Wetter-Satellitenbilder haben an diesem Wochenende einen eher entmutigenden Eindruck hinterlassen, doch der kräftige Wind hat bei uns im Weinviertel die Wolken immer wieder aufgerissen. So gelang es mir, am 24.11. ein knappes Stündchen klaren, aber leider mondhellen Nachthimmel zu erwischen. Um 22:00 Uhr ein Blick aus dem Fenster: Ui, Sterne! Flugs war ich in wärmerem Gewand, und stellte meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton (bewährtes "Schnellschussgerät") im "Mondschatten" auf, um zu sehen, wie es unserem "WM-Kometl" so geht. Vorher hatte ich anhand der Ephemeriden noch schnell die Position in der Sternkarte ermittelt.
Der Komet ist mittlerweile vom Perseus in das Sternbild Widder gewechselt. Im 7x50 Sucher war der Komet am mondhellen 4 mag Himmel mehr zu erahnen als zu sehen. Und auch im Teleskop bei 40x wirkte die Koma des Kometen ziemlich klein und schwach. Um dem aufgehellten Himmel entgegenzuwirken hieß es also kräftig vergrößern. Die meiste Zeit verbrachte ich bei 174-facher Vergrößerung, und selbst das schien mir noch zu wenig. Erst bei 290x war der Himmel im Okular wirklich dunkel. Ich konnte zumindest eine leicht dreieckige Form der Koma erkennen. Der "Kern" wirkte bei 174x noch als extrem dicker, diffuser Knödel, bei 290x konnte ich indirekt drinnen einen "sternförmigen" hellen Punkt erkennen. Meine Schwester, die neugierig ihre Nase aus dem Fenster steckte, konnte ich sogar ermutigen, zu mir auf die Terrasse zu kommen. Ich zeigte ihr den Kometen, und dann M42, M37, M38, M35, M1, die Pleiaden, Saturn und Jupiter - ein bissl "spazierensehen" halt. Um 23:00 Uhr hatte der Spaß auch schon wieder sein Ende, es zog überraschend schnell zu.
Der Nachmittag des 25.11. war recht sonnig, mit nur wenigen Wolken. Nach Einbruch der Dunkelheit aber nur da und dort ein Sterndl in kleinen Wolkenlücken. Doch ich hatte wieder Glück. Gegen 22:00 Uhr war der Himmel wolkenfrei. Sogleich stellte ich den 5.7" f/6 Maksutov-Newton raus. Ohne die neue Position des Kometen zu kennen, hatte ich einige Mühe, das Ding am mondhellen Himmel aufzuspüren. Der Komet fetzt momentan ganz schön schnell dahin... Der Mond war zwar etwas näher gerückt, nur mehr ca. 30 Grad westlich des Kometen, aber der Himmel schien mir etwas besser als in der Nacht zuvor. Ich konnte Sterne mit 4 mag noch relativ leicht sehen, und wenn ich einmal mit meinen "1 3/4 Augen" 5 Sterne in den Pleiaden freisichtig erhasche, ist das schon sensationell!
Die etwas besseren Himmelsbedingungen machten sich letztlich auch bei der teleskopischen Beobachtung bezahlt. Bei 290x konnte ich diesmal den hellen Punkt im "Kern" nicht ausmachen. Es schien ein durch und durch diffuser Knödel zu sein. Vielleicht lag es auch am Tubusseeing, weil ich gleich einmal mit dieser hohen Vergrößerung startete. Bei 174x konnte ich indirekt aber immerhin einen Schweifansatz ausnehmen.
Zwischendurch guckte ich auch wieder einmal kurz bei Saturn und Jupiter vorbei. Das Seeing war eher langsam, aber wirklich gute Augenblicke waren selten. Sicher war noch das Tubusseeing mitverantwortlich, nach etwa einer Stunde Abkühlzeit gab es auch etwas befriedigendere Planetenbilder.
Zwischendurch peilte ich immer wieder den Kometen an. Und binnen der einen Stunde Beobachtungszeit konnte man im Okular die Positionsänderung dramatisch wahrnehmen!
Bald nach 23:00 Uhr ließ ich es dann gut sein, bevor mir noch kalt werden konnte. Das Wegräumen des mittlerweile eiskalten Geräts verschaffte mir dann ohnehin kalte Hände. Aber der schöne Eindruck einer Beobachtung bleibt doch, auch wenn es nur ein bisschen "Schmalspurastronomie" ist. Man geht dann zufriedener schlafen - zumindest mir geht es so.
Howdii