Nach dem Wetterkrimi vom 4. Oktober (Beobachtungen im Rahmen der Langen Nacht der Museen, MZ Mistelbach) präsentierte sich der Abend des 5. Oktober mit klarem Himmel. Endlich wieder eine klare Nacht, und der 18" Dob noch im Auto. Nix wie raus auf die Felder!
Auch Andi Berthold hatte diesen Gedanken, so verabredeten wir uns auf den Feldern östlich von Niederleis. Dort war ich sowieso schon länger nicht. Was mir dort positiv auffiel: Die beiden Lichtstrahlen von der Kirchenbeleuchtung Niederleis waren nicht zu sehen. Was mir negativ auffiel: Die Lichtglocke von Brno ist mittlerweile auch schon fast so "eindrucksvoll" wie die von Bratislava.
Nach Aufbau des Teleskops konnte ich nicht widerstehen, und visierte den tief stehenden Jupiter an. Nun, gar nicht so übel, obwohl noch merkbar Wärmeschlieren über den 18" Spiegel zogen. Bei 90x gab es immer wieder klare Momente, wo man Jupiter erstaunlich scharf sehen konnte.
Weiter ging es mit ein paar "Standard-Objekten". Wenn man so ausgedürstet ist, erfreut man sich auch wieder am Anblick von "alten Bekannten". So zum Beispiel M27: Flockige Strukturen in der "Sanduhr", die Ohren indirekt sichtbar, eines besser, das andere zarter, Zentralstern und einige weitere Sterne drübergesprenkelt - mit einem Wort, die fein strukturierte Abbildung erinnerte mich eher an Ebenwald-Nächte denn an Weinviertel-Nächte, und das alles bei nur 90-facher Vergrößerung..
Auch M13 bot einen überwältigendend Anblick, bei 200x gab es irr feinen Grieß im Hintergrund des Haufens. M92 mit seinem kompakteren Zentrum bot bei selbiger Vergrößerung ebenfalls einen beeindruckenden Anblick.
An M57 bin ich bis 500x dran gegangen. Oh, Hubble Junior möchte man da sagen! Der Zentralstern war als feine "Spitze" zu sehen, blickweise erhaschte ich auch den zweiten Stern im Ringinnern. Mein alter Dob ließ sich dabei erstaunlich gut nachführen. Mit ständigem leichten Druck und etwas Gefühl konnte man den Ringnebel im Feld zentriert halten. Die Pflege- und Tuningmaßnahmen, die ich den Gleitbelägen vor einiger Zeit angedeihen ließ, waren also erfolgreich.
M81 und M82 standen zwar tief, da aber der Himmel dort recht dunkel war, boten die beiden Galaxien einen besseren Anblick als erwartet. Speziell M82 konnte bei 200x gefallen. Natürlich wird die Show im Frühjahr deutlich besser sein, wenn beide Objekte hoch am Himmel stehen.
M31 bot einen für Weinviertler Verhältnisse ungewöhnlich guten Anblick: Die beiden Staubbänder waren deutlich sichtbar, die Spiralarme hübsch weit hinaus verfolgbar, die Sternwolke NGC 206 mehr als deutlich, wirklich so wie ich das unter besten Bedingungen von Ebenwald oder gar Glocknerhimmel in Erinnerung habe. Auch M32 und NGC 205 waren für sich interessante Objekte.
He, da gibt's doch den Mayall II (oder G1) zu beobachten, aber wo ist der g'schwind? Andi warf schnell sein Notebook an, und "googl'te" eine Aufsuchkarte herbei. Zwischendurch nahm ich noch schnell M74 ins Visier. Ich sah mir dann die Position von G1 auf der Aufsuchkarte an, und fürchtete schon einen "Pendelverkehr" zwischen Okular und Notebook, doch es kam ganz anders. Beim Rüberschwenken vom Stern 32 And hatte ich bald das Sternfeld erreicht, wo man genauer suchen sollte. Da fiel mir ein sehr schlankes Sterndreieck ins Auge, das mit einem "diffusen" Ding ein nahezu gleichseitiges Dreieck bildete. Das "Ding" wollte bei 90x einfach nicht scharf werden. Also drauf mit 200x. Ah, jetzt sind das drei Sterne. Etwas enttäuscht stieg ich von der Leiter. Andi kraxelte rauf, und sagte, das ist er doch, das sind die zwei Sterndln die auf den Fotos drauf sind, und indirekt ist der G1 deutlich diffus. Wie wahr! Direkt gesehen sternförmig, indirekt diffus, ähnlich wie "blinkende Planetarische Nebel". Na, das war dann doch gar nicht so schwierig. Nett, nicht ganz so wie HST, aber doch mehr als erwartet. Was da mit 8" geht? Nun, einen Spaziergang erwarte ich mir nicht, aber den knack ich sicher noch von meiner Sternwarte aus visuell...
Leider rückten in der letzten halben Beobachtungsstunde schon Wolken der nahenden Warmfront herein, sonst wäre der Spaß sicher noch weiter gegangen. So aber mussten wir noch vor Mitternacht die Beobachtung beenden. Beobachtung "light", aber doch schön. Auch die Milchstraße war in dieser Nacht freisichtig ein Genuss, und weit hinunter in den Süden verfolgbar. Sicher, wenn die Milchstraße deutlich in den Südwesten zieht, geht sie von Niederleis aus an der Wiener Lichtglocke vorbei. Doch in vielen Herbstnächten versackt sie alsbald im Dunst. So gut sieht man die Milchstraße vom Weinviertel aus wirklich selten. Und dabei wollte ich dieser Nacht keine 6 mag zugestehen, nahe dran, aber eben nur nahe dran... Der von der Kaltfront "geputzte" Himmel hielt noch an, und es war auch relativ geringe Luftfeuchtigkeit feststellbar. Das waren wohl die Zutaten für die eindrucksvollen Beobachtungen.
Howdii