Komet C/2008 T2 (Cardinal)

12. - 15. 4. 2009, Schrick und Mistelbach

Nach dem überraschend hellen Kometen 17P Holmes und dem durch das ungünstige Wetter während der besten Zeit nur mehr schwach sichtbaren Komet C/2007 N3 Lulin ist nun C/2008 T2 Cardinal ein "angesagter" Komet, weil er die Wintermilchstrasse nach Süden entlang wandert und so bei etlichen bekannten Deep Sky Objekten "vorbeikommt".

Am 12. April war ich mit Martin Springinklee auf den Feldern oberhalb von Schrick verabredet. Ich hatte meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton dabei. Der Himmel war mit etwas mehr als 5 mag nicht besonders toll, auch das Seeing ziemlich schlecht. Das Sternbild Fuhrmann zudem nicht mehr in günstiger Position von diesem Platz aus. Dennoch versuchte ich, den Kometen Cardinal zu erspähen. Die Position wäre ja recht einprägsam gewesen, aber da ich so gar nix finden konnte, war ich verunsichert, ob ich im Planetariumsprogramm eventuell ein falsches Datum eingestellt hatte. Die Sache wurde so einmal "vertagt".

Den nächsten Versuch startete ich am 13. April von meiner Sternwarte aus. Bei einem wirklich mistigen 3.5 mag Himmel konnte ich mich auch erst relativ spät an die Arbeit machen, da ich vorher Besuch hatte, und Saturn bei brauchbar gutem Seeing in meinem 8" f/6 Maksutov-Newton herzeigen durfte. Dennoch, hier steht zwar das Sternbild Fuhrmann auch nur mehr halbhoch zu vorgerückter Abendstunde, aber in einer Richtung, die ich weitgehend als dunkel bezeichnen kann. Und ich hatte etwas mehr Glück. Den Kometen musste ich freilich erst einmal finden, und sichtbar war er mehr als schwach. Nur indirekt, und nur bei Schwenken des Teleskops wurde das äußerst schwache Nebelfleckerl evident. Klar, bei rund 10 mag verteilt auf etwa 5' und einem eher diffusen "Kern" ist das halt so. Ich musste wirklich schon alle Tricks meiner Beobachtungskunst anwenden, um überhaupt den Kometen eindeutig zu identifizieren. In der Milchstraßengegend, wo der Komet herumkurvt, gibt es ja genug Chancen für Fehlbeobachtungen - bald einmal erscheinen ein paar schwache Sterne relativ dicht beieinander dem Auge nebelig, nur bei genauer Inspektion sind es dann doch Sterne...

Ein erstes "Highlight" der Kometentour ergab sich am 14. April: Komet Cardinal "im" Sternhaufen M38. Visuell nicht wirklich einfach, die vielen "hellen" Sterne des Haufens erschweren die Dunkeladaption. Ich hatte es auch eher eilig, weil ich den Kometen fotografieren wollte. Also verlor ich erst einmal nicht viel Zeit mit der visuellen Suche. Vielmehr trachtete ich meine ST-402 CCD Kamera in Betrieb zu nehmen. Bald war fokussiert, aber wo ist nun der Komet? Bei den typischen 1-Sekunden Fokussieraufnahmen waren natürlich nur die helleren Sterne zu sehen. Vom Kometen keine Spur. Auch 10 Sekunden Shots zeigten den Kometen nicht. Ich musste schon mindestens 1 Minute "ansaugen", um das Nebelfleckerl schwach sichtbar drauf zu haben. Mit dem SBIG eigenen "Track and Accumulate" Feature ("T&A") - wollt's bequem haben, "easy picturing" sozusagen - zog ich etliche Serien, die mehr oder weniger gut wurden. Als bestes Ergebnis erschien mir noch ein 4x 70 Sekunden belichtetes Bild. Als Teleskop diente mein 4" f/8 APO, dem ich wegen des größeren Gesichtsfeldes den Vorzug gab.

C/2008 T2 in M38

Komet C/2008 T2 Cardinal "im" Sternhaufen M38, am 14. 4. um 22:20 MESZ (Nebelfleck am oberen Bildrand, links von der Mitte). 100/800 APO, ST-402
Der Komet ist innerhalb der Belichtungszeit bereits deutlich weiter gewandert und erscheint daher in die Breite gezogen.

Nach den Belichtungsserien, Notebook abgeschaltet, Kamera abgebaut und alles verstaut, versuchte ich noch den Kometen visuell zu erspähen. Doch zu spät, kaum klemmte ich mich ans Okular, wurde das Bild auf einmal dunkel - "Untergang" am Dach des Nachbarhauses...

Einen vorerst letzten Versuch den Kometen zu sehen und zu fotografieren startete ich am 15. 4. Diesmal war der Himmel mit grad einmal 5 mag doch etwas besser, das Seeing dafür wieder weniger gut. Nach Einbruch der Dunkelheit versuchte ich den Kometen mit dem 8" Maksutov-Newton in meiner Sternwarte zu beobachten. Ich war relativ gut vorbereitet, hatte mir die Position im Planetariumsprogramm gut angesehen. Dennoch, es war wiederum nicht ganz einfach, den Kometen zu sehen. Wieder nur "kondensierte" sich das Nebelfleckerl am ehesten beim Bewegen des Teleskops heraus, Wie ich die Position aber einmal hatte, war es dann doch noch auch bei stehendem Bild zu schaffen. Beweis, dass ich den Kometen tatsächlich gefunden habe ist wohl die erste Aufnahme. Ich habe das Nebelfleckerl, so gut es bei größerem Feld eben geht, zentriert, Kamera rein, fokussiert, und 1 Minute "gezogen". Volltreffer! Wiederum versuchte ich einige Bildserien. Aber es wollte mir nichts so recht taugen. Beim "T&A" auf Sterne ausgerichtet war der Komet bereits verzogen. Ein Ausrichten auf den sehr diffusen und schwachen Kometenkopf war nicht möglich. Von 4 Bildern der Serie schaffte es das Programm nur 3 richtig auf den Kometen zur Deckung zu bringen. Somit fand ich als bestes Resultat dann wirklich nur eine, sagen wir's so, dürftig belichtete 1 Minuten Aufnahme (mit dem 8" f/6 Maksutov-Newton).

 

Komet C/2008 T2 Cardinal am 15. 4. um 21:45 MESZ. 8" f/6 MN, ST-402

Nachdem dieser Komet aber so "berauschend toll" ist, war das mit M38 wohl noch das beste Ereignis. Der Vorbeigang an M36 am 17. 4. wird vermutlich der kommenden Wetterverschlechterung zum Opfer fallen. Der Komet wandert auch immer weiter nach Süden, und damit war's das wohl für mich.

Howdii