Das für Mai geplante Teleskoptreffen am Oberleiser Berg fiel buchstäblich ins Wasser. Wolken Regen, Wolken, Regen, zu viel davon, den ganzen Monat lang. Nur wenige "Sternstunden" waren ganz kurzfristig nutzbar...
Für die erste Nacht des Ersatztermins sah es vom Wetter her am Vormittag noch recht gut aus. Doch bildeten sich tief im Südwesten Österreichs Cirrenfelder, die sich überraschend schnell ausbreiteten und den Weg mit der südlichen Luftströmung nach Nordosten nahmen. Gegen den Abend zu sah der Himmel besser aus, doch das Satellitenbild hat gezeigt, dass mit "Nachschub" zu rechnen wäre. Meteoblue hat einen "zerwetterwurzten" Himmel prognostiziert, zu später Stunde aber doch klaren Himmel. Gut, eine Spitzennacht hätte ich ohnehin nicht erwartet, da diese südliche Strömung sogar Sahara Staub bis in unsere Regionen getragen hat. Das Himmelsblau, äh, eher milchig weiß bis hellblau, gibt ja am Tag schon einen gewissen "Vorgeschmack" auf die Himmelsqualität der Nacht...
Bei meiner Abfahrt daheim sah der West- und Südhimmel wirklich nicht schön her. Dichte Cirrenfelder, naja. Vielleicht doch zu später Stunde besser, die Hoffnung stirbt zuletzt, und die Dämmerung zieht sich eh im Juni wie der sprichwörtliche Strudelteig... Die Wiese am Oberleiser Berg war dennoch gut mit Autos besetzt, Teleskope sah man eher wenige, es gab ja vorerst auch nicht allzu viel zu sehen, außer der Venus in der Abenddämmerung, so zwischen Wolkenschleiern hindurch...
Mit Martin Springinklee und Josef Brauneis von der Leiser Astrogruppe gab es eine "Astrostuhl" Sitzkonferenz :-) Josef hatte seinen Selbstbaustuhl dabei, ich meinen weiß lackierten ersten Prototypen, und Martin nahm Platz auf seinem, dem ersten Folge-Stück meines Prototypen, aus Eschenholz. Bis auf die Gelsen, die sich überhaupt nicht von diesen "Anti"-Safterln beeindrucken ließen, wär' es ja recht gemütlich gewesen. Was soll man auch unter noch hellem und zudem recht bewölkten Dämmerungshimmel großartig anfangen.
Mittlerweile war es dunkler geworden, die Cirren kaum weniger, und immer noch dämmrig am Horizont. Da konnte man einen ersten Blick durchs Teleskop wagen, zum Beispiel Saturn, sowie das schön farbkontrastige Pärchen Regulus und Mars. Das Seeing war auch nicht grad berühmt, außerdem hatte der Spiegel meines 8" f/6 Dobserl noch thermisch "zu tun".
Nach und nach senkte sich die Nacht herein, und es sah doch so aus, als ob die Cirren weniger werden wollten. Da hatten aber etliche Autos schon den Schauplatz verlassen. Was übrig blieb, war eine recht nette und "familiäre" Runde. Und siehe da, gegen Mitternacht mauserte sich die Nacht doch noch... Statt der Cirren beglückten uns erst noch ein paar lokale Nebelwölkchen, jaja, auch auf dem Autodach machte sich schon die Feuchtigkeit bemerkbar. Dann war es aber auf einmal recht schön. Die Messung mit dem SQM-L ergab 21.10 mag/sec2, was uns doch etwas optimistisch erschien. Das wär' eigentlich so ein Sternlimit etwa bei 6 mag, doch das wollten wir dem Himmel nicht wirklich zugestehen. Immerhin kitzelten mich 5.6 mag im UMi, und durch meine Nachtmyopie entgeht mir doch einiges an schwachen Sternen. Vielleicht könnte man mit Optimismus sagen, na gut, im engsten Zenitraum hätte es vielleicht so gegen 6 mag herangereicht.
Die Beobachtungsergebnisse im Teleskop waren auch nicht so arg zuwider. M3 und M13 absolvierten wir in der immer noch vorhandenen Dämmerung, M57 und M27 jedoch schon bei besserem Himmel. Und M27 gab bei 160x doch ein paar Sterne im Nebel her, sowie den Zentralstern. Nicht so schlecht für einen Achtzöller, da muss der Himmel doch auch sein's dazu tun. Josef probierte M4 in seinem 10" SC, jedoch über der Lichtglocke von Wien, und auch durch Wolkenschleier hindurch, war das nicht mehr als eine Überprüfung, ob der Sternhaufen noch da ist ;-) Ein "Publikumswunsch" war M81 und M82, kein Problem, im 8" f/6 Dobserl geh'n die bei 55x noch beide ins Gesichtsfeld des 22 mm Panoptic Okulars. M101 war ein eher verwaschener Fleck,. mit etwas Mühe konnte ich die Spiralstruktur doch erkennen. Naja, Galaxien sind sehr heikel auf die Himmeslqualität, und eines weiß ich schon lange: ein nach vielleicht 6 mag aussehender Himmel im Weinviertel ist nicht wirklich mit einem "6 mag Himmel" in den Bergen vergleichbar...
Nun wurde es merklich feuchter, das Gras, das Teleskop, und selbst auf dem weiß lackierten Astrostuhl stand schon das Wasser... Irgendwie war die "Luft draußen", was sollte man mit dieser Nacht noch anfangen, und die Schar der Beobachter war such schon wieder kleiner geworden, doch da kam die Rede auf den aktuellen Kometen McNaught (C/2009 R1). Da die Cassiopeia schon recht hoch über dem Wald erschien, meinte ich, der Komet müsste eigentlich schon solid über dem Horizont stehen, und deutete in den Wald hinein. Na, freilich, da würden wir nichts sehen können. Falscher Standort, oder so. Aber vielleicht geht doch etwas. Wir marschierten mehr ans westliche Ende des Platzes, dort wo Martin sein Teleskop stehen hatte, und da war doch ein V-förmiger Einschnitt zwischen den Bäumen, der passen könnte. Freilich würde man mit freiem Auge den Kometen nicht finden können. Da reichte mir Martin seinen 10x70 Feldstecher. Ich stocherte damit ein wenig am Himmel herum, um mich zu orientieren, und auf einmal hatte ich ein grünliches Etwas, das keinesfalls sternförmig war, im Blick. Ha! Da ist ja der Bursche! Jetzt versuchten die anderen Beobachter auch mit div. Feldstechern den Kometen zu finden, und letztlich gelang es auch allen. Ein Teleskop wär' ein Hit, Martin hatte leider schon eingepackt, aber er erinnerte mich, dass mein Dob mit der neuen Rockerbox ja eigentlich "transportabel" sei. So machte ich mich auf den Weg, steckte das 22 mm Panoptic in den Fokussierer, schnappte die Rockerbox samt Teleskop und trabte los. Dort wo ich den Dob zuerst absetzte, war es zu tief, schaute das Teleskop in die Bäume. Also noch einmal horuck, etliche Meter Richtung Aussichtsturm, dort steht man höher. Und siehe da, von hier aus ging es, konnten wir den Kometen noch im Teleskop bewundern. Das war letztlich das Highlight des Abends. Damit ließen es wieder ein paar Leutchen gut sein, und fuhren ab, ich schleppte nur das Teleskop zurück zu meinem Standplatz, und verstaute alles im Auto, um mich alsdann ebenfalls auf den Heimweg zu begeben.
Mit einer Beobachtung in der Folgenacht wurde es nichts. Das Wetter sah lange "gut" aus. Im Weinviertel bildeten sich erst am mittleren Nachmittag die ersten Quellwolken, und blieben eher flach. Doch bei der doch recht flotten Südströmung muss man schon das Satellitenbild im Auge behalten. Da gab es die ersten Gewitter im Ausseerland, dann ging es rasch "explosiv" weiter im Amstettner Raum. Die grobe Zugrichtung war nach Nordost. Von diesem Wettergeschen drohte unmittelbar keine Gefahr. Doch bildete sich dann rasch weiter östlich noch ein weiterer Gewitterherd, und auch da ging es eher explosiv in die Breite. Schließlich war schon der ganze Nordteil Österreichs mit Wolken bedeckt. Bereits da war eher klar, das schaut nicht gut aus. Eine kleine Hoffnung gab es noch, dass es vielleicht im Weinviertel sogar trocken bleiben könnte, und die Gewitter westlich vorbeiziehen. Dann könnte man vielleicht ab Mitternacht (da ist es eh erst so richtig dunkel) noch 2 Stunden beobachten, wenn die Wolken durchgezogen wären? Dieser Funke Hoffnung währte aber nur kurz. Bald darauf war abzusehen, das wird garantiert nichts mehr. Und da schreckte mich auch schon grantiges Donnergrollen auf. Heh, das Zeug war schneller da als ich gerechnet hatte. Bedrohlich schwarz zog es von Westen herein, und die ersten heftigen Sturmböen haben die Bäume beängstigend gebogen. Das war aber schon so ziemlich das Schlimmste hier in Mistelbach. Der Rest war einfach Wind, und ein eher gemütlicher "Landregen". So war es recht entspannt, dem Gewitter, das sich vorwiegend südlich abspielte, bei einem Glaserl Riesling zuzusehen. Dort wo es sich abspielte, hat es sich aber wirklich abgespielt...
Howdii