Komet C/2006 P1 (McNaught) - Tagesbeobachtung

14. 1. und 15. 1. 2007, Mistelbach

Bislang war mir eine Beobachtung dieses "Sensationskometen" verwehrt. Aus beruflichen Gründen war es nicht möglich, alle nur sich irgendwie bietenden Beobachtungsgelegenheiten wahrzunehmen. Zwei Versuche, den Kometen am Morgenhimmel zu beobachten, scheiterten am mehr oder weniger bewölkten Himmel. Ein Versuch, am 12. 1. den Kometen vom Firmenparkdeck zu erwischen, war ebenso erfolglos. Die exakte Richtung war durch Häuser verstellt, ansonsten der Horizont vermutlich sowieso zu hoch. Ein Wolkenloch hätte es gegeben, aber zu weit südlich. Einerlei ob durch Wolken oder durch Häuser verstellt, den Burschen hätt' ich sowieso dort nicht gekriegt. Ob ich am 13. 1. eine Chance vergeben habe? Mag sein, dazu etwas später.

Am Sonntag dem 14. 1. begann der Tag in Mistelbach mit bedecktem Himmel. Es war richtig "finster", so dick waren die tiefen Wolken. Doch gegen 11 Uhr ein größeres Wolkenloch. Die Sonne war noch hinter einer Wolkenbank verborgen, aber ich "roch" schon, dass ich jetzt etwas tun sollte. Also raus in die Sternwarte, Dach auf, PC einschalten, Verbindung zum Teleskop aufnehmen, und per GoTo zur Sonne. Ui, tief, nur zwischen den Ästen der Bäume zu erwischen, und das Hauptteleskop sieht zur Hälfte schon die Wand der Sternwarte. Also besser durch den parallel montieren 4" APO schauen, der guckt ein bisserl höher drüber. Fokus sollte man halt finden, also noch schnell Zenitspiegel und Sonnenfilter geholt, scharfgestellt, die Sonne zentriert und per Sync nochmals die Position mit TheSky abgeglichen. Dann per GoTo die knapp 6 Grad zum Kometen.

Und nun das Warten auf eine Wolkenlücke... Mittlerweile war die große Wolkenlücke, die mich in die Sternwarte "gejagt" hatte, längst weg, und es kam ziemlich dicker Nachschub. Es gab immer wieder Lücken wo blauer Himmel durchschien, nur zogen die beharrlich westlich am Zielgebiet vorbei, oder sie gingen einfach im letzten Moment zu. Bei rasch dahinziehenden tiefen Wolken und einer höheren Schicht ist die Wahrscheinlichkeit, eine Lücke genau zu erwischen, wirklich gering.

Beim angestrengten Starren ins Okular war nie wirklich klarer blauer Himmel zu sehen. Wenn es nicht grad komplett "zu" war, gab es mindestens noch dünne Schleier, mit höchstens leicht durchschimmerndem Blau. Freilich gab es immer wieder dabei Wolkenknoten, die von der Sonne "hinterleuchtet", gleißend hell erschienen. Na da bitte soll mal einer einen Kometen 'rauskletzeln. Die Wolken wurden in der Folge immer dichter, die Lücken weniger. Ich hatte nun eine längere Wartezeit, bis ich die Ausweglosigkeit einsehen musste, und gegen 1 Uhr mittags das Dach der Sternwarte wieder schloss.

Eine allerletzte Chance wollte ich noch am Abend wahrnehmen. Ich verlud dazu meinen kleinen 5.7" Maksutov-Newton ins Auto, ebenso Feldstecher und Notebook, und fuhr auf den Waisenhausberg östlich von Mistelbach. Naja, am Horizont gab es ein paar Wolkenstreifen, nach Sonnenuntergang wollte ich halt schauen, ob ich den Kometen vielleicht doch noch erwischen könnte. Aber erstens zu viele Wolken am Horizont, zweitens zu viele Leute, die grad vom Spaziergang bei mir vorbei zu ihren Autos gingen. Bis ich wieder einmal die Situation am Notebook checken konnte, musste ich einsehen, dass der Komet auch schon untergegangen war. Wieder nichts... Als ich grad beim Einpacken war, kam ein Auto und blieb stehen. Der Fahrer stieg aus, und erzählte, dass es gestern so super gewesen sein soll, er hätte den Schneeberg so klar gesehen, und auch fotografiert. Nun, Schneeberg und klarer Horizont zum Kometenschau'n sind zwar zweierlei, aber mag sein, dass ich da etwas verpasst habe. Von daheim aus hatte es ja eigentlich nicht so nach "Kometenhimmel" ausgesehen...

Nach einer Nacht mit eher wenig Schlaf (musste das kleinste Zimmer des Hauses mehrfach aufsuchen...) dann am nächsten Morgen strahlend blauer Himmel, kein Wölkchen zu sehen. Ha! Aber jetzt! Das ist wirklich meine allerletzte Chance, den Kometen wenigstens am Taghimmel noch zu sehen.

Gegen 11 Uhr vormittags öffnete ich das Dach der Sternwarte. Erst macht der PC Faxen, und wollte nicht starten, aber nach etwa 10 Minuten war er doch noch zur Arbeit zu überreden. Damit stand einem Sichtungsversuch nichts mehr im Wege, oder sagen wir halt "fast" nichts mehr. Der Komet war nämlich nun schon südlicher als die Sonne, und das bedeutete, dass ich noch tiefer in den Bäumen zwischen Stämmen und Ästen danach suchen würde müssen.

Wie schon am Vortag wurde zuerst an der Sonne fokussiert, und dann ging es per GoTo die paar Grad zum Kometen. Als ich mich vorsichtig dem Okular näherte, leuchtete es grell heraus. Häh? Ich bin doch definitiv weg von der Sonne! Aber ein heller Reflex machte sich im Okular bemerkbar, so hell, dass man erstens fast nicht reinschauen konnte, und zweitens hätte man so sowieso niemals etwas sehen können. So bastelte ich an einer "Taukappenverlängerung", was aber nicht so einfach zu bewerkstelligen war. Bis ich den Reflex weg hatte oder zumindest soweit gedämpft, dass man es aushielt, musste ich fast das halbe Objektiv des Refraktors abdecken.

Während ich das Blickfeld wieder musterte, bemerkte ich, dass man mit etwas schrägem Einblick den Reflex wenigstens an den Rand des Bildfeldes verlagern konnte. So, und wo ist nun der Komet? Das Bild war voll mit defokussiertem Geäst. Einige Minuten lang untersuchte ich das Feld, ob da etwas wäre, und auf einmal blieb mein Blick auf einem sternförmigen Bemmerl hängen. Hurra! Das ist er also! Aber etwas gar wenig, grad nur der "Kern"... Mit der Zeit gelangte der Komet in ein etwas größeres "Loch" zwischen dem Geäst, und in den besten Augenblicken konnte ich die Koma mit den zwei "Hörnern", also den Schweifansatz, erkennen.

Als der Komet dann immer mehr hinter dem Astgewurle verschwand und nur mehr selten zu sehen war, ließ ich es gut sein, und fuhr mit dem Teleskop Venus an. Klein, gleißend hell, "Vollvenus" praktisch. Nun, so hell wie Venus habe ich den Kometen nicht empfunden, aber sicher war sein Licht durch das Astwerk abgeschwächt. 

Einen letzten interessanten Versuch wagte ich an Merkur. Das Teleskop fuhr zumindest mal zu einem Punkt, der weitgehend frei von Geäst war. Hm, aber wo ist da Merkur? Nachdem ich schon das Feld mehrfach abgesucht hatte, wollte ich aufgeben. Immer wieder flogen aber irgendwelche Dinger durch das Feld. Und just so ein Zeug, dem ich mit dem Auge folgte, brachte die Entscheidung - mein Blick blieb an einem wunzikleinen Scheibchen, urschwach im Kontrast zum hellen Himmel, hängen. Also auch diese Beobachtungsaufgabe letztlich erfolgreich.

In der Sonne war es sehr warm, obwohl nur 5° C Außentemperatur. Und eigentlich hatte ich jetzt mein Glück wirklich in Anspruch genommen. Bald nachdem ich die Sternwarte wieder geschlossen habe, war der Himmel mit Schleiern übersät...

Howdii