Wir wurden ja im Internet schon wochenlang mit Fotos vom "Bröselkometen" versorgt. Vermutlich deswegen juckte es mich nicht wirklich, den Burschen auch visuell zu beobachten. Allein, der Vorbeigang des Kometen an M57 dürfte Walter wachgerüttelt haben. Er kontaktierte mich schon am Abend des 11. Mai. Ich war aber ziemlich müde, und meine Augen waren stark belastet, so zog ich die Nachtruhe vor. Walter meinte, das Wetter sollte noch halten, probieren wir's halt in der nächsten Nacht.
So rückte dann Walter in der Dämmerung des 12. Mai mit "Sack und Pack" aus nach Altenmarkt. Ich war zu dieser Zeit auf dem Heimweg von der Arbeit. Daheim angekommen, musste ich erst einmal Ephemeriden aus dem Internet "saugen", um das Planetariumsprogramm damit zu versorgen. Mir war schon klar, ohne genaue Position würde man diesen Kometen nicht finden, gerade wenn dazu noch der Mond fast voll vom Himmel leuchtet. Nebenbei "checkte" ich auch routinemäßig das Satellitenbild im Internet. Und o weh, da hatten sich über dem Mühl- und Waldviertel Wolken "aus dem Nichts" gebildet, die nun beharrlich nach Osten vorrückten. Anhand des Tempos, das die Wolken drauf hatten, rechnete ich mit eher baldigem Ende der Beobachtung, noch bevor sie richtig begonnen hätte. Anstatt auszurücken, rief ich Walter an und informierte ihn von der Situation. Ich selbst wollte noch zuwarten. Zeit wäre ja genug gewesen bis zum Beginn der Morgendämmerung.
Im Halbstundentakt prüfte ich erneut das Satellitenbild, und kam schließlich zu der Erkenntnis, dass ich gar nicht mehr rausfahren bräuchte. Das bestätigte auch Walter am Telefon, an seinem Standort waren die Wolken schon bis zum Zenit vorgedrungen. Zwar aufgelockerte Bewölkung, aber störend genug. Im östlicher gelegenen Mistelbach war der Himmel zu dieser Zeit noch wolkenfrei. Deshalb versuchte ich mein Glück daheim. Gesucht haben wir das Fragment "C", für das die Hauptephemeride gilt, dieser Brocken dürte aber zu diesem Zeitpunkt gar nicht mal das hellste "Bröserl" gewesen sein - Fragment "B" war angeblich 5 mag hell, und ein einfaches Feldstecherobjekt.
Von der Sternwarte aus würde ich den Kometen nicht kriegen, da steht der Ostgiebel im Weg. Also suchte ich im Schatten meiner Sternwarte Deckung vor dem Mondlicht, und baute daneben meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton auf. Da bimmelte grad wieder mein Handy. Walter hatte den Kometen nach längerer Suche gefunden, und ihm war schon ein Foto gelungen. Ich hingegen rührte mit dem Teleskop am Himmel herum, wo der Komet nach Erinnerung - hätte es doch grad vorher im Planetariumsprogramm gesehen - sein sollte. Doch wenn man ein Hirn wie ein Sieb hat, funktioniert das nicht. Also sprintete ich ins Haus, und holte das Notebook. Ich stellte es so auf, dass es mich am Teleskop nicht direkt blenden konnte. Nun, kein Wunder dass man den Kometen nicht so einfach finden würde, er stand in einem relativ "anonymen" Gebiet im Sternbild Vulpecula. Mit Hilfe des Planetariumsprogramms war es dann leichter. Ich wählte den Stern ζ Cygni als Ausgangspunkt, und kaum hatte ich mich im Sucher richtig orientiert, und das Teleskop ungefähr dorthin positioniert wo ich den Kometen vermutete, hatte ich auch schon etwas "Verdächtiges" im Okular. Ich steigerte die Vergrößerung auch 87x. Aha, das war er also, der Komet "Schwachmann". Sobald ich den Kometen sicher identifiziert hatte, klingelte ich wieder bei Walter an. Er hatte grad Zwangspause aufgrund von Wolken. Aber die Situation schien nicht hoffnungslos für weitere Fotos.
Nun sah auch ich schon Wolken am Westhimmel, und beeilte mich, noch etwas genauer zu beobachten. Ich steigerte die Vergrößerung auf 116x, und dann noch auf 145x. Zu erkennen war eine schlanke, etwa dreiecksförmige Koma mit kurzem, ca. 2 Bogenminuten langem Schweifansatz nach Südwesten zu. Der "Kern" wirkte bei indirektem Hinsehen sternförmig, war aber hell genug für direktes Sehen. Dabei war es nur eine doch recht starke zentrale Verdichtung, aber nicht sternförmig. Eine Helligkeitsschätzung wage ich aufgrund der noch tiefen Stellung am Himmel und der Aufhellung des Himmels durch Stadtlicht und Mondlicht nicht. Damit hatte ich genug, und baute mein Teleskop wieder ab. Es wäre auch hinsichtlich der Wolken nicht mehr lange gegangen.
Wieder im Haus macht ich mir grad Notizen, als Walter nochmals anrief. Ich checkte kurz das Satellitenbild, und sah dass die Wolken mehr gegen Süden abrückten. So meinte ich, dass für ihn die Chancen bis zur Morgendämmerung noch einige Fotos machen zu können, nicht so schlecht wären. Für mich war's aber nun Zeit für die Heia...
Howdii