Für das lange Wochenende hatte Günther Petz eine " S T E R N D L S C H A U N " Session am Wachtberg östlich von Gaweinstal ausgerufen. Ich versuchte noch die Leutchen zu meinem Platzl oberhalb von Schrick umzudirigieren, aber die angekündigte Gruppe war laut Günther bereits zu groß. Ok, so nahm ich am Abend des 18. Mai einmal den Weg auf den Wachtberg. Hui, selten so einen Teleskopauflauf im Weinviertel gesehen :-) Da hat sich doch wirklich ein größeres Grüppchen an Leuten eingefunden... Der Dämmerungshimmel war noch sehr hell, und der Himmel war noch reichlich von Wolken in Auflösungstendenz bevölkert, also wurde erst einmal viel getratscht. Nebenbei gab es natürlich auch schon die schmale Mondsichel mit Erdlicht und die Venus in den bereits aufgebauten Teleskopen zu bewundern. Merkur wäre nicht zu erwischen gewesen, da verstellten ein paar Bäume die Sicht.
Ich selbst hatte meinen kleinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton mitgebracht, wartete aber mit dem Aufbau des Teleskops noch etwas zu, bis ich den Polarstern am Himmel ausnehmen konnte. Dann gönnte ich mir natürlich auch zuerst einmal Blicke auf die Mondsichel, die Venus, und den Saturn. Das Seeing war diesen Abend nicht gerade berauschend. Die schmale Mondsichel bot dennoch einen reizvollen Anblick, und es war interessant, die im aschgrauen Erdlicht liegenden Teil des Mondes nach Details abzustöbern.
Langsam senkte sich die Nacht herein, die Himmelsqualität war nun schon abzuschätzen. Im Süden zog sich der Lichtschein von Wien ungut hoch hinauf, bis zum Coma Sternhaufen. Im Zenitraum waren zwar an die 6 mag hin zu verzeichnen, so konnte ich später auch M13 freisichtig erhaschen, doch allgemein war der Himmel aufgehellt, auch im Zenit nicht so dunkel wie es sein hätte können. Sicher war die Luftfeuchtigkeit nach den Regenfällen der letzten Tage hoch. Und da macht sich natürlich Streulicht extrem bemerkbar. So habe ich auch den Verdacht, dass dieser Beobachtungspunkt am Wachtberg nahe bei Gaweinstal noch von der Lichtglocke des Ortes beeinflusst wird. Ansonsten scheint mir der Platz auch nicht sonderlich gut. Man steht frei auf dem Berg, ohne Windschutz, rundum sieht man immer wieder Autos die mit Fernlicht hübsch herleuchten, und man sieht im OSO direkt auf Hohenruppersdorf hin, hat also von dort direktes Licht. Einer guten Dunkeladaption ist dies alles nicht recht zuträglich.
Ich hatte eine "ambitionierte" Liste von 19 Objekten mitgebracht, alles Galaxien in Kantenlage, "edge-on", und so nach "edge" wurde auch meine Spechtelei, ziemlich grenzwertig. Natürlich fing ich unbeirrt mit den Objekten an, die am tiefsten stehen - im Sternbild Virgo - und damit im aufgehellten Himmelsbereich. Zu dieser Zeit traten die ersten Spechtler schon die Heimfahrt an, zurück blieb quasi der "harte Kern".
Mein erstes Objekt war NGC 4517 (= NGC 4437). Mit 10.4 mag hört sich die Helligkeit nicht so schlimm an, doch bei einer Ausdehnung von etwa 10' x 1.5' gibt das schon eine recht dürftige Flächenhelligkeit von 13.1 mag/Bogenminute, einige Quellen geben gar nur 14 mag an. Dementsprechend hart war dieses Objekt gegen den aufgehellten Himmelshintergrund zu entdecken. Mein erster Verdacht bei 40x war ein nebeliges "Etwas" nahe bei einem 11 mag Sterndl. Das war wohl das hellere Zentrum der Galaxie. Ich wollte nun etwas höher vergrößern, aber 87x war schon zu viel des Guten. Bei 58x dann hatte ich etwas mehr Glück. Nun war dieses Nebelfleckerl etwas deutlicher und indirekt erhaschte ich blickweise etwas von der Längsausdehnung der Galaxie. Etwas nordwestlich ging mir noch ein weiteres Nebelfleckerl, sogar deutlicher zu erkennen, "ins Netz". Das muss wohl das helle Zentrum der Galaxie NGC 4517A gewesen sein. Auf diese Galaxie sehen wir drauf, von der Spiralstruktur war aber nichts zu erkennen. Rein vom visuellen Eindruck hätte es eine elliptische Galaxie auch sein können. Gerade wie ich dran war die beiden Galaxien aus dem hellen Hintergrund raus zu kletzeln, kam Martin Helm vorbei und guckte mal rein. Natürlich war nix zu sehen. Aber das ist eigentlich ganz normal bei mir, wenn Gäste reingucken, ist außer ein paar Sterndln praktisch nie etwas zu sehen :-)
So zum Drüberstreuen zwischen weiterem Geplauder gab's dann M13 und Jupiter ("Waschmaschinen-Seeing" - Schleudergang) und M57. Das Grüppchen wurde wieder kleiner, die Petz' rückten ab, Martin war noch da, aber auch schon am Einpacken. Und im Nu blieb ich allein zurück.
Meine nächsten Objekte waren im Sternbild Coma Berenices, und nun hatte sich dieses Gebiet schon etwas aus der Wiener Lichtglocke heraus gedreht. Also "stach" ich nochmals rein. Ich nahm mir das Gebiet von M98, M99, M100 vor. Nun war es etwas leichter, ich konnte alle der drei Galaxien schon bei 40x sicher erkennen. Bei 58x war es dann immer noch etwas grenzwertig, aber ich konnte mir doch etwas mehr rausspechtln. M98 ist von den Daten her "ähnlich" freundlich wie NGC 4517, aber hier profitierte ich schon vom etwas dunkleren Himmelshintergrund.
Mein letztes Ziel war NGC 4216. Auf dem Weg von M98 dort hin "stolperte" ich über ein weiteres Nebelfleckerl - NGC 4212 (in machen Karten eventuell als NGC 4208 bezeichnet - im NGC 2000.0 gibt's allerdings kein Objekt NGC 4208 ). Die Galaxie NGC 4216 ist in der Tat etwas "einfacher" als M98, sie hat ein sehr kleines helles Zentrum, und ist etwas kompakter, was sich in einer Gesamthelligkeit von 10.0 mag und einer Flächenhelligkeit von 12.6 mag niederschlägt.
Damit war's aber für mich auch genug. Der Himmel taugte mir nicht recht, so packte ich gegen 1 Uhr zusammen und fuhr nach Hause. Eines weiß ich sicher: Der Wachtberg wird sicher nicht mein Lieblingsspechtlplatz :-) Der Grenzwertigkeit meiner Beobachtungen könnte man ja entweder durch besseren Himmel oder durch ein größeres Teleskop beikommen, am besten natürlich beides. Aber dass ich immer ein zu kleines Teleskop dabei habe, ist ja schon hinlänglich bekannt :-)
Am Abend des 19. Mai wollte ich Merkur nachholen. Dazu begab ich mich mit Teleskop und Feldstecher um etwa 20:30 Uhr auf den östlich von Mistelbach gelegenen Waisenhausberg. Ich lugte erst einmal mit dem Feldstecher ein bissl am noch sehr hellen Himmel herum, baute dann aber meinen 5.7" Maksutov-Newton auf, sicher ist sicher. So ins Blitzblaue, ohne Vorbereitung findet man Merkur selten schnell. Also kämmte ich mit dem Feldstecher den unteren Bereich der Ekliptik ab. Sorge bereitete mir eine Wolkenschicht am Horizont. Ich müsste den Merkur unter diesen Bedingungen wohl bis 21 Uhr endgültig gefunden haben. Um 20:51 Uhr klappte es dann aber, ich hatte Merkur im Feldstecher - eh leicht sichtbar, aber nur mehr knapp über den Wolken. Sofort mit dem Teleskop drauf, ja, so "dickes halbes Aspirin" etwa, passt. Nun wollte ich sehen ob ich den Merkur auch freisichtig erwischen könnte, aber es wollte nicht sein. Und beim nächsten Blick durchs Teleskop war Merkur schon weg - von den Wolken verschluckt. Also sicher keine "grenzwertige" Sicht, aber doch eine knappe G'schicht.
Ähnlich ging es mir am Abend des 21. Mai. Nach einem heißen Tag spazierte ich mit dem 7x50 Feldstecher in der Hand auf den Hügelzug westlich unseres Siedlungsgebietes. Gegen 21 Uhr erwischte ich Merkur im Fernglas. Ich setzte ab, um die Position zum Horizont zu ermitteln, hob das Glas nochmals, ja, das ist er, hell und deutlich zu sehen. Müsst doch auch freisichtig zu schaffen sein. Gut, ich setzte das Glas wieder ab, und spechtelte mit freiem Auge in die gefundene Richtung. Nix. Nach ein paar Minuten nahm ich wieder den Feldstecher zur Hand - weg war der Merkur. Schon wieder von dünnen Wolkenschleiern verschluckt...
Und zu einem richtigen "ätsch" Erlebnis ist dann am 22. Mai die Saturnbedeckung geworden. Gewitter gab es in Mistelbach zwar keines, aber genug Wolken. Der Mond war grad mehr oder weniger verschleiert zu erkennen, von Saturn hätte man unter diesen Umständen nicht einmal nix gesehen. Mangels Beobachtungsmöglichkeit habe ich die Sache virtuell mittels des Stellarium Programms angeschaut. Da rückt der virtuelle Mond halt im Sekundentakt weiter, aber was soll's, einen Eindruck, wie es ausgesehen hätte, hat man allemal.
Howdii