Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, genauso wenig die Nacht vorzeitig abschreiben... Am 1. Mai berichtete Walter Koprolin telefonisch von einer Rax-Wanderung, traumhafte Fernsicht, auch im Weinviertel war strahlend blauer Himmel. Wir verabredeten uns deshalb für eine kleine Spechtlsession mit meinem 18" Dob auf den Feldern bei Niederleis. Doch es sollte anders kommen. Kaum hatte ich das Telefon aus der Hand gelegt, zogen von Westen her immer mehr Schleier auf. In der Dämmerung sah es zwar so aus, als ob sich die Wolken auflösen wollten, doch die Beobachtung verkam letztlich zu einer Aufbau- und Abbauübung - es zog später ganz zu.
Der 3. Mai hatte mit Sturmböen und Regengüssen begonnen. Der Himmel sah trostlos aus. Naja, kein Wunder, war doch gerade das 7. NTT (Niederösterreichisches Teleskop-Treffen) auf der Ebenwaldhöhe im Gange - so richtiges Teleskoptreffen-Wetter halt, wie man es kennt... Sollte man dem Wetterbericht Glauben schenken, der Aufklaren gegen Abend angekündigt hatte? Die Hoffnung soll man ja nie aufgeben. So nahm ich trotz des bedeckten Himmels den 18" Dob mit zum NTT, wo ich gemeinsam mit Walter einen kleinen Vortrag, Thema: "Okulare", zu bestreiten hatte.
Bereits im letzten Teil der Anreise war im Westen blauer Himmel zu sehen, und was für ein Blau! Nach Durchzug einer Kaltfront, Rückseitenwetter nennt man das, ist die Luft ja frisch "gewaschen", es war also eine Nacht mit wirklich hoher Transparenz des Himmels zu erwarten. So sollte es denn auch kommen. Da wir, Walter und ich, aufgrund eines Artikels von Ken Hewitt-White im Sky & Telescope Mai-Heft ("Observing Lord Rosse's Spirals") vorhatten, diese Galaxien nachzuspechteln, verließen wir das NTT in der frühen Abenddämmerung, um in Ruhe beobachten zu können. Wir fuhren hinauf auf den Parkplatz der Ebenwaldhöhe, und postierten uns ganz am Ende des Parkplatzes, um vor dem immer noch steifen Westwind geschützt zu sein. Im ersten Teil der Nacht leistete uns Thomas Zwach mit seinem 8" f/4 Newton Gesellschaft, wir konnten so auch ein paar der "Rosse Spirals" im Achtzöller begutachten. Wir waren natürlich nicht ganz allein oben am Parkplatz, im Laufe der Nacht bekamen wir öfter "kollegialen Besuch", es war auch oben am Parkplatz eine nette Gesellschaft beisammen, mir blieb dennoch mein "Freiraum" zum Beobachten, was ich sehr schätzte.
Zur Sache: Ken Hewitt-White hatte sieben "Rosse Spirals" mit seinem 17.5" f/4.5 Dob beobachtet, soviel Unterschied würde unser 18" f/4.4 dazu nicht machen, wir wollten sehen, auf welche Ergebnisse wir kommen würden. "Nebenbei" kamen natürlich noch ein paar andere Objekte dran, darunter eine sehr harte Nuss: LoTr 5. Wann, wenn nicht in dieser ausnehmend klaren 6.4 mag Nacht, hätten wir diesen Burschen probieren sollen?
Während der Dämmerung "vertrieben" wir uns die Zeit mit der Justierung der Newton-Optiken. Und mit Beobachtung des Jupiter. Da war einiges los, der GRF zu sehen, nebenbei noch der Schatten von Ganymed. Der 18" Dob lieferte bei 230x ein "brutal" schönes Bild, wir konnten uns jeweils minutenlang nicht vom Okular trennen. Doch auch der 8" f/4 Newton überzeugte mit einer knackig scharfen und kontrastreichen Abbildung. Rückseitenwetter und gutes Seeing, das war wirklich ungewöhnlich für diese Nacht.
M51, Zeichnung von Lord Rosse
M51: Wir begannen unser Beobachtungsprojekt im letzten Dämmerungslicht mit M51. Die Daten: 8.4 mag, verteilt auf 8' x 7', Flächenhelligkeit 12.9 mag/Quadratbogenminute. Gleich bei 104x war die Spiralstruktur recht gut zu erkennen, mit dunkler werdendem Himmel verbesserte sich das Bild von Minute zu Minute. Wir steigerten die Vergrößerung nach und nach auf 133x, auf 200x, 333x und letztlich 500x. Die Spiralstruktur wurde immer eindrucksvoller, bei 200x waren deutlich schon hellere Knoten in den Spiralarmen zu sehen. Bei 333x war die Galaxie mehr als formatfüllend, aber man konnte auf diese Weise die meisten Details sehen. Auch das "Anhängsel", NGC 5195 sah eindrucksvoll aus. Bei 500x war das Zentrum der Galaxie als nahezu sternförmiger Punkt zu erkennen, und die hellen Knoten in den Spiralarmen von M51 konnten weiter auf Details untersucht werden. Auch der 8" Newton zeigte die Spiralstruktur von M51 bei mittlerer Vergrößerung schön.
Die Zeichnung von Lord Rosse zeigt einen recht wilden Strudel, sicher richtig in den Grundzügen, der jedoch mit dem was wir gesehen hatten, nicht allzu viel zu tun hat. Ok, wir hatten sicher M51 noch nie zuvor so gut beobachten können wie in dieser Nacht, und wir sind doch etwas beeinflusst von den vielen Fotos, die man nicht einfach aus dem Gedächtnis löschen kann - wir wissen halt, wie das auszusehen hat. Naja, Ken Hewitt-White ist immerhin auf durchaus ähnliche Ergebnisse und Gedanken gekommen.
M101, Zeichnung von Lord Rosse
M101: Als nächste "Rosse-Spirale" knöpften wir uns M101 vor. Die Daten: 7.9 mag Gesamthelligkeit, verteilt auf eine große Fläche von 30' x 27', was eine geringe Flächenhelligkeit von 14.9 mag ergibt. Von M101 haben wir noch eine feine Beobachtung in Erinnerung, doch diese Nacht ließ alles hinter sich, was bisher war. Bei 91x waren die weit auffächernden Spiralarme schon zu erkennen, im inneren Bereich der Galaxie war die Definition aber noch schwach. Dies besserte sich mit zunehmender Vergrößerung. Bei 200x gab es schließlich die besten Blicke auf M101. Interessant war es vor allem, die helleren Knoten alle abzustöbern, manche scheinen ja isoliert und weit neben der Galaxie zu liegen. Bei 333x schließlich war noch so manches Detail in den hellsten Knoten zu sehen. Nebenbei bemerkt, auch der 8" Newton hat die Spiralstruktur von M101 vage gezeigt, gut waren etliche helle Knoten zu sehen.
Etwas kurios sieht die M101-Zeichnung von Lord Rosse aus. Die weit auffächernden Spiralarme hat er wohl mit Akribie beobachtet und gezeichnet, er ist aber auch einem Täuschungseffekt aufgesessen und hat einen sonderbaren gegenläufigen "Haxen" gezeichnet, wo sein Auge offenbar eine Kette von Sternen und einen abgesetzten Knoten zu einem "Spiralarm" zusammengezogen hat, den es so nicht gibt. Es gilt wiederum: Wir haben leicht reden, wissen aber selbst um Täuschungseffekte, und zweifeln manchmal auch eigene Beobachtungen an. Lord Rosse ist seinen Beobachtungen letztlich auch nicht unkritisch gegenübergestanden, wie seinen Notizen zu entnehmen ist. Ken Hewitt-White ist nicht näher auch die Zeichnung von Lord Rosse eingegangen, sein Beobachtungsergebnis ist unserem aber sehr ähnlich, auch wenn er die hellen Knoten vielleicht systematischer gesucht hat.
M99, Zeichnung von Lord Rosse
M99: Die Daten: 9.9 mag, Ausdehnung 5.4' x 4.7', 13.2 mag Flächenhelligkeit. An dieser Galaxie machten wir uns mit 91x, 133x, 200x, und 267x zu schaffen. Deutlich war ein längerer, kräftiger Spiralarm zu erkennen, etwas abgesetzt vom "Körper" der Galaxie. Ein zweiter Spiralarm war ebenfalls zu erkennen, etwas undeutlich, und vielleicht ansatzweise noch ein dritter. Die auf Fotos sichtbaren kürzeren Spiralarme sind visuell eher eine verwaschene, nebelige Sache. Jedenfalls konnten wir bei hoher Vergrößerung etliche Knoten in den Spiralarmen aufspechtln. Wenn ich unsere visuellen Eindrücke mit der Zeichnung von Lord Rosse vergleiche: Hochachtung, er hat die Charakteristik dieser Galaxie treffend gut gezeichnet, und wohl mehr gesehen als wir es vermochten. Kommt es daher, dass wir M99 von Fotos nicht so in- und auswendig kennen? Mag sein, mag auch nicht sein. Unsere Beobachtung deckt sich aber recht gut mit der Beschreibung von Ken Hewitt-White...
NGC 4725, Zeichnung von Lord Rosse
NGC 4725: Die Daten: 9.4 mag, verteilt auf 11' x 8', Flächenhelligkeit 14 mag. Das Aussehen dieser weiteren "Rosse" Spirale fanden wir auf den ersten Blick bei 91x länglich oval, mit einem Balken längs durch. Bei 133x und 200x, eher besser bei 133x, waren an beiden Enden des Balken je ein Bogen zu erkennen, ich würde dazu fast "Ansen" sagen - jedenfalls Ansätze der Spiralarme. Einer dieser Bögen war etwas länger längs des "Ovals" zu verfolgen. Etliche schwache und sehr schwache drübergesprenkelte Sterndl machten einen reizvollen Anblick. Unsere Beobachtung deckt sich eher mit der von Ken Hewitt-White, Rosse's Zeichnung ist visuell nicht ganz nachzuvollziehen. Er dürfte mehr gesehen haben als wir, seine Darstellung ist jedenfalls anhand eines Fotos nachvollziehbar.
Nicht entgangen ist uns die Galaxie NGC 4712 in nächster "Nachbarschaft", ein mäßig helles, schlankes, ovales Nebelfleckerl.
LoTr5: Ein Abstecher von den Spiralgalaxien zu einem Planetarischen Nebel - LoTr 5 (PK339+88.1). Es ist nur ein kleiner Schwenk nach Ost und ein wenig nach Nord von NGC 4725 aus. LoTr 5 ist als visuelles Beobachtungsobjekt aufgrund seiner Größe (ca. 8') und verdammt niedrigen Flächenhelligkeit (keine Angaben verfügbar) "berüchtigt". Mir ist zumindest eine erfolgreiche Beobachtung bekannt, anhand derer ich mir mit dem 18" Dob in einer sehr klaren Nacht Chancen ausgerechnet habe. Zu finden ist die Stelle relativ leicht, ein Stückl südlich des Coma Galaxienhaufens. Es sind drei Sterne von ca. 8 mag in einer leicht geknickten Kette, mit viel Platz zwischen den Sternen, schon im Sucher. Bei 74x war diese Kette fast mehr als formatfüllend. Der mittlere Stern, am Knick, sozusagen, bildet mit dem Zentralstern dieses Planetarischen Nebels ein Binärsystem, der Zentralstern selbst ist nicht visuell beobachtbar. Ich startete bei 74x los, gleich mit [O III] Filter am Okular. Hmm, erster Eindruck, da ist gar nichts, nicht einmal nichts. Ich war auch reichlich unvorbereitet, wusste außer der Position keine genaueren Angaben über den Durchmesser, nur "groß". Demnach war ich wirklich auf die reine "Entdeckung" angewiesen. Ich spechtelte eine ganze Weile ins Okular, versuchte meinen Blick indirekt da und dorthin zu lenken, ob sich denn 'was zeigen wollte. Nach einem minutenlangen ersten Versuch machte ich eine kleine Pause. Dann guckte ich wieder ins Okular. Bei einem leichten Nachrücken des Teleskops vermeinte ich plötzlich einen großen runden Nebelfleck um besagten Stern zu erkennen. Aha, nun hatte ich einen Anhaltspunkt, und konnte diesen ersten Verdacht nach und nach erhärten. Dieser Nebelfleck war äußerst vage, und wirkte eher wie ein ganz schwacher, riesiger "Streulichthof" um den "scheinbaren" Zentralstern. Da die anderen beiden Sterne aber frei von solchen riesigen "Nebelhalos" waren, wertete ich dieses Objekt als gesehen. Nun ließ ich Walter an's Okular: er konnte meine Beobachtung nachvollziehen.
Natürlich habe ich hinterher weiter recherchiert. In dem Buch "Planetary Nebulae" von Hynes ist sogar eine Aufsuchkarte zu finden. Der Nebel ist dort etwas kleiner eingezeichnet, als es die Daten im Katalogteil des Buches angeben. Jedenfalls kam mir die Größe des Nebelflecks im Okular in Bezug auf die benachbarten Sterne sofort bekannt vor, auch wenn ich mich an die Größe in Relation zum Gesichtsfeld des Okulars erinnere. Alsdann, keine Zweifel mehr, got it!
NGC 5248, Zeichnung von Lord Rosse
NGC 5248: 10.3 mag Gesamthelligkeit, Ausdehnung 6.2' x 4.5', Flächenhelligkeit 13.8 mag. Ein überraschend helles Objekt, diese Galaxie, oval bei 91x. Bei höherer Vergrößerung (200x) war ein recht kompakter, heller Kern, zu erkennen, und zwei Spiralarme als etwas asymmetrisches, leicht deformiertes "S". Insgesamt decken sich unsere Eindrücke mit den Beobachtungen von Ken Hewitt-White, auch die Zeichnung von Lord Rosse ist gut nachvollziehbar.
NGC 4151, Zeichnung von Lord Rosse
NGC 4151: 10.8 mag Gesamthelligkeit, Ausdehnung 6.3' x 4.5', 14.3 mag Flächenhelligkeit. Bei 91x wirkte NGC 4151 länglich, oval. Bei 133x war in dem schwach leuchtenden Oval ein recht großes, helleres Zentrum zu erkennen, durch etwas dunklere Bereiche, beidseitig in Richtung der Hauptachse, etwas "abgesetzt" von den äußeren, schwächeren "Ansen". Ein bisserl schwierig zu beschreiben, einfacher zu zeichnen. Wir sind nicht weiter in der Vergrößerung gegangen, unsere Beobachtung deckte sich bereits gut mit der Zeichnung von Lord Rosse. Ken Hewitt-White hat noch bei höherer Vergrößerung nachgestöbert und ein wenig mehr Details erspechtelt.
Die "benachbarte" Galaxie NGC 4156 war als fast runder, gar nicht so schwacher Nebelfleck zu sehen.
Die p.t. Leserschaft hat wohl den Eindruck, dass wir unsere ersten Objekte aufmerksamer und genauer studiert haben. Das mag so stimmen, uns lief letztlich die Zeit davon; wir wollten mit unserem Programm fertig werden, bevor die nahen Bäume den Blick versperren würden.
NGC 3631, Zeichnung von Lord Rosse
NGC 3631: Und schon sind wir bei der letzten "Rosse" Spirale unseres Programms. Die Daten: Gesamthelligkeit 10.4 mag, Ausdehnung 5.0' x 3.7', Flächenhelligkeit 13.4 mag. Bei der Aufsuche kam ich direkt bei M97 (Augen leicht sichtbar, Zentralstern vage) vorbei, und warf natürlich auch einen Blick auf M108 (bei 91x). NGC 3631 war bei 91x ein runder Nebelfleck mit hellem, recht kleinen, Kern. Bei 133x war schon eine Andeutung von Struktur zu erhaschen, der Außenrand des runden Nebelflecks schien etwas heller zu sein. Bei 200x konnten wir letztlich dunklere Stellen, in gewisser Weise "über und unter" dem Kern erspechteln. Mit etwas Phantasie konnte man auf diese Weise eine S-Form der Spiralarme reininterpretieren. Ein schönes, regelmäßiges "S" hat Lord Rosse gezeichnet. Wohl, auch wenn wir bei der von uns gesehenen S-Form bleiben, so recht können wir das Rosse'sche "S" nicht recht nachvollziehen, unseres schien von der Form her etwas flacher. Aber ich will keine Haarspalterei betreiben, prinzipiell hat das Lord Rosse schon recht gut erkannt. Soweit, ein "S" sehen zu wollen, ging Ken Hewitt-White nicht. Dennoch hat er Detailstruktur erkannt, er beschreibt es aber ein wenig anders.
Zusammenfassend könnte man es etwa so formulieren: Lord Rosse's Riesenteleskop hat wohl etwas hellere Bilder gezeigt als unsere Teleskop der 18" Klasse es vermögen. Doch scheint es so, dass unsere Teleskope an Definition einiges wett machen. Das ist auch die Quintessenz von Ken Hewitt-White. So gesehen kommen wir recht nahe an die Ergebnisse von Lord Rosse's Beobachtungen heran. Und ja, gerne hätt' ich Lord Rosse direkt neben mir gehabt, als Mitbeobachter; wäre interessant gewesen, was er mit seinem scharfen Auge in unserem Teleskop gesehen hätte...
NGC 4618 (Arp 23): Ausdehnung 4.1' x 3.4' bei 10.8 mag Gesamthelligkeit, mäßig hell (Flächenhelligkeit 13.4 mag). Die "Pflicht" war nun erfüllt, jetzt war Zeit für die "Kür". Diese Galaxie, NGC 4618 hatten wir ja Ende März mit meinem kleinen 5.7" Maksutov-Newton beobachtet. Ich habe sie im Bericht als "einarmigen Banditen" bezeichnet. Damals war der dunkle Zwischenraum, der den kräftigen Spiralarm vom Zentralgebiet der Galaxie trennt, bereits mit der kleinen Öffnung als dunkles Gebiet erkennbar. Nun, im 18", war dieser Spiralarm sehr deutlich zu sehen, deutlich abgesetzt vom Zentralbereich der Galaxie (133x).
NGC 4244: 10.4 mag Gesamthelligkeit auf einer Fläche von 17' x 2.2' (Flächenhelligkeit 14.2 mag). Auch diese Galaxie hatten wir in jener Nacht mit dem kleinen 5.7 Zöller beobachtet. Die Galaxie hat uns damals schon recht gut gefallen, im 18" ist sie ein wahres Prachtstück von Galaxie in Kantenlage. Ein auffälliges Staubband konnten wir nicht erkennen, bei 200x waren aber hellere und dunklere Stellen bemerkbar.
M13 und M92: Genug mit Galaxien, jetzt war noch etwas "Genuss-Spechtln" angesagt. M13 ist im 18" einfach spektakulär, man muss das selbst gesehen haben, Worte können diese unglaubliche geballte Ladung an Sternenschwarm nicht wirklich wiedergeben. M92 steht etwas im "Schatten" seines prominenteren "Bruders" im Hercules. Bei 200x gibt aber auch M92 ein herrliches Bild, überhaupt in einer so klaren Nacht wie dieser. Viel mehr möchte ich gar nicht sagen...
M57: Der Ringnebel in der Leier war das letztes Beobachtungsobjekt dieser bemerkenswerten Nacht. Eigentlich wollte ich eher die Sterngrenzgröße im Teleskop etwas antesten, als den Ringnebel großartig beobachten. Bei 200x hantelte ich mich an den mir bereits gut bekannten Sternen bis 15.7 mag vor, das war aber noch komfortabel hell. In der Folge suchte ich nach schwächeren Sternen, und trachtete danach, diese von der Position her im Gedächtnis zu halten. Ich hatte keine so tiefe Karte mit, um direkt Nachschau halten zu können. Wenn ich es so im Nachhinein abschätzen möchte, kam ich etwa auf 16.8 mag. Das ist aber sicher nicht das Ende der Fahnenstange, denn diese Sterne fielen mir noch relativ leicht zu. Wenn ich so vorgehen würde wie in meinen kleineren Rohren, mich indirekt sehend auf eine bekannte Position hinzuhängen, könnte ich wohl locker die 17 mag Marke durchbrechen. Es komme der Sommer, wenn die Leier schön hoch am Himmel steht, dann werde ich ein bissl genauer recherchieren.
Nun, so ganz ohne einen genaueren Blick auf M57 zu werfen, konnte ich auch nicht aufhören. Bei 200x war der Zentralstern zu sehen, aber nicht einfach, man musste schon indirekt danach Ausschau halten. Das Ringinnere sah jedenfalls verdammt hell aus. Zu meiner Überraschung sah man auch über den recht scharf begrenzten Außenrand des Ringes an diametral gegenüberliegenden Stellen schwache Ausläufer hervorlugen, so, wie man das auf unserer CCD-Aufnahme sehen kann. Kann mich nicht erinnern, aber vielleicht habe ich diese Details auch schon früher einmal im 18" gesehen.
Für mich war's nun Zeit, zusammenzupacken und heimzufahren. Allzu viel Schlaf war mir am darauf folgenden Tag nicht vergönnt. Da die nächste Nacht auch klar werden sollte, beschlossen Walter und ich, auf den Feldern bei Niederleis wenigstens ein paar Stunden zu nutzen. Ich hatte wieder den 18" Dob dabei. Diesmal stürzte ich mich in den Virgo-Haufen. Konkret gesagt, dies hatte ich schon lange vor, aber bisher noch nie wirklich in Angriff genommen. Nun, um den Virgo-Haufen genau zu inspizieren, dazu war ich wohl zu müde. Ich wollte eher ein wenig "spazierensehen", und tastete mich entlang meines gewohnten Weges durch den Zentralteil des Galaxienhaufens, von ε Vir beginnend, nach Westen. Mein Weg führte mich an NGC 4762 vorbei, an M60/NGC 4647, M59, M58, M89, M90, M91 und M88, entlang von Markarians Galaxienkette zu M86 und M84, dann zu M87, weiter westlich zu NGC 4216, M99, M98, M199 und M85. Hui, im 18" kommen einem da aber viele andere Galaxien dazwischen, da ist es schon ganz schön hart, nicht die Übersicht zu verlieren. Zum Glück kenne ich dieses Himmelsgebiet recht gut von Beobachtungen mit meinen kleineren Instrumenten, und fand so doch immer wieder auf den rechten Pfad zurück.
Mit dieser Quick-Tour durch den Virgo-Haufen ließ ich es gut sein. Der 6 mag Himmel war für Weinviertler Verhältnisse zwar überdurchschnittlich, aber die Müdigkeit mahnte zur Heimkehr. Wenn man kaum mehr aus den Augen schauen kann, nützt auch der allerbeste Himmel wenig.
Ein paar Worte noch zu M87: Was ein ordentlicher Indianer sein will, kehrt von jedem Streifzug mit einer Trophäe zurück. War es in der vergangenen Nacht auf der Ebenwaldhöhe LoTr 5, so hatten wir dieses Mal den Jet von M87 im Visier. Dazu nahm ich mir die Galaxie einmal bei 500x vor. Es war bei dieser Vergrößerung natürlich nur der innerste Teil der Galaxie zu sehen, die Helligkeit außerhalb des Zentrums nahm rasch ab. Unvorbereitet wusste ich natürlich nicht, in welche Richtung der Jet verläuft, also war ich wiederum auf die eigene "Entdeckung" angewiesen. Nach ausreichend genauer Betrachtung vermeinte ich eine Unregelmäßigkeit zu finden, eine Stelle, wo die Helligkeit nicht gleichmäßig zum Rand hin abfällt, sondern ein hellerer Zipfel rausschaut. Wirklich nicht sehr auffällig. Walter brauchte auch eine gewisse Zeit, bis er meine Vermutung bestätigte. Nun schraubte ich die Vergrößerung langsam wieder zurück, und siehe da, bei 200x, wenn man wusste, worauf zu achten, war es gar nicht so schwer. Indirekt war der Jet nun recht deutlich erkennbar, und sogar als längeres Gebilde, das über den schwachen Rand der Galaxie hinausgeht. Nun stand noch die Verifizierung gegen ein Foto aus. Ich merkte mir die Orientierung des beobachteten Jet zu einem nahen Stern, und zu den beiden kleinen Begleitgalaxien. Kaum zu Hause angekommen, suchte ich sofort nach einem Foto von M87, das den Jet zeigt - und: Hurra! Passt exakt! Na, so schwer war's dann auch wieder nicht, was mich dazu ermutigt, es mit kleinerer Öffnung versuchen zu wollen. Mehr als dass es nicht geht, kann ja schließlich nicht passieren.
Hugh, ich habe gesprochen :-)
Howdii