Der 10. August begann mit strahlend blauem Himmel. Untertags entwickelten sich nur wenige Quellwolken. Da macht man sich Hoffnung auf eine astronomische Beobachtung. Wie so oft schien die Lage gegen Abend zu kippen: Es zogen viele mittelhohe Schleierwolken heran, der Himmel war nahezu bedeckt. Die Erfahrung hat uns gelehrt, dass solche Nächte aber nicht zwingendermaßen verloren sind. Und tatsächlich löste sich der ganze Zauber in der späten Dämmerung auf. Während der Nacht zogen allerdings noch vereinzelt Schleier durch. Die Beobachtung, die letztlich auf den Feldern bei Niederleis stattfand, war also nicht gänzlich ungestört.
Andi und Astrid waren gekommen, hatten Astrids 8" Dob mit, auch Roland war da, hatte seinen 18" Dob mit und den kleinen 76/700 "Baby-Dob". Ich war ein bissl später dran, und hatte meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton mitgebracht. Abgesehen von den vereinzelten Wolkenschleiern war der Himmel gar nicht übel: Wir hatten an die 6 mag im Zenitraum. M13 war freisichtig auszunehmen, und die Milchstraße war schön strukturiert zu sehen. Typisch für den Standort verlor sich der südliche Teil der Milchstraße, jenseits der Schildwolke, in der weit hinaufreichenden Wiener Lichtglocke. Die Temperatur fiel während unserer Beobachtung von 17 auf 14 Grad, es gab keine Tauprobleme, und kaum Wind.
Mein erstes Ziel war NGC6741: Hier galt es zu klären, was es damit auf sich hat. Es standen ja drei verschiedene Positionsangaben in Deklination zur Auswahl +0.35 Grad aus dem "Hynes", +0.27 Grad aus dem DSFG, und -0.27 Grad aus diversen anderen Quellen (NGC 2000.0, etliche Planetariumsprogramme und einschlägige Internetseiten). Bei meinen Recherchen bin ich auch auf einen meiner Berichte aus dem August 2000 gestoßen, wo ich ebenhier, auf den Feldern bei Niederleis, in einer dunstigen Nacht, schon Klärungsbedarf festgestellt hatte. Nun ging ich die Positionen der Reihe nach durch: Bei +0.35 Grad fand ich nichts. Bei +0.27 Grad war meine Erkenntnis aus dem Jahr 2000 zutreffend: es gibt an der Stelle zwei Sterne, mehr nicht. Tatsächlich fündig wurde ich bei -0.27 Grad. Es war auch nicht sehr leicht, ein "Sterndl" unter Sterndln zu identifizieren, aber nachdem eines davon deutlich auf OIII Filter ansprach, nahm ich mir diesen Kandidaten etwas genauer vor: Und siehe da, bei 145x, besser noch bei 217x konnte man indirekt ein kleines, rundes Scheibchen wahrnehmen. Direkt hingeguckt war es "nur" ein Stern, ein "Blinky", also. Das konnten auch Andi und Roland bestätigen. Ach die Nachrecherchen waren positiv, die Position passt - Problem somit gelöst.
Das weitere Herumkletzeln im Adler verleideten mir Wolkenschleier. Dafür hatten mir Andi und Roland "Gusto" auf den NGC7662 (Blue Snowball) gemacht. Ah, wo ist der schon wieder? Da rauf und da, aber wo genau? Es bedurfte eines kurzen Blickes in den Karkoschka, dann war das Objekt aber flugs eingestellt. Bei 40x war ein intensiv bläulich leuchtender, "dicker" Stern zu sehen. Nachdem das Ding ja hell genug ist, gab ich mit OIII Filter kräftig "Gas" - rein mit der 5x Powermate, drauf mit 725x! Andeutungsweise war ein dunkleres Zentrum zu erkennen, ansonsten würde man salopp "gemottelt" dazu sagen..
Zu einer Beobachtung des Planetarischen Nebels NGC7008 kamen wir auf kuriose Weise: Wie wir so allgemein über die Beweglichkeit von Dobsons im Zenitraum, und im Speziellen über unsere 18-Zöller redeten (Rolands 18" ist ja ein älteres "Gwschisterl" von meinem 18") ging ich hin, packte den großen Dob und rührte einfach im Zenitraum damit herum, das Auge am Okular, um zu sehen wie gut die Bewegung kontrollierbar ist. Auf einmal stach mir ein ovales Nebelfleckerl in's Auge. Huh, was ist denn das nun? Roland hatte den grünen Laser am Dob montiert, so konnten wir schön sehen, wo der 18er hinzielte. Andi heftete sich auch gleich auf die Spuren des Laserstrahls, und hatte flugs auch dieses Ding im Okular. Irgendwie kam mir das Ding bekannt vor, aber ich konnte es nicht zuordnen - ein Nebelfleckerl neben zwei Sterndln. Aufgrund des Himmelsareals vermutete Andi schon NGC7008, und in seinen Unterlagen fand er auch noch ein Foto, das die Vermutung bestätigte. Richtig interessant wurde dieser Planetarische Nebel im 18" bei 285x mit UHC Filter. Oval, fein strukturiert, mit Zentralstern, sehenswert! Also, wenn man den NGC7008 sucht, dann sucht man schon eine Weile, bis man ihn hat. Ich habe das auch schon hinter mir, mit kleineren Öffnungen, im 18" habe ich den aber noch nie vorher beobachtet.
Zwischendurch sahen wir etliche Perseiden. Ich bin auf gut 20 gekommen, ohne dass ich direkt drauf "gepasst" hätte. Es waren einige helle Exemplare dabei, mit Helligkeiten wie Wega und Sirius, manchmal sogar mit kurzem Nachleuchten. Gegen 3 Uhr früh beendeten wir unsere Beobachtung.
Am 11. August war ich alleine draußen, wiederum auf den Feldern bei Niederleis. Ich war extra zum "Perseiden-Schaun" gekommen, hatte deswegen kein Fernrohr mit, sondern nur meinen 7x50 Feldstecher. Ich "passte" in erster Linie auf Sternschnuppen, und richtete ab und zu den Feldstecher zum Himmel. Es kam aber auch so eine ganz schöne Liste an Objekten zusammen, in kunterbunter Reihenfolge: M13, M92, M3, M15, M2, M81, M8, M20, M18, M17, M16, M11, M52, h und χ Persei.
Der Himmel wäre in dieser Nacht nicht so schlecht gewesen, M13 war freisichtig auszunehmen, es zogen aber immer wieder Wolken heran, die sich nur langsam bewegten, teilweise auflösten. Der Osthimmel war praktisch die ganze Zeit frei. Es war trocken und relativ warm. Eine Liege hatte ich nicht mit, aber ich verwendete mein Auto als "Kopfstütze" zum Perseidenspechteln: Ich lehnte hinten seitlich am Auto, und stützte den Kopf gegen die geöffnete Heckklappe. Wenn sich Genickstarre bemerkbar machte, wechselte ich einfach auf die andere Seite.
Ich knipste auch mit der Digitalkamera herum, vielleicht würde sich ein Perseide "einfangen" lassen. Leider Fehlanzeige, auf den bei stehender Kamera jeweils 30 Sekunden belichteten Bildern ist nichts zu finden. Höchstens ein Wolkenstreifen im Widder...
Andromeda, Dreieck und Widder
Cassiopeia und Perseus
Adler, Pfeil, Delphin und Schildwolke
Nun, was war los mit dem erwarteten Perseiden Maximum? Nichts besonderes. Typisches Geplänkel, fallweise ein paar Sternschnuppen hintereinander, dann wieder minutenlang nichts. Je länger ich beobachtete, desto geringer wurde die Aktivität, wie mir vorkam. Es war dann schon recht fad, eine Viertelstunde oder gar 20 Minuten zu warten, um dann nur einen schwachen Meteor kurz "dahinzippen" zu sehen. Dann wieder minutenlang nichts. Nach Aufgang der schmalen Mondsichel wurde es mir endgültig zu fad. Von Westen her rückten auch massivere Wolken heran. Ich beendete meine Beobachtung gegen 2 Uhr. Mit rund 50 Perseiden in fast 2.5 Stunden Beobachtungszeit ist die Ausbeute wahrlich nicht gewaltig, da war ja fast in der vorgehenden Nacht mehr los, zumindest gab es mehr hellere.
Howdii