Mars im 8" GSO Dob

Februar / März 2010, Mistelbach

Die heurige Marssaison hat mich an meine ersten Marsbeobachtungen mit dem damals neuen 5.7" Maksutov-Newton erinnert. Damals war Mars auch etwa nur 15" im Durchmesser zur Oppositionszeit, meine Beobachtererfahrung aber sicher geringer, zudem war ich damals schon begeistert, überhaupt etwas außer der Polkappe des Mars zu sehen... Kleiner Mars, aber dafür steht er hoch am Himmel, im Zenitraum ist das Seeing immer noch am besten. Was das auch immer heißen mag.

Mein diesjähriger erster Blick auf Mars fand am 1. Februar statt. Eigentlich wollte ich nun endlich den IC349 bei der Merope visuell erledigen, nachdem ich zweimal schon "ang'rennt" bin damit. Man möge halt erstens beim richtigen Stern schauen, und zweitens sich nicht von schwachen Sterndln, die einen Nebelfleck dem Auge vorgaukeln, täuschen lassen. Aber wie ich bin, komm ich immer noch hintennach drauf, wenn was grob falsch ist ;-) Und da ich es genau wissen wollte, öffnete ich diesen Abend das Dach der Sternwarte, nahm den 8" f/6 Maksutov-Newton in Betrieb und ja freilich, kaum verwendet man ein g'scheites Fernrohr geht's auch schon ;-) ...die ersten beiden Versuche waren ja mit dem 8" GSO Dob. Also kurz nur eingeschoben in diesen Marsbericht, IC349 geht im 8", zumindest mit dem Maksutov-Newton hab ich es geschafft, selbst bei einem matten 4.5 mag Himmel. Aber gut, mit diesem 8" MN habe ich doch schon die eine oder andere Extrembeobachtung hingelegt. Daher vertraue ich im Endeffekt auch immer auf diese Optik. Tja, und der Mars, den habe ich halt auch kurz anvisiert. Das Seeing war eher grauenhaft, den ganzen Mars hat's hin und her gefetzt, aber es gab einige ruhigere Momente, wo etwas zu erkennen war: Die Große Syrte war grad prominent drauf, auch den dunklen Arm zur Gabelbucht konnte ich ausmachen, allerdings die Gabel nicht auflösen. Das Hellas Becken war deutlich zu sehen, und recht hell. Freilich war auch die strahlend weiße Nordpolkappe zu sehen, umgeben von einem markant dunklem Saum. Insgesamt hat damals 200-fache Vergrößerung gereicht, oder besser reichen müssen, weil dem Seeing-Gehupfe höhere Vergrößerung sowieso abträglich gewesen wäre.

Die weiteren Marsbeobachtungen führte ich mit dem 8" GSO Dobserl durch, allerdings auf einer neuen Rockerbox. Meine Konstruktion, CNC gefrästes Birkensperrholz, Ebony und Teflon, wie sich das gehört. Kurz gesagt, ich habe probiert, dem 8" GSO, der optisch eigentlich brav ist und schöne Bilder zeigt, eine bessere Beweglichkeit "anzuerziehen". Das Pimpen an der Originalrockerbox war zwar teilweise erfolgreich, dennoch, wirklich befriedigt hat mich diese Sache nicht. Daher bin ich zur Radikallösung geschritten, und habe einfach etwas Neues konstruiert und gebaut. Diese Rockerbox ist derzeit noch im praktischen Beobachtungsbetrieb im Test, an die Auflage einer Kleinserie ist gedacht.

Hier im Foto der 8" GSO auf der neuen Rockerbox, allerdings zu einer wärmeren Jahreszeit, noch im Herbst 2009, wo die ersten Abstimmungstests für die Gleitbeläge stattfanden. Wer genau schaut, findet noch die Spuren meiner Verbesserungsversuche an den Original Höhenrädern. Diese Scheiben dienen nun bei der neuen Rockerbox nur als Montagefläche für die neuen Höhenräder. Die Feder ist nach wie vor notwendig, weil das Tubusgewicht allein bei weitem nicht ausreicht, um eine stimmige Bewegung in Azimut und Höhe zu erreichen. So wie es jetzt beinand ist, taugt mir das schon recht gut. Fühlt sich buttrig an wie das bei einem guten Dob sein soll, und lässt sich fein bewegen, und das auch bei 600x, wenn's sein soll. Ein paar Worte noch zur Optik: es ist ja ein simpler 8" f/6 Newton, wobei dieses Exemplar nicht von Fangspiegel-Astigmatismus geplagt wird. Dementsprechend liefert die Optik eine erstaunlich gute Performance. Mein 8" Maksutov-Newton ist dem GSO ein Alzerl über, na, schon merkbar dass der in einer anderen Liga spielt, aber das muss eigentlich auch so sein, wo kämen wir da hin, wenn eine Brot- und- Butter- Optik ein so teures Teleskop "verblasen" würde ;-)

Ja und warum hab ich dann immer "nur" den 8" GSO genommen, wenn der 8" MN in der Sternwarte doch eh besser ist? Na ganz einfach, erstens wollte ich die Rockerbox im Beobachtungsbetrieb ja ausführlich testen, und zweitens, mit dieser Rockerbox ist der 8" GSO ein ultimatives Schnellspechtelgerät. Ich schnapp das ganze Teleskop samt Rockerbox und stell es nach draußen. So schnell bin ich nicht einmal mit dem 8" MN in der Sternwarte am Himmel. Zudem hatte ich den "Luxus", dass die Lagertemperatur meist mit der Außentemperatur zusammengepasst hat, so dass ich nach wenigen Minuten schon mit "Vollgas" beobachten konnte.

Zurück zum Thema Mars, dem Wetter, dem Seeing... Die beste Zeit dieser Marsopposition war nicht viel zu wollen. Vorwiegend bedeckter Himmel, und wenn einmal ein paar Sterne irgendwo zu sehen waren, haben sie gezwinkert wie wild. Ich musste bis gegen den 20. Februar warten, bis mir die nächsten Marsbeobachtungen vergönnt waren. Diese sind dann öfter erfolgt, aber so knapp hintereinander sieht man kaum einen Unterschied im Anblick des Mars von Tag zu Tag. Das Marsscheibchen ist von ca. 15" in der besten Zeit nun auf etwa 12" geschrumpft. Um irgendwas da besser erkennen zu können, bedurfte es schon 300-facher Vergrößerung. Dazu diente mir zumeist das 4 mm Abbe Okular oder fallweise auch das 3-6 mm Nagler Zoom. Auffallend war, dass die Tharsis Hochebene, die zu dieser Zeit zu sehen war (ich war immer sehr früh am Abend dran mit der Beobachtung), so irgendwie "leer" ausgeschaut hat. Ich hätte mir mehr erwartet, vielleicht sogar die Wolken über den Tharsis Vulkanen zu erspähen. Allein, da wollte nichts gehen. Dabei war das Seeing nicht immer gut, aber doch immer wieder brauchbar bis teilweise wirklich gut. Was war da los? Sandsturm? Wobei ich bemerken muss, dass die Nordpol Gegend durchaus klar erschien, speziell aber die höheren südlichen Breiten verdammt wenig Kontrast hergaben.

Bei späteren Beobachtungen hätte ich z.B. auch Solis Lacus, das "Auge" des Mars, deutlich erwartet. Es war einfach nichts da, in diesen höheren südlichen Breiten, nur ein undefiniertes, etwas dunkleres Irgendwas ohne erkennbare Formen. Interessant wurde es, als das Gebiet Chryse am hellen (preceding) Rand lag. Da war deutlich ein weißer Fleck zu sehen. Aufnahmen, die in den diversen einschlägigen Foren veröffentlicht wurden, zeigten mehr oder weniger deutlich Wolken. Schlechtwetter also. Und genau das machte die Marsbeobachtung doch wieder spannend, auch wenn das Scheibchen immer kleiner wurde, und bei meinen letzten Beobachtungen in dieser Serie nur mehr 11" groß war.

Viel habe ich mir dann nicht mehr erhofft, bei dem noch kleiner werdenden Marsscheibchen. Doch unverhofft kommt oft. So stellte ich am 22. März, einfach weil es wieder einmal eine laue und schöne Nacht war, das 8" Dobserl raus, um ein wenig Mond zu spechteln, und ja, Mars kann man einfach noch einmal mitnehmen. Aber oho! Genial gutes Seeing, da zappelt nix, da wuselt nix herum! Mars zeigte zwar grad eine recht "fade" Seite, dennoch, die Beobachtung war delikat, feine Nuancen waren sichtbar, auch ein heller Fleck mitten drauf, zwar klein und schwierig auszunehmen, aber da, und das bei nur 10" großem Marsscheibchen. Natürlich war auch die Phase schon deutlich zu sehen, Mars wird nun schon deutlich "zwetschkig"... Na bitte, geht ja doch, 300x hat's freilich gebraucht, um diese Details sehen zu können. Vielleicht wär' noch mehr gegangen, ich war aber gierig, auch den Mond noch zu sehen. Wahnsinn, wenn das Bild bei hoher Vergrößerung glasklar erscheint, und nix herumwabert, wenn man glaubt, man setzt sich jetzt ins Mondauto und fährt einen Runde spazieren...

Howdii