Im Herbst und Winter ist es allgemein schwierig, zu einer bestimmten Beobachtung auch brauchbaren Himmel zu haben. So war es auch dieses mal. Gegen 16 Uhr sah ich durch das Zimmerfenster in einer Wolkenlücke Venus und die schmale Mondsichel. Jupiter war von Wolken verdeckt. Jedenfalls bekam ich Lust, die Venusbedeckung zu beobachten. Ich konsultierte das aktuelle Satellitenbild, und sah, dass sich ein größeres wolkenfreies Gebiet gerade nach Norden davon machte. Hm, keine günstigen Aussichten...
Gegen 15:45 Uhr verfrachtete ich dennoch meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton samt weiterem Astrogerümpel ins Auto und fuhr auf den nahe gelegenen Schneiderberg. Dort oben habe ich freie Sicht auf den Horizont ringsum. Was mich bei meiner Ankunft erwartete, war allerdings mehr Sturm als heftiger Wind, der fallweise die Richtung wechselte. Meist kam er aus SSO, drehte aber fallweise auf S bis SSW. So war es schwierig, das Auto mit der Nase in den Wind zu drehen, um im Windschutz der geöffneten Heckklappe halbwegs ungestört beobachten zu können.
Kurz vor der Bedeckung konnte ich den Mond noch halbwegs gut sehen, doch immer wieder zogen dünne Wolken vorüber, so dass der dunkle Mondrand kaum bis nicht sichtbar war. Jupiter bekam ich nur einmal kurz zu Gesicht. Der Sturm rüttelte ordentlich an meinem Teleskop. Die Venus zog im Okular bei 40x (an höhere Vergrößerung war nicht zu denken) Bögen, Kreise, Achterschlingen und S-Kurven, wild durcheinander, kaum ein ruhigerer Moment. Irgendwann bemerkte ich, dass die Venushelligkeit im Abnehmen war und wusch, war die Venus auch schon weg. Das ist ein bissl schnell gegangen, so richtig konnte ich das gar nicht verfolgen. Die Digiknipse hatte ich zwar dabei, aber angesichts des stürmischen Windes wäre ein Foto sowieso nicht drin gewesen.
Kaum hatte der Mond die Venus "geschluckt", war auch der Mond alsbald hinter Wolken, und letztlich nicht mehr zu sehen. Immer wieder gab es zwar Wolkenlücken, im Zenit, im Osten, also aufgeben wollte ich nicht. Es war aber recht öd, bei stürmischem Wind und keinem Himmel zum Beobachten fünf Viertelstunden auf das Bedeckungsende zu warten. Ich setzte mich derweilen ins Auto - war so immer noch gemütlicher als draußen im Wind stehen...
Etwa 10 Minuten nach 17 Uhr kletterte ich wieder aus dem Auto, um den Himmel zu inspizieren. Vom Mond war nichts, nicht einmal nichts zu sehen. Dann auf einmal ein schmaler, hell beleuchteter Wolkenstreifen. Aaaah, da in der Nähe muss der Mond wohl sein. Also das Teleskop dahin gerichtete. Und, da sah ich, dass weiter zum Horizont ein dunkler Himmelsstreifen war, und darin fand ich sogar Sterne! Oh, durch diese hohle Gasse muss er kommen, meinte ich. Und es kam so. Zuerst löste sich die südliche Sichelspitze aus den Wolken, dann kam der ganze Mond zum Vorschein, wurde immer wieder noch von Wolken mehr oder weniger verdeckt, doch drei Minuten vor Bedeckungsende auf einmal klarer Himmel rundum, sogar Jupiter zu sehen!
Im Teleskop war der nun sehr tief stehende Mond schon deutlich gelb gefärbt, mit rotem und blauem Rand von der atmosphärischen Refraktion, und gebeutelt von einem fürchterlichen Seeing. Was die Wolken nun nicht verhindern konnten, versuchte dafür der Wind, der grad nochmals kräftig zulegte. Und irgendwann, in dem Gewackel und Gewaber, blitzte auf einmal die Venus auf, wurde rasch heller, und fertig. Nicht aber so einfach zu erkennen. Venus und Mondrand wirbelten durch das Seeing so durcheinander, dass noch keine Trennung der Venus vom Mondrand sichtbar wurde, das war erst Minuten später der Fall. Venus hatte natürlich auch zitronengelbe Farbe, und blau-rote Ränder... Freisichtig war die Venus als heller Punkt an der südlichen Sichelspitze zu erkennen. Und dann waren plötzlich wieder Wolken da, Vorhang zu, aus, Ende der Vorstellung.
Howdii