Ein hellerer Komet am Morgenhimmel! Das heißt Spechtelalarm! Nur passt es erstens so gar nicht zu meinen Schlafgepflogenheiten, und zweitens war das Wetter ziemlich lausig. Dementsprechend hatte ich schon in der ersten März-Woche einige Nächte mit Schlafunterbrechungen, zu einem Einsatz reichte es aber nie - wetterbedingt.
Am Morgen des 7. März war es dann erstmals so weit: Beim Blick aus dem Fenster "knallte" mir Jupiter am Südhimmel entgegen, im Südwesten und im Zenitraum waren Sterne zu sehen, im Osten allerdings kaum. Gut, so genau kann man das vom meinem Fenster aus nicht beurteilen, geht der Blick dabei doch über den lichtverschmutzten Stadthimmel. Ich schlüpfte also in die warmen Klamotten und machte mich daran, alles Notwendige im Auto zu verstauen. Dann fuhr ich hinaus, um auf einem Hügel direkt westlich von Obersulz Stellung zu beziehen. Der Weg war verschneit, ich zog die erste Spur in den Schnee, aber die Auffahrt war kein Problem. Wie ich aus dem Auto stieg, rümpfte ich gleich einmal die Nase. Nicht nur, dass mir bei -6° C ein eisiger Wind aus West um die Ohren wehte, zog sich von Nordost bis Südwest eine Wolkenbank dahin, die bis halbhoch zum Zenit reichte. Das Zeug bewegte sich auch noch parallel zum Horizont, so dass maximal eine Chance auf Wolkenlücken zu erwarten war. Um es etwas gemütlicher beim Abwarten zu haben, drehte ich erst das Auto mit der Front in den Wind, und suchte Schutz hinter der geöffneten Heckklappe. So war es auszuhalten. Mit dem Feldstecher in der Hand wartete ich also auf Lücken im Gewölk, die es da und dort gab. Ich versuchte mit zu orientieren, doch es gab zu wenige Anhaltspunkte. Dann gegen 5 Uhr auf einmal doch mehr klarer Himmel, ich konnte Teile der Sternbilder Schwan und Adler sehen. So war anhand des Sommerdreiecks zumindest eine erste Orientierung möglich. Irgendwann habe ich sogar das Sternbild Pfeil erspäht.
Es war mittlerweile schon 5 Uhr vorbei, und die Dämmerung hatte bereits merkbar eingesetzt. Da ging wieder eine Wolkenlücke auf. Ich hob den Feldstecher, und hatte die markante Sterngruppe des Delphins im Blick. Ah, jetzt aber... Beim Abschätzen der Position, wo der Komet stehen sollte, stieß ich alsbald auf ein nebeliges Fleckerl, gar nicht so schwach. Aha! Vielleicht schnell noch ein Foto? Mehr als die Digiknipse aufs Stativ zu setzen war nicht drin. Zudem musste ich erst noch die Belichtungseinstellungen anpassen. Bis es soweit war dass ich abdrücken konnte, war die Wolkenlücke schon wieder dahin...
Wieder daheim bemühte ich das Planetariumsprogramm am PC, um die Beobachtung abzusichern. Ich wurde stutzig, da die schwächsten Sterne, die ich sehen konnte, grad mal 6 mag hell waren. Wie hätte ich da einen Kometen, der gegen 7 mag sein soll, sehen können? Mein Verdach fiel auf ein relativ eng stehendes Sternenpaar in unmittelbarer Umgebung, das ich eventuell am schon heller werdenden Dämmerungshimmel nicht mehr trennen konnte und für den Kometen gehalten hätte...
Die Nacht vom 7. auf den 8. März war erneut klar, und blieb es auch bis zum Morgen. Diesesmal hatte ich bei meinem morgendlichen Einsatz mehr Glück. Ich war schon eine halbe Stunde früher draußen, auf demselben Hügel. Die Auffahrt war schwieriger, weil die Spuren vom Vortag angetaut waren und nun eisglatt. Bei -7° C und einem steifen Wind aus Nordwest war es noch ungemütlicher als am Vortag. Der Himmel war wolkenfrei, bot aber nur eher müde 5 mag im Zenitraum. Immerhin, die Milchstraßenwolken im Schwan und hinüber bis zur Cassiopeia waren leicht zu sehen und zeigten etwas Struktur. Zuerst stellte ich wieder das Auto so, dass ich hinter der geöffneten Heckklappe Schutz finden konnte. Dann packte ich das 7x50 Glas, und hielt an. Wo war mein Nebelfleckerl? Zu meinem Erstaunen - weg. Ich sah nun deutlich die beiden Sterne, die mich möglicherweise am dämmrigen Himmel getäuscht hätten. Nun hielt ich auf die Stelle an, wo der Komet aktuell sein sollte, und he! Das ist ja genau das Nebelfleckerl das ich schon gestern gesehen hatte! Der Kerl muss doch weit heller sein als 7 mag! Nach meiner Einschätzung komme ich auf etwa 5.4 mag!
Nun war ruck-zuck auch mein 5.7" f/6 Maksutov-Newton aufgestellt, und der Komet im Gesichtsfeld des 22 mm Panoptic Okulars. Wirklich, schön hell, relativ klein und konzentriert. Schweifansatz maximal zu erahnen. Ich steigerte die Vergrößerung bis auf 150x, konnte jedoch keinen "sternförmigen Kern" entdecken, es blieb bei einem dickeren "Knoten" in der Mitte. Ein Weilchen studierte ich das Objekt visuell. Dann nahm ich das Teleskop von der Montierung, und setzte den Kugelkopf des Kamerastativs auf. Puh, in der Eiseskälte mit klammen Fingern an dem Zeug herumzuschrauben war nicht so einfach. Das Anschlusskabel für die Nachführung war bocksteif, und es dauerte noch ein Weilchen, bis ich die Kamera auf den Kugelkopf gefummelt hatte, und die kleinen Knöpferl an der Kamera alle gedrückt hatte für eine Aufnahme.
Nach einer Weile fiel mir ein klopfendes Geräusch des RA Motors auf. Häh? Ach so, erstes musste der noch das Gegengewicht mitschleppen, und zweitens war die Kupplung nicht ganz festgezogen. Ein Kontrollblick auf die Fotos: Klar, alle zeigten Strichspuren... Grrr... Mittlerweile färbte sich der Himmel schon blau, es war höchste Eisenbahn jetzt vielleicht doch noch ein paar brauchbare Fotos in den Kasten zu bekommen. Toll ist das Ergebnis nicht, aber für eine Erinnerung reicht es...
Am oberen Bildrand ist das Sternbild Delphin zu erkennen. Wo ist der Komet? Wer genau schaut, findet einen etwas unscharfen, grünlichen "Stern" - rechts unterhalb der Mitte. Er bildet mit den Sternen ε, ι und κ Delphini eine Zick-Zack Linie. Das Bild gibt etwa den Anblick im 7x50 Feldstecher wieder.
Nachdem der Komet doch weit heller als erwartet ist, ergibt sich vielleicht noch eine Beobachtungsmöglichkeit, wenn das Wetter wieder mitspielt. Derzeit "rauft" der Frühling ja sehr mit dem Winter, wobei der Winter immer noch leicht die Oberhand gewinnt...
Howdii