Im Laufe der Woche bahnte sich ein Hoch an. Es hätte schon am Donnerstag sicher eine schöne Sternennacht über dem Hochnebel gegeben, doch ich hatte erst am Freitag Zeit dafür. Mit Walter haben wir die Brunnalm als Standort vereinbart, um mit Sicherheit über dem Nebel zu sein - die Brunnalm ist doch fast 100 Meter höher als die Ebenwaldhöhe. Zudem hatte Walter schon zwei sehr gute Nächte auf der Brunnalm erlebt. Eigentlich wäre geplant gewesen dass Walter Kranl mit mir mitkommt, jedoch ergab sich die Sache anders, dafür kam kurzfristig Stefan Unger mit.
Um 17 Uhr verließ ich meinen Arbeitsplatz und steuerte Steve an. Seine Ausrüstung war recht schnell verladen, und los ging es die rund 130 Kilometer zur Brunnalm. Wir kamen dort ein paar Minuten vor 19 Uhr an. Wah! Die Sterne "erschlugen" uns fast, wie wir aus dem Auto stiegen. Die Milchstraße wunderbar zu sehen. Wir freuten uns schon auf eine superfeine Nacht. Da hörten wir ein Auto die Straße heraufkommen, und richtig, es war Walter, der knapp nach uns eintraf.
Da es recht frisch war, legte ich zunächst wärmere Kleidung an. Dann wurden die Instrumente aufgebaut. Während Walter noch mit seinem fotografischen Setup beschäftigt war, begann ich schon an einer harten Nuss zu knabbern. Ich hatte mit meinem 5.7" f/6 Maksutov Newton ja nur eine bescheidene Öffnung zur Verfügung. Steve mit seinem kleinen Pentax APO aber noch weniger, der konnte mir sicher dabei nicht helfen...
Die angesprochenen "Nuss" war Pal 2 im Fuhrmann. Die visuelle Helligkeit ist mit 13 mag angegeben, der Durchmesser mit knapp 2'. Nachdem dieser Kugelhaufen normal mit etwas größerer Öffnung in Angriff genommen wird, war mir schon bewusst, auf was ich mich da einlassen würde. Bei Kugelhaufen gibt's auch keine "Zaubertricks" mit Filter, die mir bei Planetarischen Nebeln doch vielfach helfen. Um es kurz zu machen, die Uranometria Karte weist das Objekt zwar aus, aber schwächere Sterne zur genaueren Lokalisierung fehlen. Daher war es schon einmal schwierig für mich, die Position zu erraten. Indirekt muss man ja doch recht genau drüberstreifen, wenn man ein sehr schwaches Objekt "entdecken" will. Ich hatte zwar eine Karte mit dem Objekt und Umgebungssternen aus dem Internet ausgedruckt und mitgenommen, konnte aber die Sterne nicht wirklich zuordnen. Das war also auch nicht wirklich hilfreich, weil hier die Sterne wieder viel zu tief gingen... Nun, was ist dabei rausgekommen? Hm, ein paar mal, sehr vage, hatte ich bei 87x den Eindruck, das da etwas Nebeliges sein könnte. Zumindest schien es immer an der selben Stelle zu sein. Ich war dennoch wenig sicher. Etwas mehr Aufschluss hat die Recherche daheim erbracht. Im Planetariumsprogramm TheSky findet man statt Pal 2 an etwa der betreffenden Stelle eine Galaxie MCG +05-12-01 verzeichnet. Wenn man aber ein RealSky Bild des digitalisierten DSS über die Karte des Planetariumprogrammes legt, ist da eindeutig knapp daneben der Kugelhaufen, und keine Galaxie zu finden. Die Galaxie ist also eine Fehlinterpretation. Jedoch, wenn ich die Sterngrenzgröße limitiere, so wie ich sie gesehen habe, passt die Position doch etwa hin, wo ich mein Nebelfleckerl gesehen habe. Naja, deswegen wird eine vage Beobachtung nicht sicherer. Das nächste Mal bin ich aber besser vorbereitet, weil ich die Umgebung nun schon besser kenne, und auch die Position des Objekts. Und irgendwann wird doch mal die Bestätigung mit größerer Öffnung gelingen.
Lästig war, dass die kurzbrennweitigeren Okulare, wenn man etwas näher dranging, sofort beschlugen. Das zog auch immer wieder Unterbrechungen nach sich, weil ich das Okular erst in der Hand anwärmen musste. Nach der ziemlich anstrengenden "Augengymnastik" mit Pal 2 ging es nun erst einmal mit einfacherer Kost weiter:
M35 und NGC 2158 schön zu sehen, wobei der "kleinere" NGC 2158 bei 40x, knapp an der Auflösungsgrenze, wie feinster Sternenstaub aussah.
Bei M37 fiel im "Zentrum" ein hellerer gelblich-oranger Stern auf, der in nettem Farbkontrast zu den restlichen weißen Sternen erschien.
M36 zeigte indirekt noch etliche schwächere Sterne, und bot somit einen durchaus netten Anblick. Normal fristet dieser etwas sternärmere Haufen gegen seine reicheren Nachbarn M37 und M38 gewissermaßen ein Aschenputteldasein.
M38 und NGC 1907 boten ebenfalls einen hübschen Anblick, wobei NGC 1907 bei 40x indirekt durchaus schon auflösbar war.
Beim Schwenken des Teleskops blieb mein Blick auf einem kleinen Nebelfleckerl hängen: ein alter Bekannter, NGC 1931 - ein Grüppchen aus drei Sternen eingebettet in Nebel.
Weiter mit Genuss-Spechteln: M42 - mein erster Eindruck bei 40x: hübsch, auch der Ring im Süden geschlossen zu sehen, ohne Nebelfilter, aber mir ist der Orionnebel doch irgendwie anders in Erinnerung, ich denke ihn im 5.7" Maksutov-Newton schon besser gesehen zu haben. Auch der Apeman in der Nebelgruppe NGC 1973/75/77 war nur schwach angedeutet. Mit UHC Filter sah die Sache aber auch nicht viel besser aus.
Ein Blick zum Himmel machte deutlich, dass sich die Horizontaufhellung vom Süden sehr weit nach oben zog, und der Himmel insgesamt etwas stumpfer geworden war. Da machte ich mir schon relativ wenig Hoffnung auf das "Knacken" weitere harte Nüsse...
Beim Flammennebel NGC 2024 war dann die Ernüchterung bestätigt. Ohne Nebelfilter noch am besten, mit UHC weniger deutlich, mit H-Beta auch nur schwach zu sehen. Kein gutes Indiz für Jagd auf den Pferdekopfnebel. Der Nebelstreifen IC 434 war gar nicht zu entdecken. Walter meinte der UHC Filter wäre besser, und er versuchte sich damit am Pferdekopfnebel, und meinte, den Dunkelnebel ein paar Mal erwischt zu haben. Orion war aber noch nicht im Meridian, so warteten wir noch ein bischen ab.
Weiter ging es mit dem Rosetten-Nebel.(NGC 2239/44). Der südliche Teil (NGC 2244) war deutlicher zu sehen, der nördliche (NGC 2239) wie gewohnt etwas weniger ausgeprägt. Durchaus gut als geschlossenen Ring konnte man den Rosetten-Nebel im kleinen Pentax APO sehen. Ok, die hier doch gute Beobachtung zeigt, dass die Himmelsaufhellung bis in diese Höhe nicht mehr so stark zu merken war.
Uije, wie man aus der Übung kommt... Zur Aufsuche des Weihnachtsbaumhaufens NGC 2264 brauchte ich den Karkoschka, so what... Meine spezielle Suche galt natürlich dem Konusnebel. In Erinnerung hatte ich ihn als pechschwarzes Stricherl an der Spitze des Weihnachtsbaumes. Soviel ich auch bei 44x herumspechtelte, mehr als eine vage definierte Kante wollte mir nichts ins Auge springen. Walter hingegen meinte, der Konus wär' doch eh da. Ich steigerte die Vergrößerung auf 58x. Walter meinte, nun wäre der Konus viel besser. Na, das wollte ich auch sehen. Ja, prinzipiell schon, der Konus war breit auffächernd zu sehen, doch nicht wirklich so, dass ich diesen Dunkelnebel entdeckt hätte, wenn ich nicht gewusst hätte was ich suche.
Hoppla, was ist den das? Vom Süden zog ein Wolkenstreifen herein, und es sah eher so aus wie wenn "Nachschub" kommen würde. Zum Glück löste sich dieses Gewölke wieder auf. Doch es schien als wenn etwas zurückgeblieben wäre: Der Himmel war nun bis in den Zenitbereich aufgehellt, selbst der Nordhimmel wirkte irgendwie matt.
Wir starteten noch einen letzten Versuch den Pferdekopfnebel zu beobachten. Wiederum ging ich gleich mit dem H-Beta Filter zu Werke. Aber Fehlanzeige, obwohl Orion nun höher stand, war für mich nichts besser. Ich gab auf. Walter hingegen meinte, den Dunkelnebel doch wieder ein paar Mal als Unterbrechung des Nebelstrips IC434 gesehen zu haben. Ich guckte zwar noch einmal, aber das wollte sich mir nicht erschließen. Schlechten Tag erwischt, nicht ganz ausgeschlafen, die Nebelfahrt auf der Autobahn hat sicher auch das ihre beigetragen, und vielleicht hab ich schon zu viel Energie bei der Suche nach Pal 2 verschwendet...
Einen letzten Blick wollten wir auf Saturn werfen. Kurios, es sah aus als wenn der Saturn auf einer Wasseroberfläche schwimmen würde, und sich der Ring sanft im Rhythmus der Wellten wiegt. So habe ich das auch noch nie gesehen... Das Seeing war aber so tief unten mehr als bescheiden, das war mit freiem Auge auch festzustellen.
Das war's jedenfalls, es war für Steve und mich Zeit, den Heimweg anzutreten. Walter wollte bleiben, und doch weiter fotografieren. Insgesamt war ich ein bisserl enttäuscht von dem Brunnalmhimmel. Ich habe nun offenbar das generelle Pech, dass gleich gar nix geht, abgeschüttelt, doch eine wirklich feine Nacht war mir auch diesmal nicht vergönnt. Zumindest eines scheint festzustehen. Die Brunnalm kann sehr gute Bedingungen bieten, doch der Süden ist anfällig, bei Dunst macht sich die Himmelsaufhellung dann ungut bemerkbar.
Howdii