Schon zu Mitte der Woche rief Günther Petz zum Sterndlschau'n am Samstag auf. Zu dieser Zeit herrschte ruhiges, herbstliches Hochdruckwetter, allerdings gab es bereits reichlich Dunst, der sich auch über Tag nicht recht auflösen wollte. Ob es am Samstag überhaupt wolkenlosen Himmel geben würde, war nicht so sicher. Erst einmal stand eine Wetterverschlechterung in Aussicht. Die Wetterkarten zeigten eine Kaltfront, die Österreich aber recht rasch queren sollte. Na vielleicht würd' ja was gehen. Jedenfalls waren die Wolkenprognosen diverser Internet-Wetterdienste durchaus zuversichtlich. Und so kam es auch. Hatte es in der Nacht von Freitag auf Samstag noch geregnet, und begann der Samstag mit dick wolkenverhangenen Himmel, so zeigte sich schon zu Mittag die Sonne, und die Wolken wurden immer weniger. Wie es aber so typisch ist, war der Dämmerungshimmel auf einmal mit Schleiern übersät. Ich wartet deshalb noch etwas zu, bevor ich mich entschloss, doch noch raus zu fahren. In Mistelbach war der Himmel reichlich stumpf, die Erfahrung, dass es draußen auf den Feldern manchmal bis zu 1.5 mag besser sein kann, und der "Durst" nach "teleskopisch gefiltertem Sternenlicht" trieben mich einfach 'raus.
Wie vereinbart fuhr ich zum meinem Beobachtungsplatz oberhalb von Schrick, und traf dort bereits auf Martin Helm, Günther und Marion Petz. Nach einer ersten Begrüßung und Plauderei baute ich meinen kleinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton auf. Während ich schon mit der Beobachtung beschäftigt war, kam Dieter Beer nach, und wie ich schon mein "Pflichtprogramm" erfüllt hatte, trafen noch Martin und Daniel Springinklee ein. Es war also ganz schön was los. Ich bin auf diesem Platz aber auch schon oft ganz allein gestanden.
Als Spechtlobjekte hatte ich mir die von mir selbst ausgewählten "Objekte des Monats" der Oberleiser Astrorunde vorgenommen - M11, M71, M27, M15, und M2. Sicher habe ich diese Schaustücke des Himmels schon zigmal beobachtet, jedoch wollte ich frische Eindrücke sammeln, und ein bisschen Nachtluft um die Nase tut ja auch wieder einmal gut.
Entgegen meiner eigenen Empfehlung startete ich nicht mit M11. Der stand mir zu sehr in der Wiener Lichtglocke. Die Schildwolke war grad noch sichtbar, drunter "soff" die Milchstrasse gnadenlos ab in der Himmelsaufhellung. Auch Mistelbach zeigte einen riesigen Lichtdom, der ungewöhnlich hoch hinauf reichte. Im Zenitraum sah es zwar besser aus, mit durchaus schön strukturierter Milchstrasse, aber der sonst hier recht dunkle Osthorizont war ebenfalls ungewöhnlich hell. Und die allgemeine Aufhellung des Himmels machte auch nicht wirklich vor dem Zenitraum halt. Das war speziell bei teleskopischer Beobachtung zu bemerken, weil selbst bei rund 80x (schon knapp weniger als 2mm Austrittspupille) der Himmelshintergrund noch recht hell erschien. Es ist Herbst, und feuchte Luft und Nebelbildung gehört im Flachland einfach dazu. Auch wenn wir meinen einen klaren Himmel über uns zu haben - die Satellitenbilder zeigen den Dunst an: kaum wird es Nacht über dem Land, bildet sich ein "Grauschleier", der natürlich Variationen und unterschiedliche Dichte da und dort erreicht. Und Streulicht wirkt sich in feuchter Luft halt desaströs aus. Egal wie, etwa 5.5 mag gab der Zenitraum her, mehr wollt' nicht sein. "Rückseitenwetter" hätte anderweitig einen glatten 6er hergeben können...
Die Feuchtigkeit senkte sich langsam herab. Lange Zeit war der schwarze Tubus meines Teleskops noch trocken, nur zaghaft bildete sich Feuchtigkeit, die aber auf einmal das Wasser auf dem Tubus "stehen" ließ - und bis Beobachtungsende war es bereits zu Eis gefroren. Auch die Autodächer waren reifbeschlagen, freilich auch die Scheiben... Die Teleskop Optiken blieben freilich nicht verschont. Der Sucher war schon bald leicht beschlagen, aber gegen Ende der Beobachtung hatte ich schon leichte Eiskristalle auf der Meniskuslinse des Maksutov-Newton. Die Objekte sahen damit fremdartig aus, weil die schwächeren Sterne fehlten. Etwas Gutes hatte die absinkende Feuchtigkeit auch: Die Lichtglocke über Wien wurde flacher, auch die Aufhellung über Mistelbach war nicht mehr so hoch hinauf zu sehen.
Nun aber zu den Beobachtungsobjekten:
M71: Da ich noch zuwarten wollte, bis M11 an den Rand der Wiener Lichtglocke "rutscht", startete ich - deutlich höher - mit M71. Bei 40x ein nebelig erscheinender Fleck etwa dreieckiger Gestalt. Mit indirektem Sehen wurde aus dem "Nebel" jedoch "feinster Sternenstaub", wie ich das zu bezeichnen pflege. Bei 87x waren dann bereits deutlich Einzelsterne zu sehen. Ich steigerte die Vergrößerung noch auf 145x, die so zirka das Optimum darstellte, und dann noch weiter auf 217x. Dabei ging der Haufencharakter schon wieder verloren, weil das Objekt "zu groß" erschien, und nur dort wo der indirekte Blick hin traf, die schwachen Sterne erschienen. Man kann so ein Objekt "abscannen", muss aber geistig ein Mosaik zusammensetzen. Freilich, dort wo man hinspechtlt, kann man sicher noch ein paar schwächere Sterne erhaschen, jedoch wäre für einen guten und noch schönen Anblick für meinen 5.7" etwa 120x grad recht.
M27: Hier verzichtete ich auf den Einsatz eines Nebelfilters. Bei 40x recht hell, typische Form des "angebissenen Apfels". Indirekt kamen dennoch schwach die Ohren. Bei 58x waren die "Ohren" deutlicher zu sehen, das Objekt nahm damit eine eher ovale Form an. Eines der "Ohren" kam dabei deutlicher, das andere schwächer. Nun machte ich Jagd auf Sterne im M27. Dazu steigerte ich die Vergrößerung einmal auf 145x. Da gelang es mir schon blickweise den Zentralstern und einen weitern Stern im Nebel zu erhaschen. Bei 217x war es nicht wirklich viel leichter, da durch das nicht all zu tolle Seeing die Sterne schon etwas dick wurden - sauberes Fokussieren gestaltete sich als etwas schwierig. Jedenfalls traf ich einmal goldrichtig den Zentralstern, der mir dabei richtig hell "entgegenstach". Was bei 217x allerdings deutlich wurde, waren Details im Nebel. Hellere, dunklere Gebiete waren nun zu erkennen, aber wiederum nur beim indirekten "Scannen" des Objektes ergab sich ein Bild des Gesamten. Eine nicht allzu leichte "Übung".
M11: Nun war es Zeit für M11, bevor er zu tief sinken würde. Im Sucher zwar noch deutlich in der aufgehellten "Suppe" zu sehen, war der Himmel im Okular bei 40x aber grausig hell. Ich steigerte daher gleich einmal die Vergrößerung auf 87x. Das war nun deutlich besser, jetzt konnte man schon wesentlich mehr schwächere Sterne sehen. Irgendwie find ich die Gestalt des Haufens witzig, mir kommt dabei immer "Donald Duck" in den Sinn, und ich muss schmunzeln. Zum Test steigerte ich die Vergrößerung noch auf 145x. Ui, das sah aus als wenn Ameisen herumwurln, so eierten und tanzten die Sterne. Keine rechte Freude mehr. Doch ich konnte bei dieser Vergrößerung noch quasi im Zentrum des Nebels ein Grüppchen schwacher Sterne ausnehmen, das mir vorher nicht aufgefallen waren. Ok, ich geb's zu, normal vergrößere ich daran nicht so hoch. Ein typisches Zeichen, man sollte durchaus eingefahrene Gewohnheiten beiseite lassen und noch weiter experimentieren...
M15: Mein Lieblings-Kugelhaufen. Bei 40x erschien dieses Objekt als diffuser, heller "Stern" mit hellem, nach außen rasch abfallendem Halo. Auch indirektes Anspechteln änderte nicht viel daran. Bei 87x sah das aber schon anders aus. Nun waren bereits deutlich Einzelsterne im Halo zu entdecken. Bei 145x waren bis gegen das Zentrum schon Sterne zu sehen - alles indirekt natürlich. Und bei 217x war der Haufen quer drüber praktisch in Einzelsterne auflösbar, nur das stark verdichtete Zentrum erschien "klumpig".
M2: Nicht allzu schwer zu finden, man fährt von M15 einfach rund 12 Grad nach Süden, und findet im Sucher einen "diffusen" Stern. Bei 40x ziemlich ähnlich, "Schneeball" und kaum noch Einzelsterne. Bei 87x wird's schon interessanter, den besten Eindruck hatte ich bei 145x, aber auch 217x war durchaus noch gut. Ein Stern im Randbereich des Haufens sticht auffallend raus. Das Zentrum dieses Kugelhaufens ist nicht so dicht wie bei M15, die Helligkeitsverteilung ist weit gleichmäßiger. Ich durfte M2 auch im 10" Dob von Martin Helm beobachten. Keine Frage, Öffnung bringt hier deutlich was.
So, damit war mein Pflichtprogramm erfüllt, jetzt war ich frei für andere Gedanken. Martin Helm schlug M74 vor. Joo, super, mach ich doch glatt. Diese Galaxie kenn ich vorwiegend vom Messier Marathon, wo ich in der noch hellen Dämmerung Jagd drauf mache :-) Na finden tut' man's leicht, das sollte ich mir auch als "Marathonman" einmal merken: Von Eta Psc ein kleinens Stück nach Nord, und viermal so weit nach Osten... Nun, bei 40x war ein verwaschener größerer Fleck zu sehen. Bei 58x war mehr das Zentrum zu sehen, von der "Spiralscheibe" praktisch nichts mehr. Und das erinnert mich halt just an die Eindrücke von meinen am noch hellen Dämmerungshimmel, wo es halt gilt, das Zentrum der Galaxie aufzuspüren. Am "dunklen" Nachthimmel ist die M74 aber nicht wirklich viel ergiebiger mit so kleiner Öffnung. Ein nachhaltig "undankbares" Objekt für visuelle Beobachter.
In Folge machte ich mir an der Galaxie M77 zu schaffen. Auch die kenn ich eher vom Messier Marathon, ist aber weit leichter zu entdecken, weil sie ein sehr helles Zentrum hat. Viel mehr gab es auch bei der Beobachtung nicht her. Ein diffuser, ziemlich heller, nahezu sternförmiger "Kern", und drum herum ein sehr schwacher Halo, der bei höherer Vergrößerung unter die Wahrnehmungsgrenze fiel. Ich habe hier mit Vergrößerungen von 40x, 87x und 145x gespielt.
Einmal im Cetus, entsann ich mich, dass es hier einen schönen Planetarischen Nebel gibt: NGC 246. Ohne Nebelfilter kam ich da allerdings nicht mehr aus. Ich hatte keine genaue Sternkarte bei der Hand, wusste nur ungefähr, wo zu suchen sei, und ohne Filter sprang mir beim "Herumrühren" mit dem Teleskop einfach nix ins Auge. Mit UHC Filter aber sehr wohl. Bei 40x war ein blasses Scheibchen zu entdecken, mit 3 hellen Sternen, wobei der in der Mitte der Zentralstern ist. Bei 58x waren die Sterne deutlicher zu sehen, das Nebelscheibchen erschien dafür schwächer.
Mein nächstes Objekt waren die Pleiaden. Die Sterne sehen halt in einer feuchten Herbstnacht sehr "nebelig" aus, etwas zu viel. Bei anderen Beobachtungen erinnere ich mich, waren die Reflexionsnebel deutlich kleiner und schwächer zu sehen, wenn überhaupt. Der heutige Anblick war also "fake". Umso härter tat ich mir mit dem Merope Nebel, der ja normalerweise nicht soo schwierig zu beobachten ist.
Nun folgte eine kleine Pause, da Marion die Runde mit einer Schachtel Kuchen machte, um uns die Nacht zu versüßen, und natürlich wurde wieder ein bissl geplaudert. In dieser Nacht gab es auffallend viele Sternschnuppen zu sehen. Ich machte Marion darauf aufmerksam, dass man sich etwas wünschen kann, wenn man eine Sternschnuppe sieht. ;-) Aber der Wunsch muss ja formuliert werden, solange die Sternschnuppe leuchtet. Das macht die Sache natürlich sehr schwierig. Folglich, was kann man sich wünschen? "Nächste, bitte" ;-) Spaß beiseite, neben ein paar sporadischen Sternschnuppen waren wohl noch Nachzügler der Delta-Draconiden unterwegs, und andererseits bereits die ersten Orioniden.
Während der Pause hat mein Teleskop wohl zu viel Feuchtigkeit abbekommen. Die darauffolgenden Blicke, M37, und h+χ Persei als "Betthupferl", waren nur mehr ein Abklatsch dessen was ich gewohnt bin. Jedenfalls Zeit für mich, den "Rückzug" anzutreten. Ich war dieses mal nicht der Erste beim Heimfahren (das bin ich sowieso eher selten), aber auch nicht der Letzte. Günther und Marion sowie Dieter blieben noch.
Daheim angekommen, warf ich noch einen Blick zum Sternenhimmel, aber das war eher zum Abgewöhnen...
Howdii