Nach Durchzug einer Kaltfront, die in ganz Österreich zahlreiche Gewitter verursacht hatte, nur nicht im Weinviertel, verlief der 4. Juli mit reichlicher Bewölkung. Gegen Abend wurden die Wolken weniger und weniger. So meldete sich Martin Springinklee bei mir, wegen eines Treffens oberhalb von Schrick. Gegen Sonnenuntergang und auch in der Dämmerung zogen immer noch größere Wolkenpakete durch. Erst nach 23 Uhr war der Himmel weitgehend wolkenfrei, bis auf eine hartnäckige Wolke über Wien, die zudem hell beleuchtet war. Fallweise gab es leichten bis mäßigen Nordwestwind, der aber später fast gänzlich einschlief. Die Nacht zeigte schon etwas herbstlichen Charakter, kühl, feucht, mit ein paar lokalen Nebelwölkchen, die sich dann und wann bildeten und alsbald wieder auflösten.
Während Martin sich mit seiner neu erworbenen Digitalkamera mit "Easy Picturing" beschäftigte, zappte ich ziemlich planlos von Objekt zu Objekt. Ich hatte meinen kleinen 5.7" Maksutov-Newton dabei. Das Seeing erwies sich als sehr bescheiden. An Jupiter waren kaum die Hauptbänder zu erkennen, Sterne waren allesamt zu dicke Knödel, speziell bei höherer Vergrößerung. Die freisichtige Grenzgröße lag bei etwa 5.5 mag, also eine durchschnittliche Weinviertler Nacht.
Etwas lustlos stocherte ich herum, vorwiegend nur mit niederer Vergrößerung. Da kam M51 ins Okular, weiter M71, M27 (Zentralstern schwierig), M22, M8, M20, M24 (wenig ergiebig, Himmel zu stark aufgehellt), M17 und M16. M17 war ohne Nebelfilter auch gut zu erkennen, bei M16 kamen die Nebelpartien erst mit UHC Filter brauchbar gut heraus.
Das beste Seeing gab es noch zu späterer Stunde und sicher im Zenitraum. Hier wollte ich kurz die erreichbare Grenzgröße im Teleskop ermitteln, und kam routinemäßig auf 15.3 mag bei 217-facher Vergrößerung.
Während Martin noch weiter fotografierte, machte ich mich schließlich auf den Heimweg.
Der 5. Juli brachte am frühen Nachmittag ein lokales Gewitter mit etwas Regen. Bis zum Abend hatte sich das Wetter jedoch längst beruhigt, und die Feuchtigkeit war schon wieder weg. Der Dämmerungshimmel versprach eine klare Nacht. Ich blieb daheim, und wartete bis gegen Mitternacht. Erst dann ein Blick aus dem Fenster und die Entscheidung hinaus zu gehen, in die Sternwarte.
Zuerst musterte ich allerdings den Himmel. No, gar nicht so schlecht, es wäre die bessere Nacht gewesen. Sogar hier drinnen im Ortsgebiet kam ich auf 5.3 mag freisichtig, mit ansatzweise strukturierter Milchstraße, unterhalb der Schildwolke war aber Schluss damit. Auf den Feldern draußen wären das erfahrungsgemäß gut 5.8 mag gewesen, zweifellos eine der besseren Nächte hier im Weinviertel...
Ich wollte einmal sehen, wie tief Jupiter steht, ob da wirklich nix geht von der Sternwarte aus. Ui, sehr tief, der Riesenplanet kommt gar nicht über die Baumwipfel drüber. So tief am Südhimmel geht's aber auch nur mit meinem 4" APO der parallel zum 8" Maksutov-Newton montiert ist und in Südlage (bis zum Meridian) höher zu liegen kommt. Das Hauptgerät sieht dabei schon mehr das Holz der Sternwartenwand...
In einer ersten kleinen Lücke konnte ich Jupiter kurz erhaschen, aber noch mit niedriger Vergrößerung. Bis zur nächsten größeren Lücke würden rund 20 Minuten vergehen. Diese Zeit galt es zu überbrücken. APO spechtln macht sowieso immer Spaß, man kann es drehen oder wenden wie man will, einen gewissen Reiz hat ein guter Refraktor allemal. Mich juckte es, nun den 4" APO auf erreichbare Grenzgröße auszuloten. Bislang bin ich bei 13 mag angestoßen, aber wusste, dass noch mehr gehen müsste. Bei 133x und perfekt ruhigen Sternen tastete ich mich im M57 Feld von 13 mag erst auf 14.1 mag. Mir machte vorwiegend die ungewohnte spiegelverkehrte Lage zu schaffen. So dauerte es ein Weilchen bis ich mich orientiert hatte. So schwache Sterne muss man natürlich indirekt nehmen, und wenn man die Lage eines Objektes nicht genau weiß, ist es etwas mühsam. So schwierig war der 14.1 mag Stern aber doch nicht. Das war also sicher nicht das Ende der Fahnenstange. Schwächere Sterne gibt es auf der anderen Längsseite des Ringnebels. Da gibt es einen "Doppelstern" mit 15 mag beide, einen 14.7 mag Stern und einen 15.3 mag Stern, aufgefädelt in einer Reihe. Nun, von dieser Reihe konnte ich etwas erahnen. Bei genauerer Kontrolle erwischte ich den 14.7 mag Stern sicher, und ja, die beiden 15 mag Sterne habe ich "angekratzt", ich konnte wahrnehmen dass hier noch etwas ist. Dieses schwache Licht reicht aber nicht, um die beiden Sterne aufgelöst zu sehen.
Genug damit. Jupiter würde bald die nächste Lücke in dem Ast- und Blattwerk erreichen. Also hielt ich gleich bei 133x da an. Es dauerte noch Minuten bis sich Jupiter sicher lösen konnte, so dass kein Astl oder Blattl mehr im Weg war. Aber dann: Ein glasklarer Blick auf Jupiter! Kaum eine Regung im Bild, eine Detailfülle wie ich sie noch selten in meinem 4" APO sehen konnte! Leider war der Spaß nach nicht einmal zwei Minuten zu Ende. Jupiter verschwand nun wieder hinter dem Geäst und damit endgültig aus der Sicht meines Sternwarteninstrumentariums.
Zufrieden mit dem Gesehenen beendete ich die Beobachtung. Wer hätte drauf gewettet, dass Jupiter so tief am Himmel ein so perfektes Bild abgeben würde? Unverhofft kommt halt doch oft...
Howdii