Mondfinsternisse sind zwar keine so seltene Ereignisse, doch beobachten wir sie gerne, und nicht zuletzt deshalb, weil man auf diese Weise in einer Vollmondnacht bei gutem Himmel sogar ein wenig Deep Sky spechteln kann. Nach der gelungenen Mondfinsternis-Beobachtung im letzten Herbst, hofften wir natürlich auch diesmal auf gedeihliches Wetter. Leider verhieß der Wetterbericht nichts gutes, und es sah zu Mittag auch gar nicht recht nach einer nächtlichen Beobachtung aus. Ursprünglich plante ich daher, einfach daheim auf etwaige Wolkenlücken zu warten.
Im Laufe des Nachmittags verfolgte ich stündlich das Wetter-Satellitenbild. Ich machte mir nicht ganz unberechtigte Hoffnung, dass der heftige Föhnwind uns am Abend eine wolkenärmere Zone "herbeiblasen" könnte. Tatsächlich zeigten sich gegen Sonnenuntergang erste Wolkenlücken. Normalerweise hätten wir zu Mondaufgang schon "habt Acht" stehen müssen, weil die partielle Phase schon begonnen hatte. Stattdessen befand ich mich erst auf dem Heimweg von der Arbeit. Der Himmel klarte immer weiter auf, ich sah der Nacht nun ziemlich hoffnungsfroh entgegen.
Daheim angekommen, nahm ich mit Walter Verbindung auf. Wegen des anhaltend kräftigen Südwindes einigten wir uns auf den Beobachtungsplatz bei Schrick, wo man vor Südwind geschützt aufbauen kann. Nur ganz so leicht war es diesmal nicht: Man kann sich nur schlecht vor Wind schützen, wenn man in die Richtung beobachtet, woher der Wind bläst. Aber dort gibt es eine Stelle, wo man nach Süden über den Windschutzgürtel drübersieht, und doch noch ein wenig Schutz findet.
Mit Teleskop und Kamera bewaffnet steuerte ich diesen Platz gegen 21 Uhr an. Der Mond war zu dieser Zeit schon vom Kernschatten der Erde "angeknabbert". Während ich noch die Windrichtung für optimalen Aufbau der Gerätschaft prüfte, klingelte mein Handy. Das Gespräch dauerte etwas länger. Bevor ich mein Teleskop aufbaute, guckte ich noch ein wenig mit dem Feldstecher zum Mond. Der Himmel war ja weitgehend wolkenlos, also hatte ich es nicht sonderlich eilig. Gemütlich stellte ich nun meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton auf, und visierte den Mond an. Ah, fein. Nun zückte ich die Digitalkamera, um ein paar afokale Aufnahmen zu machen. Zuerst musste ich aber noch die richtigen Einstellungsparameter finden, und drückte ein erstes Mal ab, als das Bild auf dem kleinen Display brauchbar aussah. Das Foto wurde anschließend gleich genauer begutachtet und analysiert. Dann wollte ich noch ein Bild knipsen, aber öh, da war nun eine Wolke, die störte. Na gut, warte ich halt ein bisserl. Kaum hatte ich den Mond wieder frei im Bild, hielt ich mit der Kamera drauf. Doch da war die nächste Wolke, und drehte das Licht ab. So ging es ein Weilchen hin und her, bis vom Süden her eine massive Wolkenwand den Himmel nach und nach überzog. Walter kam etwas nach 22 Uhr an, da konnte man die Wolkenlücke grad noch nach Norden abziehen sehen. An dieser Stelle einmal das einzige Foto, bevor die Wolken dicht machten:
21:30 MESZ - Der Mond ist schon ein schönes Stück in den Kernschatten der Erde eingetaucht
Im Nu war der ganze Himmel bedeckt. Etwas missmutig blickten wir in die Wolken. Das sah irgendwie massiv und endgültig aus. Auf einmal ein Regentropfen, dann noch einer, und noch einer... Es wurden immer mehr Regentropfen, deshalb nahm ich schnell das Teleskop von der Montierung und verstaute es kurzerhand im Auto Über die Montierung warf ich derweilen eine Decke. Nach einer kleinen Pause wurden die Regentropfen wieder mehr, es war nun schon fast eine leichte "Blumendusche". Ich verfrachtete deshalb auch flugs die Montierung ins Auto, und wir suchten kurzfristig Schutz unter der geöffneten Heckklappe. Viel fehlte nicht mehr, und wir hätten uns vor dem Regen ins Innere des Autos geflüchtet. Doch es hörte auf zu tröpfeln. Eigentlich hätte ich nun das Teleskop wieder aufbauen können, jedoch, man traut der Sache nicht. Vielleicht würde die Wolkendecke überhaupt nicht mehr aufreißen. Außerdem könnte es jeden Moment losregnen.
Gegen Mitte der Finsternis sah man im Süden wieder ein Stück klaren Himmels. Flugs wurde die Digitalkamera aufs Stativ geschraubt, Walter baute ebenfalls seine Kamera mit Tele auf. Und da war der Mond auch schon. Schnell ein Blick mit dem Feldstecher - interessant, ziemlich dunkel, weniger kupferfarben, eher ein Graustich, und der zum Rand des Kernschattens gelegene Mondrand gelblich. Dann knipsten die Kameraverschlüsse, der von Walters Kamera wirklich, meiner nur akustisch simuliert...
22:26 MESZ - Der total verfinsterte Mond
Mit Bildanalyse und einer anderen Einstellung kam ich grad zweimal zum Abdrücken, und das war noch schnell, schnell, ohne Selbstauslöser, deshalb ist das Bild auch ganz leicht verwackelt, ersichtlich am Stern links über dem Mond. Dann war neuerlich "Sendepause". Bis die nächste Wolkenlücke kam, war die Totalität schon vorüber. Und weiter ging's mit der Knipserei. Bei mir allerdings nicht lange, weil nun der Akku meiner Kamera schlapp machte. Nachfolgend das beste Bild vom Austritt aus dem Kernschatten:
23:14 MESZ - Der Mond tritt aus dem Kernschatten aus. Der Farbton entspricht gut dem visuellen Eindruck.
Der helle Stern links über dem Mond ist übrigens α2 Librae, und wenn man genau hinschaut, entdeckt man rechts über diesem Stern noch den schwächeren α1 Librae. Tja, jetzt, wo die Sache eigentlich gelaufen war, klarte der Himmel immer weiter auf. Das Ende der Finsternis konnten wir ungestört beobachten. Durch Plaudern verging die Zeit, und so blieben wir eigentlich länger als wir vorhatten. Bis wir heimwärts strebten, strahlte der Mond wieder makellos vom Himmel. Freilich, das ist Pflicht eines wackeren Sternguckers, so halb angepatzt kann man den Mond schließlich nicht stehen lassen, die Sachen wollen schon in Ordnung gebracht sein, bevor man die Stätte der Beobachtung verlässt, nicht wahr?
Howdii