Vier hochkarätige 4" APOs - Ein Test, ein Fest!

6. 10. 2001, Niederleis

Die Dämmerung zeigte einen schönen, klaren Himmel, so wurde trotz des bald aufgehenden Mondes eine Spechtl-/Testsession in Niederleis angesetzt: 4 x 4" APO. Ein kleines Fest, vier hochkarätige APOs direkt nebeneinander zu haben.

Die Teilnehmer: 

APQ und Traveler sind Öl-Triplets, APM und TMB Air-spaced Triplets. Weiters ist zu sagen, daß der Zeiss APQ für Zenitprisma (zusätzlicher Glasweg) ausgelegt ist, während alle anderen APOs mit Zenitspiegel zu betreiben sind.

Die Himmelsbedingungen wurden leider nicht nur durch den Mond beeinträchtigt, es zogen auch mehr und mehr dünne, hohe Wolken durch. Lag die Grenzgröße vor Mondaufgang noch bei knapp über 5 mag, so waren später fallweise nur Sterne 1. und 2. Größe zu sehen. Es reichte jedoch für einen kurzen Vergleich der Teleskope im Startest, der vor allem die unterschiedlichen Designansätze deutlich machte. Einen Sieger wollen wir deshalb auch nicht küren. Dazu wären akribische Vergleiche notwendig, die von den Bedingungen her einfach nicht drinnen waren. Vielleicht hier ein kurzer Eindruck, in selbiger Reihenfolge, wie oben angeführt:

APM: Intra- und extrafokal am farbreinsten, fast farblos. Mäßige sphärische Aberration feststellbar. Der Startest zeigte zudem eine leichte Dejustierung. In der Tat, als ich die Taukappe abschraubte, entdeckte ich eine lose gewordene Druckschraube an der Objektivfassung, und dadurch saß das Objektiv leicht verkippt auf dem Flansch. Das kann aber leicht behoben werden.

Zeiss APQ: Dem APM durchaus ähnlich. Intra- und extrafokal etwas mehr Farbe, aber nicht schlimm, und ebenfalls mäßige sphärische Aberration feststellbar. Der Startest ergab zudem eine temperaturabhängig mäßige bis leichte Verspannung der Optik. Nun, dieses Verhalten ist weiterhin zu beobachten, jedoch: no user servicable parts here! Sollte sich die Verspannung hartnäckig erweisen, bleibt nur der Weg zum Zeiss-Service.

Astro-Physics Traveler: Die eindeutig beste Korrektur der sphärischen Aberration, intra- und extrafokal jedoch kräftige Farben, selbst im Fokus blieb an Wega noch ein merkbarer blauer Saum. Auch die anderen drei APOs zeigten bei extrem kritischer Betrachtung im Fokus noch einen Hauch von blauem Saum, beim Traveler war er am stärksten ausgeprägt. Nicht wirklich schlimm, aber doch merkbar. Hier sei noch angemerkt, daß der Unterschied zwischen Zenitspiegel und Prisma deutlich zu sehen war. Mit Prisma war der Farbsaum viel stärker ausgeprägt als mit Zenitspiegel. Unser Startestkommentar bezieht sich jedenfalls auf den Betrieb mit Zenitspiegel.

TMB: Sehr sauber definierter Fokus, intra- und extrafokal etwas Farbe, und geringe sphärische Aberration.

Was die Performance in der Beobachtung angeht, konnten unter den gegegebenen Umständen wirklich keine gravierenden Unterschiede festgestellt werden. Als "Programm" diente uns Saturn, wobei der größte Spaß war, die schwächeren Monde zu erspechteln. Titan, Iapetus und Rhea waren bei etwas kritischerem Blick schon auffällig genug. Das Notebook von Wolfgang Valentin zeigte auch noch die Monde Dione, Tethys, Enceladus und Mimas in beobachtbarer Position. Mimas ist für Vierzöller sicher zu schwach. Die anderen Monde schienen in Reichweite.

Bei der Suche nach den Monden entschied aber weniger die Optik, sondern Wahl der richtigen Vergrößerung, Beobachtungstechnik, und Glück, dem nicht gerade optimalen Seeing die Sichtung abzutrotzen. Im APM machte ich bei 160x mit Tethys und Dione relativ kurzen Prozeß, an Enceladus kiefelte ich eine Weile herum, jedoch ging mir der Bursche blickweise in's Netz. Diese Beobachtung war ziemlich am Limit, man mußte sauber fokussiert haben, indirekt gerade die richtige Stelle treffen, und dazu just einen guten Seeingmoment erwischen.

Auch im TMB waren Dione und Tethys kein Problem, Enceladus, packte ich auch hier. Im APQ waren Tethys und Dione auch nicht allzu schwierig, Enceladus konnte ich nicht ausnehmen, habe aber zugegebenermaßen auch nicht so viel Geduld aufgebracht, einen extrem guten Moment abzuwarten. Nicht zuletzt wurde der APQ gerade mit Bino Ansatz betrieben, was zumindest für meine Augen keine Optimierung der Beobachtung darstellt. Der Traveler mußte mittlerweile auf einer kleineren Montierung dahin schmachten, für den lebhaften Ostwind zu wackelig , deshalb konnte hier keine ausgereizte Beobachtung durchgeführt werden.

Walter verabschiedete sich alsbald. Wir zwei verbliebenen Spechtler warteten noch auf Jupiter, da aber das Seeing nicht besser werden wollte, gaben auch wir auf. Und siehe, kaum hatten wir die Geräte abgebaut und alles in den Autos verstaut, waren auch die Wolken weg, und der Himmel wieder klar. Dies ist offenbar eine Gesetzmäßigkeit, wir haben es schon oft so erlebt...

Howdii