Saturnbedeckung durch den Mond

1. 12. 2001, Mistelbach

Am Vorabend, als ich mich mit Walter absprechen wollte, war es in Wien klar, bei mir daheim in Mistelbach aber bedeckt. Wir vereinbarten daher einen Wetter-Infoaustausch um zwei Uhr früh. "Tam-tadatam-tadatam-tadatam" - ich hechtete aus dem Bett, griff mir das Handy, meldete mich, hörte Walter noch ganz leise, und dann aus. Akku leer. Grrr. Immer wenn man es brauchen würd', funktioniert's nicht, eh klar. Dann ein Blick aus dem Fenster: Es ist klar, ich traue meinen Augen nicht! Also zum "normalen" Telefon, egal wen aller ich wecken würde ;-) Walter meinte dann, es täte ihm leid, dass er mich aufgeweckt hätte, weil in Wien wäre es "auch zu". Nachdem ich aber kein Wölkchen gesehen hatte, vereinbarten wir als Beobachtungsplatz Niederleis.

Als ich in's Auto stieg, war ein dünner Schleier um den Mond zu sehen, und sonst noch ein paar schmale Wolkenstreifen. Je weiter ich jedoch nach Westen fuhr, desto dichter wurden die Wolken, und in Niederleis, wo Walter schon wartete, war es "dicht". Außerdem machte sich der Nordwind unangenehm bemerkbar. Walter wollte im Ort unten abwarten. Ich schlug vor, nach Mistelbach zu fahren, schließlich war es dort ja schön, zumindest gewesen. Also düsten wir auf den Schneiderberg bei Mistelbach. Dort angekommen war der Himmel zu drei Viertel voller Wolken, aber der Mond wenigstens nur von dünneren Wolkenfetzen "umspült". Huch, jetzt hieß es aber flott aufbauen. Mein "Schnellschussgerät", der 5.7" f/6 Maksutov-Newton war auch recht bald einsatzbereit. Walter baut ja dagegen immer eine halbe Sternwarte auf... Demgemäß erwischte ich Saturn noch knapp bevor ihn der Mond "anknabberte". 

Zur Beobachtung wählte ich 87-fache Vergrößerung. Da war der Mond nicht mehr ganz so blendend, und Saturn nicht mehr ganz wunziklein. Immerhin, die Cassini-Teilung und das Wolkenband auf dem Planeten konnte ich erkennen. Mittlerweile war der Mond schon auf Anschlag herangerückt, Walter schraubte immer noch. Während ich zusah, wie Saturn langsam hinter dem Mond verschwand, schaffte es Walter doch noch, die Szene ins Visier zu kriegen.

So, nun war Saturn "verschluckt", und seltsamerweise wurden auch die Wolken immer weniger, binnen kurzem standen wir wieder unter klarem Himmel. Nur im Westen stand eine Nebelwand, anhand derer wir uns ausrechneten, welche Chancen wir in Niederleis mit Zuwarten gehabt hätten. Um die Zeit bis zum Austritt zu "vertrödeln", spechtelte ich ein bissl Jupiter. Das Seeing war nicht besonders toll, es ließ aber doch einige Details im NEB erkennen, Strukturen im SEB, das Äquatorialband, hin und wieder, blickweise, mehrere dünne Bänder in den Polregionen, und ganz selten gab es einen Anflug von Details in der äquatorialen Zone.

Nach einiger Zeit verspürte ich Lust, auf Saturn zu wechseln, so wie ich das normal auch mache, nur, der Bursche war nicht da. Man glaubt kaum, wie einem Saturn binnen einer Stunde schon abgehen kann. Walter hatte seine "Geschütz-Batterie" mittlerweile fertig aufgebaut, und bereitete sich auf den Austritt vor. Wie sollte es kommen - als das Ereignis nahte, zogen neuerlich Wolken auf. Irgendeinen Zusammenhang muß es geben, das sollte doch einmal von einer Kommission aus Astronomen und Meteorologen untersucht werden :-)

Natürlich war ich - wie üblich bei solchen Ereignissen - nicht vorbereitet, und erwartete Saturn an einer falschen Stelle - so erwischte ich ihn erst, wie schon ein gutes Stück davon hinter dem Mond hervorgetreten war. ähem, tja, es wäre wohl im Blickfeld gewesen, aber man geht ja nicht so nah an's Okular dran, weil es gleich beschlägt... Walter "schoss" indes "aus allen Rohren", sozusagen. Man wird sehen, ob ihm ein guter Schnappschuss gelungen ist. Ich beobachtet den Austritt, bis Saturn wieder vollständig zu sehen war. Das Seeing war nun ziemlich schlecht, die Szene spielte sich ja auch etliches tiefer am Himmel ab als der Eintritt. Es hatte also wenig Sinn weiter zu spechteln, so packten wir unsere Ausrüstung zusammen. Bevor wir den Beobachtungsplatz verließen, konnte man Saturn schon wieder freisichtig dicht neben dem Mond erkennen. Der Mond selbst stand nur mehr knapp über der Nebelwand im Westen. Und als ich daheim angekommen war, war von dort aus kein Mond mehr zu sehen... Ich denke, unser Beobachtungsplatz war "goldrichtig" gewählt...

Howdii