Manchmal lassen sich auch Beobachtungsberichte rationalisieren. Es geht hier konkret um meine Beobachtungen in Cassiopeia und Cepheus. Die "Kost": Vorwiegend offene Sternhaufen, nebst NGC quer durch einige andere Kataloge, wie King, Harvard, Frolov, Berkeley, Stock, und natürlich darf etwas "Nebeliges" auch nicht fehlen, Objekte aus den Katalogen Cederblad, Abell, Minkowski 2, NGC und IC.
Meine erste Erkundungstour durch diese Objektliste startete ich am 20. 9. 2001 auf den Feldern bei Altenmarkt i.T. Es war einer der schöneren Tage im regenreichen September dieses Jahres. Die Dämmerungsfarben des Himmels ließen auf einen recht transparenten Himmel schließen. Bei der Anfahrt zur Beobachtung sah ich die drei Tage alte Mondsichel knapp über dem Horizont orangerot leuchten. Also auch nur mäßiger Horizontdunst. In der Tat, der Himmel präsentierte sich dann erstaunlich gut: M13 war im durchaus schon tief stehenden Herkules freisichtig auszunehmen, die Milchstraße im Zenitraum schön strukturiert, und bis in den Schützen hinein verfolgbar. Erst dort verlor sie sich im Dunst. Diesem Himmel steh' ich eine Grenzgröße von guten 6 mag im Zenitraum zu.
Mäßiger Wind aus Ost veranlasste mich, den 8" f/6 Maksutov-Newton im Windschutz der geöffneten Heckklappe meines Autos aufzubauen. Zu Beginn der Beobachtung war der Himmel wolkenfrei, doch bald zeigten sich einige dünne Streifen tief am Südhorizont. Der Wind schlief vorübergehend ein, um dann plötzlich auf Südost drehend wieder lebhaft aufzufrischen. Die Wolken wurden mehr und mehr. Vorerst blieb mein zenitnahes Himmelsgebiet noch verschont, doch nach 2.5 Stunden Beobachtung zogen Schleier über den ganzen Himmel. Damit war der Spaß einmal zu Ende, knapp 20 Objekte konnte ich in dieser Zeit zumindest einmal "anspechteln", etliche Objekte verblieben vorerst "ungespechtelt". Eine Nachfolgebeobachtung war also fällig.
Was der September nicht bieten wollte, brachte der Oktober: eine stabile Hochdrucklage in der Zeit um Neumond, und damit eine Reihe von klaren Nächten. Nur sollte man Zeit haben, die alle zu nützen. Walter zog es denn auch für einige Nächte an die Glockner-Hochalpenstraße.
Am 12. 10. 2001 bot sich schließlich für mich eine Gelegenheit. Da sich in den Niederungen schon herbstlicher Nebel festsetzte, kam dafür in erster Linie die Ebenwaldhöhe in Frage. Dort waren natürlich auch viele weitere Amateure aktiv, darunter Hans-Peter Müllner mit Crew und seinem C8, Tahir Saban mit seinem feinen 130 mm f/8 APO, Wolfgang Valentin mit 4" f/10 Zeiss APQ, und seinem Wuffi, der uns alle "bewachte" :-)
Es war eine recht gute und vergnügliche Nacht. In der Anfangsphase etwas feucht, später kam Wind auf, und es wurde wieder trockener. Der Himmel zeigte sich mit glatten 6 mag gut, aber doch etwas aufgehellt - wohl durch die feuchte Luft. Dafür war das Seeing phasenweise recht brauchbar. Als Beobachtungsinstrument hatte ich wieder den 8" f/6 Maksutov-Newton gewählt. Nebst einer Nachfolgebeobachtung wurden auch die verbliebenen Objekte auf meiner Liste aufgesucht.
Nebenbei vergnügten wir uns an Saturn, der sich in meinem Rohr bei 300x so schön, wie schon länger nicht gesehen, präsentierte. Jupiter konnte später bei 200x noch einigermaßen gut beobachtet werden, wenn auch das Seeing etwas nachgelassen hatte, die wirklich guten Momente deutlich seltener waren. Dafür gab es zwei Schattenwürfe zu bewundern, erst Europa, dann Io, und in dieser Reihenfolge traten die Monde selbst vor den Planeten. Da ich nicht ständig dranhing, beobachtete ich zumindest den Beginn der Transits, und konnte beide Monde ein Weilchen vor dem Jupiter verfolgen. Diese Zusatzbeobachtungen gingen weit in den Morgen hinein. Bis ich schließlich heimkam, stand auch die Venus schon hoch am Himmel, und die Morgendämmerung hatte längst eingesetzt.
Bei der Nachbeobachtung "meiner" Objekte befand ich, dass es interessant sein könnte, diese mit größerer Öffnung nocheinmal abzuklappern. Daher wurde der Einsatz des 18" f/4.4 Dob geplant. Eine Chance ergab sich genau eine Woche nach dem "Ebenwald-Einsatz" am 19. 10. 2001. Allerdings war die Nebel- und Hochnebelsituation mittler- weile so arg, dass wir (Walter und der Autor) Zweifel an einem klaren Himmel auf Ebenwald hatten, und den weiten Weg nach Puchenstuben/Turmkogel auf uns nahmen, um unser Glück dort zu versuchen. Angekommen, auf etwa 1075 m Höhe, gab es klaren Himmel, jedoch war es speziell in der Anfangsphase extrem feucht, dass gleich einmal der Fangspiegel meines Dobs beschlug. Später kam allerdings leichter Wind aus Südwest auf, es wurde wieder trockener, auch der Fangspiegel trocknete wieder ab, und ab da war Ruhe mit Tauproblemen. Der Himmel selbst war durch die hohe Luftfeuchtigkeit auch etwas aufgehellt, wenngleich wir im Zenitraum zur besten Zeit bei 6.3 mag hielten, und M13 wie M33 freisichtig zu erhaschen waren. Das Seeing kann als sehr bescheiden bezeichnet werden.
Der Wind wurde nach und nach lästiger, bis zu meiner Abreise gegen 1:30 Uhr jedoch gerade noch erträglich. Die Abbildung im Dob gefiel uns zu Beginn der Beobachtung überhaupt nicht, statt den gewohnt feinen Sternen nur dicke Patzen. Kein Wunder, eine zweistündige Reise im geheizten Auto mit mehr als 10 Grad Temperaturdifferenz zur Nacht... Mit Einsatz des Ventilators besserte sich die Performance jedoch binnen einer Stunde, und bot schließlich bei den Standardvergrößerungen schöne Anblicke. Seeingkritische Beobachtung mit hoher Vergrößerungen waren sowieso nicht möglich.
Und nun zu den Objekten, wie ich sie im 8" MN gesehen habe, und die Unterschiede dazu, die im 18" Dob aufgefallen sind. Bei so manchen Objekten gab es ja reizvolle Überraschungen. Ausgangspunkt meiner "Tour" war M52, von hier weg vor allem nach Osten, entlang der galaktischen Hauptebene, und nördlich davon. Hier gibt es eine Menge offener Sternhaufen, sie treten in Gruppen und Ketten auf, man braucht in vielen Fällen nur im Okular ein bissl zur Seite zu rutschen, um schon beim nächsten Objekt zu sein. Nur, man darf sich offene Sternhaufen nicht alle nach dem Schlag von M35, M37 & Co vorstellen. Es gibt auch sehr subtile Vertreter dieser Gattung, die durchaus ein wenig Herausforderung in der Beobachtung bedeuten. Die Daten stammen, soweit verfügbar, aus dem Deep Sky Field Guide zur Uranometria.
K 21: 9.6 mag, 2.5' Durchmesser, ca. 20 Sterne ab 10.95 mag. Im 8" MN waren bei 54x auf den ersten Blick nur zwei ca. 11 mag helle Sterne, Nord-Süd gerichtet, zu erkennen, mit etwas "nebeligem" Hintergrund bei indirekter Betrachtung. Bei 120x kam noch einiges an Sterngesprenkel, vor allem westlich der beiden helleren Sterne, heraus. Im 18" Dob waren bei 104x indirekt noch weitere schwache Sterne zu erkennen, nun auch östlich der beiden helleren, die nun mitten im Sterngesprenkel zu liegen schienen.
K 12: 9 mag, 2' Durchmesser, ca. 15 Sterne ab 10.37 mag. Auch dieser Haufen ist auf den ersten Blick etwas unscheinbar. Im 8" MN fielen bei 54x auch hier zwei hellere Sterne auf, diesmal Ost-West gerichtet, und einer der beiden entpuppte sich bei 120x als enges Paar gleich heller Komponenten. Bei 54x waren indirekt allerdings schon ein paar weitere Sterne zu sehen, also schon eher der Eindruck eines Haufens. Bei 120x indirekt noch weitere Sterne, die Gruppe wirkt länglich in Ost-West Richtung. Im 18" Dob bei 104x kein wesentlich anderer Eindruck, nur dass dieses Objekt auf den ersten Blick schon als Haufen auszumachen war.
H 21: 9 mag, 6' Durchmesser, ca. 20 Sterne. Im DSFG als "probably not a real cluster" beschrieben. An der betreffenden Stelle fand ich im 8" MN bei 54x eine Handvoll von Sternen um etwa 10 oder 11 mag, weder indirekt und auch nicht bei 120x wollten weitere schwächere Sterne zum Vorschein kommen. Im 18" Dobauf den ersten Blick bei 104x genauso, bei genauerer Betrachtung kamen indirekt doch noch etliche sehr schwache Sterne zum Vorschein.
Fr 1: 9.2 mag, ca. 20 Sterne ab 10.6 mag. Etwas östlich der in der Karte verzeichneten Position fand ich im 8" MN bei 54x eine kleine Gruppe von ein paar Sternen. Bei indirekter Betrachtung mit 120x waren westlich dieser Gruppe noch ein paar schwächere Sterne auszunehmen, die eher auf die Kartenposition hinkommen. Im 18" Dob bei 104x dann eine kleine Überraschung, die helleren und schwächeren Sterne stellen zwei Halbbögen dar, die in S-Form aneinander reichen. Im Newton ergibt das die Figur eines spiegelverkehrten "S".
NGC 7788: 9.4 mag, 9' Durchmesser, ca. 20 Sterne. Im 8"MN bei 54x eine nette, kleine Gruppe von mittelhellen und schwächeren Sternen, eingefasst im Norden und Süden von je einem helleren Stern. Auch in der Gruppe sticht ein Stern merkbar hervor. Noch ein paar schwächere Sterne ließen sich indirekt bei 120x erspechteln. Wirkte die Gruppe im 8" MN noch etwas locker gestreut, so zeigte der 18" Dob bei 104x noch viele schwächere Sterne, und der Haufen wirkte damit sogar einigermaßen dicht konzentriert. Von den bis jetzt beschriebenen Objekten der erste "herzeigbare" Haufen, eine durchaus nette Gruppe.
NGC 7790: 8.5 mag, 17' Durchmesser, ca. 40 Sterne ab 10.87 mag. Im 8" MN bei 54x einige hellere Sterne sehr locker auf großer Fläche verstreut, indirekt waren bei 120x vor allem im Ostteil des Haufens noch schwächere Sterne zu entdecken. Der 18" Dob zeigte bei 104x einen locker gestreuten, länglichen Haufen.
Be 58: 9.7 mag, 7' Durchmesser, ca. 30 Sterne ab 11.98 mag. Im 8" MN bei 54x auf den ersten Blick als Gruppe von schwächeren Sternen erkennbar. Erster Eindruck: "Jö!" Bester Anblick bei 80x. Bei höherer Vergrößerung "zerflatter" der Haufencharakter etwas, es ergibt sich die Figur eines "verhatschten" "Ks". Der 18" Dob gibt bei 104x gleich dieses "K" her, dazwischen ein paar noch schwächere Sterne verstreut.
K 14, NGC 146, NGC 133: Diese drei Haufen bilden ein gleichseitiges Dreieck nördlich des hellen Sternes χ Cassiopeiä. K 14 und NGC 146 ähneln einander, mit je 20 Sternen um die 10 bis 11 mag. Beide sind relativ locker gestreut. NGC133 lässt gerade mal fünf hellere Sterne in Nord-Süd Richtung erkennen. Im 8" MN sollte man für einen netten Eindruck dieser drei Objekte nicht zu hoch vergrößern, 54x reicht schon. Bei 80x waren zwar in ersteren beiden Haufen noch schwächere Sterne zu entdecken, aber durch die lockeren Gruppen verliert sich fast schon der Eindruck von drei Objekten. Im 18" Dob bei 104x heben sich die drei Haufen überhaupt nicht mehr gut vom allgemeinen Sternengewimmel ab.
NGC 136: Durchmesser 1.2', ca. 20 Sterne ab 13 mag. Im 8" MN schon eine kleine Herausforderung, das nebelige kleine Fleckerl nicht zu übersehen. Bei genauerer Betrachtung mit 54x ein faszinierendes Ding von "Sternenstaub". Bei 80x oder 120x ist diese dicht gedrängte Gruppe besser aufzulösen. Im 18" Dob bei 104x zwar sehr nett, aber weit nicht so bezaubernd wie im 8" MN. So hat jedes Fernrohr "seinen" Himmel. Ein Vorschlaghammer ist halt nicht immer hilfreich.
NGC 103: 9.8 mag, 5' Durchmesser, 30 Sterne ab 12.25 mag. Im 8" MN fällt hier bei 54x auf den ersten Blick eine gerade Kette von mehreren schwachen Sternen auf. Bei 80x und 120x ließen sich noch weitere schwache Sterne erkennen. Dafür gab es im 18" Dob bei 104x wieder eine kleine Überraschung: Die Sterne bilden ein spiegelverkehrtes Euro-Zeichen :-) der Doppelstrich im € wird dabei von der Kette der helleren Sterne gebildet.
NGC 189: 8.6 mag, 3.7' Durchmesser, ca. 15 Sterne ab 10.95 mag. Im 8" MN bei 54x eine kleine Gruppe von mittelhellen Sternen, etwas locker verstreut. Auch im 18" Dob bei 104x blieb der Haufen relativ unscheinbar.
St 24: 8.8 mag, 4' Durchmesser, ca. 20 Sterne ab 11.05 mag. Auf der Suche nach diesem Objekt bleibt das Auge eher an der markanten Gruppe NGC 225 hängen. St 24 liegt etwas westlich davon, und ist auf den ersten Blick recht unauffällig. Ein paar hellere Sterne und etliche schwächere waren im 8" MN bei 120x zu sehen. Der 18" Dob brachte bei 104x doch weit mehr schwächere Sterne zum Vorschein, sogar recht dicht gedrängt. Ein durchaus nettes Objekt.
NGC 129: 6.5 mag, 21', ca. 35 Sterne ab 8.57 mag. Im 8" MN bei 54x auf relativ großer Fläche einige hellere und schwächere Sterne sehr locker verstreut. Im Westteil fällt ein etwas dreieckig "verdepschter" Ring von Sternen auf. Auch im 18" Dob fällt sofort dieser längliche "Ring" auf, und davon zieht sich s-förmig eine Kette von schwächeren Sternen weg. Mit etwas Phantasie könnt' man einen "Dino" oder "Nessie" darin erkennen :-)
Ced 214: Schwacher Emissionsnebel, 80' x 40' Ausdehnung. Der Nebel umgibt ein Viereck aus Sternen, wobei eine Ecke durch den Haufen Be 59 gebildet wird. Im Nordostteil ist der Nebel am hellsten. Dort, um einen ca. 6 mag hellen Stern sieht es im 8" MN bei 54x ohne Filter schon recht nebelig aus. Ähnlich helle Sterne gibt es südlich des Nebelkomplexes, zum Vergleich. Mit UHC bei 44x sieht auch die weitere Umgebung nebelig aus, also man hat sicher Nebel vor sich, und sitzt nicht einem Beobachtungsfehler auf. Sehr eindrucksvoll war Ced 214 im 8" MN nicht. In Altenmarkt könnten schon feine Wolkenschleier die Sicht etwas beeinträchtigt haben, auf der Ebenwaldhöhe fiel diese Beobachtung in die recht feuchte Phase, wo die Okulare sofort beschlugen, wenn man mit dem Auge nur ein bisschen näher kam. Es könnte also noch etwas mehr zu holen sein. Der 18" Dob zeigte bei 85x mit UHC Filter doch recht deutliche Nebelflecken, speziell die Ostkante war gut definiert auszunehmen. Bei den gesichteten schwächeren Nebelteilen bin ich etwas skeptisch, es könnte sich auch um reine "UHC-Nebel", verusacht durch schwache Sterngruppen handeln. Hier noch der Hinweis auf eine nette "Zugabe": Südlich des Nebelkomplexes findet man drei helle Sterne, Nord-Süd aufgereiht. Der unterste ist etwas abgesetzt, und tanzt etwas aus der Reihe. Nebenbei ist es ein netter Doppelstern, im 18" Dob bei 104x gesehen. Die hellere Komponente ist deutlich gelb, eher topasfarben, die schwächere fast weiß, mit einem Anflug von blau. Die Distanz recht kommod, also auch von kleineren Teleskopen sicher leicht zu trennen.
Be 59: 10' Durchmesser, ca 40* ab 11 mag. Der Haufen befindet sich wie oben erwähnt, im Nebel Ced 214, allerdings im schwächeren Nordwestteil. Im 8" MN sind bei 54x nur ein paar Sterne zu entdecken, die Suche nach den suggerierten vielen Sternen brachte auch bei 120x keinen Erfolg. Der 18" Dob zeigt bei 104x zwar etwas mehr Sterne, und auch noch schwächere, die mit dem 8" nicht sichtbar waren, doch auf 40 Sterne würd' ich hier nie schätzen. Auch auf Fotos sind nicht sehr viele Sterne auszunehmen, wie meine nachfolgenden Recherchen ergaben. Vielleicht kommt eine sehr tiefe Belichtung auf die 40 hin.
NGC 7762: 10 mag, 11' Durchmesser, 40 Sterne ab 11 mag. Im 8" MN bei 54x ist auf den ersten Blick eine Nord-Süd gerichtete Kette aus ein paar 11 bis 12 mag hellen Sterne zu erkennen. Bei 120x kommt indirekt noch einiges an Gesprenkel zum Vorschein. Der 18" Dob brachte bei 104x wieder eine kleine Überraschung: Einen bizarren Haufen, es sind mehrere geradlinige Ketten von Sternen im Winkel zueinander angeordnet, schräg gequert von einer weiteren Kette, und mittendrin irgendwo ein kleines Grüppchen. Sieht fast wie ein abstraktes Kunstwerk aus, dieses Objekt :-)
NGC 7822: Sehr schwacher Emissionsnebel, 65' x 20' in Ost-West Richtung längs gestreckt. Der Ostteil soll der hellste Bereich sein. Nun, im 8" MN war nicht einmal nichts von Nebel zu entdecken. Bei 44x habe ich mit UHC, [O III] und H-Beta probiert, vergeblich. Der 18" Dob zeigte bei 85x mit UHC Filter just in dem Teil, wo der Nebel am hellsten sein sollte, sehr wohl "Nebel". Aber es sind dort auch viele hellere Sterne, und das "Genebel" ist wohl eher durch Streulicht am Filter entstanden. Sakra, und im Westteil, wo auf Fotos ein schwaches, leicht geschwungenes Filament zu finden ist, vermeint man tatsächlich eines zu sehen, wenn man über dieses Areal drüberschwenkt. Bei genauerem Nachprüfen findet man aber entlang des vermeintlichen Streifens lauter kleine Grüppchen von schwächeren Sternen, deren Streulicht vom Auge bei rascher Schwenkbewegung des Teleskops zu einem Filament "gezogen" werden. Also, eigentlich waren mir all diese "Nebeleien" zu hell. Ich werte die Beobachtung auch im 18" als negativ. Nichtsdestotrotz, will man amerikanischen Beobachtern Glauben schenken, soll dieser Nebel mit Öffnungen in dieser Größe sehr wohl beobachtbar sein, sehr schwach, und am besten auf H-Beta Filter ansprechen. Na schön, ich werd' es sicher nochmals versuchen.
NGC 40: Planetarischer Nebel, 12.4 mag, 37" Durchmesser, Zentralstern mit 11.6 mag. Im 8" MN ist dieses Objekt schon bei 44x ohne Filter aufgefallen, als "unscharfes", grünliches "Sterndl". Bei 54x ergab sich ein "Blinkeffekt" - direkt sieht man den Zentralstern, indirekt die Nebelhülle. Bei 300x zeigt sich ohne Filter ein kleines, dunkles Zentrum um den Zentralstern. Ohne Filter wirkt die Nebelhülle rund und homogen, allerdings ist der Rand an zwei gegenüberliegenden Seiten etwas heller. Mit UHC wird der Nebel etwas dunkler im Okular, in Altenmarkt musste ich daher erst einmal auf 200x zurück. Auf der Ebenwaldhöhe waren die Bedingungen rundum etwas besser, hier war noch 320x mit UHC Filter möglich. Es zeichnet sich dabei eine subtile "Sanduhrform" ab, mit seitlichen "Ohren", nicht unähnlich dem Hantelnebel - hat auch Walter gefunden, der dieses Objekt allerdings nur im 18" Dob gesehen hat. Zu der Ebenwaldnacht sei noch angemerkt, dass NGC 40 auch im 4" Zeiss APQ ein schönes Objekt mit etwas Details abgab. Der Anblick von NGC 40 war im 18" Dob durchaus ähnlich wie das, was ich vom 8" MN her kannte, nur um etliches heller. Wir konnten ohne Probleme bis 306x und 575x vergrößern. Mit UHC waren bei indirektem Blick vor allem die Ohren weiter nach außen zu verfolgen, das Objekt wirkte dadurch länglich. NGC 40 ist ein hübsches, wirklich lohnenswertes Beobachtungsobjekt.
M2- 56 (PK118+8.1): Planetarischer Nebel mit 12 mag, 5" Durchmesser. Mit diesem winzigen Durchmesser ist bei der Beobachtung nur ein stellares Objekt zu erwarten. Es handelt sich um einen Proto-Planetarischen Nebel, daher für die Forschung hochinteressant. Die Uranometria reicht leider für solche heikle Suche nicht aus, zudem habe ich das Gefühl, die eingezeichnete Position ist nicht korrekt. Im 8" MN versuchte ich den PN mit UHC Filter zu "blinken", und ein Stern blieb gegen allen anderen offenbar unbeeindruckt über. Den nahm ich noch bei hoher Vergrößerung in's Visier, und hatte auch den Eindruck, dass es ein etwas "dicklicher Stern" war, zumal auf der Ebenwaldhöhe gerade eher gutes Seeing herrschte. Im 18" Dob wollte ich dies wiederholen, nur blieb die "Blinktechnik" diesmal mehrdeutig. Und ein Nachprüfen bei hoher Vergrößerung war chancenlos, angesichts des schlechten Seeings. Also blieb nur etwas Recherche. Und dabei musste ich feststellen, dass offenbar die Uranometria mich in die Irre geleitet hat - daneben. Eine genaue Aufsuchkarte zeigt den PN an etwas anderer Position. Im POSS Print eigentlich sternförmig, fällt nur beim Vergleich des Rot- und Blau-Auszuges auf, im Roten deutlich heller. Also, Beobachtung vorerst negativ, nicht richtig identifiziert. Nächster Versuch mit genauer Aufsuchkarte, dann werden wir weiter sehen.
M2-55 (PK116+8.1): Planetarischer Nebel (muß ich das eigentlich noch dazuschreiben, wenn ein Objekt schon mit PK-Nummer angeführt wird? 14.2 mag, 40" Durchmesser. Schon etwas sprödere Daten. Dieses Objekt konnte ich erstmals in der Ebenwaldnacht beobachten. Im 8" MN bei 54x indirekt ein vages, sehr, sehr schwaches Nebelfleckerl, gleich neben zwei sehr schwachen Sternen. Allein deshalb eine gewisse Unsicherheit. Nächster Versuch bei 80x mit UHC, nun war das Objekt schon definitv als schwaches, kleines Scheibchen auszunehmen. Besser ging's noch bei 120x mit UHC. Die überhaupt beste Sichtbarkeit ergab sich bei 80x mit [O III] Filter, da war es gar kein so großes Problem, den PN zu sehen. Insgesamt im 8" MN aber doch schon eine kleine Herausforderung, das Objekt dingfest zu machen, und möglichst gut erkennbar darzustellen. Im 18" Dob war es natürlich viel leichter, ohne Filter war der PN schon bei 85x leicht zu entdecken. Bei 306x mit UHC Filter erschien die Helligkeit nicht gleichmäßig, es zeigten sich einige dunklere Stellen. Ohne Filter blitzte bei selber Vergrößerung ab und zu ein extrem schwaches Sterndl auf, stark zum Rand hin versetzt.
IC 1454 (Abell 81): PN mit 13.8 mag, 33" Durchmesser. Auch dieses Objekt beobachtete ich erstmals in der Ebenwaldnacht. Im 8" MN war der PN bei 54x schon ohne Filter zu entdecken, mit UHC bei 120x gut zu erkennen. Wir probierten dieses Objekt auch im 4" APQ. Während man den PN im 8" indirekt halten konnte, blitzte er im Vierzöller bei etwas über 100x und UHC immer wieder auf. Eine Beobachtung schon sehr an der Grenze, aber immerhin definitiv gesehen. Ganz anders natürlich im 18" Dob. Bei 104x mit UHC Filter wirkt der Nebel etwas länglich. Filter raus, 306x, aha, da picken am Rand zwei ganz schwache Sterndl, reizvoller Anblick. Mit UHC ist bei 306x schwach ein dunkleres Zentrum auszunehmen. Viel besser gefiel mir der Anblick jedoch ohne Filter bei 306x: indirekt kam die Ringform sehr schön heraus, quasi ein "Verstärkungsringerl" am Himmel :-)
Abell 1 (PK119+6.1): PN mit sehr herben Daten: 18.3 mag fotografisch, 44" Durchmesser. Klar, dass dies, wenn überhaupt, nur ein Kandidat für den 18" Dob ist. Daher erster Beobachtungsversuch in der Turmkogelnacht. Auch hier erweist sich die Uranometria Karte als unzureichend. Für ein Objekt, das sich nicht schon bei diversen Versuchen "verrät", braucht man wirklich die genaue Position. Ich angelte zwar so gut es geht im Gebiet indirekt herum, bei 104x mit UHC, aber so recht wollte nichts nebelig erscheinen. Einmal hatte ich den Eindruck, hep, da war doch etwas, das wie ein kleines, flächiches Nebelfleckerl ausgesehen hat. Bei genauerer Nachprüfung konnte ich aber nur ein paar schwache Sterndl entdecken, und diesen Eindruck nicht wiederholen. Die Suche musste ich also erstmal erfolglos abbrechen. Auch hier habe ich etwas recherchiert. Eine Aufsuchkarte zeigt die Position aber just etwa genau dort, wo ich meinen "Nebelgeist" einmal erhascht hatte. Hm. Andererseits sollen auch schon Leute mit 20" Öffnung daran gescheitert sein. Hm. Und wenn man dieses Objekt im POSS Auszug sucht, dann ist im Roten nur ein Geist von einem Nebelchen zu sehen, im Blauen gerademal ein Geist vom Geist. Bitt'schön, da muß man ja schon den POSS Auszug indirekt betrachten... Also, rosig sind die Aussichten nicht gerade, aber ich werde sicher noch genauer nachforschen, ob denn dieses Objekt sich mit irgendeiner Vergrößerungs-/Filter-Kombination doch noch zeigen will...
Es mag vielleicht etwas öd erscheinen, dreimal dieselben Objekte durchzukauen. War es aber nicht wirklich, wie dieser Bericht vielleicht zeigt. Und die Uranometria Karte Nr. 15 kenne ich jetzt wie die sprichwörtliche Westentasche :-) Tja, und immer noch bleibt Bedarf zur Nachbeobachtung und Klärung. Darunter auf jeden Fall Ced 214, der wohl viel Geduld und Beobachtungszeit braucht, bis man ihn regelrecht "schauen lernt". Nachzuprüfen wären auch noch NGC 7822, M2-56 und Abell 1.
Howdii