Wolken, Wolken, Wolken, am 14. Juni. Meteoblue verspricht eine klare Nacht, nur woher nehmen? Ganz Österreich ist "zu". Doch gegen Abend geht was auf. Nur gerade hier im Mistelbacher Gebiet wuzeln sich die Wolken hin und her, es geht nix weiter. Dann auf einmal ist fast schlagartig der Himmel klar, und die Abendsonne taucht das Land in mildes Licht. Mit Martin Springinklee hatte ich bereits eine Kometenbeobachtung ins Auge gefasst. Der Himmel sollte passen.
Um 22 Uhr trafen wir uns auf dem Höhenrücken oberhalb von Schrick. Wir fuhren aber nicht in die Senke runter, wo wir normal stehen, sondern zweigten oben in den Seitenweg ab, von dort aus gibt es einen freien Blick auf den Nordosthorizont.
Kühl war es, sehr kühl sogar. Wenn man denkt, dass die Nacht am Oberleiserberg vor ein paar Tagen noch im Hemd absolviert werden konnte, und jetzt die Daunenjacke wieder angebracht war, ein wirkliches "Kontrastprogramm". Kurz war der Sommer, möchte man sagen...
Die Dämmerung war natürlich lang und zeigte tief am Nordhorizont schöne Farben. Ungeachtet dessen stocherte ich bereits mit meinem 8" Dob den horizontnahen Himmel ab. Was mir dabei ins Netz ging, war M31, später wurde auch M32 sichtbar.
Der Komet, ja, wo ist der heute? Blöde G'schicht, ich habe schlicht vergessen, die aktuelle Position vor meiner Abfahrt nachzusehen, und zudem auch meinen 7x50 Feldstecher liegen gelassen, der hätte mir doch auch recht gute Dienste leisten können. Also war wirklich Suchen angesagt. Martin hatte sein 10x70 Glas wieder dabei, diesmal sogar ein Stativ dafür. Ich versuchte die Position von der "letztgesehenen" halt "aufzurollen". Aber wenn ich in diese Himmelsgegend wollte, landete ich immer wieder tief unten am Horizont und zwischen den roten Lichtern der Windräder. Naja, mit dem 8x50 Sucher sieht man ja sicher auch recht gut, aber mit dem Teleskop herumrühren, ist doch ein wenig unhandlicher als mit einem Fernglas in der Hand. Nun, der Komet ist sicher schon im Fernglas gut zu sehen, aber wahnsinnig auffällig ist er doch nicht.
Es war nun schon ausreichend dunkel, auch Mitternacht schon vorbei, noch immer kein Komet. Mehrere Versuche mit dem 10x70 brachten keinen Erfolg. Beim letzten, wo Martin schon ungeduldig wurde, und ans Aufbrechen dachte, war ich aber offensichtlich erfolgreich. Ich hatte ein Nebelfleckerl knapp unterhalb eines helleren Sternes aufgespürt, aber wo genau war das jetzt? Irgendwo da bei der Perseus OB3 Assoziation (Mel 20). Na dann noch einmal mit dem Teleskop ran. Häh? Ich seh' so wenig Sterne durch den Sucher - ah ja, das Teleskop patschnass, der Sucher blind. Ich schau' durchs Okular, "Milch" - ebenfalls beschlagen. Also das war's dann. Martin hatte schon eingepackt und fuhr. Flugs waren auch meine Sachen verladen, und ich war unterwegs Richtung Mistelbach. Also, Zeit ist noch. Da geht noch was.
Erst einmal nach Hause, PC anwerfen, wo genau ist der Komet derzeit? Na eh da unter einem hellen Stern, wie gesehen, knapp unterhalb von δ Persei. Gut, gleich wieder ins Auto, und rauf auf den Waisenhausberg, östlich von Mistelbach. Nun hatte ich auch den 7x50 Feldstecher dabei, und zack, jaaaa, da ist der Komet. Ein schöner kleiner Wattebausch im 7x50. Kaum weiß man wo man suchen soll, geht's ja auch gleich auf Anhieb :-).
Jetzt schnell das Teleskop her. Die Autofahrt mit Heizung und Klimatisierung zur Lufttrocknung hat ihre Wirkung nicht verfehlt, Sucher und Okular waren beschlagfrei. Doch beim Blick ins Okular alles schwarz, kaum dass ich einen Stern sehe. Häh? Was ist jetzt wieder los? Ich leuchte mit der Rotlichtlampe vorn in den Tubus hinein, na fein, Hauptspiegel beschlagen... Aber es zeigte sich, das geht wieder weg. Binnen 10 Minuten war dann auch der Blick ungetrübt, und ich konnte noch eine schöne Beobachtung des Kometen genießen. Dieser Beobachtungsplatz erwies sich sogar als der etwas bessere. Hier ist der Nordosten dunkel, bei Schrick drüben hat man doch den Lichtschein von Zistersdorf, der den Horizont aufhellt.
Zum Kometen im Detail: Beobachtet habe ich bei 55x, 120x und 160x. Bei allen Vergrößerungen war ein mehr oder weniger intensives Grün festzustellen. Bei höherer Vergrößerung wird das Licht ja für das Auge weniger, das reicht dann unter Umständen nicht mehr aus, das Farbsehen zu triggern. Hier war es aber immer noch knapp ausreichend, um einen grünlichen Ton wahrzunehmen. Bei 55x erschien mir die Koma etwas asymmetrisch, von Schweifansatz aber keine Spur. Bei den höheren Vergrößerungen machte die Koma einen eher runden Eindruck. Es war eine starke zentrale Verdichtung festzustellen, aber kein ausgesprochen "sternförmiger Kern". Und ja, das Ding wandert. Es war recht reizvoll, den Kometen an dem Ende einer Kette aus schwachen Sternen vorbeiziehen zu sehen.
Ein Wort noch zur Himmelsqualität: Die SQM-L Messung ergab Werte knapp über 21 mag/sec2. Diesmal war der 6 mag Himmel aber durchaus glaubhaft. 5.8 mag habe sogar ich trotz meines Handicap noch erspäht. Die Milchstraße war auch schön strukturiert zu sehen. Viel besser wird es hier im Weinviertel nicht, das war schon ein feiner Himmel für hiesige Verhältnisse.
Bis ich meine Beobachtung beendete, war es deutlich nach 2 Uhr MESZ, und die Dämmerung machte sich bereits zart bemerkbar. Das Tageslicht kommt ja im Juni genauso schleichend, wie es der Nacht weicht...
Howdii