Am Abend des Neujahrstages rief Walter aus Mönichkirchen am Wechsel bei mir an. Er teilte mir mit, dass es aufgeklart hatte und er den Kometen Machholz mitten aus dem Ort heraus freisichtig spektakulär schön sehen konnte. Ich nahm das wohl zur Kenntnis, rechnete aber nicht damit, den Kometen an diesem Tag noch zu Gesicht zu bekommen.
Als ich knapp vor 22 Uhr aus dem Fenster blickte, zeigten sich erste "Risse" in der Wolkendecke. Kurz darauf schaute ich wieder nach, und siehe da, ein Wolkenloch tat sich auf. Schnell packte ich den 7x50 Feldstecher und eilte hinaus. Der Mond war zu dieser Zeit grade im Aufgehen, und noch von Wolken verdeckt. Im Feldstecher hatte ich den Kometen rasch nahe des Sternes 30 Tauri als diffuses, recht helles Fleckerl entdeckt. Ich setzte den Feldstecher ab und konnte den Kometen auch leicht freisichtig ausnehmen. Nach einigen Minuten Dunkleadaption nahm ich den Feldstecher erneut zur Hand für einen kritischeren Blick. Ah, da war ja der Gasschweif als kurzes Stricherl zu sehen, und mir deuchte, dass ich auch den Stummel von Staubschweif sehen würde. Es schien mir aber, dass der gegen meinen letzten Beobachtungen relativ zum Gasschweif "gespiegelt" wäre, also irgendwann mit dem Gasschweif einen 180 Grad Winkel gebildet haben musste. Das wollte ich natürlich genauer sehen, und zerrte schnell Montierung und Teleskop ins Freie. Doch zu spät, noch während ich das Stativ mit der Montierung nach Norden ausrichtete, zogen schon erste Wolkenfetzen auf, und bis das Teleskop spechtelbereit da stand, war es längst wieder "dicht". Ich wartete eine Stunde lang auf die nächste Wolkenlücke, die wollte aber nicht kommen. So baute ich das Teleskop wieder ab und ging hinein.
Knapp vor Mitternacht gab es erneut ein Wolkenloch, und diesmal schaffte ich es einen teleskopischen Blick durch den 8" f/6 Maksutov-Newton meiner Sternwarte zu werfen. Leider hellte der nun schon relativ hoch stehende Mond den Himmel stark genug auf, dass der Gasschweif nur äußerst schwach zu erkennen war. Den Staubschweif konnte ich nur als etwas asymmetrisch erscheinende Koma erahnen. Die Koma selbst war recht groß, erschien grünlich, und zeigte eine nahezu sternförmige Verdichtung. Ich wollte ein Foto mit der Digitalkamera riskieren, doch bis ich endlich zum Abdrücken kam, zogen erneut Wolken auf. Das war also nichts mehr.
Am 2. Jänner hatte ich etwas mehr Glück, mir gelangen vier Fotos. Doch bei allem Glück war wieder Pech dabei. Dr. Murphy hat mir nämlich statt des Knopfs zum Starten des Selbstauslösers den Power Knopf gedrückt. Wie ich wieder eingeschaltet habe, habe ich dann aber leider vergessen, das Objektiv in Tele Stellung zu fahren. Schade, wär' mehr drin gewesen. Auf einem Komposit von vier Aufnahmen zu je 30 Sekunden ist der Komet natürlich drauf, der Schweif ist auch schwach zu sehen. Das entspricht etwa meinem Eindruck im Feldstecher vom Vortag.
Der Komet Machholz bildete am 2. 1. ein fast gleichseitiges Dreieck mit den Hyaden und Pleiaden. Auf obiger Aufnahme ist der Komet als "diffuses Sternchen" ein wenig oberhalb des Sternes 30 Tauri erkennbar.
Hier eine Ausschnittvergrößerung aus obigem Bild. Der Gasschweif ist äußerst schwach erkennbar, er zeigt nach links und etwas nach unten.
Mehr als die vier Aufnahmen für das obige Bild waren nicht möglich. Einerseits zogen wieder Wolken herein, andererseits machte der Akku der Digitalkamera schlapp. Bevor die Wolken endgültig "dicht" machten, war mir noch ein Blick durch das Teleskop (8" f/6 Maksutov-Newton) gegönnt. Ich konnte aber keine weiteren Details sehen.
Mehr Wetterglück war mir am Dreikönigstag (6. Jänner) beschieden. Am Vormittag gab es sonnige Abschnitte. Dann zog es wieder zu, stürmte und regnete, doch am Abend gegen 21 Uhr klarte der Himmel auf, und der Wind hatte sich gelegt. Der Himmel war nicht grad super klar, ich hatte große Mühe in der Himmelspolgegend 5 mag zu erkennen. Es war also ein durchschnittlicher Stadthimmel.
Der Komet stand nun unweit der Pleiaden, und war ohne Probleme freisichtig zu erkennen. Im 7x50 Feldstecher fiel die große und türkisfarbene Koma auf, Schweif konnte ich keinen erkennen. Auch im 8" f/6 Maksutov-Newton meiner Sternwarte war es sehr schwierig etwas vom Schweif zu sehen. Bei 55x war - mehr als Asymmetrie der Koma - ein breit auffächernder Schweifansatz mit ein paar Strahlen drin erkennbar. Ich kannte mich gleich einmal gar nicht aus was davon Gas- und Staubschweif sein sollte. Bei 200x war die Koma fast formatfüllend, und die zentrale Verdichtung wies einen wirklich sternförmig definierten Kern auf.
Ich nützte die Gelegenheit, um wieder ein paar Fotos mit der Digitalkamera zu schießen. Ich "zog" 8 Bilder zu je 30 Sekunden vom Himmel, diesmal achtete ich aber drauf, das Tele auszufahren. Ein Komposit aus diesen 8 Einzelbildern ist nachstehend zu finden.
Komet Machholz bei den Pleiaden. Auf dem
Bild zeigt sich ein
relativ langer, etwas auffächernder Gasschweif und ein kurzer
Ansatz von
Staubschweif.
Voila, sogar der Merope Nebel in den Pleiaden ist
andeutungsweise
drauf!
Das Ergebnis schaut immer noch ein bissl dürftig aus, freilich, mit einer normale Digitalkamera ist nicht allzu viel drin. Die Einzelaufnahmen sind mit 30 Sekunden einfach zu kurz belichtet, und wenn man dann den Kontrast ein wenig anzieht, kommen viele bunte Hotpixel zum Vorschein, das Bild wirkt fürchterlich verrauscht. Auf Einzelaufnahmen, so sehr ich sie auch "ausgewunden" habe, war der Gasschweif letztlich gar nicht erkennbar. In Anbetracht dessen, dass man auch beim Erstellen des Komposits gegen das Rauschen ankämpfen muss, ist das Ergebnis der beste Kompromiss, den ich finden konnte.
Am 7. Jänner riss die Wolkendecke gegen 22 Uhr auf und gab einen feinen 5+ mag Stadthimmel frei. Ich konnte sogar noch tief unten gegen den Horizont zu Sterne sehen. Der Komet war freisichtig deutlich auszunehmen. Im 7x50 Feldstecher erschien mir der Staubschweifansatz fast kräftiger als der Gasschweif, den ich nur erahnen konnte. Im 8" f/6 Maksutov-Newton war die Sicht nicht viel besser. Aufgrund des besseren Himmels im Vergleich zum Vortag erhoffte ich mir, den Schweif mit der Digitalkamera besser einfangen zu können. Doch weit gefehlt. Auf einem Komposit, welches das Optimum zeigt, was herauszukletzeln war, sind beide Schweife nur schwach ersichtlich, eine ziemlich grenzwertige Sache. Doch der Gasschweif zieht andeutungsweise bis zu den Pleiaden, Richtung Merope.
Komet Machholz bei den Pleiaden am 7. 1. 2005.
Der 8. Jänner war ein sonniger Tag mit blauem Himmel und fallweise durchziehenden Wolkenschleiern. Gegen die Abenddämmerung zu präsentierte sich der Himmel recht schön, das lockte mich zu einer kleinen nächtlichen Ausfahrt auf den Zistersdorfer Höhenrücken. Etwa um 19:15 kam ich am Beobachtungsplatz an. Mich empfing ein lästiger Südwestwind. Der Himmel war offenbar durch hohe Luftfeuchtigkeit leicht diesig, dadurch machte sich die Lichtverschmutzung verstärkt bemerkbar. Der Horizont war rundum grässlich aufgehellt, das in den Himmel strahlende Licht der Mistelbacher M-City war von hier überdeutlich zu sehen. Wenn man so früh rausfährt, sind auch noch viele Lichter an, die ab etwa 22 Uhr abgeschaltet werden. Bis der Komet im Zenitraum stand, vertrieb ich mir die Zeit mit lockerem Spechteln. Der Himmel war im Zenitraum doch um einen Deut besser als am Vortag in Mistelbach. Zumindest vom Schwan über Cassiopeia bis ins Einhorn hinein konnte ich die Milchstraße sehen.
Am Kometen konnte ich dieses mal deutlich den Staubschweif ausnehmen, der nun stärker ausgeprägt erschien und ein kurzes Stück zu verfolgen war. Es deuchte mir auch als wenn am Ansatz des Staubschweifes Strahlen sehen würde. Der Gasschweif war mehr zu erahnen als zu sehen, und nur am Ansatz angedeutet. Als von Westen her eine Wolkenfront immer höher rückte, nahm ich das Teleskop von der Montierung und setzte statt dessen den Kugelkopf des Fotostativs mit der Digitalkamera drauf. Acht Aufnahmen wollte ich machen, durch eine Panne - eine Klemmschraube am Kugelkopf war locker - sind aber nur sechs brauchbar geworden. Daraus habe ich wiederum ein Komposit gebastelt.
Komet Machholz am 8. 1. Staub und Gasschweif sind als kurze Ansätze zu erkennen.
Ich habe beim obigen Bild etwas stärkere Auflösung zur Darstellung gewählt, um die kurzen Schweifansätze besser sichtbar zu machen. Eine Bemerkung noch zu den Pleiaden auf den Tele-Bildern: Überall ist der Merope Nebel zu entdecken. Die hellen Pleiadensterne zeigen bunte Höfe, die vom Farbquerfehler des Objektivs herrühren. Diesem Fehler war auch mit rechnerischen Gegenmaßnahmen nicht wirklich beizukommen, und ich wollte es vermeiden, in den Bildern herumzueditieren. Also bitte nicht wundern wenn Spuren von Rot sichtbar sind, Blau würde man ja erwarten, von den Reflexionsnebeln her, aber was dort blau ist, sind auch nur die Farbhöfe um die hellen Sterne.
Tja, immerhin war das Wetterglück soweit hold, dass ich den "Vorbeiflug" des Kometen an Hyaden und Pleiaden einigermaßen dokumentieren konnte. Auf dem letzten Bild setzt sich der Komet schon deutlich von den Pleiaden ab.
Am 9. Jänner gab es wider Erwarten eine sternklare Nacht in Mistelbach, aber mit einem milchigen, müden 3 mag Himmel. Egal, einen Blick durch meinen 8" f/6 Maksutov-Newton war es mir wert. Bei 55x konnte ich das Kometengeschwänze doch schwach erkennen. Gas- und Staubschweif verliefen in einem breiten V-förmigen Winkel. Wiederum war der Staubschweif etwas leichter auszunehmen als der Gasschweif. So gesehen also keine grundlegende Änderung gegen der letzten Beobachtung am Vortag. Angesichts des milchigen Himmels verzichtete ich aber auf Digitalkamerafotos, da wäre wohl außer der Koma nichts zu erkennen gewesen.
Am 10. Jänner gab es erneut eine klare Nacht, ich hatte aber aus beruflichen Gründen keine Zeit zum Spechteln. Dafür konnte ich die letzte klare Nacht am 11. Jänner vor einer absehbaren Wetterverschlechterung nutzen. Als ich spät abends von der Arbeit nach Hause kam, nahm ich schnell den 7x50 Feldstecher zur Hand und richtete ihn auf den Kometen. Indirekt konnte ich beide Schweife erkennen, in einer V-förmiger Figur, wobei der Staubschweif stärker ausgeprägt war und ein kurzes Stück verfolgt werden konnte, der Gasschweif, obwohl schwächer, erschien etwa doppelt so lang. Da die Himmelsbedingungen trotz leichten Bodendunstes nicht schlecht waren, hielt ich wieder einmal mit der Digitalkamera drauf. Aus 8 Aufnahmen bastelte ich nachfolgendes Komposit.
Komet Machholz am 11. 1. Der Staubschweif ist kräftiger, der Gasschweif aber länger.
Beim Blick durch den 8" f/6 Maksutov-Newton bestätigte sich bei 55x der Eindruck von der Feldstecherbeobachtung. Der Komet ist bereits in den Perseus hinübergewandert, und war auch in dieser Nacht relativ leicht freisichtig auszunehmen.
Howdii