Komet C/2001 A2 (LINEAR)

5. und 6. 7. 2001, Mistelbach

Seit geraumer Zeit wird in den einschlägigen Foren aufmerksam gemacht, dass der Komet C/2001 A2 (LINEAR) bereits ein als "freisichtig" bezeichnetes Objekt geworden ist. Auf der Kometen-Homepage von Charles S. Morris*) fand ich eine Karte, die zeigt, dass der Komet mittlerweile den Himmelsäquator Richtung Norden überschritten hat. Das könnt sich eventuell schon für eine Beobachtung knapp vor der Dämmerung ausgehen. Ich wartete also nur mehr auf brauchbares Wetter.

Am 4. 7. 2001, als ich in der späten Dämmerung vom Büro nach Hause fuhr, sah ich, dass sich die schwarzen Gewitter-Restwolken auflösten. Ich spielte erstmals mit dem Gedanken, vielleicht eine Beobachtung zu riskieren, nur hatte ich keine Karte bei mir. So müsste ich mich auf meine Erinnerung stützen, und darauf hoffen, dass mir der Komet sowieso in's Auge springen würde. Daheim checkte ich nocheinmal die Situation, zu welcher Zeit ich meine Beobachtung starten müsste. Ein letzter Kontrollblick, klarer Vollmondhimmel, dann stellte ich den Wecker auf 2 Uhr. Da sollten noch knapp 40 Minuten bis Dämmerungsbeginn drinnen sein.

In der Nacht weckte mich ein menschlicher Drang. Ich krabbelte aus dem Bett und blickte dann auf die Uhr. Huch! 2:40 Uhr! Hatte ich so tief geschlafen, dass ich den Wecker nicht gehört hätte? Oder war die Zeit etwa doch nicht richtig eingestellt? Doch, aber der Wecker war nicht scharf :-) Blöde Geschichte, allemal. Ich öffnete das Fenster und blickte hinaus: der Himmel grausam hell, im Südwesten ging der chromgelbe Vollmond gerade in den Bäumen schlafen, mit Mühe sah man gerade Sterne 2. Grösse. Eigentlich hätte man vermutet, dass der Howdii nun sofort in's Gewand schlüpft und in den Garten geht. Nein, der feine Binkel fasst sich den 7x50 Feldstecher, steht im Pyjama am Fenster, und gurkt mit dem Fernglas am Himmel herum, ob nicht zufällig der Komet vorbeikommt :-)

Nachdem ich mich mangels ausreichend sichtbarer Sterne freisichtig kaum orientieren konnte, versuchte ich dies eben mit dem Feldstecher. Im Süden fand ich schliesslich eine markante Sternformation, die ich als "wassermännlich" erkannte. Nun, das war schon ein Hinweis, und nach einigen weiteren Minuten Gestocher kriegte ich den Westteil der Fische zusammen, und Halt! Da ist doch ein nebeliges Fleckerl, gar nicht so klein und schwach - eigentlich eine ganz schöne "Pletschn"! Jetzt war aber Eile angesagt!

Schwupp in die Klamotten, raus, den 5.7" f/6 Maksutov-Newton aufgebaut, und zuerst wieder mit dem Feldstecher zum Kometen, ja, eindeutig, da ist er. Der Himmel wurde immer noch vom Mond beleuchtet, und im Osten wurde es langsam heller. Es war mittlerweile 3:15 Uhr. Jetzt galt es den Kometen im Teleskop zu finden. Gar nicht so leicht, bei dem immer heller werdenden Himmel. Aber nach etwa fünf Minuten weiterem Gestocher hatte ich ihn im Okular. Ich steigerte gleich einmal die Vergrößerung, um den Himmelshintergrund dunkler zu kriegen. Bei 116x schließlich hatte ich indirekt den Eindruck, dass die etwas länglich erscheinende Koma einen länglichen Kern zeigt, wenn nicht sogar doppelt! Eine nochmalige Steigerung der Vergrösserung auf 174x brachte keine weitere Verbesserung, der Eindruck blieb, aber vage. Hm, nix genaues möcht ich dazu sagen, es ist schwierig, was das Auge im zunehmenden Dämmerlicht sehen "will"...

Unter den gegebenen Umständen natürlich keine Chance, den Kometen freisichtig zu sehen. Aber immerhin, wenn man weiß, wo, ist er im Feldstecher nicht zu übersehen, selbst an einem stark aufgehellten Vollmondhimmel. Eine Weile noch hielt ich den Kometen im Teleskop, bis er fast nicht mehr im Okular auszunehmen war. Da war es bereits so hell, dass ich schon ohne Licht die Beschriftung am Okular ablesen konnte. Mit einem Blick auf die "halbe" Venus am Osthimmel beendete ich diese Morgenbeobachtung, bei einsetztendem Vogelkonzert.

Die klare Nacht vom 5. auf den 6. Juli verlockte zu einem weiteren Versuch, den Kometen C/2001 A2 (LINEAR) zu beobachten. Diesmal achtete ich darauf, den Wecker auch scharf zu machen. Beim "pipipip" um 1:45 Uhr wagte ich einen ersten Blick aus dem Fenster: Uuuh, verdammt heller Vollmondhimmel, und der Mond blendet mich regelrecht. Nah! Da werd ich keinen Ausflug unternehmen, das ist es mir unter den gegebenen Umständen nicht wert. Wieder zurück in's Bett.

Eine halbe Stunde später wurde ich erneut munter, guckte wieder aus dem Fenster, machte gleich wieder zu und legte mich wieder nieder. Knapp nach 3 Uhr juckte es mich nochmals: Mond kaum tiefer, wurscht, jetzt steht das Kometl wenigstens schon recht hoch. Ich schnapp den 7x50 Feldstecher, und taste mich in der aufgehellten, kontrastschwachen Suppe hin. Aha, da ist er, nur schwach zu sehen, aber seine Position hat er deutlich innerhalb der letzten 24 Stunden verändert.  Nun, eine Fernrohrbeobachtung hätte sich kaum ausgezahlt, ich hätte wohl nicht mehr gesehen, als schon am Morgen davor. Alsdann, Fenster wieder zu, und fertigschlafen.

Walter war in dieser Nacht ebenfalls unterwegs und hat den Kometen in der Nähe von Altenmarkt i.T. beobachtet, fotografiert und mit CCD aufgenommen. Dort war der Himmel besser, immerhin 4.4 mag freisichtige Grenzgröße. Er konnte mit seinem 4.1" f/6.2 APO keinen wohldefinierten Kometenkern ausmachen, nur ein diffuses Helligkeitsmaximum, möglicherweise weil der Komet im Zerfall begriffen ist.

Howdii

*) Anmerkung 2018: Die Comet Observation Homepage von Charles S. Morris gibt es leider nicht mehr.