17. August
Nach Durchzug der letzten Front, an deren Rückseite noch etliche Wolken heranzogen (siehe Bericht vom 15. 8.), bildete sich mit zunehmendem Hochdruckeinfluss eine föhnige Südströmung aus, die vorerst noch genug Wolken mit sich brachte. Am Vortag war der Himmel nach einem schönen Tag bis Abend "dicht". Diesen Tag sah es besser aus, es gab nur einige Schleier, die sich aber in der Abenddämmerung auflösten. Der Wind blies heftig aus Südwest, demnach war unser Platzl bei Schrick angesagt. Dort ist es bei Südwind normalerweise in der Deckung eines Windschutzgürtels gut auszuhalten. Diesmal blies der Wind aber so schräg her, dass auch dort noch genug Wind zu spüren war. Ich war mit Andi, Astrid und Roland verabredet. Roland kundschaftete ein anderes Plätzchen in unmittelbarer Nähe aus, das in einer kleinen Senke liegt und besseren Windschutz bot. Bis ich gegen 22 Uhr eintraf, waren meine Spechltkollegen schon längst bei der "Arbeit".
In dieser Nacht war der Himmel mit 5 mag im Zenitraum nur durchschnittlich gut, die Milchstraße wirkte eher matt. Zwischendurch wurde die Sicht etwas besser, dann wieder schlechter, und von Südwesten her trieb es erneut Schleier herein. Begleitet war unsere Spechtelei von heftigem Wetterleuchten, das von einer Gewitterzelle in Tschechien herrührte. Es war recht warm, die Temperatur sank nicht unter 20 Grad, Tau gab es nicht. Wind spürte man hier zwar auch ab und zu, aber es war erträglich.
Andi und Astrid spechtelten mit 8" und 10" Dobs, Roland hatte den 18" Zöller aufgebaut, und ich stellte meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton auf. Als erstes Objekt nahm ich mir den Planetarischen Nebel NGC 6772 (12.7 mag, 62" Durchmesser) vor. Bei der Aufsuche hatte ich gleich einmal Probleme, weil die Sternkarte nicht recht zu dem zu passen schien, was ich am Himmel sah. Doch dann merkte ich, dass die schwächeren Sterne der Aufsuchkarte am Limit der Sichtbarkeit im Sucher lagen. Da knurrte ich schon etwas von mistigem Himmel. Na überhaupt, wenn ich das feine Fadenkreuz meines Suchers gegen den Himmel sehe, dann ist der Himmel eigentlich verdammt hell. Die Suche nach meinem Nebelchen erwies sich dann auch als nicht gerade einfach. Wohl hatte ich bei 40x, indirekt und ohne Filter, schon einen Verdacht, konnte den Nebel allerdings erst bei 87x mit [O III] Filter sicher ausnehmen. Schwach war er aber allemal, sehr schwach sogar. Naja, unter ähnlich mistigen Himmel, wenn nicht noch schlechter, hatte ich dieses Objekt schon im August 2000 beobachtet, und damals war die Sichtung auch sehr vage, an der Grenze der Wahrnehmung. Unter wirklich gutem Himmel würde ich mit weniger Schwierigkeit rechnen, was auch rein von den Daten des Nebels her zu erwarten wäre.
Weitaus einfacher war NGC 6778 (12.3 mag, 16" Durchmesser) zu beobachten. Bei 87x, mit [O III] Filter, konnte ich dieses kleine Nebelchen schon eindeutig identifizieren, bei 145x, mit [O III] Filter, war die Sache ganz eindeutig: Bei direktem Hinsehen war es einfach ein Stern, indirekt wurde ein kleines Scheibchen sichtbar - ein Blinkeffekt. Auch Andi, Astrid und Roland guckten bei meinem kleinen Maksutov-Newton rein, und bestätigten meine Sichtung.
In Andis 10" Dob angelte ich den NGC 6804 (12 mag bei 31" Durchmesser). Bei diesem Objekt gab es im 10 Zöller überhaupt kein Problem mit der Sichtung, ich erwischte ihn auf Anhieb beim Anfahren des Feldes. In Rolands 18" Dob gab es NGC 8226 (Blinking Planetary) bei 600x zu sehen. Das Seeing war in dieser Nacht aber eher bescheiden, daher blieb die Definition im 18 Zöller weit hinter den Erwartungen - groß und hell, mehr war nicht drin. Nachdem es bei Weitem nicht "die Nacht der Nächte" war, und am nächsten Tag die Arbeit wartete, machten wir gegen Mitternacht Schluss. Als "Betthupferl", vor dem Einpacken, nahm ich noch den offenen Haufen NGC 7789 in's Visier.
Am 18. August gab es die nächste klare Nacht. Andi, Astrid und Roland waren in dieses mal auf der Sophienalpe, also steuerte ich allein das Plätzchen bei Schrick an. Ich traf wiederum gegen 22 Uhr ein. Der Himmel präsentierte sich weit besser als gestern. M13 war freisichtig zu erhaschen, im Zenitraum gab es an die 6 mag. Für's Weinviertel war die Milchstraße Überkopf beachtlich fein strukturiert, gegen den Horizont zu, jeneseits von der Schildwolke, versinkt natürlich alles im aufgehellten "Sumpf" - ein gewisses Ausmaß von Dunst gab es ja doch. Auch diese Nacht war warm mit 23 Grad, und trocken.
Das Platzerl erwies sich abgesehen vom Windschutz - heute war hier trotz der anhaltenden Südwestströmung gar kein Wind zu spüren - als gar nicht so übel: Wien ist nicht genau im Süden, sondern nach Südwest versetzt, Mistelbach liegt nicht genau im Norden, sondern etwas nach Nordwest versetzt. Also ist der Nord bis zum Südhimmel brauchbar. Von Altenmarkt i.T. aus gesehen ist der Osthimmel sicher dunkler, aber was soll's, das Schricker Platzl ist dafür nur 10 km von mir daheim gelegen, und das ist sehr angenehm. So gesehen mehr als nur ein "Notnagel" bei Südwind.
Auch diesmal hatte ich meinen kleinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton mit. Für die knapp zwei Stunden Beobachtungszeit, die ich mir gönnen durfte, war ich relativ produktiv. Mein erstes Objekt, zum "Aufwärmen", war NGC 6804. Diesen Planetarischen Nebel habe ich ja in letzter Zeit nun öfter beobachtet. Auch diesmal konnte ich die Vergrößerung problemlos bis 145x ziehen, und mit Hilfe des UHC-Filters gelang es, den Nebel indirekt sekundenlang zu halten. Das ist ja recht fein.
Weiter ging es mit dem etwas lausiger zu findenden NGC 6803. Mit 11.4 mag ist dieser Planetarische Nebel zwar recht hell, aber mit 6" Durchmesser auch relativ klein. Den nach der Position vermuteten "Stern" nahm ich erst bei 145x mit UHC Filter in nähere Betrachtung, da zeigte sich das Objekt schon dicklich, aber erst bei 217x, ebenfalls mit UHC, war es bei indirektem Sehen eindeutig ein kleines Scheibchen.
Als nächstes Objekt nahm ich mir den Planetarischen Nebel NGC 6751 (11.9 mag, 20") vor. Vor etwa einem Monat gab ich bei diesem Objekt auf, wahrscheinlich war ich damals zu müde, hatte einfach nicht den Nerv, genauer zu suchen. Vielleicht war damals auch der Himmel nicht so gut, zumindest war nun mein Zielgebiet noch nicht direkt über der Wiener Lichtglocke, das mag ein Grund sein, dass ich relativ leicht fündig wurde. Ich stellte einmal das Feld ungefähr ein, wo ich den Nebel vermutete, steigerte dann die Vergrößerung auf 87x, gleich mit UHC Filter. Und da stolperte ich regelrecht über ein nebeliges Etwas, das bei näherer Nachschau mit 145-facher Vergrößerung sich tatsächlich als das gesuchte Objekt entpuppte. Indirekt konnte ich das Objekt sogar gut halten. Das war also doch nicht so schwer, wenn der Himmel passt und man noch einigermaßen bei guter Konzentration ist.
Weil das ja fast einfach war, suchte ich mir wieder eine etwas härtere Nuss: den Planetarischen Nebel NGC 6852 (12.6 mag, 28" Durchmesser). Nach dem Aufsuchen der Position war bei 40x erst einmal gar nichts zu sehen. Ich nahm den UHC Filter zu Hilfe, und steigerte die Vergrößerung einmal auf 87x. Nach einigem indirekten Hin- und Hergucken hatte ich einen ersten Verdacht. 145x war dann zuviel, als beste Vergrößerung erwies sich 116x nun war der Nebel eindeutig identifiziert, aber dennoch schwierig zu sehen, ich konnte ihn indirekt nur blickweise erhaschen, das aber immer wieder.
Zum Abschluss dieser kurzen Beobachtungssession gönnte ich mir noch bei 217x die Kugelsternhaufen M15 und M2 und als letzten Blick M27 im Weitwinkelokular bei 40x, und sogar ohne Filter waren indirekt die "Ohren" zu sehen. Na, nicht schlecht dieses Nachtl, aber wenn am nächsten Tag die Arbeit wartet, heisst es die Sache nicht zu überspannen. Knapp nach Mitternacht war ich schon auf dem Heimweg.
Auch die folgende Nacht, am 19. August war klar. Es gab zwar, wie so oft, nach einem sonnigen und wolkenlosen Tag gegen Abend auf einmal jede Menge Schleier, und spät am Nachmittag wollten sich da und dort noch Gewitterzellen zusammenbrauen, was aber nicht recht gelang. Demnach dauerte es auch etwas länger bis sich die Wolken auflösten. Ich war dieses mal wieder in Begleitung von Andi, Astrid und Roland. Auch meine Spechtlkollegen haben mittlerweile Gefallen an dem Schricker Platzl gefunden. Der Himmel war nicht mehr ganz so toll wie in der Nacht davor, aber immer noch recht passabel. Zwischenzeitlich wurde es sogar ein wenig besser, aber als es gegen 17° C abkühlte und feucht wurde, begann der Himmel vom Horizont her stumpf zu werden. In der besseren Phase war aber M13 freisichtig zu sehen, und M33 als schwache Aufhellung auszumachen. Also auch nicht so schlecht, es kommt aber dazu, dass M33 im "dunklen Eck" dieses Standortes, und M13 zenitnah stand.
Die Instrumentierung war wie am 17. August, mit Astrids 8" Dob, Andis 10" Dob, Rolands 18" Dob und meinem 5.7" Maksutov-Newton. Andi und ich hatten "Spezialprogramm" - Herumkletzeln an nahezu stellaren Planetarischen Nebeln. Andi tat sich den NGC 6807 (12 mag) an, ich versuchte mich am 11.8 mag hellen Me 1-1 (PK 52-2.2). Andi wurde nach einiger Sucherei fündig, und ließ auch mich bei seinem 10 Zöller hineingucken. Da war ein Sterndl, das auf UHC Filter ansprach, und bei höherer Vergrößerung indirekt deutlich dicklich wurde. Die Sichtung darf als gelungen gewertet werden, das ergaben auch meine Nachrecherchen.
Mir ist es mit dem Me 1-1 nicht so gut ergangen. Da reichte wieder einmal die Uranometria nicht aus, auch der "Hynes" ließ mich im Stich, keine Detail-Aufsuchkarte vorhanden. Nachdem es dort am Himmel nur so von schwachen Sternen wimmelt, war es nur ein "Zuweschätzen" der Position. Ich landete bei einem Dreieck von Sternen, wo mir einer davon indirekt nicht schön das Beugungsscheibchen zeigen wollte, doch einerseits gab es bei einem Identifizierungsversuch mit Andis Blaze-Gitter keine "Response", und bei den Nachrecherchen musste ich einsehen, dass ich halt ein fünftel Grad daneben war. Nun, das war also nichts. Den krieg ich aber noch. Was immer es heißt, dass der Durchmesser kleiner als 10" ist :-)
Weil mir diese Sucherei nach einer "Stecknadel im Heuhaufen" zu bunt wurde, ging ich wieder etwas "Handfesteres" an, aber eine sehr harte Nuss: Abell 78 (PK 81-14.1): 13.4 mag visuelle Helligkeit, 101" Durchmesser, Zentralstern 12.3 mag). Ich denke, da hat mich die Uranometria wieder etwas verhökert. Der Nebel liegt zwischen zwei etwa 8 mag hellen Sternen. In der Uranometria näher beim südöstlichen. Dort konnte ich aber beim besten Willen nichts ausnehmen. Mich kitzelte aber etwas ungefähr in der Mitte zwischen den beiden Sternen. Ich nahm das aber nicht so ernst, weil dort etliche schwache Sterndl "Filternebel" verursachen könnten. Um die Sache eventuell zu klären, versuchte ich es mit größerer Öffnung. Mit Astrids 8" Dob scheiterte ich am 6x30 Sucher, das war einfach nicht genug, um zielsicher hin zu finden. Da bot mir Andi noch seinen 10" Dob an. Auch da war es ein bissl Mühe, aber ich schaffte es letztlich doch, hinzufinden. Eindruck ähnlich wie in meinem kleinen 5.7 Zöller: Dort wo die Uranometria suggeriert, nichts, aber etwa in der Mitte eventuell irgend etwas. Mein Gott, dabei hätte ich vom Abell 78 im Hynes ja eine Detailaufsuchkarte mitgehabt. Naja, egal, ich bin dem Kerlchen auf der Spur, und werd ihn noch kriegen, sofern ich sein Licht nicht ohnehin schon aufgeschnappt habe - weil nach der Hynes Karte und nach dem Planetariumsprogramm Guide zu urteilen, liegt der Nebel tatsächlich eher in der Mitte zwischen den beiden 8 mag Sternen...
Die ganze Sucherei hatte viel Zeit in Anspruch genommen, es war nun schon nach Mitternacht. M31 stand schon recht hoch, also einmal drauf: Wui, im Weinviertel denke ich, hab ich die Andromeda Galaxie noch nie so gesehen: Das Ding sprengte locker die 1.7 Grad Gesichtsfeld bei 40x in meinem 5.7 Zöller, und die Spiralarme waren weit nach draußen zu verfolgen, über 2 Grad konnte ich an Ausdehnung sehen. M33 stand dagegen erst halbhoch am Himmel und gab im Fernrohr nicht allzu viel her, doch immerhin, wie schon erwähnt, deuchte uns, als wenn wir freisichtig eine schwache Aufhellung an dieser Stelle sehen würden.
Andi und Astrid packten in der Folge zusammen und verabschiedeten sich. Roland und ich blieben noch ein kleines Weilchen. Ich angelte im 18" Dob den Kugelhaufen NGC 7006 im Delphin. Roland war ein bissl enttäuscht, weil er sich ein Ding wie die hellen Messier-Kugelhaufen erwartet hat. Nun, so schwach ist NGC 7006 mit 10.5 mag nicht, aber die hellsten Sterne liegen halt bei 15.6 mag, und wenn man einfach so draufknallt, ist dieses Objekt auch im 18" nur ein Nebelbällchen.
Übrigens, während der Nacht hatte Roland auch das Glück, das Fernrohr irgendwo in den Himmel zu halten, und ein Nebelfleckerl im Okular zu haben. Er zeigte die Position mit dem Laser an, da vermuteten wir aber schon richtig, dass es sich um eine der beiden M31-Begleitgalaxien NGC 147 oder NGC 185 handeln müsste, und so war es auch.
Jede Spechtelnacht hat ein Ende, und als sich bei uns die Müdigkeit deutlich meldete, packten auch Roland und ich unsere Sachen zusammen. Für mich wa's ja dann nicht mehr weit nach Hause bis ins kuschelige Bett...
Howdii