Als ich am Freitag, 7. 12. 2001, spätabends von der Arbeit heimkam, lachte mir unerwartet ein klarer Sternenhimmel entgegen. Ich war zwar rechtschaffen müde, aber den 7x50 Feldstecher schnappte ich mir doch, um ein bissl am Sternenhimmel "spatzierenzugehen". Bei etwa -6° C reichte es ohne Handschuhe nur für ein paar Minuten, bevor mir die Finger klamm wurden. Aber bis dahin hatte ich ein schon ein paar typische Schaustücke abgeklappert. Wie ich wieder in's Haus gehen wollte, fiel mein Blick auf das Sternbild Aries, und da schoss es mir in den Sinn: Halt, da war doch das WM-Kometl! Ähm, wann hab' ich den das letzte Mal gesehen, und wo mag der jetzt schon sein? Ok, für heute war ich schon zu spät dran, aber ich setzte meine Hoffnung auf die nächste Nacht.
Am Samstag versuchte ich mein Glück wieder so. Um 19:00 Uhr schnappte ich mir den Feldstecher, und pirschte hinaus in den Garten. Sooooo, wo könnte denn der Bursche sein? Hm, da war er, und da, und da, und wenn ich den Bogen verlängere, und das Tempo abschätze, dann müsste er schon längst im Cetus stehen. Also suchte ich in dem vermeintlichen Zielgebiet, aber nichts, der Komet war nicht zu finden. Etwas rätselnd ging ich wieder hinein in die warme Stube. Später, als es längst zu spät für eine Suche war, blätterte im S&T Dezemberheft herum. Und da erinnerte ich mich, he, Depp, da in demm Heft ist doch ein Artikel über den Kometen! Schwupp, und schon war die Seite aufgeschlagen. Nun gut, sooo falsch hatte ich nicht gesucht, nur ein bissl zu weit nördlich. Von daheim aus hätte ich den Kometen denn auch nicht mehr gekriegt, höchstens durch die Zweige der Bäume. Also hoffte ich auf eine weitere klare Nacht, und nahm mir eine erfolgreiche Beobachtung vor...
Am Sonntag, nach Einbruch der Dunkelheit ein erster Blick zum Himmel: Müde 3 mag, mehr ist nicht zu sehen. Uije, würde ich da noch eine Chance haben? Dennoch packte ich meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton in's Auto und fuhr nach Niederleis. Dort traf ich gegen 18:40 Uhr ein. Und hier, ah! Hier gab es doch einen recht prächtigen Sternenhimmel, mit etwa 5.5 mag im Zenitraum. Gegen den Horizont zu war es aber recht dunstig. Die Orte verursachten deutliche "Lichtschwammerl" am Horizont, und die Wiener Lichtglocke reichte "ungut" weit hinauf. Bei knackig frischen -9° C baute ich das Teleskop auf. Zum Glück gab es keinen Wind, nur einen gaaaaanz schwachen Lufthauch aus West, vor dem ich aber im Windschatten meines Autos Deckung fand. Unter meinen Füssen knirschte der Schnee. Das Teleskop-Stativ rutschte zu Beginn leicht hin und her, aha, unter'm Schnee ist Eis... Da heisst es nur ein wenig warten, das im Vergleich zur Außentemperatur deutlich wärmere Stativ würde schon das Eis ein wenig anschmelzen und dann festfrieren. So war es denn auch, beim Abbau des Geräts musste ich das Stativ mit etwas Gewalt vom Boden lösen.
Bevor ich noch mit dem Teleskop in den Himmel stocherte, schnappte ich kurzerhand das 7x50 Glas und - zapp, hatte ich den Kometen schon erspäht. Geht ja doch ganz einfach, wenn man nur an der richtigen Stelle sucht :-) Im Teleskop war der Komet bei 40x in der aufgehellten Dunstsuppe nur ein verwaschener heller Fleck, kaum Details. Also steigerte ich die Vergrösserung auf 87x. Ah, nun sah die Sache schon interessanter aus! Vor allem beim Bewegen des Teleskops wurde der Schweifansatz Richtung Ost, nein nicht exakt Ost, einen Deut nach Nord, deutlich. Neugierig steigerte ich die Vergrösserung weiter, auf 116x. Jetzt zog der Schweif quer durch das ganze Sichtfeld, also gut 20' lang. Und mehr Richtung OSO deuchte mir, dass ein kurzer, schmaler Schweif noch wäre. Sehr konkret war das alles nicht zu sehen, ein Balance-Akt, den Himmel im Okular durch Vergrößerung dunkler zu bekommen, und nicht zu viel Bildhelligkeit dabei zu verlieren. Aufgrund der erschwerten Bedingungen wage ich auch die Helligkeit des Kometen nicht zu schätzen, es könnte aber so um die 5 mag sein.
Einen letzten Versuch startete ich noch bei 175x. Der "Kern" des Kometen war zwar gut definiert, aber bei Weitem nicht "starlike". Na, und was soll ich sonst noch sagen, ausser, dass die Bewegung des Kometen binnen meiner Beobachtungszeit merkbar war... Schade, dass der Komet unseren Blicken nun vorerst entschwinden wird. Er zieht nun fast schnurgerade nach Süden, und es war wohl die letzte Gelegenheit, ihn noch in halbwegs akzeptabler Höhe zu erwischen. Vorerst heißt es Abschied nehmen. Ein Wiedersehen könnte es geben, wenn der Komet nach dem Periheldurchgang wieder Richtung Norden zieht. Die erste Spur wird man dann wohl in den zeitlichen Morgenstunden, knapp vor der Dämmerung aufnehmen können.
Angesichts der sehr frischen Nacht hatte ich keine lange Session geplant, doch bevor ich den Beobachtungsplatz um 20:00 Uhr verliess, konnte ich einigen genussvollen Deepsky Blicken nicht widerstehen.
Howdii
Anmerkung: Meine Beobachtung wird übrigens gut durch ein Kometenfoto von Herrn Rhemann bestätigt. Der ausgeprägtere Schweif entpuppt sich als Staubschweif, und der, schmale als Gasschweif. So hätte ich es eigentlich auch gedeutet, nur war meine Sichtung recht vage.