"Vernebelte Sterne"

26. 11. 2006, Ebenwald

Gegen das letzte November Wochenende hin gewann ein Hoch an Einfluss im Wettergeschehen. Hochdruck bedeutet üblicherweise in den Niederungen beständigen Hochnebel, über der Nebeldecke jedoch Sonnenschein und blauen Himmel. Eigentlich wäre ein astronomischer Spechteleinsatz schon am Samstag (25. November) geplant gewesen. Doch das Satellitenbild zeigte Wolken, mögen es auch dünne gewesen sein, die den Sonnenschein kaum trübten. Sterngucker brauchen jedoch klaren Himmel.

Am Sonntag sah das Satellitenbild dann weit erfreulicher aus. Die verbreiteten Nebelzonen, sonst nichts. Nachdem Walter privaterweise das schöne Wochenende über dem Nebelmeer genoss, plante ich allein ein Unternehmen. Es gab aber eine Absprache mit den "Unger-Brothers". Also packte ich am frühen Nachmittag meinen 18" Dob ins Auto, und fuhr alsbald los Richtung Ebenwaldhöhe, um noch in der Dämmerung aufbauen zu können.

Die Anfahrt gestaltete sich anfangs so wie erwartet: Hochnebel, teilweise mehr oder weniger heftiges Nieseln. Nach Thenneberg hörte das Nieseln auf, und nach Hainfeld zeigte die Nebeldecke Löcher, fallweise war blauer Himmel zu sehen. Das beunruhigte mich ein wenig. Lieber wären mir "stabile Verhältnisse" gewesen. Jedenfalls kam ich bei klarem Himmel oben am Parkplatz der Ebenwaldhöhe an. Bei der Auffahrt hatte es starken Ausflügler-Gegenverkehr gegeben. Da waren schon einige "Künstler" dabei, die just an der jeweils engsten Stelle den Gegenverkehr abwarteten...

Mein 18" Dob war schon aufgebaut, als die Unger Brüder eintrafen. Sie hatten beim Gh. Gaupmann einen Zwischenstop eingelegt. Im Osten sah man noch ein paar Wolkenstreifen in "Augenhöhe". Im Mondlicht konnten wir aber bald feststellen, dass sich diese Nebelstreifen tiefer gesetzt hatten. Da war also keine Gefahr in Sicht. Dennoch war es ziemlich feucht.

Erste Panne: Uije, ich hatte meinen Justierlaser vergessen. Zum Glück konnte Steve aushelfen. Das ging also grad noch mal gut. Steve suchte dafür einen Sechskantschlüssel, um die Polhöhe seiner G11 einstellen zu können... Also irgendwie war schon der "Wurm" drin, in dieser Spechtlsession, bevor sie noch richtig begonnen hatte. Wir ließen uns am Anfang aber Zeit, nach Monduntergang wollten wir dann richtig loslegen.

Während ich grad mein Jausenbrot verspeiste, bekamen wir plötzlich vierbeinigen Besuch. Ein lieber kleiner schwarzer Wuffi stand plötzlich da und sah mich erwartungsvoll an. Eine Hundemarke hatte er, also war er wohl irgendwo ausgebüchst, und hatte den Schinken wohl gerochen :-) Der Kofferraum meines Autos war auch höchst interessant, lagen doch die zusammengeknüllten "Silberpapierln" drin...

Ich startete nun zur Beobachtung, zum "Warmspechtln" halt. Dazu wollte ich die Galaxie NGC 7331 einfangen. Das gestaltete sich schwieriger als ich gedacht hätte. Hm, als wenn ich noch nie mit dem Dob beobachtet hätte... Einerseits hat der 11x55 Sucher ein engeres Feld, auf das ich mich immer erst einstellen muss, und anstatt ich den 7x50 Feldstecher in die Hand genommen hätte, rührte ich eine Zeitlang mit dem Teleskop am Himmel herum. Das "Pendeln" zwischen Teleskop und Sternkarte war auch erschwert, weil immer wieder der Wuffi dazwischen rumwuselte. Der wollte einfach nicht weg gehen. Ich fürchtete schon dass mir der "bleiben" könnte, und ich ihn dann noch zur nächsten Polizeidienststelle bringen müsste...

Die Galaxie hab' ich irgendwann doch gefunden, nachdem ich alle Sterne in der Umgebung schon auswendig kannte ;-) Der Himmel war ja trotz Mondlicht nicht soo schlecht - alle Sterne im kleinen Wagen, und die Milchstraße gut zu sehen. Im Okular war der Himmelshintergrund aber doch merkbar aufgehellt, was das Erkennen von schwachen Begleitgalaxien angeht. Zumindest NGC 3735, 3737 und 3740 konnte ich relativ leicht finden.

Nächste Station war Stephan's Quintet. Durch den aufgehellten Himmel erkannte ich die Gruppe bei 90x erst aufs zweite Hinsehen. Wie üblich waren bei höherer Vergrößerung dann relativ leicht vier Galaxien erkennen, wobei ich die NGC7318A/B nicht trennen konnte. Das hätte wohl noch höhere Vergrößerung erfordert. Es war feuchter geworden, der Himmel m. E. etwas dunstiger und damit heller.

Da Steve bei jedem neu ankommenden "Astroauto" losstapfte, um nach einem passenden Sechskantschlüssel Ausschau zu halten, brachte er mir Kunde von starker Konkurrenz, da drüben würde grad ein 20" Dob aufgebaut. Na schön, schau ich mir doch gerne an, und so marschierte  ich selbst hin, um keinen Unbekannten zu treffen... Fesches Ding, Thomas' neuer 20" Dob. Zum Durchschau'n reichte es nicht. Thomas war noch mit dem Aufbau beschäftigt, da schlich ein flacher Nebelstreifen den Hang herauf, und schwupp, war er auch schon über uns hinweg.

Ich spazierte wieder zurück zu meinem Dob. Wuffi war auf einmal weg. Natürlich hatte die feuchte Nachtluft einiges erledigt. Sucher und Telrad waren schon leicht beschlagen. Ich wärmte das Sucherobjektiv mit den Händen - kühles Vergnügen für die Hände...  Mittlerweile klärte sich auch die Sache mit dem kleinen vierbeinigen Ausreißer. Sein Herrl kam mit Stirnlampe vom Süden daher, Wuffi brav neben ihm. Bei uns gab es zum Abschied noch Schwanzwedeln :-)

Bis ich die Frontlinse des Suchers beschlagfrei hatte, hörte man von den anderen Spechtlern Raunen, und wirklich, im Westen stand eine Nebelwand. Richtig, es war leichter Wind von West aufgekommen, und hatte damit die Ordnung "Nebel unten, oben klar" in Unordnung gebracht. Die Nebelwand kam näher und näher. Erst hatten die Sterne einen leichten "Weichzeichnereffekt", dann war zwar die Milchstraße noch zu sehen, aber die Sterne schon "dicke Patzen", dann ging langsam das Licht von oben aus, bis wir komplett im dichten Nebel standen, und man kaum vom Auto bis zum Teleskop sah. Natürlich war jetzt sogar der Hauptspiegel meines 18" Dobs beschlagen... Der Spechtelabend war damit gelaufen - noch vor Monduntergang. Es hieß einpacken.

Eine Pleite mehr, heuer, dieser Einsatz. Aber was soll ich schimpfen - da sind andre auf die Ebenwaldhöhe raufgefahren, und der Nebel hat sie erreicht bevor das Instrument noch richtig fertig aufgebaut war. Ich hab' wenigstens ein bisserl durchgeschaut... Auf was ich mich aber wirklich gefreut hätte: Auf Saturn. Das Seeing wäre nämlich ausnehmend gut gewesen.

Howdii