Nagen an schwachen Deep Sky Objekten

5. 9. 2008, Mistelbach

Beim Treffen der Leiser Astrogruppe am 4. September haben wir auf speziellen Wunsch ein paar Deep Sky Objekte im Sternbild Pegasus besprochen. Wir sind auch anschließend auf den Oberleiser Berg gefahren, um das eine oder andere Objekt zu beobachten. Doch es war schon recht spät, und uns machte auch zunehmende Bewölkung zu schaffen. Was wirklich bemerkenswert an dieser Nacht war: es war warm, trocken, windstill - vor allem letzteres eine Seltenheit am Oberleiser Berg. Tja, und die Pleiaden im kurzärmeligen Leiberl zu erleben, das ist auch eher ungewöhnlich. Verantwortlich für die milde Nacht war ein Tief über den Britischen Inseln, das uns warme Luftmassen aus dem Süden bescherte.

Am 5. September eine ähnlich warme Nacht. Ursprünglich wollte ich mit Roland Graf weiterspechteln, auch Martin Springinklee hatte sich gemeldet, für eine etwaige Beobachtung. Der Dämmerungshimmel war noch ziemlich von Wolkenschleiern verunziert, doch das Zeug zog nach Osten davon, und bis die nächsten dichteren Wolken nachfolgten war der Himmel soweit klar. Nachdem sich letztlich kein Beobachtungspanter fand, ging ich kurzerhand in meine Sternwarte hinaus. Von 22 Uhr bis 24 Uhr zogen nur zwei dünne Wolkenstreifen durch, sonst war es klar, windstill und trocken.

Der Himmel präsentierte sich in Mistelbach allerdings nicht gerade von seiner besten Seite: gerade einmal 5 mag freisichtige Grenzgröße, die Milchstraße schimmerte nur matt vom Himmel. Dennoch machte ich mich mit meinem 8" f/6 Maksutov-Newton unverzagt an die Arbeit...

NGC 7331 war der erste Kandidat. Diese Spiralgalaxie ist mit einer Gesamthelligkeit von 9.5 mag ja nicht so schlimm, jedoch lässt die Flächenhelligkeit von 13.4 mag schon vermuten, dass es nicht gar so streichelweich zugeht. Bei 60x war auch vorwiegend nur das hellere Kerngebiet zu sehen. Bei 80x war der Himmelshintergrund dunkler, und indirekt war auch die Scheibe schwach angedeutet. Einige der Begleitgalaxien haben  mein Auge gekitzelt (NGC 7335 und NGC 7340 - sie sind klein, aber nicht zu klein, und haben eine nicht allzu geringe Flächenhelligkeit von 12.9 mag/arcmin²), und auch das markante Staubband der Galaxie ist mir nicht entgangen. Ausbeute gar nicht so schlecht.

Ganz anders ist es mir bei Stephan's Quintet ergangen. Diese Galaxiengruppe konnte ich sehr wohl lokalisieren, doch nur bei 80x mit Schwenken des Teleskops erkennen. Gerade mal die größte Galaxie, NGC 7320 (die allerdings als Vordergrundgalaxie gilt), war vage als nebeliges Fleckerl zu erkennen. Von der ganzen Gruppe hatte ich eher den Eindruck "da ist etwas" als dass ich wirklich viel gesehen hätte. Bei 120x war's dann auch gleich zu finster, vielleicht wäre bei 90x bis 100x noch eine etwas bessere Beobachtung möglich. Der matte Stadthimmel fordert seine Opfer...

Weiter ging es mit NGC 7217. Das ist eine Spirale auf die wir direkt draufblicken. Mit 10.2 mag Gesamthelligkeit und 12.9 mag/arcmin² Flächenhelligkeit ist sie von den Daten her nicht ganz so unfreundlich. Zu sehen war bei 80x das helle und recht große Kerngebiet, bei indirektem Blick umgeben von einem schwachen Halo. Etwas besserer Eindruck war bei 120x gegeben.

Deutlich spröder war NGC 7673, eine z'rupfe Spirale (Starburst Galaxie): die Gesamthelligkeit von 12.8 mag und 13.1 mag/arcmin² Flächenhelligkeit lassen es schon vermuten, zudem ist das ein recht kleines Fleckerl. Für mich war diese Galaxie nur äußerst schwach erkennbar, eher nur bei leichtem Bewegen des Teleskops. 80x war besser als 120x.

Nicht minder schwach war NGC 7479, eine Balkenspirale. 10.9 mag Gesamthelligkeit und 13.5 mag/arcmin² Flächenhelligkeit weisen schon darauf hin. Nun, es dauerte auch einigermaßen lange, bis ich das Objekt lokalisiert und identifiziert hatte. Bei 80x war eher nur das schwach ausgeprägte Kerngebiet zu sehen, bei 60x vermutete ich zumindest den Balken. Zum Glück stand dieses Objekt schon recht hoch im Süden zur Beobachtungszeit, das bedeutet etwas dunkleren Himmel.

Den Abschluss bildete ein für mich doch schon alter Bekannter, der Planetarische Nebel Jones 1 (PK 104-29.1) - allerdings vom 18" Dob her. Mit dem 8" Maksutov-Newton habe ich dieses Objekt noch nicht probiert. Nun war es also so weit. Ohne Nebelfilter war nicht einmal nichts zu entdecken. Mit UHC Filter bei 60x eine erste Andeutung - "da ist etwas". Mit OIII Filter etwas besser, andeutungsweise ein Ring, aber schon auch urschwach. Die Daten sind heftig: 12.7 mag Gesamthelligkeit hört sich noch gut an, bei 5' Durchmesser ist die Flächenhelligkeit natürlich "unterm Hund", doch es ist ein unvollständiger Ring, daher ist die Wahrheit doch nicht ganz so schlimm.

Bei Planetarischen Nebeln kann man halt mit Nebelfiltern nachhelfen, und auch sehr herben Kandidaten noch zu Leibe rücken. Bei Galaxien ist man dagegen wirklich ein armer Hund, grad mit 8" unter aufgehelltem Stadthimmel. Da hilft nur dunklerer Himmel, - noch besser - viel mehr Öffnung. Man kann aber sowieso nur bei den wenigsten hellen Galaxien "saftig abbeißen", sonst heißt es meist an lichtschwachen Lichttupfen "herumnagen". Dabei findet sicher jedes Teleskop seine entsprechenden Kandidaten :-)

Howdii