte" ich fast über ein schwaches Nebelding. Immerhin habe ich erst im Nachhinein die korrekte Position festgestellt. Also so arg schwierig war das nicht. Details konnte ich vorerst keine ausnehmen. Das änderte sich mit dem [O III] Filter. Nun waren die beiden helleren Filamente deutlich sichtbar, sogar der einseitig offene Ring war angedeutet. Na immerhin, besser als erwartet.
Die Suche nach Abell 84 (PK 112-10.1) verlief ergebnislos. Da hat mich wieder einmal die Uranometria "vergeigt". Die Größe der Sterne in der Karte passt einfach schlecht zum Anblick wie man sie im Sucher oder Teleskop sieht. Da ist auf einmal ein Stern zuviel, dort einer zuwenig, meint man, und schon irrt man herum und knapp daneben ist auch daneben. Ok, die Sachlage ist nun geklärt. Mit etwas besserer Vorbereitung wäre ich wohl leichter fündig geworden. Zumindest hab' ich genug Zeit mit der Suche vertan.
Bei Abell 82 (PK 114-4.1) ist es eine Spur besser gegangen. Der ist mir doch irgendwann, wo ich in der Gegend 'rumgefischt habe, zweimal ins Auge "gesprungen", irgendwie halt. Auch da ist die Uranometria einfach zu ungenau. Mit einer besseren Aufsuchkarte sollte das deutlich besser klappen. Jedenfalls bei 60x mit UHC Filter war doch ein blasses Scheibchen zu erkennen. Für den Wechsel auf [O III] Filter hat es irgendwie nicht gereicht, Objekt im Okular "verschustert" oder falsches Okular erwischt, was weiß ich...
Spät war es nun schon, Mitternacht vorbei. Eigentlich Zeit, langsam an die Heimreise zu denken. "Canis Minor" muss am nächsten Morgen ja wieder raus, also mit großartig ausschlafen ist nichts...
Einen schönen Abschluss braucht's aber schon, damit der Seelenfrieden halbwegs hergestellt ist... Den bildete der Komet Hartley 2 (103P/Hartley). Ich fand ihn etwa 6° westlich von Procyon. Dieser Komet ist immer noch ein herzeigbares Objekt, guter Himmel vorausgesetzt.
Abschließend einige Bemerkungen: an den beiden Abell Planetarischen (82 und 84) war ich schon einmal. Im Jahre 2001, und habe beide mit dem 5.7" Maksutov-Newton relativ mühelos geknackt. Oh, oh, und jetzt kiefel ich da dran mit 8" herum? Nun, die 9 Jahre, die ich älter geworden bin seither, lassen sich sicher nicht wegleugnen. Mag sein, dass ich nun schon 8" Öffnung für das brauche, was ich vormals locker mit dem kleinen Maksutov-Newton erspechtelt habe. Oder ist der doch so eine Wundertüte? Es wird jedenfalls Zeit, dieses Röhrl wieder einmal Nachtluft schnuppern zu lassen, und ich kann dabei wohl feststellen, ob ich mit so wenig Öffnung überhaupt noch viel anfangen kann. So ganz klar bin ich mir noch nicht über meine aktuelle Leistungsfähigkeit im Deepsky Bereich - der graue Star lässt grüßen... Aber was ich ganz bestimmt sagen kann, das war einfach nicht meine Nacht.
Zumindest ein brauchbarer Dobson Test war es wieder einmal. Ich hatte einen roten Galaxy D8 mit Quarz Spiegel nun auf der neuen Rockerbox, und wollte die Abstimmung im praktischen Beobachtungsbetrieb testen.
So sieht der Galaxy D8 mit der
neuen Rockerbox aus - der
rote Tubus macht sich auf der Birkensperrholz Rockerbox besonders
hübsch!
Ich darf vermelden, ja, geht fein, so schön weich und buttrig wie ich den 12" GSO mit der neuen Rockerbox (siehe mein letzter und vorletzter Bericht) hingedengelt habe. Tja, wenn man einmal einen Dob so fein hingekriegt hat, will man halt alle so haben. Wobei zu sagen ist, für die kleineren und leichteren Achtzöller ist das deutlich schwieriger herzustellen, als es für den Zwölfzöller war.
Howdii