Nach einem trüben und teilweise verregneten Samstag klarte es gegen Abend überraschend auf. Scharf begrenzt, wie mit einem Messer gezogen, endete die Wolkenfront, gab Sonne und einen strahlen blauen Himmel frei. Das juckt zu einer Beobachtung. Ich griff zum Mobiltelefon und klingelte einmal bei Andi Berthold an. Wir vereinbarten, uns in Altenmarkt i. T. zu treffen.
Gesagt, getan, um etwa 21:30 trafen wir, Andi, Astrid und meine Wenigkeit zusammen, und fuhren hinauf zu unserem Beobachtungsplatz. Roland Graf würde nachkommen, sagte Andi. In der Dämmerung bauten wir unsere Teleskope auf: Andi seinen 10" Dob, ich meinen kleinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton. Wir merkten, dass der Himmel zwar recht sauber sein würde, frisch geputzt, aber dass die Nach auch recht feucht werden würde. Noch bevor es einigermaßen finster wurde, war der schwarze Tubus meines Teleskops schon beschlagen, der weiße Sucher sogar schon richtig nass; die Optiken blieben aber noch klar, weil ich vor allem das Rohr eher unter die geöffnete Heckklappe meines Kombis schauen ließ.
Was macht man denn in der zu Ende gehenden Dämmerung? Zum Beispiel den Kometen C/2001 Q4 (NEAT) suchen - ist ja ein "alter" Bekannter. Wir fanden den Burschen ein paar Grad direkt westlich von Merak (β UMa). Am noch aufgehellten Himmel war der Komet im Teleskop zwar zweifelsfrei erkennbar, aber wenig detailliert zu sehen.
Die weitere Zeit vertrieb ich mir mit M3, ja, nett. Eine kleine Herausforderung war es, den einige Grad östlich stehenden 9 mag Kugelhaufen NGC 5466 zu identifizieren. Fix, die Dämmerung zieht sich in den Sommernächten... Also weiter mit einem "Anstandsbesuch" bei M13, dann noch M11 und M27.
Mittlerweile war auch Roland eingetroffen. Er hatte seinen günstig erstandenen 18" Dob mit, ein Gerät das schon einiges Sternenlicht gesehen hat. Nachdem es nun auch wirklich dunkel geworden war, ein kritischer Blick zum Himmel: Oh, M13 freisichtig, gut und gern 6 mag im Zenitraum! Die Wiener Lichtglocke zog sich aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit ungewöhnlich hoch hinauf. Die Milchstraße am Osthimmel war prächtig bis zur Schildwolke hinunter, weiter südlich verblasste sie in der Himmelsaufhellung. Aber tief am Südhimmel spitzte sogar der Stachel des Skorpions über den Horizont.
Während Andi und Roland mit ihren Dobs "Schaustücke" des Himmels abklapperten, beschloss ich, ein paar Planetarische Nebel, die ich schon kenne, einmal mit dem kleinen 5.7" Teleskop zu beobachten. Bevor ich noch richtig zur Sache ging: wir schauten grad zufällig nach Westen, auf einmal eine Feuerkugel, aber so was von grün, dass wir im ersten Augenblick an einen Feuerwerks-Leuchtkugel dachten, doch diese fliegen erst hinauf, bevor sie wieder herunter kommen, und der Winkel passte auch nicht so recht. Der Bolide kam etwa aus dem südlichen Bereich des Bootes und zog bis gegen den Hinterteil des Löwen hinunter. Am Ende der Spur gab es einen starken Helligkeitsanstieg und der Bolide zerbarst in drei Teile. Das Nachleuchten war nur kurz. Die Helligkeit dieser Erscheinung war allerdings gut an die -10 mag, das Ding hat sogar leichte Schatten geworfen, und es hatte auch ganz schön Tempo drauf. Mit einem Wort: kurz, aber heftig.
Mein erster Kandidat war NGC 6804. Mit 12 mag bei 31" Durchmesser sollte dieser Planetarische Nebel kein Problem sein, und war es auch nicht. Ich konnte die Vergrößerung ohne Filter sogar bis 217x ziehen, ohne dass dem kleinen 5.7-Zöller das Licht ausging. Zumindest ein Sterndl sah ich am Rand des Nebels "picken". Ich konnte Roland dazu überreden, dieses Objekt auch im 18" anzuschauen. Bei 285x war das Ding dann durchaus interessant. Mir kam es etwas oval vor, mit drei Sternen drüber in einer Reihe, den hellsten davon hatte ich ja schon im kleinen Rohr gesehen. Der 14.4 mag Zentralstern in der Mitte war der schwächste der drei Sterne. Mit seinem grazilen, transluzenten Leuchten machte dieser Nebel im 18" Dob einen feinen Eindruck.
Bis ich wieder zu meinem Teleskop zurück kam, war die Optik endgültig beschlagen. Zartere Methoden, wie das Rohr gegen Boden richten, oder die körperwarme Daunenjacke vorn drüberhängen, brachten nichts. Da half nichts mehr als den Motor des Autos anwerfen, Klimaanlage einschalten, Tubus abmontieren, und im Auto die Optik mit den Lüftungsdüsen trocken blasen. Immer wieder ein Hit, wenn man mit einem triefnassen Teleskop im Arm im Auto knotzt... Die Optik wird dabei auch soweit angewärmt, dass gegen weiteren Taubeschlag zwar eine Weile vorgebeugt ist, aber einer Planetenbeobachtung wäre das nicht gerade förderlich. Egal, ich wollte sowieso weiter nach schwachen Nebelchen suchen.
Weiter ging's mit getrockneter Optik und NGC 6781. Mit 11.4 mag ist dieser Planetarische Nebel zwar etwas heller, aber mit 109" auch mehr als dreimal so groß wie NGC 6804. Trotzdem kein Problem für den kleinen Maksutov-Newton. Beim "Reinzoomen" war der UHC Filter aber hilfreich, und verbesserte die Sichtbarkeit dramatisch. Ich wollte noch weiter vergrößern, doch am 18-Zöller wartete grad der M57-Zentralstern, erspechtelt zu werden. Nachdem Andi und Roland schon gescheitert waren, wollte ich sehen, dass ich auch nichts ausrichten würde. Doch halt, zweimal erwischte ich ihn indirekt! Ich glaube, man tut sich prinzipiell leichter, wenn man etwas schon einmal gesehen hat. Ich kenn diese Beobachtungsaufgabe ja auch von meinem 18" Dob, wirklich einfach ist es nicht.
Nun wollte ich in meinem 5.7-Zöller auf Grenzgrößenjagd gehen, und nahm dazu die M57 Umgebung ins Visier. Doch die feuchte Nacht war nicht wirklich dazu angetan. Kaum kam man näher ans Okular beschlug, es auch schon. Mit etwas Mühe konnte ich mich an die 15.3 mag herantasten.
Mittlerweile spitzte schon die abnehmende Mondsichel über den Horizont herauf. Andi und Astrid verabschiedeten sich. Roland und ich wollten eigentlich auch schon abbauen, aber wir nahmen noch M27 im 18" ins Visier. Und als letztes Objekt schnappten wir uns den Kometen NEAT Q4. Im 18" gibt der ja doch noch ein lohnenswertes Objekt ab, mit mäßig breit auffächerndem Schweif. Damit schloss sich der Kreis. Die Optik meines Maksutov-Newtons war mittlerweile wiederum beschlagen, also wirklich Zeit zum Aufhören.
Warum "Schmalspurbeobachtung"? Naja, ich bin mit meinem Programm nicht recht weit gekommen, "meinen" Planetarischen Nebeln nachzustellen, und ich bin weit davon entfernt gewesen, an die Grenze zu gehen. Dazu war zu wenig lang dunkler Himmel, und zu viel Feuchtigkeit. Aber es hat gut getan, wieder einmal unter einem prächtigen Sternenhimmel zu stehen, feine Sterne im Okular zu sehen, und für mich war's nebenbei recht praktisch, vom kleinen 5.7" Maksutov-Newton zum 18" Dob wechseln zu können, ohne dass ich meinen mitschleppen musste ;-)
Howdii