Am 10. August machte ich mit meiner Schwester und "Canis Minor", meinem "Wölfchen", einen Tagesausflug ins Waldviertel. Dabei wurde am Nachmittag die Ysperklamm durchwandert, und am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum Hochbärneck. Ich war dort mit Walter verabredet.
Schon bei der Anfahrt vom Waldviertel aus sah man bedrohliche Gewittertürme im Süden sich auftürmen. Nun, wie weit südlich? Würde was gehen am Hochbärneck? Aber da wir schon recht nahe dem Ziel waren, riskierte ich einfach die Auffahrt, um zu sehen was los ist. Die Gewittertürme waren wirklich weit im Süden, würden uns direkt nicht betreffen, allenfalls Blitze könnten den Spaß verderben.
Auf der Wiese südlich der Astrostation waren Kühe, die uns Neuankömmlinge mit Gebimmel neugierig beäugten. Wir trollten uns einmal, gingen durch den Tunnel weiter weg. Die Kühe bestiegen daraufhin den Tunnel und beobachteten uns von dort oben. Komisch, ich hätte gedacht die sind Astronomen gewohnt ;-) Während wir zum Auto zurückgingen, war die Dämmerung schon fortgeschritten. Keine Spur von Walter. Anrufen ging nicht, kein Empfang da oben.
Wir beobachteten, wie die Wolkentürme langsam zusammenfielen. Ab und zu erhellte noch ein Blitz die Wolkenspitzen. Die Kühe begaben sich nun wieder auf die untere Wiese, lösten immer wieder den Lichtsensor bei der Astrostation aus. Wir waren aber nicht mehr weiter interessant, so zogen die Kühe talwärts und das Gebimmel verstummte schließlich.
Die Gewitterwolken waren nun gänzlich hinter den Bergrücken verschwunden. Langsam wurde es dunkler, eine beeindruckende "Blaue Stunde" bot sich unseren Augen. Die ersten Sterne wurden sichtbar, und im Westen bis Nordwesten verlor der Himmel seine Färbung. Bereits in dieser Phase wurde die Milchstraße sichtbar, etwa so gut wie bei mir daheim in Mistelbach, später erinnerte der Anblich an typische Weinviertler Verhältnisse. Doch wie es wirklich dunkel geworden war, zeigte sich ein prächtiger Sternenhimmel, mit einer Milchstraße, so unglaublich hell und plastisch und reich strukturiert! Wahrlich, selten habe ich so die Milchstraße erlebt! Vor allem so tief runter in den Süden, bis auf "Anschlag"... Im Zenitraum war es ja eine Nacht zuvor bei Altenmarkt i.T. auch nicht übel, da kamen Reminiszenzen hoch... Schon, eher mit Altenmarkt, als Großmugl, Oberleiser Berg oder Schrick... Was noch erwähnenswert ist: Später zog eine kleine Wolke langsam tief im Süden vor der Milchstraße vorüber - wie ein ausgestanztes schwarzes Loch im Himmel! Ungewohnt, wenn man nur hell angeleuchtete Wolken kennt...
Walter war noch immer nicht da, und mir war klar, der kommt auch nimmer. (Das Rätsel hat sich am nächsten Tag geklärt. Walter hatte die Nacht zuvor wenig Glück am Hochbärneck, und wollte angesichts der Wolken die weite Fahrt nicht nochmals riskieren. Er blieb daheim und fotografierte mit H-Alpha Filter, das geht auch am Stadtrand von Wien noch.)
So ein toller Himmel, eine perfekte Nacht, trocken, kein Tau, kein Wind, und ich habe so wenig Zeit. Wenn man die letzte Nacht eh schon bis 1 Uhr unterwegs war, und um 6 Uhr bereits wieder Tagwache hatte ("Canis Minor" muss halt raus am Morgen), eine durchaus fordernde Wanderung in den Knochen hat, und noch 2.5 Stunden Heimfahrt einkalkulieren muss, dann bleibt grad einmal eine Stunde zur Beobachtung.
Ich hatte den Galaxy D8 mit Quarzspiegel dabei. Mit meiner Schwester, die des "Dobsens" eigentlich unkundig ist, konnte ich nur geringe Vergrößerung fahren, um ihr Zeit zu geben, etwas zu sehen, bevor das Objekt aus dem Blickfeld verschwindet. So kam zumeist das 22 mm Panoptic und fallweise das 27 mm Panoptic Okular zum Einsatz, speziell mit UHC Nebelfilter.
Beobachtet wurden: M13 - ein Feuerwerk von Sternen! M92 - reizvoll kompakt, viele Sterne sichtbar. M57 - ein helles Ringerl mit irr vielen Sternen im Umfeld. Cirrus Nebel - Wahnsinn, was ein Achtzöller unter solch einem Himmel leistet! M8, Lagunennebel - hell und kontrastreich vor samtschwarzem Grund! M20, Trifidnebel - bei dieser niedrigen Vergrößerung sind die drei dunklen Rüssel bereits sichtbar! M24, Große Sagittariuswolke - wie feiner Sand, den jemand ausgestreut hätte, und drin ein zarter Nebelfleck, NGC 6603, der indirekt sich als feinster "Sternenstaub" entpuppt. M17, schwimmender Schwan - du lieber Schwan, was für ein Anblick! M16, Starqueen Nebel - Deutlich der Sternhaufen mit Nebel, und trotz der niedrigen Vergrößerung ist der dunkle Einschnitt mit der Starqueen sichtbar! M27 - beeindruckend hell und die Ohren deutlich ohne Nebelfilter! Nordamerika Nebel, Pelikan Nebel, herrliche Anblicke! Zum Abschluss noch M15. Das war's. Leider, die Zeit drängt, die Müdigkeit macht sich bemerkbar, es heisst einpacken und Abschied nehmen.
Mit dem SQM-L habe ich sehr wohl auch am Himmel rumgefummelt. Dieser tolle dunkle Himmel hat auch entsprechende Werte geliefert: Im Zenit, mit Milchstraße (wirklich direkt Zenit) 21.50 mag/sec2. Richtung NW, weg von der Milchstraße ist der Wert 21.58 mag/sec2 gewesen, und zwischen UMa und UMi hinein waren sogar 21.61 mag/sec2 zu verzeichnen. Freilich, da ist man ganz weit weg von der Milchstraße und es gibt relativ wenig helle Sterne. Dafür zeigt sich aber just in diesem Bereich doch die Zivilisation als leichte Aufhellung des Himmels. Warum ich nicht auf die Idee gekommen bin gegen Südosten zu messen, weiß ich nicht.
Wo die Grenzgröße lag? Hm, schwer zu sagen, mir sind die Vergleichssterne ausgegangen... Jenseits von 6 mag allemal, gut jenseits... Ich würde so nach Gefühl auf rund 6.4 mag tippen. Da auch der größte Teil des dortigen Himmels frei von Aufhellung ist, ergibt sich ein bombastischer Himmelsanblick. Das war schon wirklich gut, viel besser geht's dort wohl kaum, und die Reise war es allemal wert, auch wenn es nur eine Stunde Beobachtungszeit war...
Howdii