Von meiner letzten Beobachtung her hatte ich noch zwei Planetarische Nebel auf meiner Liste offen. Eine erste Gelegenheit zur Nachbeobachtung ergab sich am 26. 7. 2003. In der späten Dämmerung war der Himmel noch mit mittelhohen Schleierwolken verunziert, gegen 23:00 Uhr MESZ war es aber sternklar. Flugs stellte ich meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton raus. Es war eine warme und trockene Nacht. Zum Schutz gegen die Gelsen stand ich mit langer Hose und langärmeligem Hemd draußen. Das war anfangs fast zu warm, später aber grad angenehm, als es leicht abkühlte. Der Wind "rührte" mäßig stark in den Baumwipfeln um, auf der Terrasse spürte ich aber so gut wie nichts davon.
Der Himmel präsentierte sich brauchbar, mit knapp über 5 mag im Zenitraum. Die Milchstrasse war war bis hinunter zur Schildwolke zu sehen, und zeigte zwischen Schwan und Cassiopeia sogar etwas Struktur. Ich stürzte mich gleich in die Beobachtung. Mein erstes Objekt war Hu 2-1 (PK 51+9.1). Diesen Planetarischen Nebel hatte ich letztens nach längerer Suche vermutlich gefunden, nun wollte ich nachsehen, ob ich ihn wirklich richtig identifiziert hatte. Zur Erinnerung die Daten: 11.4 mag bei einem Durchmesser von weniger als 3" - also ein nahezu stellares Fuzerl. Mit der Aufsuchkarte aus dem Buch "Planetary Nebulae" von Steven J. Hynes ging ich nochmals mit Akribie zu Werke, um schließlich die Bestätigung zu haben: ja, richtig identifiziert. Ich wollte nun wissen, was daran rauszukletzeln sein würde, deswegen rückte ich dem Objekt mit Nebelfilter und höherer Vergrößerung zu Leibe. Ich konnte ein schwaches Ansprechen auf UHC Filter feststellen. Bei 174x war der PN immer noch sternförmig, erst bei 290x zeigte sich indirekt ein etwas "dicklicher" Stern, jedenfalls dicker als vergleichbar helle Sterne in der näheren Umgebung. Höhere Vergrößerungen waren seeingbedingt kontraproduktiv.
Mit M 3-27 (PK 43+11.1) war ich bei meiner letzten Beobachtung ja gar nicht weit gekommen, da die Morgendämmerung den Himmel schon merklich aufgehellt hatte. Hier nochmals die Daten: 13.9 mag bei weniger als 5" Durchmesser. Nun hatte ich Zeit genug, und ging ebenfalls mit einer Aufsuchkarte aus dem "Hynes" bewaffnet an die Arbeit. Es dauerte ein gutes Weilchen bis ich das Feld der Aufsuchkarte gefunden hatte. Die schaut irgendwie gar nicht so aus, speziell die Sternhelligkeiten dieser handgezeichneten Karte sind wohl aus photographischen Quellen, Rot- oder Blauauszug, oder gar gemischt, und daher wenig zuverlässig was den visuellen Eindruck anbelangt. Es war gar nicht so leicht, sich an die Position heranzuarbeiten. Man spechtelt bei 13 und 14 mag Sternen und noch schwächeren herum, die man sich indirekt einzeln "zusammenklauben" muss. Um wenigstens so tief vordringen zu können arbeitete ich mit einer Vergrößerung von 217x, der beste Kompromiss zwischen dunklem Himmel und vom Seeing her aufgeblasenen Sternen. Bei all der indirekten Herumspechtelei konnte ich mich zweimal nicht des Eindrucks erwehren, ein etwa 5" großes Nebelfleckerl erwischt zu haben, allerdings passte mir die Position nicht ganz dorthin, wo der Nebel sein sollte. Nun, wenn man aber die Nachbarsterne eh nur alle indirekt abklappern kann, ist eine Positionsbestimmung nicht ganz einfach. Zur Kontrolle schraubte ich den UHC Filter rein. Uijegerle, da war's gleich verdammt finster. Mit viel Mühe konnte ich wenigstens die helleren der Umgebungssterne erspechteln, und da, auf einmal wieder der Eindruck eines kleinen Nebelfleckerls. Jetzt war ich mir aber fast sicher, dass diese Position eigentlich eher bogenminutenweit weg sein muss von der eigentlichen Position laut Karte. Bei genauerer Untersuchung der Karte entdeckte ich schließlich ein enges Grüppchen aus drei schwachen Sternen, das zu meiner erspechtelten Nebelfleckerlposition passen könnte. Also wohl falscher Alarm. Das wäre mit dem 18" Dob zu klären, dachte ich, und ließ es vorerst gut sein.
In der Folge widmete ich mich Mars, der schon nahe dem Meridian im Süden stand. Das Seeing war so-so, aber es gab ab und zu ein paar bessere Momente. Anstatt selbst intensiv zu beobachten guckte ich nur ein paar Mal kurz ins Okular. Die meiste Zeit verbrachte ich damit, mit meiner Digitalkamera in afokaler Verwendung des Teleskops Bilder zu "schießen". Ich knipste die ganze Speicherkarte voll, bis ich letztlich ein paar brauchbar aussehende Shots auf dem Mini-Monitor der Kamera sehen konnte. Ist halt nicht so einfach, die Kamera richtig hinzuhalten, und dann noch einen Moment mit gutem Seeing zu haben. Leider war aus der Serie von 19 Bildern nur ein einziges wirklich brauchbar. Das Ergebnis, was rauszuholen war, ist hier zu sehen:
Bestes Einzelbild afokal mit 4mm Okular am 5.7" f/6 Maksutov-Netwon. Kamera: Olympus µ 300 Digital. Belichtungszeit 1/100 Sekunde.
Bis ich endlich ins Bett kam, war es schon gegen die Dämmerung zu. Allzu lange konnte ich aber nicht ausschlafen. Demgemäss fiel mein Spechtlabend am 27. 7. 2003 etwas dürr aus. Nach einem heißen Tag mit Südostwind war der Himmel heller als in der vorigen Nacht. Ich wollte eigentlich den Planetarischen Nebel IC 4593 besuchen, aber blieb in der Gegend von Pal14 hängen, um die Gegend einmal kennenzulernen. Bis ich endlich zu IC 4593 kam, war das Blickfeld auf einmal sonderbar hell. Ich richtete meinen Blick zum Himmel, und uijegerle, da hatten sich Wolken eingeschlichen. Viel Zeit wäre mir auch nicht mehr geblieben, dann hätten die Bäumen in Nachbars Garten dem Spaß sowieso ein Ende gesetzt. Auch verspürte ich schon Müdigkeit, konnte das Auge am Okular kaum mehr offen halten. So beließ ich es mit einem letzten Genussblick auf M11, bevor ich mich ins Bett trollte.
Die Wolken hatten die nächste Front angekündigt, es folgte eine Periode mit unbeständigem Wetter. Die nächste Beobachtungsgelegenheit ergab sich erst in der Nacht von 2. auf den 3. 8. Nachdem auch Walter sein Kommen zugesagt hatte, verfrachtete ich den 18" f/4.4 Dob in meinen Kombi und fuhr, wenn auch sehr spät, raus auf die Felder nahe Niederleis. Bis der Dob aufgebaut war zogen noch ein paar Wolkenschleier durch, dann war Ruhe. Es war schon fast Mitternacht nach Sommerzeit, in dieser sehr warmen Nacht. Ich hielt es eine gute Weile noch mit kurzer Hose aus. Erst gegen 2 Uhr früh, als es ein klein wenig feucht und etwas kühler wurde, schlüpfte ich in die lange Hose. Eigentlich war es eh fast verwunderlich, dass diese Nacht klar war. Um 6 Uhr abends hatte es alles andere als nach einer Spechtlnacht ausgesehen: Jede Menge Quellwolken und der Himmel voll mit Kraxen von Schleiern, die sich jedoch bis Einruch der Dunkelheit weitesgehend aufgelöst hatten. Obwohl dunstig, präsentierte sich der Himmel zumindest im Zenitraum mit knapp mehr als 5.5 mag Grenzgröße nicht so übel. Auf halber Höhe war natürlich Schluss mit lustig, da nahm der Dunst überhand. Die Schildwolke war gerade noch schwach zu sehen.
Ich nahm mir gleich meinen "Quälgeist", M 3-27, vor. Der 18-Zöller würde doch mit den schwachen Sternen um die 14 mag aufräumen können und endlich Klärung herbeibringen. Aber das Feld aufzufinden war dann gar nicht so leicht, mir waren es gleich einmal zu viele Sterne im Okular :-) Es dauerte ein gutes Weilchen bis ich endlich die richtige Stelle hatte, die ich vor einer Woche mit dem kleinen Maksutov-Newton angespechtelt hatte. Ich steigerte langsam die Vergrößerung, 100x, 200x., 267x, und versuchte die betreffende Position indirekt anzugehen. Ich wollt schon sagen, da ist nix, nichteinmal nix, steigerte aber die Vergrößerung noch einmal auf 334x. Oho, jetzt waren die vielen schwachen Sterne doch besser zu sehen, und auf einmal erwischte ich an der exakt richtigen Position ein schwaches, urwinzigkleines Nebelfleckerl. Halt! Also da ist doch etwas! Es war dann gar nicht so leicht, dieses Ding wieder und wieder zu sehen, es dauerte einige Zeit bis ich insgesamt viermal dieses Fuzerl erhascht hatte. Nun, stellar war's nicht, aber auch nicht viel größer. Walter wollte das natürlich sehen. Ich beschrieb ihm die Position im Okular, und er konnte dann zumindest zweimal dieses winzige Fleckerl erspähen. Ich zeigte ihm noch im "Hynes" die Aufsuchkarte, als er starke Zweifel anmeldete: das sei doch gar nicht dieses Feld, hätte keine Ähnlichkeit. Tja, dieses Bedenken kannte ich schon, mir waren letztens schon Zweifel gekommen. Aber wie gesagt, die Sternhelligkeiten sind in der Aufsuchkarte völlig unzuverlässig, und man kann sich grad an der Position der Sterne noch einigermaßen zurechtfinden. Jedenfalls, dass ich zielgerichtet auf eine Position am Himmel losgehen würde, und rein zufällig dort irgendein Nebelfleckerl, sei es eine schwache kleine Galaxie, derer es ja wahrlich genug am Himmel gäbe, finden würde, scheint etwas kurios und unwahrscheinlich. Ich wertete meine Beobachtung einmal vorsichtig positiv. In solchen Zweifelsfällen versucht man freilich Referenzen zu finden. In Jay McNeil's Liste der meistgesuchten 450 Planetarischen Nebel ist dieses Objekt mit einem Durchmesser von 1" angegeben. Das würde eigentlich auf eine stellare Erscheinung hindeuten. Einen Beobachtungsbericht von Kent Wallace fand ich auch, der mit einem 20" f/5 Spiegel bei 105x die Identifikation dieses Objekt per Blinken mit Nebelfilter beschrieb. So what, alles wieder unklar? Nein, nein. Ich bin mittlerweile gaaanz sicher. Den letzten Aufschluss brachte ein DSS Auszug. Die Umgebung kann ich einwandfrei wiedererkennen, sie hat punkto Sternhelligkeiten sogar gute Ähnlichkeit mit der visuellen Beobachtung. Das gesuchte Objekt sieht zwar stellar aus, ist aber in Relation zu seiner Helligkeit ein zu dick geratenes Sterndl, man würde nur einen helleren Stern anhand der Aufnahme vermuten.. Die Position passt exakt. Und um die Zweifel meines lieben Freundes Walter auszuräumen, hier gleich das Bild mit der exakten Position, ich denke, er wird das Feld und die Umgebungssterne wohl wiedererkennen...
DSS Auszug. M 3-27 ist der mit dem Pfeil bezeichnete "dickliche" Stern. Nord ist oben.
Von Walter bekam ich zudem Schelte, warum ich nur solch "unmöglichen" Objekten hinterher jage, das könne man als Leser ja kaum noch nachvollziehen :-) Na schön, dann halt etwas einfacheres: M27 zum Beispiel. Feine Sicht, die "Ohren" waren einfach beim direkten Hingucken erkennbar, und indirekt, aber gar nicht schwer, war bei 100x auch der Zentralstern rauszupicken.
Walter wollte nun M71 wieder einmal sehen. Kugelhaufen oder was? Bei 100x ein feines Sternengesprenkel mit nebeligem Hintergrund. Bei 200x wurde die oft beschriebene Dreiecksform mehr als deutlich, und auch hier war der Hintergrund nebelig. Speziell bei 200x würde man die Zahl der Sterne gar nicht so hoch einschätzen, auch scheinen sie eher locker verstreut, was eher den Eindruck eines offenen Haufens macht. Doch die sichtbaren Sterne dürften nur die halbe Wahrheit sein, so würde ich den nebeligen Hintergrund deuten.
Meine weitere improvisierte Reise führte mich in den Delphin. Die beiden Kugelhaufen NGC 6934 und NGC 7006 sind mir nicht neu, doch habe ich sie noch nie mit dem 18" Dob beobachtet. NGC 6934 weist eine Gesamthelligkeit von 8.7 mag auf, bei einem Durchmesser von 5.9'. Die hellsten Sterne liegen bei 14 mag, die mehreren (horizontal branch level magnitude) aber bei 16.8 mag. Bei 100x war ein wirklich süßes Grießknöderl zu sehen, mit feinen Sternen, wirklich reizvoll. Bei 200x und 334x war der Haufen schön aufzulösen. Für größere Teleskope ein richtiges Kleinod am Himmel. NGC 7006 ist hingegen aus einem anderen "Beobachterholz" geschnitzt. Dieser Haufen ist 10.5 mag hell, bei einem Durchmesser von 2.8'. Die hellsten Sterne, und derer sind es wohl nicht viele, kommen auf 15.6 mag, die horizontal branch level magnitude liegt bei 18.8 mag. Dementsprechend schaut dieser Haufen aus. Selbst mit 18" Öffnung war bei 100x nur ein Nebelfuzzl zu sehen. Bei 334x war der Randbereich teilweise auflösbar, nur indirekt und recht hart, und ein paar Sterne scheinen über das Zentrum hinweg aufgelöst. Nun ja, wenn's Sterne so gegen 19 mag sind, geht auch einem 18" Spiegel langsam die Luft aus...
Während Walter schon seine Vorbereitungen für die Mars Webcam-Aufnahmen traf, wollte ich noch schnell einen Planetarischen Nebel, PK 59-18.1, mitnehmen, über den ich grad in der Karte gestolpert war. Weil ich den Hynes ja mit hatte, konnte ich auch alsbald die Daten eruieren: Es handelt sich um Abell 72, 13.8 mag, 130" Durchmesser, 15 mag Zentralstern. Den hamma doch gleich, dachte ich. Weit gefehlt. Der Sucher war kräftig verstellt (wie hatte ich eigentlich vorher in dieser Nacht überhaupt etwas gefunden? Das frag ich mich dabei schon...) und ich war nicht einmal in der Lage das Sternfeld zu identifizieren. Erst als ich dieses Handicap bemerkte, justierte ich den Sucher neu, und siehe da, schon klappte es auch. So ganz leicht geht Abell 72 aber auch wieder nicht. Er war bei 100x mit [O III] Filter zwar fast auf Anhieb zu sehen, doch nur indirekt und schwach. Walter hatte durch den Computerbildschirm schon seine Dunkeladaption verspielt, und konnte dieses Objekt nicht mehr erspechteln. Ich probierte noch den UHC Filter, mit schlechterem Ergebnis. Ohne Filter war fast gar nichts zu sehen. Bei 200x ging ich dann ohne Filter auf Zentralsternjagd, und wurde fündig. Dabei erhaschte ich ein paar "Nebelflocken" dieses PNs, der nach Vorontsov-Velyaminov als IIIb (irregular disk with traces of ring structure) klassifiziert ist.
Nun war endgültig Mars-Time. Ich hatte meine Digitalkamera mit, und wollte wieder mein Glück versuchen, diesmal am 18" Dob. Deshalb guckte ich kaum selbst rein. Was aber beim Blick in's Okular auffiel war die gleißend helle Polkappe, und ja, freilich waren auch dunkle Albedostrukturen sichtbar. Die afokalen Digi-Fotos mit per Hand gehaltener Kamera und speziell ohne Nachführung sind halt so eine Sache, aus einer "vollgeschossenen" Speicherkarte konnte ich grad zwei Aufnahmen als einigermaßen brauchbar einstufen. Und hier ist das Ergebnis, was sich draus machen ließ:
Kombination aus den 2 besten Einzelbildern afokal mit 6mm Okular am 18" f/4.4 Dob. Kamera: Olympus µ 300 Digital. Belichtungszeit je 1/100 Sekunde.
Freilich sind Webcam Fotos, Kombinationen aus vielen Einzelbildern, einem afokalen Schuss mit handgehaltener Digitalkamera überlegen. Die Tücke lag bei meinen Aufnahmen ja im Detail. Da die Kamera nicht über eine manuelle Einstellung der Belichtungszeit verfügt, muss man das Ding im Automatikmodus oder bestenfalls noch Landschaftsmodus mit voll ausgefahrenem optischen Zoom den Fokus suchen lassen, und so sonderbar es klingt, blitzen lassen, um ohne Verwacklung oder heillose Überbelichtung etwas auf den Speicherchip zu bekommen. Das Problem dabei ist wiederum ein unterbelichtetes Bild, das logischerweise recht verrauscht ausschaut, wenn man mit Bildbearbeitung dran herumfummelt um die Details besser sichtbar zu machen. Zum Glück gibt's auch einen Gauß'schen Weichzeichnungsalgorithmus, der - maßvoll eingesetzt - das grießlige Bild etwas glättet, ohne Details zu verlieren, weil kurz gesagt, feine Details eh nicht vorhanden sind. Mag sein, dass ich noch einen Weg finde, um die Rohbilder mit etwas besserem Signal-Rauschverhältnis hinbringe, dann könnten auch die Endergebnisse besser ausfallen. Immerhin, auch wenn diese Bilder ein ästhetisches Auge nicht wirklich zufrieden stellen können, so zeigen sie doch Strukturen, und ein durchschnittliche erfahrener Beobachter hat schon zu tun, um all diese visuell überhaupt so zu sehen.
Howdii