"Sankt Komet" 17P/Holmes

31. 10. und 1. 11. 2007, Mistelbach und Schrick

 

In den letzten Oktobertagen verbreiteten sich im Internet die Meldungen, dass der periodische Komet 17P/Holmes (gewöhnlich nur ein schwacher "Furz" auf tief belichteten Fotos) einen außergewöhnlich starken Helligkeitsanstieg zeigte. Es gab auch schon die ersten Fotos und Zeichnungen. Doch im Osten Österreichs bot das Wetter vielerorts keine Chance auf eine Beobachtung. Die erste Möglichkeit hätte es eventuell am 29. 10. gegeben. Gegen die Abenddämmerung zu lichteten sich die Wolken, auch der abnehmende Mond war nach Aufgang noch einige Zeit sichtbar. Ich wollte auf der Heimfahrt von der Arbeit außerhalb von Wien stoppen, und einen Blick mit dem Feldstecher riskieren. Doch bereits bei der Abfahrt in Wien zogen die ersten Nebelfetzen rasch über den Himmel, und bis ich aus der Stadt draußen war, war die Nebeldecke wieder dicht.

Am 30. Oktober dann sogar Regen, Durchzug einer Kaltfront. Aaaaber, das ist die Chance, an der Rückseite der Kaltfront ein oder zwei klare Nächte zu finden. Bereits am 31. Oktober war es bei der Heimfahrt von der Arbeit sternklar. Nur hatte ich diesmal nichts mit außer meiner Digiknipse und einem Fotostativ. Egal wie. Ein gutes Stück außerhalb von Wien machte ich Halt, und sprang aus dem Auto. Ein Blick zum Perseus: Ha? Da ist ja ein Stern zu viel! Gleich die Kamera aufs Stativ gesetzt und losgeknipst. Klar, deutlich sichtbar, aber halt schon eine kurze Strichspur bei 30 Sekunden Belichtung. Wie ich daheim ankam, bimmelte mein Handy. Walter war dran, er hatte den Komet grad im Visier, beobachtete und fotografierte daheim auf seiner Terrasse mit seinem 4" APO. Immerhin war das ein Anstoß, dass ich statt direkt ins Bett - es war schon nach Mitternacht - doch noch den Weg in die Sternwarte nahm.

Flugs war das Dach geöffnet und das Teleskop spechtlbereit. Ich packte kurzerhand den Tubus und richtete den 8" f/6 Maksutov-Newton auf den Kometen aus. Bumm, schon im 7x50 Sucher eine "Pletschn"! Im Okular dann bei 55x eine Wucht! So etwas habe ich sicher noch nie vorher gesehen! Eine riesengroße nahezu kreisrunde Koma, vorn an der Stoßfront scharf begrenzt, hinten ein diffuser Rand, drin etwas asymmetrisch der "Kern" (false nucleus), von dem ein fächerförmiger Schweifansatz nach hinten ging. Das Helligkeitsprofil in der Koma war nicht gleichförmig, es war speziell nach vorn zur Stoßfront zu ein etwas dunklerer Ring zu erkennen, aber nur sehr subtil. So, ein Bild muss her auf die G'schwinde. Also schnell die Digiknipse gezückt, ans Okular gehalten, ein paar mal abgedrückt um die beste Belichtungszeit herauszufinden. Mit 15 Sekunden fand ich letztlich das Optimum, und aus insgesamt 4 gelungenen Aufnahmen bastelte ich dieses Bild:

8" f/6 Maksutov-Newton, 22 mm Panoptic Okular, afokal, Digiknipse freihändig gehalten: 3x 15 und 1x 10 Sekunden

Kein perfektes Bild, "Easy Picturing" halt, aber ein Bild! Farbe ist keine drauf, allerdings hatte ich vom Kern weg doch Spuren von Gelb-Orange gefunden. Die Saturierung wollte ich aber nicht aufdrehen, es wäre eher hässliches Farbrauschen zum Vorschein gekommen als was an Farbe sichtbar geworden wäre.

Für den Abend des 1. Novembers hatte ich eine Verabredung mit Manfred Schwab sowie Martin und Daniel Springinklee am Spechtlplatzl oberhalb von Schrick. Wir hofften halt, dass das Wetter passen würde. Nun, der Tag begann bewölkt, oder besser mit Hochnebel, der erst am frühen Nachmittag blauem Himmel wich. Ich packte also meine Siebensachen zusammen, und machte mich nach 20 Uhr auf zum vereinbarten Beobachtungsplatz. Kaum war ich angekommen, kam auch schon Manfred nach, und während wir ein bissl plauderten, trafen auch Martin und Daniel ein. Alsbald wurden die Teleskope aufgebaut. Obwohl ich als letzter anpackte, und noch viel Zeit mit der Poljustierung verbrachte, war ich der erste, der den Kometen im Okular hatte. Der erste Eindruck  bei 40x - bei sicher dunklerem Himmel als bei der Erstbeobachtung in der Sternwarte mit Mond am Himmel - wie gehabt, nichts Neues. Eigentlich wollte ich noch ein CCD Foto vom Kometen machen. Dazu wurde erst einmal die Montierung mit "Saft" versorgt. Was wirkt, das wirkt eben. Der Komet stand wie angenagelt im Bildfeld, auch über längere Phasen.

Nun versuchten wir, ob Farbe am Kometen zu entdecken wäre. Dazu verringerte ich die Vergrößerung auf 32x, bei 4,5mm Austrittspupille. Dabei konnte ich an dem vom "Kern" ausgehenden fächerförmigen Gebilde einen leicht gelblichen Ton feststellen, die äußere Koma wirkte dagegen deutlich kälter im Farbton. Farbe war also nur andeutungsweise für mich zu sehen. Immerhin bestätigte Martin meine Eindrücke als er bei mir mitspechtelte. Ich versuchte später noch höhere Vergrößerung. Bei 87x erschien mir dieses Unterfangen erst ziemlich sinnlos, weil die Kontraste im Kometen sowieso eher flau sind. Doch um nichts unversucht zu lassen, ging ich nochmals rauf, auf 116x. Beim indirekten Anspechteln konnte ich jedoch nun in dem fächerförmigen, vom Kern ausgehenden Schweifansatz einen langgezogenen, etwas helleren "Jet" feststellen.

Natürlich wurden außer dem Kometen noch andere Objekte bespechtelt, z.B. der Merope Nebel in den Pleiaden, oder auch M33. Nachdem Martin und sein Sohn Daniel sich schon auf den Heimweg gemacht hatten, und Manfred auch schon beim Zusammenräumen war, kannte ich keine Hemmungen mehr, mit dem Notebook für Lichtverschmutzung zu sorgen. An ein gutes Foto war sowieso nicht mehr zu denken. Das Wasser stand schon auf dem schwarzen Tubus meines Teleskops, und auch die Meniskuslinse wies bereits leichten Taubeschlag auf. Ich wollte eher noch versuchen, ob meine ST 402 CCD Kamera am kleinen 5.7" Maksutov-Newton zu verwenden wäre, eben für solche Zwecke. Doch leider, allen Bemühungen zum Trotz, die Sache geht sich vom Backfokus her nicht aus. Auch die ST 402 braucht ein bissl zu viel, was der rein visuell optimierte 5.7" f/6 Maksutov-Newton so nicht hergibt. Somit war es auch für mich Zeit abzubauen und heim zu fahren. Inzwischen war auch der Mond aufgegangen. Während ich mein Gerümpel nach und nach im Auto verstaute, sah ich bereits die ersten Nebelschwaden aufsteigen.

Doch so schnell gab ich nicht auf. Daheim war der Himmel soweit ok, also rasch das Kofferl mit der CCD Kamera und das Notebook geschnappt, und ab in die Sternwarte. Ich wollte nun keine Zeit mehr versäumen, daher steckte ich nur das Fadenkreuzokular in den Fokussierer, um den Kometen zu zentrieren. Dann kam gleich die Kamera drauf. Ups, die "Pletschn" von Komet passte grad noch in das Feld des CCD Chips...

Nach dem Feinfokussieren probierte ich die Belichtungszeit aus, und kam mit dem Clear Filter auf 4 Sekunden, voll ausreichend. Die Sache war somit in ein paar Minuten erledigt. Das ganze Kabelgekrame etc. dauerte viel länger... Ha, aber den Jet im Schweifansatz, den ich visuell schon gesehen hatte, fand ich bereits im Rohbild wieder!

8" f/6 Maksutov-Newton, SBIG ST-402 - Komet 17P/Holmes in Farbenpracht:
L=5x 4 sec, R=5x 4 sec, G=5x 4 sec, B=4x 4 sec + 5x 5 sec. Belichtungsstart: 23:46 MEZ

Hier noch ein Blick auf das Kerngebiet, mit etwas anderer Bearbeitung. Der Jet wurde im Kontrast dadurch aber flauer. Da die Einzelbilder alle auf den Kometenkopf ausgerichtet wurden, sind die Sterne ganz leicht länglich verzogen. Dies weisen auch die beiden schwachen "Punkte" nahe dem "Kern" auf, daher sind es Sterne, die hier durch die dichtesten Teile der kometaren Staubmassen durchleuchten. Der "Kern" selbst ist ein deutlich "nebeliger Stern".

Details um das Kerngebiet, vergrößert

Damit hat sich's auch schon wieder mit diesem Kometen, zumindest für die nächste Zeit. Am 2. November wollte sich der Hochnebel nicht mehr auflösen, und für die kommende Woche ist bereits genug Wolkennachschub vorhergesagt. Eine nette Überraschung zwischendurch, ein Komet mit "Heiligenschein" zu Allerheiligen = "Sankt Komet" :-)

Howdii