Rechtzeitig zum kommenden Osterwochenende hat sich doch wieder schönes Wetter eingestellt. Unter noch etwas beeinträchtigten Bedingungen konnten Walter und ich den Kometen Ikeya-Zhang am Gründonnerstag (28. 3.) erneut beobachten. Horizontnah war es sehr dunstig, und der Vollmond tat noch sein Übriges, um die Sichtbedingungen weiter zu verschlechtern. Mit etwa 3° C war es recht frisch, ein kühler Wind aus Nordost machte die Sache nicht gerade gemütlicher. Der Komet ist jedenfalls zur Zeit hell genug, um selbst duch den argen Horizontdunst durchzukommen. Freilich, im 7x50 Feldstecher oder Fernrohrsucher war nur ein diffuser "Knödel" mit einem kurzen Schweifansatz zu erkennen. Im 5.7" f/6 Maksutov-Newton konnte man den Schweif bei 40x wenigstens mit etwas Mühe ca. 1.5 Grad lang verfolgen. Zumindest ein heller Strahl fiel auf. Bei 175x zeigte sich die innere Koma ziemlich gleichmässig hell, mit einem wohldefinierten, etwas dicken "Kern". Der Schweif fächerte von der Koma ausgehend relativ breit auf, und etwa mittig war der hellerer Strahl erkennbar. Freisichtig war der Komet an diesem Abend nicht zu schaffen. Walter konnte ein paar Fotos "schiessen", man wird sehen, was darauf an Details zum Vorschein kommt. Zwischendurch erregte ein venushelles Ding am Nordhimmel meine Aufmerksamkeit - ein Iridium-Flare. Vom Nordosten zogen schliesslich immer mehr Wolkenschleier herein. Wir gönnten uns noch einen Blick auf Jupiter (eine geschlossene Girlande vom NEB aus in die EZ war sehr auffällig, bei 145x und 175x) und Saturn (inklusiv der Monde Titan, Rhea, Dione und Tethys), bevor wir die Beobachtung beendeten.
Am Karfreitag (29. 3.) präsentierte sich der Himmel makellos blau, ohne Wolken und mit weit weniger Dunst. Es gelang mir, meine Familie zum Kometenschauen einzuladen. In der frühen Dämmerung trafen wir am Beobachtungsplatz bei Niederleis ein. Die Venus glänzte am Westhimmel, es war windstill, mit etwa 7° C (fallend) noch relativ mild, einfach ein herrlicher Abend. Bis es einigermassen dunkel geworden war, war der Mond natürlich auch schon aufgegangen. Jedoch konnte ich 4 mag Sterne in der Polregion noch relativ leicht sehen, am vorigen Abend war dies nur mit Mühe möglich gewesen. Kurz gesagt, die beste Kometenbeobachtung seit dem 10. März wartete... Der Komet war relativ leicht mit freiem Auge unweit von Mirach (β And) zu entdecken. Im 7x50 Glas eine Wucht: Der Schweif gut und gern 3.5 Grad lang! Im Teleskop, meinem 5.7" f/6 Maksutov-Newton bei 40x sehr hell, der "Kern" in der inneren Koma bereits blickweise zu erkennen, und der Schweif zog sich quer durch das 1.7 Grad Gesichtsfeld! Wenn ich mich recht erinnere, waren auch wieder etliche Strahlen im Schweif zu sehen, doch ich überließ das Teleskop die meiste Zeit meinen Leuten.
Nachdem das Seeing selbst bei der Beobachtung des doch recht tief stehenden Kometen recht gut war, versprach ich mir auch brauchbare Planetenbilder - und wurde nicht enttäuscht. Saturn stand bei 175x zeitweise messerscharf da, garniert mit seinen Monden Titan, Rhea, Tethys und Dione, dass selbst meine Schwester, die nur sehr selten mit mir mitspechtelt, auf Anhieb die Cassini-Teilung, den C-Ring, das Wolkenband und die dunklere Polregion auf der Saturnkugel erkennen konnte. Auch Jupiter konnte gefallen. Am Nordrand des NEB war ein sehr dunkler länglicher Fleck, ein Barren, zu erkennen, den ich im ersten Moment fast für den Schatten eines Mondes hielt. überhaupt entzückte der Anblick von Jupiter mit delikaten Farben. Während sich meine Leute, ihnen war mitterweile doch kalt geworden, auf den Heimweg machten, ergötzte ich mich noch eine Weile an Saturn und Jupiter, bevor auch ich die Beobachtung beendete. Wäre es eine mondlose Nacht gewesen, hätte ich allerdings nicht so schnell Schluss gemacht...
Am Karsamstag (30. 3.) war wieder eine kleine CCD "Session" angesagt. Die Bedingungen waren nicht ganz so gut wie am Vorabend, es war etwas dunstiger. Während wir dem Kometen mit Walters 105mm f/6.2 APO und CCD Kamera zuleibe rückten, traf eine kleine Besucherdelegation ein: Walters Eltern, ein Niederleiser Sternfreund und dessen Gattin waren zu Fuß vom Ort herauf spatziert. Demgemäss würdigte ich selbst den Kometen in meinem 5.7" Maksutov-Newton kaum eines Blickes, das Gucken überließen wir mehr unseren Gästen. Die delektierten sich anschliessend noch an Jupiter, Saturn und dem Orionnebel. Der Komet war übrigens wieder recht leicht freisichtig auszumachen, knapp bei Mirach, quasi ein "Doppelobjekt". Die ersten CCD Bilder, die wir gewinnen konnten, als der Komet noch relativ hoch stand, waren bei nur 25 Sekunden Belichtgungszeit sehr eindrucksvoll: Da stand ein "Prachtprügel" von Komet, mit etlichen Strahlen im Schweif. Leider spielte uns die Steuersoftware übel mit, und so sank der Komet immer tiefer. Die spät angefertigten Einzelbilder waren dann mit 25 Sekunden Belichtung recht "verrauscht" - ein Tribut an den argen Dunst, schliesslich konnte man den Komet zu dieser Zeit auch im Fernglas nicht mehr erkennen.
Komet C/2002 (C1 Ikeya-Zhang) am
30. März 2002, 19:54 MEZ.
TMB 105 mm f/6.2 APO auf
Vixen GPDX Montierung, 25 sec Belichtung, SBIG-ST7E, unguided
Walter hatte noch nicht genug, so nahmen wir per CCD Jupiter ins Visier. Nun, bei so-so Seeing war wenigstens eine Aufnahme aus mehreren Serien brauchbar. Die weiteren eventuell noch brauchbaren Bilder lagen zeitlich leider schon zu weit auseinander, so konnte kein Komposit angefertigt werden. Immerhin, die sichtbaren Details zeigen die auffällige, geschlossene Girlande, die ich am Gründonnerstag visuell schon beobachtet hatte. Och ja, Lust auf weitere Abenteuer hätten wir wohl noch gehabt, aber die Pflicht rief Walter heim, und so beendeten wir die Beobachtung.
Jupiter am 30. März
2002, 21:37 MEZ.
TMB 105 mm f/6.2 APO +
5x TeleVue Powermate, auf Vixen GPDX Montierung, 0.2 sec Belichtung,
Einzelbild, SBIG-ST7E
Für den Ostersonntag waren Gäste aus dem Burgenland angesagt: Jürgen Stöger mit seinem neuen Intes Micro MN66 auf einer EQ6-Montierung, und Viktor Wlaschitz als Begleitung, mit seinem TeleVue Ranger Refraktor. Am frühen Nachmittag, oh Schreck, war auf einmal der Himmel fast zugezogen. Das Satellitenbild zeigte ein schmales Nord-Süd gerichtetes Wolkenband über Österreich. Wir spekulierten, dass dieses Band bis zur frühen Nacht "durch" sein müsste, und trafen uns oben auf den Feldern. Hmmm, am Westhorizont war bereits ein schmaler Schlitz frei, aber sonst war der Himmel ziemlich dicht.
Überkopf schimmerten wenigstens Jupiter, Capella, Castor und Pollux durch die Wolken. Unverzagt bauten wir die Geräte auf, schliesslich kommt unverhofft oft. Und freilich, war doch das Match Intes Micro MN66 gegen Ceravolo HD145 angesagt... Wir wurden von der Jupiter "Prime Time" nicht enttäuscht! Gleich nach Aufbau unserer Teleskope war der GRF fast exakt auf dem Zentralmeridian, das Seeing erwies sich als gar nicht übel! So konnten wir gleich unterhalb vom GRF zwei vom NEB ausgehende Fahnen erkennen, später noch eine dritte, die gerade heraufrotierte. Zwischendurch gab es den Bedeckungsbeginn von Ganymed zu beobachten, knapp vor Ende der Beobachtung noch den Transitbeginn von Io. Und dazwischen, als der GRF schon längst wieder verschwunden war, erregte ein dunkler, rötlich-brauner, länglicher Fleck am Nordrand des NEB unsere Aufmerksamkeit. Auffallend vor allem, dass das NEB folgend ab diesem Barren schmäler erschien. Durch die Wolken hindurch war das Licht des Planeten gedämpft, keine Blendung, was eigentlich sehr angenehm ist. Nur manchmal hätte ich gerne etwas heller gedreht... Die meiste Zeit beobachteten wir bei 175x am HD145, und 180x am MN66. Bei knapp 220x am HD145 war das Bild schon fast zu dunkel.
Und das Match? Die beiden Teleskope zeigten fast gleichwertige Bilder. Im HD145 waren die Bänder am Planeten einen Deut dunkler, an Detailerkennung war der MN66 aber kaum hinten nach. Der Startest an Pollux zeigte den MN66 gut justiert, während mein HD145 durch die dreiwöchige Herumschlepperei im Auto schon gelitten hatte, und eine deutlich merkbare Dejustierung aufwies. Ich kenne dieses Rohr aber lange genug, um zu wissen, dass ihm dies kaum Performance kostet. Weitere Erkenntnisse aus dem Startest gibt es hier nicht, zumal bei etwas weiterer Defokussierung das Licht schon substantiell schwach war.
Und die viel diskutierte und belästerte EQ6? Für rein visuellen Betrieb tadellos. Ich kenn' ja schliesslich auch meine G11... Ein kurzes Antippen des HD145 auf SP-DX brauchte etwa 4 Sekunden, bei relativ kleiner Amplitude, zum Ausschwingen. Der selbe Test am MN66 auf EQ6 zeigte eine grössere Amplitude, aber nach knapp mehr als 2 Sekunden war das Bild wieder ruhig. Die Achsen gehen butterweich, die Nachführung schnurrt leise, und hält das Objekt sauber - kurz, was visuelle Beobachtung angeht, tut es die EQ6 allemal. Tief am Westhimmel, voll in der Dunstsuppe, konnten wir noch den Kometen unweit von Mirach aufspüren, als gerade im Teleskop noch wahrnehmbares Fleckerl. Und freilich, als wir ans Einpacken dachten, war plötzlich der Westhimmel frei, so konnten wir einem Blick auf Saturn auch nicht mehr widerstehen. Saturn stand aber doch schon recht tief, daher war die Sicht etwas beeinträchtig. Für Cassini-Teilung und C-Ring reichte es dennoch.
Eine weitere dunstige und wolkendurchwachsene Beobachtung hätte ich am Ostermontag haben koennen, doch ich beliess es beim Justieren meines HD145 und der Kontrolle am Sonnenreflex in Nachbars Rosenkugeln :-)
Howdii