Das verlängerte Wochenende zu Allerheiligen hatte aus astronomischer Sicht einiges parat: Am Morgenhimmel ein mehrere Tage anhaltender "Paarlauf" zwischen Merkur und Venus, und eine Saturnbedeckung durch den Mond am Abend des 3. November. Den 3. November wollte ich eigentlich schon astronomisch beginnen, um die enge Begegnung zwischen Venus und dem zu dieser Zeit beachtlich hellen Merkur in der Morgendämmerung zu beobachten. Knapp vor Dämmerungsbeginn wagte ich den ersten Blick aus dem Fenster: Eine große Wolkenlücke im Süden, der Osten bedeckt. Etwas später war der ganze Himmel "zu", und auch ein dritter Versuch zeigte nur Wolken. Die Dämmerung hatte bereits merkbar eingesetzt. Damit war es also vorerst einmal nichts.
Freilich standen beide Ereignisse auf meinem Programm. Allerdings fiel auch die Saturnbedeckung am Abend den Wolken zum Opfer, die nicht und nicht weichen wollten. Weder der Beginn, noch das Ende des Ereignisses war von Mistelbach aus beobachtbar: Bedeckung pur, eben alles, auch der Mond.
Am Morgen des 4. November wäre wohl die Chance auf Venus/Merkur gewesen, nur, diesmal habe ich schlicht verschlafen. Am Vormittag gab es strahlend blauen Himmel, ab und zu vereinzelt ein paar Wolkenschleier. Also sah ich meine Chance in einer Tagesbeobachtung.
Um 9:30 Uhr postierte ich mich mit meinem 4" f/8 APO schließlich auf der Terrasse hinter dem Haus, im Schatten einer mächtigen Fichte. Die Sonne blinzelte zwischen den Ästen ein wenig durch. Damit konnte ich sie noch im Sucher (mit zwei Schweissgläsern als Filter) problemlos anvisieren. über Relativkoordinaten gelangte ich zur Venus, die ich (im nun ungefilterten) Sucher alsbald entdeckt hatte. Fadenkreuz genau auf Venus, und dann bei 36x der Blick durch das Okular: Der Himmel war zwar sehr hell, aber nicht unangenehm blendend, und dadurch, dass die Sonne noch verdeckt war, gab es auch keine störenden Reflexe. Venus war sofort als rundes Scheibchen zu sehen. Den Merkur musste ich etwas suchen, er befand sich südlich von Venus, und war als winziges Scheibchen, erkennbar, auf dem, doch sehr hellen Hintergrund aber relativ leicht zu übersehen. Beide Planeten passten locker in's Gesichtsfeld des Weitwinkel-Okulars.
Nun steigerte ich die Vergrösserung, auf 53x, und schließlich 80x. Venus zeigte sich dabei fast komplett beleuchtet, es gab nur einen ganz kleinen Beleuchtungsdefizit. Merkur zeigte deutlich mehr Phase, war aber auch noch weit mehr als zur Hälfte beleuchtet. Das Bild war bei 80x noch einigermaßen ruhig, solange die Sonne vom Baum verdeckt war. Kaum strahlte sie direkt auf das Teleskop, begann das Bild langsam zu "kochen". Im Weitwinkelokular war nun Merkur aufgrund von starken Reflexen nur mehr schwierig zu erkennen, standen doch die beiden Planeten gerade mal eine RA Stunde westlich der Sonne.
Nachdem die Beobachtung prinzipiell erfolgreich war, und es nichts mehr daran zu spechteln gab, ließ ich es auch gut sein, und baute das Teleskop wieder ab. Immerhin bin ich auf diese Weise zu meiner ersten Merkur Beobachtung am Taghimmel gekommen. Venus habe ich ja schon öfter am Tag aufgesucht, einmal - man erinnere sich daran - sogar in Begegnung mit Jupiter.
Howdii