Nächtliche Beobachtung mit kurioser Panne und Planetenparade am Morgenhimmel

 9. und 10. 9. 2004, Schrick und Mistelbach

Ein Tag mit unverschämt blauem Himmel verleitete mich zur Idee einer nächtlichen Beobachtung. Ich sah das eigentlich als klare Sache an. Großartige "Hard-Core" Beobachtung hatte ich aber nicht vor, weil ich einen Gast, Herrn Dr. Esterer, mitnehmen wollte. Da zeigt man eher ein paar schöne Objekte her, als dass man nach Sachen sucht, die man eigentlich "nicht sieht"...

Rein zufällig - oder auch nicht - klapperte ich am frühen Abend mit der mobilen Säule für meine schwere WAM 450 move Montierung herum, und da beschloss ich, das Zeug gleich in's Auto zu verladen - warum nicht wieder einmal mit dem 8" f/6 Maksutov-Newton ausrücken? Gegen 21:30 Uhr MESZ holte ich Herrn Dr. Esterer ab, und es ging die paar Kilometer rüber zu unserem Beobachtungsplatzl bei Schrick.

Noch beim Wegfahren daheim hatte ich ein paar vereinzelte, kleine Wolkenschleier bemerkt, aber nicht sonderlich ernst genommen. Hier waren aber leider schon mehr von diesen Dingern zu sehen, und bis ich das Teleskop fertig aufgebaut hatte, war der Himmel reichlich von Wolkenstreifen übersät. Schade, weil die Nacht sonst wirklich recht fein gewesen wäre.

Zuerst positionierte ich das Teleskop auf M13. Ja, fein, so sieht M13 in einem Achtzöller bei 54x aus. Nun wollte ich moderat höher vergrößern, und griff zum 7.5 mm Okular (160x). Der Fokus war nun ein bissl "weich", klar, die Nacht war recht kühl mit bis 7 Grad fallender Temperatur, da hat das Röhrl thermisch noch zu kämpfen, der Tubus griff sich auch noch richtig warm an. Also nichts überfordern, wieder zurück zur niedrigen Vergrößerung. Bis wir wieder in's Okular guckten, verging aber ein Weilchen, weil wir den Himmel mit freiem Auge ein bisschen durchmusterten. So, aber nun wurde ich stutzig: Jetzt wollte das Teleskop auch bei 54x nicht sauber fokussieren, heftiger Astigmatismus und "Planetenscheibchen" statt Sternen. Hm, ich weiß, dass der Achtzöller aus thermischen Gründen manchmal etwas "unpässlich" ist, doch so arg war das noch nie. Und je länger wir warteten, desto schlimmer wurde das Bild. Verdammt, das gibt's doch nicht. Mittlerweile griff sich auch der Tubus schon kalt an, da sollte das Ärgste ja schon überwunden sein! Das Bild wollte und wollte aber nicht besser werden, es wurde eher noch schlechter. Na gut, wir beschlossen schließlich, das Teleskop abzubauen; hat ja keinen Sinn, wenn das Bild nichts hergibt.

Wie ich das Okular aus dem Auszug nahm, hörte ich auf einmal etwas zu Boden fallen, und als ich dem nachsah, lag da unten etwas "Weißes". In diesem Augenblick verfiel ich fast - das darf doch nicht wahr sein: Hat sich der hintere Staubschutzdeckel wieder draufgeschummelt, wie ich das Okular das erste mal in den Koffer zurückgelegt hatte, ist halt nur so schief draufgesessen, und ist im Laufe der Zeit, wie auch das Okular abgekühlt ist, wohl noch etwas weiter schiefgerutscht. Um ein Haar wäre das Ding also in den Tubus hineingefallen.

Erst einmal hob ich den Staubschutzdeckel vom Boden auf, dann steckte ich das Okular aber noch einmal in den Fokussierer, und - das sind ja Sterne! So fein, wie man sich das wünscht! :-) Na bitte, geht ja doch... Und da der Himmel mittlerweile auch fast gänzlich wolkenfrei war, wurde zum versöhnlichen Ende noch ein bissl gespechtelt: M15, M2, NGC 7789, M27, Albireo - Doppelstern in den Niederösterreichischen Landesfarben, Alamak (Gamma Andromedae) detto, Mirach (Beta Andromedae) - ein topasfarbener "Edelstein" mit der Galaxie NGC404 als Nebelfleckerl in unmittelbarer "Nachbarschaft", und zum Abschluss h und χ Persei - herrliches Sternengesprenkel. Nun war es aber wirklich Zeit zum Heimfahren, ich hatte ja noch etwas vor...

Daheim angekommen, lud ich das ganze "Schwermetall" aus, und verfrachtete meinen kleinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton in den Kofferraum. Dann stellte ich den Wecker und legte mich auf's Ohr. Um 4:30 MESZ hieß es wieder raus aus den Federn. Ein kurzer Blick aus dem Fenster - aha, Orion, Mondsichel und ein Scheinwerfer namens Venus - also rein in die Klamotten, in's Auto, und ab auf den Schneiderberg östlich von Mistelbach. Die Nacht endete, wie sie begonnen hatte - mit zahlreichen Wolkenstreifen, die den Himmel überzogen.

Als ich mein Teleskop aufbaute, begann es bereits merklich zu dämmern. Ich nahm mir aber nur Zeit für kurze Blicke auf Saturn, Venus und Mond, dann konzentrierte ich mich auf Merkur, der sollte ja schon aufgegangen sein. Und tatsächlich, nach ein paar Minuten konnte ich ganz tief am Horizont schon ein Lichtpunkterl entdecken. Im Sucher sah ich einen "Doppelstern" - Merkur und Regulus. Im Okular schillerten die beiden natürlich noch in allen Farben... Mit zunehmender Höhe war Merkur immer besser zu sehen, eine wirklich schöne Morgensichtbarkeit, bis er am immer heller werdenden Himmel schließlich verblasste.

Unten mittig, knapp über dem Horizont, Merkur, rechts über der Bildmitte die helle Venus, rechts vom Mond Saturn, und über dem Mond Castor und Pollux, in einer Linie mit Mond und Venus.

Dieser Ausschnitt  in voller Auflösung zeigt auch Regulus, links dicht neben Merkur

Merkur und Regulus im Okular

Die schmale Mondsichel ist auf obiger Gesamtansicht natürlich völlig überbelichtet. Will man die Mondsichel zeigen, ist die Venus aber auch nur als kleines Punkterl zu sehen...

Die Mondsichel und Venus (am unteren Bildrand)

Nach der Knipserei war der Akku der Digitalkamera leer, und "meiner" auch. Ich trollte mich wieder nach Hause ins warme Bett...

Howdii