März/April ist Messier Marathon Zeit. Frühe Termine haben einen Vorteil am Abendhimmel, späte am Morgenhimmel. Ideal wäre es so mittendrin. Aber, nach etlichen Messier-Marathon-Start Übungen war ich bereit für meinen ersten "richtigen" MM. Es bot sich eine erste Gelegenheit Anfang März, konkret die Nacht vom 28. Februar auf den 1. März. Die Wetterprognose war so weit ok, dass ich einen Einsatz wagen wollte - auf der Ebenwaldhöhe. Walter wollte mir zumindest für einen Teil der Nacht Gesellschaft leisten.
Ich kam in der noch recht hellen Dämmerung an. Als ich ausstieg, blies mir gleich ein steifer Westwind entgegen. Walter war schon dort, ich fand ganz weit hinten auf dem Parkplatz, wo er im Windschutz der Bäume aufgebaut hatte. Nun, mir blieb angesichtes des Windes nichts übrig, auch da hinten meinen Beobachtungsplatz zu nehmen. Weiter vorne, gegen die Straße zu, hätte man halt eine weit bessere Horizontlinie. Aber was soll's. man muss es so nehmen wie es kommt. Im Gepäck hatte ich meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton auf meiner alten Vixen SP-DX. Sozusagen Messier Marathon pur, "unplugged", nur mit Sucher und Sternkarte.
Wir hätten eigentlich auf klaren Himmel gehofft. Bei meiner Ankunft war der Himmel noch recht stark bewölkt. Bis es Nacht wurde, hatten sich die Wolken ausgedünnt, der Himmel war immer noch nicht wolkenfrei. Es sollte ein gutes weiteres Stündchen dauern, bis wir klaren Himmel hatten. Kalt war es nicht, 0° C. Der Boden jedoch gefroren, eisig und rutschig. Rundum gab es verschneite Landschaft. Gegen Mitternacht ließ der Wind nach, um später nochmals etwas zuzulegen. Gegen die Morgendämmerung hin wehte der Wind nurmehr schwach. Just als die Morgendämmerung einsetzte, kamen erneut Wolken, überzogen den Himmel, ließen nur mehr im Südosten einen schmalen Streifen klaren Himmels über.
Im Zenitraum war der Himmel mit 6.3 mag wirklich gut. Als Messier Marathoner nimmt man viele Objekte bald nach Aufgang, also doch noch recht horizontnah. Daher unterscheidet sich ein MM schon sehr stark von einer normalen Beobachtung. Der Süden ist dunkel, auch der Südwesten, der Westhimmel ist etwas aufgehellt, etwas heller ist der Norden, im Nordosten ist die größte Aufhellung vorhanden (Wien), der Osthimmel ist auch recht hell, wird aber zum Südosten hin wieder etwas dunkler. Die Milchstraße, die zu späterer Stunde am Nordost- und Osthorizont emporsteigt, war nur schwach gegen den aufgehellten Himmel zu sehen. Die Horizontlinie war an meinem Beobachtungsplatz halt auch nicht optimal. Westhimmel von Bäumen verstellt. Im Nordosten gibt es eine kleine Erhebung. Der Osten geht tief runter, aber im Südosten bis Süden zu steigt die Horizontlinie stetig an. Ganz im Süden ist ein Einschnitt, da kommt man noch an tief stehende Objekte heran. Im Südwesten wieder recht nahe Bäume.
Zum MM: Ich hatte wohl eine Liste mit optimaler Beobachtungsfolge dabei, aber die Wolken und der Beobachtungsplatz haben die ersten paar Objekte gleich mal verunmöglicht. In der Folge war es auch eher ein Wolkenlückenspringen, bis der Himmel wirklich klar wurde. Daher weicht meine Beobachtungssequenz stark von irgendwelchen Listen ab. Während ich mit meinen Messier Objekten beschäftigt war, hatte Walter die Astrofotografie im Sinn. Er schaute manchmal her und durchs Okular. In den frühen Morgenstunden fuhr Walter heim. Den Rest der Nacht bis zur Morgendämmerung war ich allein.
Die Arbeit am Teleskop gestaltete sich so, dass ich meist die Achsklemmen an der Montierung offen hatte, das 22 mm Panoptic Okular im Auszug des Teleskops, und so ging es zack-zack dahin. Nach einiger Arbeit muss man auf den Virgo Haufen warten, bis dieser hoch genug steht. Diese Zeit vergeht schon mal lähmend langsam, man kann halt derweil etwas anderes beobachten oder Pause machen. Und gegen den Morgen hin zieht es sich noch mehr, wie ein Strudelteig. Viele Objekte kletzelte ich im Südosten zwischen den Baumwipfeln raus, weil ich schon so ungedultig war. Und ich wusste, wenn die Dämmerung einsetzt, wird's dann hektisch. Da ist noch einiges zu tun und es wird immer heller...Jedenfalls, die Horizontkratzer alle zu erspechteln, war schon eine durchaus fordernde Aufgabe. Warten hätte nicht viel geholfen. Steigen die Objekte zwar mit der Zeit höher, die Horizontlinie aber auch. Bei einigen Objekten muiss man wirklich warten, bis sie in dem tiefen Horizonteinschnitt im Süden stehen. Und gegen die Morgendämmerung zu machten mir die Wolken noch einen Strich durch die Rechnung. Wenn man nur mehr einen schmalen wolkenfreien Steifen am Horizont hat, fehlen einfach die Sterne, anhand derer man sich orientieren könnte. Dann ist eben Schluss. Nun zu meiner Liste:
1 |
M35 |
und NGC 2158 |
2 |
M41 |
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3 |
M52 |
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4 |
M31 |
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5 |
M32 |
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6 |
M110 |
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7 |
M33 |
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8 |
M34 |
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9 |
M45 |
mit Merope Nebel |
10 |
M103 |
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11 |
M76 |
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12 |
M42 |
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13 |
M43 |
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14 |
M93 |
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15 |
M46 |
auf NGC 2438 habe ich verzichtet, hätte höhere Vergrößerung benötigt |
16 |
M47 |
und NGC 2423 |
17 |
M78 |
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18 |
M1 |
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19 |
M37 |
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20 |
M36 |
und NGC 1931 |
21 |
M38 |
und NGC 1907 |
22 |
M50 |
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23 |
M48 |
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24 |
M44 |
da konnte ich Jupiter nicht widerstehen, bei 175x und teilweise guten Seeingmomenten feine Strukturen |
25 |
M67 |
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26 |
M81 |
und NGC 3077, NGC 2976 |
27 |
M82 |
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28 |
M97 |
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29 |
M108 |
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30 |
M109 |
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31 |
M40 |
|
32 |
M101 |
|
33 |
M51 |
|
34 |
M96 |
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35 |
M105 |
und NGC 3384 |
36 |
M95 |
|
37 |
M65 |
|
38 |
M66 |
und NGC 3628 |
39 |
M63 |
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40 |
M94 |
|
41 |
M106 |
|
42 |
M102 |
und NGC 5907 |
43 |
M3 |
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44 |
M64 |
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45 |
M53 |
|
46 |
M59 |
NGC 4762 und NGC 4754 auf dem Weg zu M59 "mitgenommen" |
47 |
M60 |
und NGC 4647 |
48 |
M58 |
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49 |
M89 |
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50 |
M90 |
|
51 |
M91 |
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52 |
M87 |
|
53 |
M88 |
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54 |
M86 |
und 5 Galaxien in Markarian's Galaxienkette |
55 |
M84 |
auch NGC 4388 und weitere schwache Lichttupfen |
56 |
M99 |
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57 |
M98 |
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58 |
M100 |
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59 |
M85 |
|
60 |
M61 |
|
61 |
M49 |
|
62 |
M104 |
|
63 |
M13 |
|
64 |
M92 |
|
65 |
M5 |
|
66 |
M68 |
Zwischen Baumwipfeln aufgespürt |
67 |
M57 |
|
68 |
M12 |
|
69 |
M10 |
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70 |
M39 |
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71 |
M56 |
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72 |
M29 |
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73 |
M83 |
auf M83 musste ich laaang warten, bis diese soweit über den Landschaftshorizont stieg |
74 |
M107 |
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75 |
M14 |
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76 |
M27 |
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77 |
M71 |
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78 |
M9 |
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79 |
M11 |
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80 |
M26 |
|
81 |
M80 |
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82 |
M4 |
zwischen Baumwipfeln, teilweise verdeckt |
83 |
M16 |
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84 |
M17 |
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85 |
M18 |
|
86 |
M8 |
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87 |
M20 |
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88 |
M21 |
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89 |
M24 |
|
90 |
M25 |
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91 |
M23 |
|
92 |
M22 |
|
93 |
M19 |
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94 |
M28 |
zwischen Baumwipfeln, teilweise verdeckt |
95 |
M62 |
zwischen Baumwipfeln, teilweise verdeckt |
96 |
M15 |
mit etwas Glück erwischt, bald danach waren die Wolken da |
Was fehlt: Auf jeden Fall M74 und M77 - den Wolken zum Opfer gefallen, auch hätte ich nicht durch die Bäume hindurch sehen können. M79 wäre möglich gewesen, aber da haben mir die Wolken einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da war alle voraus gegangene Übung, diese Objekte am hellen Himmel zu finden, vergebens. Diese drei Objekte musste ich sausen lassen. Schauen wir uns nun die Situation am Morgenhimmel an: M6 und M7 wären nicht mehr über den ansteigenden Landschaftshorizont gekommen. Detto wären M54, M70, und M69 vom Landschaftshorizont verstellt gewesen, und wenn nicht, hätte ich sie auch nur tief über dem Horizont bekommen, ob sie da überhaupt sichtbar gewesen wären? M75, M55, M30 waren definitiv noch nicht aufgegangen. M2 hätte ich vielleicht noch erwischen können, aber bevor ich einen Versuch starten hätte können, waren die Wolken da. M72 und M73 wären zu dieser Zeit gerade aufgegangen.
Sagen wir so: 96 Objekte beim ersten Messier Marathon ist nicht gar so schlecht. Wären mir nicht gleich die ersten drei "umgefallen", hätte ich es auf 99 bringen können. War nicht, wollte nicht sein. Mit M2 hätte ich realistischerweise noch gerechnet. Also, vielleicht, unter optimalen Bedingungen, vielleicht wäre hier, auf diesem Standplatz, ein 100er möglich gewesen. Eines kann ich definitiv sagen: Man wartet schon auf den Virgo Haufen, aber dann geht die Warterei erst richtig los. Die Zeit nach dem Virgohaufen - den schaffe ich in einem Viertelstündchen, danach könnte man nochmals eine ordentliche Pause einlegen. Die Warterei war wirklich lähmend. Einen MM durchzuziehen ist sicher eine interessante Sache. Mal sehen, vielleicht gelingt mir in ein paar Wochen noch einer. Ich wäre aber auf der Suche nach einem Beobachtungsplatz mit flacherem Horizont.
Howdii