Am 9. 5. verlockte uns das schöne Wetter zu einer neuerlichen CCD-Session. Allein der Standort war noch nicht ganz festgelegt. Ich befürwortete aufgrund der Föhnlage einen Platz mit Windschutz, das wäre Schrick gewesen. Walter rief mich in der Dämmerung schließich von Niederleis aus an, um mir mitzuteilen, dass es absolut windstill sei. So recht wollte ich das nicht glauben, rührte der Südwind bei mir daheim doch noch kräftig in den Bäumen um. Ich ließ mich aber überreden, und fuhr nach Niederleis.
Natürlich, wie ich es erwartet hatte, gab es zwar nur relativ leichten Südwind, doch manchmal fuhr er schon etwas gröber daher. Was nun? Schrick, oder - da meinte Walter, wir könnten uns ja auch in die Senke stellen, unterhalb des Höhenrückens, wo wir normalerweise postiert sind. Wir landeten schließich an einem recht lauschigen Platzerl, bei einem Baum, an dessen Fuße eine Quelle entspringt. Wind spürte man hier keinen, Warnung vor Tau war allerdings angebracht, doch die Quelle sprudelte zur Zeit gar nicht. Der Himmel schien so schlecht nicht zu sein, gegen 5.5 mag waren es sicher, und hier unten war viel störende Horizontaufhellung nicht zu sehen, auch die Wiener Lichtglocke war auf diese Weise fast unauffällig.
Nachdem alles aufgebaut war, mein 8" f/6 Maksutov-Newton, Notebook und CCD, schlug Walter als erstes Foto Objekt die Spiralgalaxie M100 vor. Nun, die erste Testaufnahme war gar nicht so übel, so begannen wir eine Serie von Bildern im Track&Accumulate Verfahren. Plötzlich zogen von Süden her Wolken auf, die sich verdammt schnell näherten. Noch bevor unsere Bildserie fertig war, hatten die Wolken dieses Himmelsgebiet auch schon erreicht. Demgemäß ist dieses Bild stark verrauscht und unbrauchbar.
Es sah nach gröberem Wolkennachschub aus. Wir nutzten die Zeit einstweilen, um mit einer anderen CCD Steuersoftware herumzuspielen, und die Autoguider Verbindung zu testen. Beides misslang. Die Software kam uns umständlicher in der Handhabung vor als das Standard Steuerprogramm, und die Autoguiderverbindung, die per Softwaresteuerung das Teleskop bewegen sollte, machte keine sichtbaren Anstalten dazu.
Schließlich zogen die Wolken wieder ab, und wir konnten mit der Arbeit fortfahren. Wir einigten uns auf M57 als nächstes "Opfer". Aber da kam gleich eine weitere Überraschung. Die Steuersoftware wollte nicht mehr richtig im Track&Accumulate Verfahren arbeiten, und meinte nach drei Bildern schon fertig zu sein. Angegeben hat sie aber lustigerweise, dass es 16 von 20 wären... Selbst ein Neustart des Computers half nicht weiter. Bin gespannt, ob beim nächsten Mal wieder alles funktioniert, nach einer Neuinstallation der Software. Kaum zu glauben, sind sich offenbar die beiden Steuerprogramme arg in die Quere geraten... Und mittlerweile hatte der Wind stark aufgefrischt, und war auch in der Senke, wo wir standen mit ein paar heftigen Böen dreingefahren. Da war nichts mehr zu wollen, wir brachen die CCD-Session ab. Visuell war auch nicht mehr viel zu holen. Das Seeing war grauenhaft, und der Himmel auffallend hell geworden, gerade noch mal 5 mag konnte man mit etwas Mühe erkennen. Wir packten daher zusammen, und fuhren heim.
Immerhin, aus den vorhandenen drei Rohbildern von M57 konnte doch noch ein Komposit erstellt werden, das interessante Details zeigt: Den Zentralstern, einen weiteren Stern im Ringinnern, einen Stern am Rand des Ringes - Details, wie wir sie von zahlreichen Bildern her schon kennen. Aber auch zwei schwache Ausläufer haben wir im Bild, und nebst der bekannten Spiralgalxie in der Nähe des Ringnebels. Zwei verdächtige "Strichspuren" am Bild haben im Blink-Comparator allerdings keine Änderung gezeigt, sie sind gleich auf allen drei Aufnahmen, die zeitlich doch ein wenig auseinander liegen. Bei der genaueren Ausarbeitung des Bildes sah es dann eher nach zufälligen Sternketten aus. In diesem Sinne: Das Gewinnen der CCD Bilder ist der mühselige Teil. Bei der Bearbeitung wird es dann erst so richtig spannend: Was selbst eine moderate 8" Öffnung schon alles "einfängt".
M57, Intes Micro MN86 auf G11
Montierung, 2x 20 sec + 3x 15 sec + 3x 20 sec. Belichtung.
Die "Miniserien" jeweils im Track&Accummulate Verfahren.
SBIG-ST7E
Howdii
Anmerkung 2018: Diese Technik-Probleme sind aus heutiger Sicht lachhaft. Wir waren damals halt auf Erkundung, alles neu, und sind aus Unerfahrenheit in alle mögliche Fallen gerauscht. Als heutiger Auskenner kann man nur sagen: Die Eier haben wir uns selbst gelegt.