Im Rahmen des 6. Österreichischen Astronomietags, am 10. Mai 2008, fand als Veranstaltung des Vereins Kuffner-Sternwarte eine Exkursion nach Großmugl im Weinviertel statt. In den Aussendungen wurde die gute Himmelsqualität von Großmugl besonders hervorgehoben. Es wurde auch angekündigt, dass Kirchen- und Straßenbeleuchtung abgeschaltet würden. Freilich würde man die Himmelsgüte erst nach Monduntergang bewerten können. Nun, ich bin ja lange genug im Weinviertel astronomisch unterwegs, habe auch diverse Beobachtungsplätze gefunden, manche schon wieder aufgegeben. Ich kenne also den Weinviertler Himmel, wie er sich da oder dort präsentiert. Da war ich schon sehr gespannt, was der Großmugler Himmel hergibt.
Bald nach 20 Uhr machte ich mich auf den Weg nach Großmugl, den 18" Dob im Kofferraum. Ich steuerte gleich den "Mugl", den Leeberg, an. Auf der Wiese wurden schon die Teleskope in Anschlag gebracht, auch ich ging unverzüglich an den Aufbau meines 18 Zöllers. Die ersten Blicke gab es auf die zunehmende Mondsichel, und dann auf Saturn. Danach warteten wir auf das Eintreffen der Gäste.
Und die Gäste kamen zahlreich. Auch ein paar Leutchen unserer Leiser Astrogruppe waren anwesend. Natürlich wollten alle Saturn im 18" Dob sehen. Da stand eine schier endlose Schlange an. Der Leiter der Veranstaltung, Dr. Günther Wuchterl, hatte zwar später vorgeschlagen, eine Sternbedeckung zu beobachten, doch die Leutchen wollten noch Saturn sehen. Die Sternbedeckung hätte sowieso wohl nur einer oder vielleicht auch keiner gesehen...
Um etwa 22:30 Uhr marschierte die Gruppe wieder zurück in die Ortschaft. Ein paar Wackere blieben allerdings, die Teleskope mussten ja auch beaufsichtigt werden. Nun, wir verwendeten meinen 18" Dob auch um M3, M13, M92, M5, M57 und M27 zu beobachten. Die Himmelsaufhellung durch den Mond beeinträchtigete die Beobachtung zwar etwas, jedoch erschien mir die Himmelsqualität praktisch so gut wie oft daheim in Mistelbach. Ich schätzte auf 5.2 mag. Helle Sternhaufen lassen sich auch bei aufgehelltem Himmel noch schön beobachten, bei den planetarischen Nebeln half ich halt dem Kontrast mit einem Nebelfilter etwas nach...
Nach Mitternacht kamen die Gäste wieder, zur zweiten Hälfte der Beobachtung. Die Schar der Beobachter war nun deutlich reduziert, doch es war immer noch guter Besuch. Noch vor Monduntergang um 1:50 Uhr wurde die Straßenbeleuchtung abgeschaltet, und beklatscht. Es war aber momentan keine Änderung der Situation merkbar, außer dass ein paar direkte Lichter weniger waren.
Erst nach Monduntergang gab der Himmel seine wahre Qualität preis. Ich schätzte nun die freisichtige Grenzgröße auf 5.8 mag. Der Lichtdom von Wien war natürlich auch hier nicht zu übersehen, und reichte recht hoch hinauf in den Himmel. Das Übliche halt im Weinviertel. Die Milchstraße zeigte sich zwar durchaus strukturiert, aber dennoch, der ganze Himmel etwas zu hell. Genau das, was ich auch von vielen anderen Beobachtungsplätzen im Weinviertel kenne. Wir beobachteten noch das eine oder andere Objekt, darunter M51, wo sich wieder eine recht lange Schlange um den 18" Dob bildete.
Nachdem die Straßenbeleuchtung wieder eingeschalten wurde, konnte ich in dieser trockenen Nacht aber kaum einen Unterschied feststellen. Es waren halt die paar direkten Lichter wieder da. Und nun nahte auch das Ende der Veranstaltung, die Besucher wurden immer weniger. Ich hatte noch eine längere Diskussion mit Günther, was die Himmelsqualität im Weinviertel, und im Besonderen hier bei Großmugl, betrifft. Den Beobachtungsplatz verließ ich als letzter, und bis ich daheim ankam, hatte die Morgendämmerung schon eingesetzt.
Nun zu einer Diskussion der Beobachtungsplätze, speziell Großmugl gegen Altenmarkt i:T. und Oberleis.
Fangen wir mit Oberleis an, das laut Günther eine schlechtere Himmelsqualität als Großmugl hätte. Ohne Zweifel ist der Oberleiser Berg mit 450 Metern der höchste Punkt im Weinviertel, den man per Auto erreichen kann. Das kann vielleicht bei flachem Bodennebel entscheidend sein. Der Oberleiser Berg bietet ausreichend Platz für eine größere Astrogesellschaft, mehr noch als die Leeberg-Wiese von Großmugl. Für mich als "Einzelbeobachter" zählt der Oberleiser Berg aber nicht zu den bevorzugten Beobachtungsplätzen. Man sieht hier direkt nach Wien hinein, das ist schon einmal subjektiv schlecht. Wien liegt so ziemlich genau im Süden, dort wo man viele Objekte auf ihrem Höchststand erwischen muss. Auch sieht man direkt auf das Kalkwerk Ernstbrunn und dessen Lichter hin. Neben der Lichtglocke von Wien ist auch die von Bratislava zu sehen, zwar nicht so dominant, aber die holen auf, keine Frage... Im Osten ist das Licht von Mistelbach durch den Wald abgedeckt. Am Oberleiser Berg verstellt natürlich auch der Aussichtsturm einen Teil des Himmels. Die Kirchenbeleuchtung von Oberleis kann man zwar für größere astronomische Ereignisse sicher abschalten lassen, doch Normalbeobachter müssen damit leben. In diesem Sinn, wenn nicht der Platzbedarf im Vordergrund steht, bietet sogar der Höhenrücken östlich von Niederleis bessere Bedingungen. Dennoch, seit auch die Kirche von Niederleis beleuchtet wird, hat dieser Platz viel eingebüßt, weil es gerade hier der West und Nordwesthimmel war, der am dunkelsten war.
Nun zu Großmugl: Dieser Platz beim Leeberg liegt zwar näher an Wien als Oberleis, dennoch ist die Lichtglocke von Wien nicht schlimmer, und deutlich Richtung Südosten gerückt. Im Süden merkt man wohl Stockerau und Tulln, im Westen Göllersdorf/Viendorf, auch Ziersdorf liegt in dieser Richtung, weiter nördlich macht sich Hollabrunn bemerkbar. Im Norden ist Großmugl selbst, und dahinter erst einmal ein großer Wald. Damit ist es hier relativ dunkel. Mehr nach Osten zu macht sich noch schwach Ernstbrunn bemerkbar, der Osten ist diffus aufgehellt. Der Zenitraum ist wie überall im Weinviertel noch das Beste, wiewohl aufgehellt, und dafür ist vorwiegend das Licht von Wien verantwortlich. Was auf jeden Fall stört sind die Autos, die von den umliegenden Straßen voll her blenden. Auch gibt es noch genug direktes Licht von kleinen Ortschaften in der Nähe, deren Licht bleibt, selbst wenn in Großmugl abgeschaltet wird. Ich denke, wir hatten Glück mit einer sehr trockenen Nacht, und recht klarer Luft. Da macht sich die Lichtverschmutzung nicht so arg dramatisch bemerkbar. In feuchten Nächten fürchte ich, dass auch die nahen kleinen Ortschaften merkbares Streulicht verursachen. Genauso wie Oberleis bietet die Wiese Platz für eine größere Gesellschaft, ist aber - wie schon angesprochen - etwas kleiner als die verfügbare Fläche am Oberleiser Berg. In Summe gebe ich Günther recht, dass Großmugl vor Oberleis zu platzieren wäre, weil vor allem der Südhimmel hier deutlich dunkler ist. Warum die Wiener Lichtglocke hier nicht dramatischer ist, obwohl näher, hat mir Günther erklärt. Er hat auf die vorgelagerten Berge gezeigt, und gemeint, diese bewirkten einen "Schatten", von dem Großmugl profitiert. Nun, das was mir Günther gezeigt hat, war der Rohrwald, mit Waschberg und Michelberg. Meiner Ansicht nach sind die zu weit von Wien weg, und zu nieder, dass sie für Wien noch relevant wären. Mit der Schattenwirkung hat es sicher etwas auf sich, jedoch sehe ich dafür verantwortlich den Kahlenbergzug, direkt bei Wien.
Und damit komme ich zu dem von Walter und mir als den bislang besten bewerteten Beobachtungsplatz oberhalb von Altenmarkt i.T. - etwa 20 Straßenkilometer nördlich des Leebergs bei Großmugl. Hier profitiert man ebenfalls vom dem Wien-Licht vorgelagerten Kahlenbergzug. Die Wiener Lichtglocke sieht auch von hier kompakter aus und ist mehr nach Südosten gerückt. Man ist hier auch etwas weiter von Wien weg, und direkt im Süden ist erst einmal ein großes Waldgebiet. Hier ist der Süden für Weinviertler Verhältnisse noch weitgehend dunkel. Im Osten liegen Ernstbrunner Wald und Leiserberge, auch hier ist es weitgehend dunkel. Im Westen macht sich das nahe Hollabrunn mehr bemerkbar als in Großmugl. Dafür ist dieser Platz, hoch über dem Ort, generell höher und man hat praktisch keine direkten Lichter, die stören. Grad wenn von Weyerburg ein Auto herausfährt auf die B40, leuchten die Scheinwerfer her, doch ist das eine sehr schwach befahrene Nebenstraße, mit vielleicht drei Autos während der Beobachtungszeit. Der Norden ist hier recht dunkel. Für mich ist Altenmarkt damit besser als Großmugl, aber hier können maximal drei Autos stehen, besser wenn es nur zwei sind. Altenmarkt ist der Platz, wenn man etwas "nach" der Lichtglocke von Wien beobachten will, weil es hier im Süden, wo die Objekte am höchsten stehen, halbwegs dunkel ist. Wenn ich etwas "vor" der Lichtglocke von Wien beobachten will, stelle ich mich am Höhenrücken oberhalb von Schrick hin. Hier geht's bis hart an den Süden heran noch einigermaßen gut. So nebenbei ist das Platzl oberhalb von Schrick "mein" bester Beobachtungsplatz, weil ich ihn gemütlich in einer Viertelstunde erreichen kann, und wenn es die Wetterlage zulässt, geht hier auch mal ein 6 mag Himmel, genauso wie anderswo im Weinviertel.
Generell ist aber, was den Zenitraum betrifft, hier im Weinviertel keiner der besseren Plätze besonders bevorzugt. Die 5.8 mag, die ich bei Großmugl geschätzt habe, hätte ich wohl in dieser Nacht auch am Oberleiser Berg, bei Altenmarkt, bei Schrick, oder auch bei Falkenstein so geschätzt. Ich gebe allerdings damit Günther recht, dass Großmugl für ihn der zweckmäßigste Platz ist, wo er mit einer größeren Beobachterschar kommen kann, und mit geringstem Weg- und Zeitaufwand einen brauchbaren Himmel - soweit es das Weinviertel, nördlich von Wien, eben zulässt - findet. Daß sich dieser Platz nicht mit meinen bevorzugten Plätzen deckt, liegt ebenso auf der Hand.
Abschließend noch ein paar Worte zum Astronomietag allgemein: Wieder ein schöner Impuls für die Astronomie im Weinviertel. Und, ja, so oft wie an diesem Abend, habe ich noch nie vorher Saturn oder M51 angeschaut ;-)
Howdii
Anmerkung 2018: Der angepsprochene Beobachtungsplatz oberhalb von Schrick ist mittlerweile durch sehr nahe Windkraftanlangen (Wirbelschleppen, lokales Seeing) stark beeinträchtigt und kaum noch zu brauchen. Dafür scheint es, dass die Kirchenbeleuchtung von Niederleis ad acta gelegt worden wäre. Bei den letzten Besuchen auf dem Höhenrücken östlich von Niederleis war die Kirchenbeleuchtung nicht mehr sichtbar. Damit ist es wie es war, der West- bis Nordwesthimmel ist dort am ehesten zu beackern, nebst dem erweitreren Zenitraum.