Merkurtransit

7. 5. 2003, Niederleis

Am Vorabend dieses seltenen Ereignisses bastelte ich für meinen 4" f/8 APO noch schnell ein Sonnenfilter aus Baader-Folie und befestigte es auch gleich "sturmsicher" an der Taukappe. Weil ich es schon ahnte, dass es in der Früh knapp werden könnte, verlud ich auch noch alles ins Auto. Den Wecker hatte ich für 5 Uhr gestellt. Als es soweit war, hörte ich ihn sofort, stellte ihn auch gleich ab, doch irgendwie war ich noch zu müde und schlief prompt noch einmal ein. Als ich wieder munter wurde, war es draußen verdammt hell. Ich hechtete zum Fenster, guckte hinaus. Du liebe Güte, die Sonne stand schon hoch! Dann ein banger Blick auf die Uhr: 6:35, das könnt sich noch knapp ausgehen. Anstatt ein ordentliches Frühstück zu richten steckte ich ein Brotscherzel ein und eine Flasche Mineralwasser, hockte mich ins Auto und düste los.

Als ich knapp nach 7 Uhr am vereinbarten Beobachtungsplatz auf den Feldern bei Niederleis eintraf, war Walter natürlich schon dort, und hatte sein Teleskop bereits fertig aufgebaut. Flugs stellte ich auch meinen APO auf, konnte noch ein Okular reinstecken, das Teleskop mit Assistenz von Walter auf die Sonne richten, und wenige Sekunden später ging es auch schon los: Merkur trat vor die Sonnenscheibe. Walter verfolgte den Eintritt ebenfalls visuell an seinem APO. Vielleicht den Bruchteil einer Sekunde hatte ich die "Delle" am Sonnenrand früher erspäht, vielleicht weil ich mit 80x eine höhere Vergrößerung drin hatte. Wir sahen zu, wie sich der dunkle Punkt vom Sonnenrand löste und nun klar vor der Sonnenscheibe zu erkennen war. So, das war's also, das großartige, so seltene Ereignis, jetzt hatten wir knapp fünfeinhalb Stunden Zeit es zu genießen.

Und sogar das Wetter spielte mit. Eigentlich ganz unüblich. Die paar Schleierwolken am Himmel störten nicht wirklich. In der Früh war es von der Temperatur her zwar sehr mild, doch der lebhafte Wind aus Nordwest ließ mich bald zur Jacke greifen, und sogar zum Schal - ein steifes Genick wollte ich nicht riskieren. Gegen 10 Uhr war es dann schon ohne Jacke auszuhalten, und in den Mittagsstunden empfanden wir den Wind sogar als angenehme Kühlung, stieg die Temperatur doch gegen 30 Grad...

Während Merkur seine Bahn vor der Sonne zog, "schoss" Walter mit einer Digitalkamera in afokaler Verwendung seines Teleskops Bilder vom Merkurtransit. Ich beobachtete derweilen ein bisserl visuell mit meinem APO. Das beste Bild war bei 53x gegeben. Merkur war als gestochen scharfer kleiner Kreis zu sehen, als wenn jemand ein Loch in die Sonne gestanzt hätte. Fast in der Mitte der "Sonnenscheibe" gab es einen größeren Sonnenfleck mit schön strukturierter Penumbra, einige kleinere Flecken waren zu sehen, auch eine Gruppe von winzigen Flecken, und an dem vom Merkurtransit gegenüberliegenden Rand waren zwei interessante Fleckengruppen zu erspähen mit auffälligen Fackeln. Bei genauem Hinsehen konnte man auch die Granulation erkennen. Die Baader Folie erzeugt ein angenehm helles, bläulich-weißes Sonnenbild, und bietet die Grundvoraussetzung für eine scharfe Abbildung. Auch Walter war von dem gestochen scharfen Bild in meinem APO recht angetan. Er knipste mit der Digitalkamera dann auch etliche Bilder durch meinen APO.

Zwischendurch bekamen wir Besuch. Ein Landwirt kam mit seinem Traktor angerattert, um das neben uns liegende Saatfeld zu spritzen. Na, uns war bei diesem Anblick einmal alles andere als wohl zumute. Doch der gute Mann hatte hohes Interesse an unserem Tun, sprang gleich vom Traktor um einen Blick durch's Fernrohr zu werfen. Vom Merkurtransit hatte er im Radio gehört, und er hatte auch richtig erkannt, dass wir riesiges Glück mit dem Wetter hatten, normal wäre es "eh immer schiach" bei solch seltenen Ereignissen. Weise Worte. In der Folge begann der Bauersmann seine Arbeit, er nahm aber Rücksicht auf uns, und zudem kam der Wind aus einer günstigen Richtung, so dass wir nicht wirklich beeinträchtigt wurden. Und nach einiger Zeit kam unser Besucher sogar wieder her, um zu sehen wie Merkur weitergewandert war.

Wir experimentierten nun mit meiner CCD Kamera, wie wir das Bild in einen dafür angepassten Helligkeitsbereich kriegen könnten. Letztlich funktionierte es in folgender Konfiguration: An der CCD Kamera ein Lumicon H-Alpha Filter für Deepsky Fotografie,  vor dem Objektiv von Walters APO ein Dichte 4 (fotografisch) Thousand Oaks Sonnenfilter, und davor noch ein Rettungsdecke-Folienfilter. Visuell hätte man damit wohl schon indirekt schauend nach der Sonne suchen müssen ;-) Etwa ab größter Transitphase starteten wir nun eine Bildsequenz, alle 5 Minuten ein Bild. So wollten wir es laufen lassen. Doch nach etlicher Zeit spielte uns die Technik einen Streich. Vermutlich hat der Spannungsinverter überhitzt und abgeschaltet, und die Software daraufhin die Verbindung zur nun stromlosen Kamera verloren, no na. Doch es hat ein Weilchen gedauert bis wir die Fehlerursache herausgefunden haben, und alles wieder in Gang setzen konnten.

So beschlossen wir, letztlich den Merkuraustritt noch gut zu dokumentieren, und ließen in den letzten Minuten eine Bildsequenz in 10 Sekunden Abstand laufen. Dies gelang wenigstens anstandslos. Wir beobachteten das Transitende in meinem APO, aber auch am Bildschirm gab es alle 10 Sekunden ein aktuelles Bild mit nur kurzer, durch das Herunterladen von der CCD Kamera verursachten Zeitverzögerung.

Damit war die Sache gelaufen. Während wir einpackten, überspielten wir noch etliche Bilder auf Walters Notebook, den vollen Datenumfang wollten wir aber nicht mehr abwarten. Einerlei, es war schön, und damit wir uns später nicht nur an das Gesehene erinnern müssen, haben wir ja die Bilder gemacht :-)

Howdii