Nach der gestrigen Nacht und heutigen Morgenbeobachtung lockte mich eine weitere schöne Nacht hinaus auf die Felder bei Schrick. Ich kam um etwa 22:30 MESZ am Beobachtungsplatz an. Wie ich aus dem Auto stieg und den ersten Blick zum Himmel richtete, entfuhr mit schon ein "Wah!". Tatsache, es war ein außerordentlich schöner Sternenhimmel. Im Zenitraum stand die Milchstraße da wie ausgestanzt, und selbst in der Wiener Lichtglocke konnte ich das Sternbild Schütze locker erkennen. Mit 12° C war es auch noch einigermaßen mild, und weil leichter Wind aus Südost wehte, sollte es auch trocken bleiben. Sicherheitshalber baute ich aber im Windschutz der geöffneten Heckklappe meines Autos auf.
Während ich meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton aufbaute konnte ich schon etwas dunkeladaptieren. M13 war freisichtig auszunehmen, ja, da tue ich mir etwas leichter, weil der größer ist, aber wenn ich mit meinen 1 und Dreiviertel Augen einmal Sterne 6. Größe sehe, dann will das was heißen. Also im Zenitraum war's sogar ein bissl mehr als 6 mag. Demnach waren auch die Anblicke im Sucher schon ein Genuss, weil alles voller Sterne war, und erst im Teleskop! Erinnerungen an eine denkwürdige Perseidennacht seinerzeit am Brentenriegel wurden wach... Einerlei, ich war ja nicht zum Schwärmen gekommen, sondern hatte eine "Mission" - ein paar härtere Brocken an Planetarischen Nebeln zu erlegen...
Weil ich die beiden mittleren Sterne des Sternbildes Pfeil als Ausgangspunkt nahm, konnte ich bei der Gelegenheit nicht umhin, einen Blick auf M71 zu werfen. Hui, gleich bei 40x indirekt feines Sternengesprenkel, ein entzückender Anblick. Es hat schon 'was für sich, wenn der Himmel gut ist.
Als erstes "richtiges" Objekt nahm ich mir den 11.8 mag hellen Me 1-1 vor (PK52-2.2), an dessen Identifizierung ich im August gescheitert war. Nun war ich etwas besser vorbereitet, und hatte kein Problem, das Objekt aufzufinden. Endgültige Klarheit brachte der [O III] Filter, damit stach ein "Sterndl" - das gefragte Objekt - richtig heraus. Sicher hatte ich schon Beobachtungstips gelesen, dass es sich dabei um ein sternförmiges Objekt handelt, ich wollt aber noch ein bissl näher untersuchen, was die Angabe des Durchmessers mit <10" betrifft. Zumindest bis 217x keinerlei Anzeichen von Scheibchen oder was. Ich kann also bestätigen, dieser Bursche ist stellar.
Mein nächstes Objekt war ein recht harter Brocken für kleine Öffnung: Abell 72 (PK59-18.1), Helligkeit 13.8 mag, Durchmesser 130". Beim Blick in die Sternkarte kam mir die Gegend irgendwie bekannt vor. Hier war ich schon einmal - genauer gesagt mehrmals: Mit dem 18" Dob, mit dem "vlt" (Nordkuppelteleskop der Wiener Universitätssternwarte), und mit meinem 8" f/6 Maksutov-Newton - mit dem war es aber schon recht hart. Mein Ansinnen, dieses Ding nun mit 5.7" Öffnung anzugehen schien schon etwas frivol. Dennoch machte ich mich an's Werk. Mein erster Versuch bei 44x mit UHC Filter ergab nichts, der Hintergrund erschien mir zu hell. Ich wechselte auf den [O III] Filter - auch nichts. Nun steigerte ich die Vergrößerung vorsichtig auf 87x. Mit [O III] Filter war's nun im Okular pechschwarz - bis auf den hellsten Feldstern war gleich einmal nichts zu sehen. Das sind aber die Zutaten, die eventuell eine Ausnahmebeobachtung ermöglichen. Ich klemmte mich also wieder an's Okular, und versuchte Seitenlicht so gut wie möglich abzuschirmen. Indirekt konnte ich noch einige Feldsterne erspechteln, die zur Orientierung nützlich waren. Nach etlichen Minuten weiterer Dunkeladaption ging ich daran, zu versuchen, die Stelle mit indirektem Blick zu treffen, also das Objekt auf die sensibelste Stelle der Netzhaut zu bekommen. Das war recht schwierig. Da ich relativ wenig geschlafen hatte, war ich schon einigermaßen "angezählt", und da fällt es schwer, das Auge unter Kontrolle zu halten. Doch manchmal hat man auch Glück: Auf einmal traf ich goldrichtig hin, und für etwa eine Sekunde leuchtete ein blasses Scheibchen auf! "Hey, da is' er ja!" entfuhr es mir. Als ich daraufhin vom Okular zurücktrat, kam mir die Umgebung furchtbar hell vor. Naja, kein Wunder, wenn man gerade minutenlang quasi in's "Schlüsselloch zur Hölle" gespechtelt hat... Nach einer kleinen Pause versuchte ich diese Beobachtung zu wiederholen. Ich war aber nicht mehr so geduldig, doch zwei- oder sogar dreimal blitzte an der entsprechenden Stelle kurz etwas auf. Damit ließ ich es gut sein, und wandte mich dem nächsten Objekt zu:
Abell 78 (PK81-14.1) ist mit 13.4 mag Helligkeit bei einem Durchmesser von 101" auch nicht gerade "streichelweich". Mit diesem Objekt hatte ich ja vom Spechteln im August her noch eine Rechnung offen. Da ist die Position in der Uranometria etwas daneben. Mittlerweile wusste ich aber wo ich suchen sollte, und klemmte mit mit selbiger Ausrüstung wie bei Abell 72 (87x, OIII Filter) an's Okular. Es bedurfte wiederum etlicher Minuten Dunkeladaption am Okular, bis ich die Stelle indirekt anspechtelte, und erstmals etwas Nebeliges aufblitzen sah. Vorher hatte ich aber ohne Filter kontrolliert, ob mich schwache Sternchen bei der Beobachtung mit Filter narren könnten. Da dem nicht so ist, hab ich den Burschen wohl erwischt. Ich versuchte natürlich noch ein paar Mal, ob ich den Nebel besser sehen könnte, doch es blieb jeweils nur beim kurzen Aufblitzen. Die vorangegangene Beobachtungsaufgabe hatte wohl schon beträchtlich an meiner Konzentrationsfähigkeit genagt. Und auf die Idee, es mit UHC Filter zu versuchen, kam ich nicht mehr :-) Gut, wird bei nächster Gelegenheit nachgeholt.
Im Weiteren wollte ich wieder ein kleines, nahezu stellares "Planetarisches Nebelchen" aufsuchen: Hu 2-1 (PK86-8.1). Dessen Helligkeit ist mit 12 mag angegeben, der Durchmesser mit 5". Das Sternengewurl wurde mir aber bald zu viel, und nachdem mir der Bursche nicht so rein zufällig in's Netz ging (wie denn auch, solche Dinge brauchen penible Suche), gab ich einmal W.O. und vertagte die Sache auf das nächste Mal.
Bevor ich zusammenpackte und heim fuhr, schnappte ich mir noch M74 als "Betthupferl", um diese Galaxie wieder einmal in voller Pracht zu sehen, nicht nur bei Messier-Marathons als "Geist" :-) Und wenn der Himmel nicht gut ist, bleibt's auch bei nächtlichen Beobachtung aufgrund der geringen Flächenhelligkeit ein schwieriges Objekt. Diesmal sagte ich aber einfach "Wui!" Ein riesiges Ding bot sich da im Okular, mit einem kleinen, helleren Zentrum, und Andeutung von Spiralstruktur!
Mittlerweile war ich aber nicht nur genug müde, auch hatte der Südostwind lebhaft aufgefrischt und jede Menge Wolkenschleier herangeblasen. Ich hatte einigermaßen Glück, dass "meine" Himmelsareale frei blieben, solange ich dort beobachtete. Somit beendete ich meine Beobachtung und fuhr nach Hause.
Howdii