"the vienna little telescope"
80 cm f/8.3 Cassegrain - Nordkuppeltelskop der Universitätsternwarte Wien
Ohne Walter Koprolin hätte ich wohl kaum Zugang zu solch einem Teleskop bekommen. Walter hatte mich im Juli während meines Urlaubs angerufen, und gemeint, er könnte das Nordkuppelteleskop für uns buchen, um einmal CCD Arbeit mit ordentlich großer Öffnung zu machen. Natürlich war ich gleich einverstanden. Schließlich hatten wir das Teleskop vom 18. bis 23. August 2003 zur Verfügung. Mit hoher Erwartung und großen Plänen gingen wir in diese Woche. Doch es sollte alles ein bisserl ernüchternder werden. Ich schreibe diesen Bericht auf die Gefahr hin, dass ich am Institut für Astronomie zum "Gott-sei-bei-uns" werde, sofern ich es nicht ohnehin schon bin.
Die erste Nacht am 18. August mussten wir gleich einmal sausen lassen, abends gewitterte, stürmte und regnete es, und natürlich war es um Mitternacht schon wieder sternklar. Irgendwie hätten wir uns am liebsten in den Hintern gebissen, wenn das denn gar so leicht ginge. War doch die Wetterprognose auch für den Rest der Woche nicht gerade rosig.
Erste Nacht: 19./20. August 2003
Egal, am 19. August ergab sich schon die erste Chance. Mit fallweiser Belästigung durch Wolken mussten wir zwar rechnen, doch in der ersten Nacht an einem unbekannten Instrument gilt es einmal sich zurechtzufinden, den Umgang mit dem Instrument zu erlernen und Fokuspositionen für diverses Zubehör zu eruieren. Wir nahmen an, dass die Nacht für unsere Zwecke reichen sollte, und das tat sie auch.
Weniger das Teleskop. Noch vor Mitternacht waren wir soweit vertraut, dass meine SBIG ST-7E CCD Kamera im Fokussierer steckte und wir auf der Suche nach dem besten Fokus angesichts des nicht gerade optimalen Seeings waren. Dabei erlebten wir schon unsere ersten Wunder. Bereits auf den eine Sekunde lang belichteten Fokussiershots waren die Sterne nicht schön rund, sonder immer wieder länglich verzogen. Die Nachführung hielt das Objekt zwar augenscheinlich bombenfest am Platz, doch gab es kleine Schwankungen, alle paar Sekunden tanzte das Objekt ein paar Bogensekunden hin und her. Das hat gereicht, um uns die CCD Arbeit ordentlich zu vergrausen, es war damit einfach nichts Sinnvolles anzufangen. Wir beschränkten uns vorwiegend darauf, Bilder zur Dokumentation des Fehlers anzulegen. Aus den einminütigen Testschüssen auf unser Wahlobjekt NGC 6826 ("Blinking Planetary" Nebel im Schwan) versuchte ich daheim wenigstens ein bissl was rauszuholen, und hier das Ergebnis (den Nachführfehler habe ich weitestgehend zu "vertuschen" versucht):
NGC 6826 bei 6.64 m Brennweite
Mittlerweile war es Zeit für Mars geworden. Mit der Webcam hat man ja äußerst kurze Belichtungszeiten, dafür sollte es reichen. Freileich stellte ich mich auch mit der Digitalkamera ans Okular und schoss in afokaler Projektion bei 300-facher Vergrößerung eine Serie Bilder. Das beste davon möchte ich hier präsentieren:
Mars am 20. 8. 2003 um 0:23 Uhr MESZ, 1/4 Sekunde (Olympus µ 300 Digital Kamera)
Na, wer sagt's denn, was ordentlich Öffnung ausmacht! Auch die Webcam Bilder sahen bereits im Livestream interessant aus.Mit den Marsbildern ließen wir's aber für diese Nacht bewenden.
Zweite Nacht: 20./21. August 2003
Am Abend des 20. August waren wir gleich wieder am Nordkuppelteleskop. Nach nur viereinhalb Stunden Schlaf und einem harten Arbeitstag war ich gespannt, wie ich das "durchdrücken" würde. Dankbar griff ich beim für Beobachter bereitgestellten Mineralwasser zu, es sollte mich in der Tat "über Wasser" halten. Ich konnte nach dieser zweiten Beobachtungsnacht sogar ohne allzugroße Müdigkeitserscheinungen heimfahren.
Da wir in erster Linie Mars im Bild erfassen wollten, erwogen wir bis dahin Startest-Evaluierung der Optik und visuelle Beobachtung. Schließlich kann man nicht einfach die Kuppel öffnen und schon beste Ergebnisse erwarten. Die Zeit zum Lüften der Kuppel und zum Austemperieren des Teleskops sollte man halt irgendwie sinnvoll nützen. Bevor wir zum Startest schritten, nahmen wir schon einige Beobachtungen vor. Wir wollten die Grenzen mit großer Öffnung unter Wiener Stadthimmel etwas ausloten. Bei einer freisichtigen Grenzgröße von 4.3 mag im Zenitraum machten wir uns ans Werk.
NGC 7027: Planetarischer Nebel (Cyg), Ausdehnung 15", visuelle Helligkeit 8.5 mag. Dieses Objekt ist mir recht gut bekannt, ich war gespannt was die große Optik zeigen würde. Zu sehen war bei 300x ein Acht-förmiges, deutlich grünliches Gebilde. Wir steigerten die Vergrößerung auf 440x und schließlich auf 660x. Dabei fielen uns die unschön dicken, patzenförmige Sterne auf. Wir schoben das vorerst auf's Seeing und die nicht austemperierte Kuppel und Optik. Der beste Blick auf NGC 7027 war unter diesen Umständen bei 440x gegeben. Von einer Seite her wächst ein dunkler Einschnitt in die Mitte des Acht-förmigen Gebildes, der die beiden Hälften fast zu separieren scheint. Mit [O III] Filter war bei 660x eine etwas ausgedehntere gemeinsame Hülle zu erkennen.
M 13 sollte unser nächster Kandidat werden. Wir freuten uns schon auf eine geballte Ladung an Sternen. Wir sind gleich bei 660x draufgekracht, und da bot sich uns ein erbärmlicher Anblick. Beim Versuch den besten Fokus zu finden, stellte ich starken Astigmatismus fest. Auweih. Wir reduzierten zwangsläufig die Vergrößerung bis runter zu 300x, da war das Bild noch einigermaßen erträglich, und indirekt war jede Menge feiner Grieß angedeutet. Mein Gott, wenn die Optik da mitgespielt hätte, was für ein Anblich hätte das sein können...
Gamma Lyrae: Aufgeschreckt durch das gerade Gesehene wollten wir's genau wissen und schritten zum Startest. Freilich sollte man den Startest bei einem Teleskop dieser Größe vorsichtig angehen - es kann auch nur eine Momentandiagnose sein, wenn man ein Instrument überhaupt nicht kennt. Die Kollimation der Optik sah soweit ordentlich aus. Die Sphärische Aberration würden wir vorsichtig auf eine geringfügige Unterkorrektur einschätzen, ganz ok für so eine Optik. Was uns aber wirklich ernüchternd ins Auge sprang war der herbe Astigmatismus. Da das Beugungsbild knapp vor dem Fokus nicht nur eine stark gequetschte Ellipse wurde, sondern auch noch Dreiecksform annahm, würden wir auch noch auf Pinching tippen. Diesen Fehler dokumentierten wir auch gleich mit der Webcam, indem wir eine Fokussequenz der Beugungsbilder von intra- zu extrafokal aufnahmen.
Weiters versuchten wir die Pendelbewegungen der Nachführung, die wir in der ersten Nacht schon bemerkt hatten, visuell zu bestätigen. Dazu nahmen wir einen schwächeren Stern, und stellten ihn bei hoher Vergrößerung (1600x) knapp an den Rand des Bildfeldes in RA. Und da war deutlich zu sehen, wie der Stern alle paar Sekunden fast am Bildrand verschwand, dann wieder mehr vom Rand wegrückte. Auch dieses Herumtanzen des Sternes dokumentierten wir mit der Webcam.
M 57: Weil wir in unmittelbarer Nähe waren, musste der Ringnebel als Testobjekt herhalten. Nun, bei 300x war ohne Filter der Zentralstern - zwar als dicklicher Patzen - zu sehen, und blickweise auch der zweite Stern im Ringinnern. Der Anblick erinnerte mich weniger an meinen 18" Dob, wo ich den Zentralstern immer als nadelfeine Spitze rausstechen sehe, sondern eher an meine allererste Beobachtung des M 57 Zentralsterns mit einem 12" SCT bei 600x. In der Umgebung des Ringnebels versuchte ich die visuelle Grenzgröße zu eruieren. 15.7 mag schaffte ich relativ leicht, gut, da bin ich auch mit meinem 8" Maksutov-Newton, mit etwas Geklaube hätte ich wohl trotz der dicken Sternpatzen noch schwächere Sterne aufgestöbert.
Abell 72 (Del) ist mit einer Ausdehnung vom 130" und einer visuellen Helligkeit von 13.8 mag schon etwas härtere Kost. Das musste ich unlängst auch mit meinem 18" Dob feststellen. Wir gingen bei 170x mit [O III] Filter zu Werke. Puh, scharwach, scharwach... In der eher grauen Suppe hob sich das Nebelfleckerl kaum vom Hintergrund ab. Wir konnten diesen Planetarischen Nebel dennoch eindeutig ausnehmen.
NGC 6781 (Aql), Planetarischer Nebel , war ein Wunsch Walters. Dieses Objekt ist uns auch schon von früheren Beobachtungen bekannt. Mit einem Durchmesser von weniger als 109" und einer visuellen Helligkeit von 11.4 mag ist das ein leicht sichtbares Objekt. Es war auch bei 170x mit [O III] Filter recht hell, und ein weing Struktur war zu sehen. Bei 300x mit [O III] Filter war der beste Blick gegeben. Der Rand des Nebelscheibchens schien teilweise heller, ein schwacher Hinweis auf Ringstruktur, und ein dunklerer Fleck, asymmetrisch, zum Rand hin versetzt, war auffällig. Ohne Filter war von dem Nebel fast gar nichts erkennbar, aber ein Sterndl, das im Randbereich des Nebels liegen müsste. So ähnlich kennen wir es zumindest vom 18" Dob her.
NGC 6946 (Cyg/Cep): Diese 8.8 mag helle Galaxie, allerdings mit einer Fläche von 13' x 13' war bei 170x so gut wie gar nicht zu sehen, nur äußerst vage konnte ich "irgendwas" erhaschen. Auch höhere Vergrößerung half da nicht weiter. Am aufgehellten Wiener Stadthimmel war einfach nicht genug Kontrast gegeben. Dabei ist die Galaxie unter gutem Himmel ohne große Probleme in einem Sechszöller sichtbar.
Abell 73 (Cep): Dieser Planetarische Nebel ist ein wahrlich herber Kandidat, mit 73" Durchmesser und einer visuelle Helligkeit von 16.5 mag. Ich wollte aber wirklich einmal hart die Grenze ausloten. Bei 170x mit [O II]I Filter hatte ich mehr Glück als sonst etwas. Zufällig streifte mein Blick gerade richtig über das Objekt, und ich konnte für einen kurzen Moment ein wahnsinnig schwaches Nebelscheibchen erhaschen. Walter konnte meine Beobachtung nicht verifizieren, weil dünne Wolken die Sicht behinderten. Auch mir gelang keine weitere gute Sichtung, zwischen den Wolken dürfte es aber ein kurzes "Loch" gegeben haben, den einmal noch, sehr vage, und ziemlich unsicher, vermeinte ich den Nebel noch einmal zu erkennen. Das war nun wahrlich Grenzbereich, ich wollte es ja so :-)
Mars forderte den Rest unserer Beobachtungszeit. Das Seeing schien schlechter als in der Nacht zuvor. Auch gab es immer wieder starke Behinderungen durch Wolken, die uns das Licht selbst im 80 cm Teleskop "abdrehten". In den kurzen Intervallen, in denen Mars mehr oder weniger gut sichtbar wurde, knipste ich mit meiner Digitalkamera bei 300-fach und 440-fach in afokaler Projektion eine Serie von Bildern. Die zwei besten davon konnte ich zu einem Komposit verarbeiten. Das Ergebnis ist hier zu sehen:
Mars am 21. 8. 2003 um 1:28 MESZ, Kombination aus 1/5 Sekunde und 1/6 Sekunde (Olympus µ 300 Digital Kamera)
Visuell experimentierten wir mit einem hellen Rotfilter, der die Albedostrukturen kontrastreich brachte. Interessant war auch ein hellblauer Filter, der die Albedostrukturen noch gut sichtbar werden ließ, aber auch deutlich Randdunst und einen bläulichen "Gegenpol" zur hellen Polkappe zeigte. Insgesamt gefiel uns das Bild mit dem Hellblaufilter am Besten. Kaum waren die Wolken weg, schien das Seeing besser zu sein. Besser noch als in der vergangenen Nacht. Walter machte sich nun mit der Webcam an die Arbeit. Die Bilder sahen bereits im Livestream detailreich aus.
Für den 21. August war schlechteres Wetter prognostiziert, wir beschlossen deshalb, diese Nacht zu pausieren. Natürlich lag die Wetterprognose falsch, die Nacht wäre klar gewesen. Aber was soll's, schließlich muss man ja auch einmal ausschlafen, nach zwei Nächten hintereinander mit je nur 4.5 Stunden Schlaf - wie in meinem Fall...
Dritte Nacht: 22./23. August 2003
In dieser Nacht wollten wir intensiver an die Grenzen der visuellen Beobachtung unter Stadthimmel rangehen, und freilich hatten wir einen weiteren Angriff auf Mars vor. Walter hatte von Prof. Kerschbaum u.a. einen Baader Kontrast-Booster ausgeliehen - darauf waren wir natürlich extrem neugierig. Nach dem Öffnen der Kuppel starteten wir gleich einmal los, mit "lockerem" Spechteln.
UGC 11252 (Her): Beim Start von "TheSky" bemerkten wir diese Galaxie (14.9 mag, 1' x 0.5') unweit der Parkposition des Teleskops. Na, da wollten wir gleich wissen, was davon zu sehen sein würde. Das Teleskop machte einen kurzen Ruck, und schon waren wir dort. Bei 300x war die Galaxie als sehr schwaches Nebelfleckerl erkennbar. Daraufhin steigerten wir die Vergrößerung auf 660x, und siehe da, ein elliptischer diffuser Nebelfleck wurde etwas deutlicher sichtbar.
UGC 11248 (Her) sollte gleich ein härterer Test werden. Die Galaxie weist eine fotografisch Helligkeit (blau) von 16 mag auf, bei einer Fläche von 1.2' x 0.2'. Bei 660x war sie als großer diffuser Fleck gerade noch zu erkennen, bei 300x war von der Galaxie nichts mehr zu sehen, der Hintergrund zu hell.
Mit den Galaxien war es also nicht weit her, trotzdem wir uns an kleinen Fuzerln zu schaffen gemacht hatten. Daher griffen wir - als Anregung - auf einen meiner Beobachtungsberichte aus dem Jahr 2000 zurück - es geht darin vorwiegend um Planetarische Nebel und Sternhaufen. Dieses Programm sollte wohl auch unter hellem Stadthimmel einigermaßen sinnvolle Ergebnisse ermöglichen. Also nichts wie ran...
NGC 6804 (Aql): Ein Planetarischer Nebel - 12 mag hell, 31" Durchmesser, Zentralstern 14.4 mag. Das klingt nicht allzu schwierig. Bei 300x war ohne Filter ein schwaches Nebelfleckerl zu erkennen, aber eindeutig, der Zentralstern und ein weiterer Stern im Randbereich. Bei 330x mit [O III] Filter sahen wir einen dunklen Fleck im Nordteil des Nebels. Bei 440x wurde weitere Struktur erkennbar, allerdings schwer zu beschreiben, man sagt dann salopp: mottled... Bei 660x war mitsamt [O III] Filter der Zentralstern sichtbar, im Nordteil erschien der Rand des Nebelscheibchens etwas heller. Die Struktur im Scheibchen wurde nun deutlicher, aber für eine genaue Beschreibung reichten die Eindrücke immer noch nicht aus. Wir sollten dieses Objekt jedenfalls als interessanten CCD Kandidaten vormerken.
NGC 6791 (Lyr) ist ein offener Sternhaufen mit einer Gesamthelligkeit von 9.5 mag und einer Ausdehnung von 15'. Sternhelligkeit ab 13 mag. Im Jahr 2000 habe ich diesen Haufen mit meinem 8" Maksutov-Newton beobachtet, fand ihn reizvoll und lohnend, vor allem für größere Öffnung. Die hätten wir wohl, doch selbst bei unserer niedrigsten Vergrößerung, 170x, war "vor lauter Bäumen der Wald" nicht zu sehen. Konkret, man sah einen Haufen Sterne, aber es war schwierig, sich daraus einen Sternhaufen vorzustellen. Dabei waren wir punktgenau auf dem Zentrum drauf. Einige "hellere" Sterne waren locker über das Bildfeld verstreut, indirekt erkannte man noch etliche schwächere, vor allem eine Konzentration zum Zentrum hin ließ sich feststellen.
M 56 (Lyr) ist ein Pflichtobjekt, wenn man schon in dieser Gegend ist. Dass es sich dabei um einen Kugelhaufen handelt, sollte ja allgemein bekannt sein. Die Daten: 8.3 mag, 7.1' Durchmesser, die hellsten Sterne ab 13 mag, die "horizontal branch level magnitude" liegt bei 16.2 mag. Bei 170x bot sich uns ein durchaus feiner Anblick, allerdings mit recht hellem Hintergrund. Wir steigerten die Vergrößerung bis auf 440x, da ließ aber die Definition des Teleskops schon sehr zu wünschen übrig.
NGC 6765 (Lyr) - ein Planetarischer Nebel irregulärer Form. Die visuelle Helligkeit beträgt 12.9 mag, der Durchmesser 38". Bei 300x erkannte wir ohne Filter ein längliches Objekt, praktisch einen "dicken Strich". Mit [O III] Filter bei 330x war die Sache etwas deutlicher, der "Strich" war im Nordteil etwas dicker, speziell am Nordende sahen wir einen helleren Knoten. Nach Osten erstreckte sich ein schwacher Nebelteil. Sicher ein interessantes CCD Objekt.
K 3-27 (PK 61+8.1; Lyr): Dieser Planetarische Nebel lief uns in "TheSky" quasi über die Füße. Mit 14.3 mag bei 16" Durchmesser sollte die Sichtbarkeit nicht allzu schwer sein. Naja, aber unter Stadthimmel? Bei 330x war mit [O III] Filter ein schwaches, rundes Nebelfleckerl zu erkennen, bei 440x mit [O III] Filter konnte wir nicht mehr Detail sehen, ein schwaches, strukturloses, rundes Nebelfleckerl. Insgesamt war die Beobachtung etwas schwieriger als erwartet.
He 2-438 (PK 64+5.1; Cyg) - "Campbell's Hydrogen Star" - jaja, mit dem hatte ich noch aus dem Jahr 2000 eine Rechnung offen. Diesmal war's leicht, fast zu leicht. Bei 330x mit H-Beta Filter fiel ein dicklicher Stern auf. Gut, bei dieser Vergrößerung waren alle Sterne dick, aber dieser eine war einfach "zu dick". Mit 11.3 mag bei etwa 8" Durchmesser ist dieser Planetarische Nebel ja recht hell. Indirekt war ein schwacher Halo mit andeutungsweise radialen Strahlen erkennbar. Bei 660x erschien das Objekt als auffällig dicker "Knödel", ein paar radiale Strahlen konnten wir erkennen, und etliche schwache Sterne nahe dem Nebel. Da sollten wir auch einmal mit dem CCD draufhalten.
NGC 6842 (Vul) - ein Planetarischer Nebel mit einer visuellen Helligkeit von 13.1 mag und 50" Durchmesser. Bei 330x und 440x, jeweils mit [O III] Filter, war ein kreisrundes, strukturloses Fleckerl auszumachen.
NGC 6894 (Cyg) ist ein Planetarischer Nebel mit einer visuellen Helligkeit von 12.3 mag und einem Durchmesser von 42". Bei 330x mit [O III] Filter konnte man das Objekt noch direkt anspechteln. Ein entzückendes Ringerl war zu sehen. Wir steigerten dann auf 440x - der Ring wurde deutlicher. Sah aus wie ein Verstärkungsringerl - sicher ein reizvolles CCD Objekt.
NGC 6891 (Del): Planetarischer Nebel mit einer visuellen Helligkeit von 10.5 mag, 14" Durchmesser; der Zentralstern weist eine Helligkeit von 12.44 mag auf. Wir beobachteten bei 330x, 660x und 1660x, jeweils mit [O III] Filter. Das Objekt ist sehr hell, und verträgt jede Menge Vergrößerung, wie ich schon in meinem Bericht im Jahr 2000 angemerkt habe. Es war ein zweischaliger Aufbau zu erkennen, der Helligkeitsabfall zum äußeren Halo war aber nicht dramatisch, und zur Mitte hin stellten wir einen gleichmäßigen Helligkeitsanstieg fest. Als ich zur 2x Barlow griff, meinte Walter, ich sollte die Vergrößerung langsam steigern, doch ich stopfte einfach das 4mm Okular wieder rein, und ging mit "Vollgas" und ohne Filter auf Jagd nach dem Zentralstern: Ja, satte 3320x ergibt das, und mit einer Austrittspupille von 0.24 mm haben wir die Beobachtung am 80 cm Spiegel schon ans Limit getrieben. Der Zentralstern war dann übrigens zu sehen, zwar als sehr dicker Patzen, aber deutlich heller als der umgebende Nebel.
NGC 6934 (Del): Zur Abwechslung wieder einmal ein Kugelsternhaufen, 8.7 mag hell und 5.9' Durchmesser. Die hellsten Sterne erreichen 14 mag, die "horizontal branch level magnitude" liegt bei 16.8 mag. Bei 300x bot sich ein recht guter Anblick, der Haufen war leicht aufzulösen, indirekt war viel feines Sternengesprenkel zu sehen. 660x ergab aber nur einen enttäuschenden Anblick, die Sterne waren viel zu dick.
NGC 6905 (Del): Der "Blue Flash Nebula", ein Planetarischer Nebel mit einer visuellen Helligkeit von 11.1 mag, einem Durchmesser von 39", einem 15.5 mag hellem Zentralstern. Es ist quasi eine Miniatur des Hantelnebels - eine "Sanduhrform" mit schwächeren "Ohren". Bei 440x bot sich ohne Filter schon ein schöner Anblick, mit Zentralstern, bei 660x mit [O III] Filter war die M27-Miniausgabe perfekt. Wir steigerten noch auf 880x - da wurde noch Struktur in der "Sanduhrform" gewahr, ein dunklerer Fleck. Wir gönnten uns abschließend noch einen Blick bei 330x - dabei bot sich ein reizvoller Anblick, wie das Objekt in seiner Umgebung eingebettet liegt. Der Höhepunkt des Abends! Ein Pflichtobjekt auf unserer CCD Liste!
NGC 7048 (Cyg): Dieser Planetarische Nebel (12.1 mag bei 61" Durchmesser) bildete den Abschluss unseres Programms. Bei 440x mit [O III] Filter erschien das Objekt nahezu rund, als direkt sichtbare Scheibe mit einem etwas dunkleren Zentrum. Bei 660x war der Rand im NNO Teil dunkler, der Nebel schien dort diffus auszulaufen. Ohne Filter war bei 660x fast gar nichts vom Nebel zu erkennen. Bei 440x ohne Filter konnten wir 2 oder 3 Sterne über das Nebelscheibchen versprengt sehen. Auch dieses Objekt sollte auf unserer CCD Liste nicht fehlen.
Mars - Mars - Mars! Freilich, diesem Burschen war noch ein beträchtlicher Teil unserer Arbeit gewidmet. Das Seeing erwies sich in dieser Nacht leider sehr bescheiden, eindeutig das Schlechteste unserer drei Nächte am vlt. Auch andere Beobachter an diversen Standorten berichteten davon. Es gab nur wenige halbwegs gute Momente. Trotzdem probierten wir mit einigem Zubehör herum. Bewaffnet mit Baader Kontrast-Booster, IR-Sperrfilter und einem Webcam-Adapter mit Filtergewinde, alles Eigentum des Instituts für Astronomie, machten wir uns an die Arbeit. Davor schauten wir aber ja selbst noch durch's Okular, und ich konnte es nicht lassen, afokal mit meiner Digitalkamera eine Serie von Bildern zu schießen. Dem Seeing entsprechend gab es dann auch nur eine Aufnahme, die halbwegs brauchbar war, und nachstehend das Ergebnis, was ich davon noch rausholen konnte:
Mars am 23. 8. 2003 um 0:57 MESZ, 1/200 Sekunde (Olympus µ 300 Digital Kamera)
Wir testeten visuell den Baader Kontrast-Booster. Es wird ja viel Hype drum gemacht, er soll an Achromaten den Blausaum unterdrücken und das Schärfste aus der Abbildung des Teleskops rauskitzeln. Nun, Pustekuchen, der Blausaum durch die atmosphärische Refraktion war mit diesem Filter genauso zu erkennen wie ohne. Einzig, das Bild schien etwas dunkler, und von mir aus, weil die Blendung etwas geringer wurde damit, war der Kontrast ein wenig verbessert. Zumindest die Schärfe des Bildes litt nicht. Dahingehend können wir die Werbeaussagen bestätigen. Von wegen Kontrast-Booster, mein "Kontrast-Puster" ist gratis und funktioniert auch recht gut :-) Ein Quick-Check, den ich meist mache, bevor ich zu den Farbfiltern greife: einmal kurz das Okular anhauchen, und wenn die mikrofeinen Beschlagströpfchen gerade die richtige Dichte haben, kommt der Kontraststeigerungseffekt zum Wirken - es ist in dem Sinn halt auch ein Neutralfilter, oder sogar leichter Orangefilter, weil Mars sein Licht ja im Beschlag etwas streut. Visuell konnte uns dann wiederum der Hellblau Filter am meisten überzeugen, wie schon in unserer zweiten Nacht.
Walter probierte dann die Filter der Reihe nach mit der Webcam aus. Beim Baader Kontrast-Booster sahen wir auch in der Webcam-Aufnahme das blaue Ranftl der atmosphärischen Refraktion, unser visueller Eindruck war damit bestätigt. Dann folgten Aufnahmen mit IR-Sperrfilter, mit Rotfilter, Grünfilter, Blaufilter, und auch mit dem Hellblaufilter, der uns visuell die schönsten Eindrücke vermittelt hatte. Dem Seeing entsprechend sind die Webcam-Aufnahmen halt auch nicht gerade toll geworden, es hilft halt alles nichts, für wirklich gute Resultate müssen auch die Bedingungen passen.
In Sky&Telescope 8/2003 ist ein Artikel über visuelle Beobachtung erschienen - was mehr zählt, Öffnung oder dunkler Himmel. Obwohl ich nicht mit allen Punkten des Artikels einer Meinung bin, und das Programm ODM mir glatt ein "too faint" für ein von mir mit 5.7" Öffnung unter "Vorstadthimmel" beobachtetes Objekt geliefert hat, war ich jetzt natürlich schon ein wenig neugierig und habe die Chance, mit großer Öffnung unter Großstadthimmel zu beobachte, gerne wahrgenommen. Gut, unser 4.3 mag Himmel hört sich nicht so schlecht an, das trifft aber nur für den Zenitraum zu. Und die Sternhelligkeiten, die man noch sehen kann, geben nicht direkt Aufschluss über die Himmelshelligkeit - das ergibt ein zu positiv gezeichnetes Bild. Demnach können wir zusammenfassen: Galaxien zählen ohnehin zu den visuell undankbarsten Beobachtungsobjekten, erst recht unter Stadthimmel, wobei die kleinen Fuzerln noch halbwegs gehen, an weiter ausgedehnten Objekten wird man jedoch fast immer scheitern. Und da sind sicher solche drunter, die man mit einem Sechszöller unter dunklem Himmel ohne große Probleme sehen kann. Ob da noch mehr Öffnung helfen würde? Ich bezweifle es. Die Objekte saufen regelrecht im aufgehellten Hintergrund ab, da hilft alles nichts. Sternhaufen, ob offen oder kugelförmig, generell, stellare Objekte kann man recht gut beobachten. Die im Teleskop erreichbare Grenzgröße wird bei großer Öffnung jedoch schon stark vom Seeing abhängen. Das wissen wir auch schon von Beobachtungen mit meinem 18" Dob. Großflächige Gasnebel kann man sich ebenfalls abschminken, die werden mitsamt Nebelfilter wenig bis nichts hergeben - bei großer Öffnung ist meist auch ordentlich Brennweite dahinter, und dadurch ist diese Objektkategorie sowieso schon nicht die Domäne solcher Teleskope. Dafür nimmt man eher ein RFT und sucht einen Platz mit dunklem Himmel auf. Was mit einigermaßen gutem Erfolg beobachtet werden kann, sind kleinere Gasnebel. Hier helfen Nebelfilter äußerst effektiv. Wo ohne Filter oft nichts bis fast nichts zu erkennen ist, steht der Nebel mit Filter plötzlich da. Allerdings macht der helle Hintergrund auch mit Nebelfilter zu schaffen, die Optik wird niemals das erreichen, was unter dunklem Himmel drin wäre. Natürlich bringt die Auflösung der brachialen Öffnung schon Vorteile, es werden Details sichtbar, die man mit kleineren Teleskopen nur mühevoll erkennen könnte. Beobachtungstechnik und Erfahrung ist natürlich immer gefragt. In Summe gesehen ist es ein zweischneidiges Schwert. Ich würde aber fast tippen, dass ich mit meinem 18" Dob unter gutem, dunklem Himmel auf ähnlich gute Detailerkennung komme, manchmal sogar mehr sehen würde. Darin hat der Autor des S&T Artikels recht, dunkler Himmel ist durch nichts zu ersetzen, nicht wirklich durch Öffnung. Und ich kann's vom 18" Dob bestätigen, große Öffnung und dunkler Himmel gibt was her...
Fazit der Arbeit mit dem Teleskop
Die Positioniergenauigkeit des GOTO-Systems hat uns überzeugt. Wenn das Teleskop gut auf ein Himmelsobjekt synchronisiert ist, kann man davon ausgehen, dass jedes angefahrene Objekt fast exakt in der Mitte des Bildfeldes ist, und das gleich bei 300x. Das sollte auch für CCD Arbeit reichen, um das Objekt auf den Chip zu bekommen. Wenn das Teleskop in dieser Form in die Parkposition gefahren wurde, konnten wir in der folgenden Session direkt von der Parkposition die Objekte mit selber hoher Positioniergenauigkeit anfahren. Was hinderlich war, ist ein in Deklination zeitweilig aufgetretener "Schleppfehler". Das ging soweit, dass sich das Teleskop in Deklination nicht mehr bewegen ließ, und nur durch Abschalten und Wiedereinschalten der Spannungsversorgung zur Räson gebracht werden konnte. Ähnliches ist uns auch mit dem Fokussiererantrieb widerfahren. Danach ist das Objekt natürlich futsch, und das Alignment auch - das Teleskop muss händisch auf einen Stern gefahren werden, und neu synchronisiert werden. Jetzt wissen wir auch, warum ein Telrad an diesem Teleskop montiert ist...
Die Pendelbewegung im Antrieb hat uns unliebsam überrascht. Dass nicht einmal eine Sekunde lang belichtete Aufnahmen runde Sterne zeigen wollen, ist zu viel des Unguten. Sowas hat bis jetzt noch jede unserer Amateurmontierungen zusammengebracht. Das kann und darf nicht sein. In dieser Form könnte man eigentlich nur mit dem AO7 und der ST-7E zusammen arbeiten. Ich bezweifle fast, dass ein normaler Autoguider den eher schnellen Pendelbewegungen ausreichend folgen könnte. Wir waren auch deshalb so enttäuscht, weil Walter vorab berichtet hatte, dass diese Montierung etliche Minuten unguided zulassen würde. So sollt's auch sein, das würde man erwarten. Da man mit CCD unter aufgehelltem Himmel ohnehin nur wenige Minuten belichtet, und dafür mehr Aufnahmen kombiniert, sollte die Montierung das schon hergeben. Ansonsten sehe ich die Arbeit der Studenten schwer beeinträchtigt.
Einiges Kopfzerbrechen macht auch der von uns diagnostizierte, starke Astigmatismus. Es ist unvorstellbar, dass eine LOMO Optik mit so einem Fehler ausgeliefert würde. Das kann und darf nicht sein. Vielmehr vermuten wir, dass nach einem unsachgemäßen Gebrauch des Teleskops der Spiegel nun schlecht in seiner Fassung liegt, die Kollimation zwar augenscheinlich stimmt - aber die Performance ist unter'm Hund, wie man so sagt. Dicke Sterne durch's Seeing, ja, das kennen wir. Schließlich sind die 18" Öffnung meines Dobs zwar nur etwas mehr als die Hälfte der Öffnung dieses Teleskops, aber auch schon genug, um den Seeingeffekten großer Öffnung ausgesetzt zu sein. Und mein Dob zeigt in guten Nächten durchaus feine Sterne. In solchen Nächten, wo die Sterne alle wie Planetenscheibchen aussehen, jammern letztlich auch die Besitzer von 4" Teleskopen nebenan über das schlechte Seeing. Also, die Definition der Optik müsste nach einem notwendigen Service beträchtlich zulegen. Wir haben ja bei der visuellen Beobachtung deutlich die Grenzen der Performance gesehen. Wenn ich sage, das Mars recht gut im 80 cm Teleskop ausgesehen hat, ja, aber wenn wir nicht wüssten, wie sich Astigmatismus auf die Performance auswirkt - es ist hier sicher auch noch einiges zu erwarten. Gut, dieses Teleskop ist wohl nicht dazu da, dass wir damit visuell herumspechteln, sonder für CCD-Arbeit. Aber auch da kostet der Performanceverlust einiges. Wir werden jedenfalls dranbleiben, und hoffen auf eine weitere Möglichkeit zur Beobachtung und zur CCD-Arbeit, wenn alles so ist wie es sein soll. Schließlich gäb's ja wirklich auch für Walter und mich etwas zu tun an diesem Teleskop, abseits vom "pretty picture" machen. Ich brauch nur in mein "Spezialgebiet" schauen: bei den Planetarischen Nebeln gibt es noch genug, wo wenig bis keine, oder nur ungesicherte Daten vorliegen. Da wären photometrische Messungen durchaus angebracht. Mich würd's ja brennend interessieren. Nicht zuletzt bin ich am Überlegen, ob meine "ultimative" CCD-Optik nicht auch ein Cassegrain von wenigstens der halben Öffnung wie der des "vlt" wird. Bevor bei mir die Entscheidung fällt, möchte ich jedenfalls sehen, was das "vlt" wirklich hergibt, wenn es in Bestform arbeitet...
Howdii
Anmerkung 2018: Yep, die Entscheidung ist längst gefallen. Mein endgütlige Sternwarten Optik wird ein 400 mm f/9 Cassegrain. Definitiv. Das Optik Set liegt schon da, die Tubuskonstruktion gedeiht langsam in meinen Kopf...