Anlässlich des WAA Teleskoptreffens im Weinviertel, konnte ich am 30. 4 in Rolands 18" Dob den M87 Jet zum letzten Mal beobachten. Da es sich für mich als eher leichte Übung darstellte, rechnete ich mir Chancen aus, es auch mit meinem 8" f/6 Maksutov-Newton zu schaffen. Klingt vielleicht verwegen, verrückt, jedoch passiert nix, wenn man scheitert, das Teleskop wird davon nicht kaputt. Daher: Probieren geht vor Studieren...
So kam es, dass ich mich am 9. 5. nach 23 Uhr in meiner Sternwarte befand, um bei einem 5.2 mag Himmel einen Versuch zu wagen. Der zunehmende Mond stand zu dieser Zeit noch tief am Westhimmel, für mich aber nicht sichtbar, weil durch Häuser verdeckt.
M87 war rasch im Übersichtsokular "eingefangen". Ich steigerte die Vergrößerung gleich auf 300x. Es galt nun beim Blick ins Okular Fremdlicht so gut wie möglich abzuschirmen - in der Stadt ist die Umgebungshelligkeit einfach zu hoch, speziell für "grenzwertige" Beobachtungen. Nach einiger Zeit weiterer Dunkeladaption gegen den durch die Vergrößerung abgedunkelten Himmel schien es mir, dass ich bereits den Jet blickweise erwischt hätte. Sicherheitshalber überprüfte ich die Himmelsrichtungen im Okular. Die Position würde ja passen, aber ich wollte da genauer ran.
In der Folge steigerte ich die Vergrößerung auf 600x. Puh, schwarz wie das Schlüsselloch zur Hölle, so präsentierte sich der Einblick. Nur nach und nach konnte ich die Galaxie etwas besser erkennen. Nein, das war zu viel des Guten, auch Sterne waren nur schwer zu fokussieren, zu dicke "Bällchen" - das Seeing war nicht grad von der besten Sorte...
Also etwas zurück mit der Vergrößerung - 400x. Auch das war noch zu dunkel, obwohl ich nun den Himmel gegen die Gesichtsfeldbegrenzung des Okulars schon schwach wahrnehmen konnte.
So, einen hab ich noch: 320x. Man möchte es nicht glauben, aber das hat doch den entscheidenden Unterschied zu 300x gemacht. Ich würde fast meinen, optimal. Indirekt konnte ich nun ein wirklich sternförmig wirkendes Zentrum der Galaxie M87 erkennen. Auch etliche schwache Sterne in der Umgebung, auch die beiden Galaxien NGC 4476 und NGC 4478 konnte ich wahrnehmen, sie wirkten aber praktisch sternförmig. Und da, der Jet war nun auch deutlicher, sogar länger wahrnehmbar als ich es vom 18" Dob her kenne, wo es nur ein kurzes Lichtzapferl ist, das aus der Galaxie hervorragt. Hier aber hatte ich den Eindruck, da wächst regelrecht einen "lange Nase" aus der Galaxie heraus. Wie das? Nun, im 8" habe ich deutlich weniger Licht zur Verfügung, der Helligkeitsabfall der Galaxie vom Zentrum weg ist deutlicher. Dadurch kommt der Jet irgendwie besser heraus. Freilich geht das nur indirekt, blickweise, und nur bei perfekt abgeschirmten Fremdlicht. Aber es geht, und zu meinem Erstaunen besser als erwartet.
Unglaublich? Eine subtile Beobachtung allemal, aber mir scheint, dem M87 Jet wird zu viel "Respekt" entgegengebracht. Nach dem ich ein Foto gefunden habe, das mit einem 6" Newton und einer Mintron Videokamera erstellt wurde (so der Link aufrecht ist, findet man es hier: http://www.astrode.de/m87.htm), kann es so schwierig nicht sein.
Howdii