Am 15. Mai löste sich die Schleier-Bewölkung gegen Abend auf. Walter rief mich in der Dämmerung an, und wir vereinbarten eine kurze CCD-Session auf den Feldern bei Niederleis. Bei unserer Ankunft in der sehr späten Dämmerung zeigte sich der Himmel vielversprechend schön, mit einer Grenzgröße von erheblich besser als 5 mag. Bis mein 8" f/6 Maksutov-Newton und die CCD Kamera einsatzbereit waren, war es schon fast Mitternacht, und der Mond im Untergang. Kaum waren wir "schussbereit", zogen von Südwest her flache Wolken auf. Dies gefiel uns zwar wenig, brachte uns aber ein seltenes Erlebnis: Das Licht von Wien ist hier in Niederleis allgegenwärtig, klar. Im Norden jedoch sahen wir die niederen Wolken von Brünn beleuchtet, und im Südosten von Pressburg.
Da und dort war aber immer wieder ein Streifen frei. So begannen wir unser Werk mit M13. Aus einer Serie von Bildern waren letztlich nur 5 mit sauberer Sternabbildung brauchbar. Aber daheim bei der Ausarbeitung erlebte ich meine Wunder. Kaum hatte ich zwei Bilder zusammenaddiert, waren die Sterne schon viel zu dick, und das Bild wollte nicht mehr gefallen. Daher suchte ich mir letztlich das beste 30 Sekunden Einzelbild aus, um es zu bearbeiten. War wohl das Seeing nicht gar so toll. Dieses M13 Bild trifft aber den Charakter des Haufens recht gut, mit Details, die ich von visuellen Beobachtungen her kenne.
M13, Intes Micro MN86 auf G11 Montierung, 30 sec Einzelbelichtung, SBIG-ST7E
Halt, ein Wort noch zum Kometen Ikeya-Zhang: Der Bursche stand in dieser Nacht nur unweit von M13. Im Teleskop war der Eindruck wie bei meiner letzten Beobachtung: Vom Plasmaschweif war so gut wie nichts mehr zu sehen, die Koma nach wie vor recht hell und groß.
Als nächstes Objekt wählten wir M101. Da kamen uns aber die Wolken dann gründlich dazwischen, der Himmel zog vollständig zu. Es blieb uns nichts anderes übrig, als das Feld zu räumen, mit der Vereinbarung für die nächste Nacht.
Die Nacht vom 16. auf den 17. Mai war dann tatsächlich sehr schön. Wir begannen unsere Arbeit schon etwas früher, trotz vier Tage alter Mondsichel am Westhimmel. Unser erstes Objekt war M97, der Eulennebel. Aus einer Serie von Bildern konnte ich schließlich 15 Bilder zu je 30 Sekunden zu einem Komposit verarbeiten. Dieses M97 Bild, auch wenn die schwachen Teile des Eulennebels noch etwas "grießlig" erscheinen, kann doch mit einem in Burnham's Celestial Handbook gezeigten Foto, aufgenommen mit dem 60" Mt. Wilson Teleskop, konkurrieren, was Detail und Tiefe betrifft! Auch etliche Hintergrundgalaxien sind darauf zu finden.
M97, Intes Micro MN86 auf G11 Montierung, 15x 30 sec Komposit, SBIG-ST7E
Die Zeit bis zum Monduntergang nutzten wir, um eine Bilderserie von M3 zu erstellen. Bei der Ausarbeitung erlebte ich aber wiederum den Effekt, dass ein Einzelbild zu 30 Sekunden den Haufen besser darstellt, als es ein Komposit aus mehreren Bildern vermocht hätte, obwohl 9 brauchbare Bilder verfügbar gewesen wären. Jedenfalls zeigt auch dieses M3 Bild den Haufen recht treffend, und auch der Unterschied zu M13, in der Nacht davor aufgenommen, ist gut charakterisiert.
M3, Intes Micro MN86 auf G11 Montierung, 30 sec Einzelbelichtung, SBIG-ST7E
Unser nächstes "Opfer" sollte M100 werden. Nur leider spielte das Seeing hier überhaupt nicht mit, keines der Bilder zeigte befriedigend schön abgebildete Sterne. Die Rohdaten wurden daher gleich an Ort und Stelle vernichtet. Zumindest haben wir damit eine Bestätigung, warum auch bei M3 ein Einzelbild besser war als ein weit tieferes Komposit.
Nach dem missglückten M100 Versuch hatten wir gleich mit der nächsten Messier-Nummer, M101, noch eine Rechnung offen. Allein, hier wollte die Mechanik nicht recht mitspielen, und wenn die Sterne nicht gerade in R.A. länglich verzogen waren, dann halt irgendwie quer dazu - offenbar patzte uns hier der leichte Nordostwind drein. Was blieb, ist die Erkenntnis, dass man mit 11 brauchbaren Bildern zu je 30 Sekunden noch nicht viel anfangen kann, das Komposit weist eine noch unbefriedigende S/N Ratio auf. Also leider auch nichts Herzeigbares, höchstens eine Andeutung, was an Detail möglich wäre. M101 ist zudem so riesengroß, dass wir wohl besser meinen 4" f/8 APO verwenden sollten, um die Galaxie mit den weit ausufernden Spiralarmen schön einzurahmen.
Walter wollte noch weitermachen. Welches Objekt? Nachdem ich aber kein weiteres "pretty picture" Messier Objekt wollte, schlug Walter NGC 7023, den Iris Nebel im Cepheus vor. Das ist schon mehr nach meinem Geschmack, etwas abseits vom "Mainstream" der meist abgebildeten Objekte. Nun, aus der Serie von 30 Sekunden Bildern zeigten sich 14 als brauchbar, und daraus ließ sich ein recht nettes Komposit von NGC 7023 erstellen.
NGC 7023, Intes Micro MN86 auf G11 Montierung, 14x 30 sec Komposit, SBIG-ST7E
Damit ließen wir es aber bewenden. Bis die letzten Sachen abgebaut und verstaut waren, hatte schließich die Morgendämmerung schon begonnen. Diese Nacht sollten wir jedenfalls ein wenig in Erinnerung halten. Es war ausnehmend klar, mit gut und gern 6 mag Grenzgröße. Freilich gibt es im Weinviertel immer etwas Horizontdunst und Aufhellung, doch die Milchstraße war eindrucksvoll zu sehen, wie selten hier.
Die Nacht vom 17. auf den 18. Mai sah mich schon wieder draußen. Diesmal war Armin Faltl mit seinem Eigenbau 12.5" f/6 Newton auf Dob-Montierung zu Gast. Nach etlichen Modifikationen war eine neue Evaluierung angesagt. Wir begannen schon recht spät. Als Standort wählten wir wegen Windes wieder die Stelle beim Baum mit der Quelle, in der Senke, wo ich mit Walter schon einmal war. Bis das Teleskop einsatzbereit war, zogen von Südwest her Wolken auf. Soso, das kam mir irgendwie bekannt vor, erst vor zwei Nächten erlebt...
Obwohl der Himmel zeitweilig bis zu 80% bedeckt war, blieb uns der Nordhimmel erhalten. Wir stocherten irgendwo hin, um einfach ein paar Sterne zu sehen, und auf einmal war M82 im Bild :-) Na klar, da wurde auch M81 bewundert, genauso wie die Begleitgalaxien NGC 3077 und NGC 2976. Der Streulichtschutz bei offener Bauweise des Teleskops bewährte sich hervorragend, trotz Mondes war der Himmel im Okular recht dunkel.
Zu einem sinnvollen Startest reichte das Seeing nicht, es waren in dem Geflirre kaum Beugungsringe zu sehen. Jedenfalls hat sich die modifizierte Spiegelzelle auch bewährt, die Konstruktion ist jetzt justierkonstant bei Bewegung und das Beugungsbild erweist sich frei von Verspannung. Einem mäßig starken Astigmatismus sind wir noch hinterher, den gilt es noch zu suchen. Am Wahrscheinlichsten ist der Fangspiegelhalter die Ursache. Die Korrektur auf Sphärische Aberration konnte seeingbedingt nicht wirklich geprüft werden, es gibt aber Indizien auf einen sehr guten Spiegel. War ja wirklich nicht schlecht, was die Optik dem Seeing doch "abzutrotzen" in der Lage war.
Wir besuchten noch M3 und M57. Bei letzterem versuchte ich die Grenzgröße herauszufinden: Nun, seeingbedingt ist mit Verlusten zu rechnen, auch konnten wir nicht so hoch vergrößern, wie es angebracht gewesen wäre. Bei 190x jedenfalls konnte ich Sterne bis zu 15.3 mag sehen, auch der Zentralstern des Ringnebels blitzte einige Male auf, vage, aber doch. Dies konnte auch Armin bestätigen. Ok, ok, bin mit meinem 8" auch schon so weit oder sogar noch tiefer gekommen, nur, bei besserem Seeing, und auch durchaus besserem Himmel - war es doch selbst nach Monduntergang eine nur durchschnittlich gute 5 mag Nacht...
Eigenartig war der Wind allemal. Immer wieder drehend von Nord bis West, und wir haben's regelrecht kalt-warm gekriegt. War es gleich zu Beginn recht kühl, wurde es später wieder wärmer, dann wieder empfindlich kühl, dass wir beide gleich einmal "Hatschi" sagten, dann wieder kam ab und zu ein regelrecht warmer Luftschwall daher. Klar, dass bei solchen Bedingungen kein tolles Seeing geben kann.
Nachdem Armin sein Teleskop wieder im Auto verstaut hatte, guckten wir einfach so ein bissl in den Sternenhimmel, um schließlich mit dem 7x50 Feldstecher noch nach dem Kometen Ikeya-Zhang Ausschau zu halten. Der Komet hat sich von M13 auch schon ein gutes Stück abgesetzt, war aber noch zusammen mit M13 im Gesichtsfeld. Der Komet jedenfalls heller, und viel größer als M13, mit einer auffallend grünlichen Färbung.
Damit ließen wir es aber gut sein, und begaben uns heimwärts. Für mich ging damit die dritte Sternennacht am Stück zu Ende. Die nächste Nacht wäre auch noch klar gewesen, doch irgendwann muß man sich ja auch wieder ausschlafen...
Howdii