Nachdem sich endlich, endlich, ein stabiles Hochdruckgebiet zu einer Neumondphase gebildet hat, war nicht nur ich "gamsig" auf einen guten Sternenhimmel. So kam es, dass wir, etliche Leutchen, uns für die Steyersberger Schwaig verabredeten. Walter war dieser Standort offensichtlich nicht gut genug ;-) - er war zu dieser Zeit bereits unterwegs zu seiner jährlichen Astro-Expedition ins Glockner-Gebiet.
Um etwa 17 Uhr startet ich von daheim los. Andi Berthold fuhr mit mir mit, und natürlich auch "Canis Minor". Bei unserer Ankunft im Zielgebiet sahen wir Wolken, die da oben hingen, wo wir hin wollten. Nicht gerade fein. Oben am Parkplatz sah es alles andere als erfreulich aus: Nebel knapp über uns, ungemütlich feucht und kalt. Es machte den Anschein, die Wolken stauen sich am Berghang an und kommen nicht drüber. So etwas kann zäh sein, unter Umständen wartet man vergeblich. Woher überhaupt Wolken, wenn es sonst weit und breit nirgendwo welche gab? Ein lokaler Effekt wohl...
Generell war die Situation oben so wie ich es erwartet hatte: Hüttenbetrieb, der Parkplatz voller Autos, Wochenende halt. Nach den Nebeltagen der vergangenen Woche haben die Einheimischen ihre "wanderbare" Bergwelt regelrecht gestürmt. Mir ist aber klar, dass das ganze Jahr über an Wochenenden mit Hüttenbetrieb zu rechnen ist, hingegen unter der Woche "tote Hose" erwartet werden kann - da steht man wohl allein und ungestört dort.
Etwas missmutig stapften wir mit "Canis Minor" an der Leine einmal den Weg weiter hinauf. Da, schau! Über dem Wald sieht man den Jupiter! Kopfüber schimmert doch auch blauer Himmel durch! Wir hatten schon dran gedacht, ob wir vielleicht umplanen und einen anderen Standort anpeilen sollten, falls die Wolken hängen blieben. War aber nicht notwendig, der Nebel zog sich langsam ins Tal zurück. Erleichterung machte sich breit, allerdings ist auch wertvolle Zeit auf diese Weise verloren gegangen.
Somit war, etwas spät schon, der Startschuss für den Aufbau des Teleskops gegeben. Wir hatten uns ohnehin gleich am oberen Parkplatz eine Stelle hinter der Schiliftstation gesucht, wo wir vor dem Licht der Hütte in Deckung waren. Während wir zum Auto zurück wandern wollen, haben wir am unteren Parkplatz einen Neuankömmling aufgeklaubt: Michael Stiendl war eingetroffen. Wir dirigierten ihn sofort um, und er stellte sich neben uns auf. Es ging nun an den Aufbau der Instrumente: Ich hatte einen 12" f/5 (Pyrex Hauptpspiegel, feine Optik) GSO Dob dabei, für den ich eine neue Rockerbox gebaut habe. Nicht nur, es kamen etliche ander Tuningmaßnahmen dazu, Tubusversteifungen, neue Innenschwärzung, Handknubbel zum Führen des Teleskops. Dieses Ding sollte nun einen "finalen Test" im richtigen Beobachtungsbetrieb erhalten.
So sieht der 12" f/5 GSO Dob mit der neuen Rockerbox aus
Michael Stiendl hatte seinen 15" Obsession (mit Swayze Optical Hauptspiegel) mit. Der 12" GSO Dob war freilich schnell aufgestellt, und weil der Tubus die Justierung perfekt gehalten hatte, durfte ich erst einmal Pause machen und auf die Nacht warten. Mit der Jause in der Hand spazierte ich runter auf den Parkplatz, und gabelte gerade Juraj Mriso, unseren Gast aus Bratislava, auf. Ein paar Minuten später stand auch er mit seinem 8" GSO Dob neben uns.
Während wir die Teleskope austemperieren ließen, hatten wir ein lustiges Erlebnis. Uns sind schon länger vier Schafe aufgefallen, doch auf einmal waren die bei uns. Obwohl "Canis Minor" die näher kommenden Schafe bewuffte, zeigten sie keine Angst. Nein, im Gegenteil, neugierig kamen sie immer näher. Mein "Wölfchen" ging in Spielstellung und legte sich hin. Vorsichtig, ganz vorsichtig, kamen sich die Nasen von Papa Schaf und "Canis Minor" immer näher, bis es zum ersten Bussi kam. Und davon haben die beiden gar nicht genug kriegen können! Mama Schaf ist daneben gestanden und hat zugeschaut, die beiden Schafkinder waren Zuschauer in zweiter Reihe. Was aber wird Mama Schaf dem Papa Schaf hintennach erzählt haben, wenn er sich so einfach von einem feschen Hundemädel den Kopf verdrehen lässt? ;-)
War es nach Abzug des Nebels noch etwas feucht, so ist der Teleskoptubus später wieder abgetrocknet. Dafür kam vom Tal rauf leichter Wind, der die im Laufe der Nacht fallende Temperatur ( bis knapp gegen 0 Grad) noch eisiger erschienen ließ.
Sobald es dunkel genug war, nahm ich Himmelsqualität-Messungen mit dem SQM-L vor. Die Werte lagen erst so bei 21.33 mag/sec2, abseits der Milchstraße, zwischen Wega und Pol hinein gemessen. Später, wie sich die Milchstraße schon mehr aus dem Zenit gedreht hat, ergab eine Zenit Messung 21.36 mag/sec2. Das würde einer Grenzgröße von 6.2 mag bis 6.3 mag entsprechen, und passte so auch zum Gesamteindruck des Himmels. Die Milchstraße war beeindruckend und reich strukturiert zu sehen. Der ganze Himmel machte aber einen etwas hellen Eindruck - Dunst. Über das ganze Land breitet sich in der Nacht Dunst aus. Ein Spielchen, dass man anhand der Wetter-Satelittenbilder nachvollziehen kann. Am Vormittag geht der Dunst wieder weg. Es ist halt Herbst. Dieser Dunst streut das Licht der Umgebung stärker, das hat wohl den etwas aufgehellten Horizont auf der Steyersberger Schwaig verursacht. Ich kann mir nicht gut vorstellen, dass der Himmel anderswo, sagen wir Hohen Wand, Ebenwaldhöhe, besser gewesen wäre. Die Steyersberger Schwaig gewinnt immerhin etwas durch ihre Höhe von 1357m. Vom Weinviertel mag ich gar nicht reden, ich kenne das gut genug. Man steht wie in einer Schüssel drin, oben raus im Zenit schaut's vielleicht ganz passabel aus, aber der Rand der "Schüssel" ist verdammt hoch... So gesehen, war ich durchaus froh über unsere Standortwahl.
Nun zu den weiteren Beobachtungen im Detail:
NGC 7009 - Saturn Nebel: im 12" f/5 bei 250x waren (indirekt) die "Ansen" sichtbar - wie die Saturnringe in Kantenstellung. Zudem war deutlich die grünliche Farbe wahrnehmbar (Beobachtung ohne Nebelfilter). Der Nebel ist hell genug, man hätte noch viel weiter vergrößern können. Doch es war grad so viel "Rummel" um den 12", dass ich im Trubel schlicht darauf vergessen habe.
NGC 7293 - Helix Nebel: Den habe ich nur mehr knapp über dem Landschaftshorizont erwischt. Hier war der UHC Filter angebracht. Vergrößert wurde am 12" von 75x bis 100x. Dabei war die Doppelhelix sichtbar, mit deutlich aufgehelltem Zentrum. Ein sehr schöner Anblick, den ich aber nur Juraj bieten konnte, die andern sind, weil ihnen schon einigermaßen kalt war, mit unserem "Nachzügler", dem gerade dazugestoßenen Martin Springinklee, in die Hütte auf 'was Warmes gegangen.
NGC 7094: Das ist ein recht lichtschwacher Planetarischer Nebel mit einer visuellen Helligkeit von 13.4 mag bei einem Durchmesser von 1.6 Bogenminuten - d.h. Flächenhelligkeit so ziemlich unter'm Hund. Bei 75x fiel mir etwas Nebeliges auf, vage, mit zwei eingebetteten Sternen. Mit UHC Filter war das Scheibchen deutlicher. [O III] Filter brachte in erster Linie einen dunkleren Himmel, das Scheibchen erschien deutlicher begrenzt. Bei 100x mit UHC Filter hatte ich den Eindruck eines helleren Randes, also Ringstruktur angedeutet. Einer der beiden Sterne entpuppte sich als Zentralstern des Nebels, der andere war noch innerhalb der Scheibe, mit Nebelfilter aber nicht mehr sichtbar..
Jones 1: Dieser Planetarische Nebel ist eigentlich ein alter Bekannter für mich. Allzu viel habe ich mir im 12" nicht erwartet, doch war ich ziemlich erstaunt, bei 75x mit UHC Filter einen durchaus schönen Anblick zu erhalten. Und nicht nur die beiden helleren Filamente, nein, ein einseitig offener Ring war zu erkennen!
NGC 7331: Diese schöne Galaxie war noch einen Blick wert, auf der Suche nach Stephan's Quintet. Doch wer an der falschen Stelle sucht, wird nichts finden. Die Konzentration ließ nach, war mir schon kalt, ich war schon müde - Ende. Ich hatte es ehrlich gesagt nicht so kalt erwartet, der Wind tat noch das Seine dazu, mich zu zermürben. Dabei war ich nicht der erste, der aufgab. Juraj hat schon vor mir "die Segel gestrichen"...
Was ich noch zum Standort anmerken möchte: Am oberen Parkplatz , wenn man sich geschickt aufstellt, ist das Licht der Hütte durch die Liftstation weitgehend abgedeckt, und somit nicht störend. Die abfahrenden Autos verursachen sehr wohl Licht, aber wer konzentriert nach Süden zu arbeitet und sich einfach nicht umdreht übersteht auch dies ohne Verlust der Dunkeladaption. Fotografen werden dadurch sicher nicht gestört. Der Dunst hat für einen helleren Horizont rundum gesorgt, jedoch ist es erträglich, und der Himmel war immer noch bis zum Landschaftshorizont brauchbar. Im Weinviertel sind wir ja froh, wenn wir so eine Himmelsqualität im Zenit vorfinden... Das Seeing war diese Nacht übrigens nicht berauschend. Auch für Startest war es zu schlecht. Extrafokal konnte man eine irr schnelle Luftströmung beobachten. Die Sterne sah man kaum szintillieren, die Frequenz war zu schnell für's Auge. Nachdem die anderen schon wenig Freude an Jupiter hatten, habe ich gleich ganz darauf verzichtet.
Zum 12" noch ein paar Bemerkungen: Das ist nicht mein Teleskop. Es ist ein Kundenteleskop, für das ich diese neue Rockerbox gebaut habe. Die Rockerbox ist also ein Prototyp, wo ich nie genau im vorhinein weiß, was letztendlich draus wird. Auch am Tubus habe ich einige Verbesserungen angebracht. Nach einigen Abstimmungsarbeiten, wo ich daheim, im Garten, durchaus nette Jupiter Beobachtungen hatte, wollte ich die endgültig gefundene Abstimmung im realen Beobachtungsbetrieb testen. Nur da, wo ich mich eigentlich nicht auf das Teleskop, sondern auf meine Beobachtungsobjekte konzentrieren will, zeigt sich, ob die Beweglichkeit des Teleskops passt, ob sie angenehm ist, oder ob etwas nervt. Ich kann dazu nur sagen: Das Teleskop lässt sich butterweich bewegen, fährt ohne Picken an, reagiert auf leichten Fingerdruck, mit einem Wort: "Obsession-like"! So macht es einen Riesenspaß, mit dem 12" GSO zu beobachten!
Howdii