Vom 2. Mai an ergaben sich einige klare Nächte, wovon ich schon die erste fotografisch nutzen konnte, die zweite Nacht teilweise zu einem Teleskoptest. Sozusagen zum "Aufwären", da ich von zwei Sternfreunden gebeten wurde, diverse ihrer Teleskope im Startest zu bewerten. Die Prognose ließ weiterhin auf klare Nächte schließen, so planten wir diese "Session" für Freitag, den 5. Mai. Die Nächte wurden in der Folge immer dunstiger, und am Freitag wurde es auch von den Wolken her noch knapp, da sich in der Nacht bereits ein Wetterumschwung ankündigte. Doch alles der Reihe nach...
Ich traf in der Dämmerung auf der Sophienalpe ein, wo schon geschäftiges Treiben herrschte. Alsbald baute auch ich meinen kleinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton auf, den ich als "Referenzoptik" mitgebracht hatte. Zu Beginn wurde einmal zwanglos Saturn bespechtelt, wo sich gutes Seeing schon abzeichnete. Mittlerweile war auch Walter eingetroffen, der sich's nicht entgehen lässt, wenn Startest am Programm steht. Der Himmel wirkte extrem matt und aufgehellt. Da tat der Mond, praktisch im Ersten Viertel, sein's dazu. So waren grad mal Sterne bis 2. Größe zu sehen. Selbst der Mond leuchtete nur gelblich vom Himmel, so dunstig war es..
Alsdann wurden die gerade aufgebauten Geräte "in die Mangel" genommen. Startest hin oder her, Jupiter zwar noch tief im Südosten, sollte als Anschauungsobjekt herhalten. Also alle Rohre schwenken auf Jupiter. Beim Blick durch meinen Maksutov-Newton war ich sehr überrascht, auch an dem tief stehenden Jupiter ausnehmend gutes Seeing anzutreffen.
In der Folge entwickelte sich ein interessantes "Match" zwischen meinem 5.7" Maksutov-Newton und einem Meade 10" Schmidt-Cassegrain, die größte Öffnung im Test. Erst einmal war mein "Kleiner" nicht zu schlagen. Harter Kontrast, feine Details. Wir wussten aber vom Startest her, dass das 10" SC nicht perfekt justiert war. Dieser Mangel wurde mit Walters Hilfe an Ort und Stelle korrigiert, und schon war ein Riesenunterschied im der Abbildung des 10" SC zu erkennen. Bei zirka 180x gab es einen feinen Jupiter zu bewundern, der fallweise "stand". Die Helligkeit war im Zehnzöller grad angenehm, kein Wunder, durch die geringe Höhe und den Dunst sah Jupiter stark gelblich aus, nicht strahlend weiß, wie man es sonst gewohnt ist. Unter diesen Umständen merkte man, dass es meinem 145 mm Röhrl schon etwas an Licht mangelte. Nun war der Zehnzöller bei den Details vorn. Dabei hatte mein 5.7" Maksutov-Newton - um ja möglichst wenig Licht zu verlieren - ein monozentrisches 5 mm Okular im Auszug. Am Zehnzöller kamen wir mit einem 5-linsigen 15 mm Okular durch. Daraus ist schon abzulesen: der Maksutov-Newton arbeitete mit 0.8 mm Austrittspupille eindeutig schon im "Planetenbereich", den Zehnzöller haben wir mit rund 1.4 mm Austrittspupille noch nicht aus der Reserve gelockt.
Und bevor wir noch viel weiter vergleichen konnten, zogen von Südost her die ersten Wolken herein. Es war aber nur eine Wolkenbank, die es kaum bis zum Zenit schaffte, wo sie sich auflöste. Es blieb aber nicht bei der einen Wolkenbank. Viel mehr als Arktur für weitere Startests, der Mond und ab und zu ein Blick auf Jupiter durch meinen 5.7" Maksutov-Newton (so es die Wolken gerade zuließen) blieb uns als Auswahl meist nicht übrig.
Als Jupiter höher stand und etwas mehr Licht "hergab", konnte mein 5.7" Maksutov-Newton wieder aufholen in der Detailsichtbarkeit, und schenkte praktisch nichts mehr her, was wir im Zehnzöller zuvor schon gesehen hatten. Viele feine Bänder, vor allem zwischen SEB und NEB, etliche Knoten im NEB und Fahnen vom NEB ausgehend gab es zu bewundern. Ein kurioser Jupitervergleich allemal. Nicht ganz regulär. Typischerweise ist die Jupiterhelligkeit schon im 5.7" Teleskop mehr als ausreichend, dass ich bei derart gutem Seeing eher zum 4 mm Okular greife. In einem 10" Teleskop ist dann klarerweise Jupiter schon blendend hell, das kann feine Details überstrahlen. In dem Fall geht man normalerweise mit der Vergrößerung rauf, man treibt damit aber auch die Optik in einen Bereich, den nicht jede Optik einwandfrei mit macht. Vielleicht ergibt sich unter regulären Bedingungen nochmals die Chance auf ein "Match". Dass der Zehnzöller letztlich doch mehr Details zeigen müsste, steht ihm auch von der Papierform her zu. Für diese Nacht hatten wir jedenfalls mit beiden Teleskopen unseren Spaß an Jupiter.
Unser Treiben dauerte bis etwa 3 Uhr. Der tief stehende Mond leuchtete vor dem Untergang in einem dunklen Kupferrot, fast wie bei einer Mondfinsternis. Ohne Mond waren nun Sterne bis ca. 3. Größe auszumachen. Doch unter solchen Bedingungen sind sogar helle Kugelsternhaufen nur matte Sachen. Daher zogen wir es vor, nach Hause zu fahren. Es war sowieso erst einiges an "Astrogerümpel" zu verstauen, bevor wir den Beobachtungsplatz verlassen konnten...
Howdii