Pluto

24. 6. 2001, Mistelbach

Ein Tief, das am Tag zuvor noch Wolken über den Norden Österreichs gesteuert hatte, war gewichen, und es gab tagsüber nur mehr Cumulus Wolken, die sich gegen Abend auflösten. Zudem war zumindest in mittlere Entfernungen sehr klare Sicht. Eine tolle, wenn auch sehr kurze Nacht kündigte sich an. Eigentlich war mit Walter eine nächtliche Erkundungstour im Weinviertel vereinbart gewesen. Aufgrund der Bedingungen, die die "Nacht des Monats" vermuten ließen, zog er jedoch eine Reise auf die Ebenwaldhöhe vor - um dann dort urplötzlich mit Wolken "aus dem Nichts" konfrontiert zu sein, wie er mir später berichtete. Offenbar haben die Meteorologen da etwas nicht bemerkt, oder sonst was, eigentlich hätte das nicht "passieren" dürfen, nach all den hervorragenden Prognosen...

So, nachdem ich allein keine große Lust auf nächtliche Spazierfahrt hatte, plante ich kurzfristig von daheim aus eine Pluto Nachfolgebeobachtung. Aufgrund der "Festbeleuchtung" beim Wiener Donauinselfest hatte mir Walter einen noch stärker aufgehellten Südhimmel prophezeit. Mal sehen.

Um 23:00 Uhr baute ich meinen 5.7" f/6 Maksutov-Newton im Garten auf. Der Himmel wirkte zu dieser Zeit noch mehr "bleigrau", noch zu hell. Sterne 5. Grösse waren nur schwer zu erspechteln. Ich wartete noch etwas zu, und gegen 23:30 Uhr visierte ich einmal mein Zielgebiet an. So richtig dunkel war es immer noch nicht. Im Sucher zeigte sich der Himmel verdammt hell. Ich knallte gleich mit 174x drauf um zu sehen, wie sich der Himmelshintergrund hier macht. Auch noch zu hell... Hmmm, Sterne 13. Grösse machten bereits Schwierigkeiten. Die helleren Sterne fetzten seeingbedingt stark hin und her. Schwierig, überhaupt zu fokussieren. Was war da los? Seeing so schlecht? Tubusseeing im noch nicht voll austemperierten Teleskop? Stärkere Himmelsaufhellung von Wien her? Oder doch der Mond, der von meinem Standplatz nicht direkt sichtbar war? Oder einfach noch immer ein Rest von Dämmerung? Wahrscheilich von allem ein bisserl was...

Mit der Zeit wurde es etwas besser, ich konnte zumindest anhand schwacher Sterne den Fokus für indirekten Blick finden, aber wesentlich tiefer als 13 mag kam ich immer noch nicht. Zudem war Pluto in eine neues Areal gewechselt, wo ziemliche grosse Lücken zwischen den Sternen sind. Meine Bemühungen galten einmal den "Nachbarsternen" der engeren Umgebung. Nur wenig schwächer als 13 mag, stellten sie schon eine Herausforderung dar. Ich musste das Himmelsareal richtig "absuchen", bis ich endlich die Positionen allesamt eruiert hatte. Den Pluto vermutete ich anhand der Karte zwischen einem weiteren Sternenpaar mehr im Nordosten und einem engeren Paar mehr im Südwesten. Dazwischen relativ viel Platz. Etwas haltlos "schwamm" mein Auge in diesem Areal dahin, und auf einmal doch - da hatte kurz etwas aufgeblitzt, das müsste Pluto sein. Dieses Spielchen wiederholte ich ein paar mal. Im Laufe der Zeit kriegte ich die Positionen besser ins Gefühl, und konnte nun auf der Karte sehen, wo Pluto gerade war. Dabei fiel mir auf, dass ich von einem der Sterne des nördlich stehenden weiteren Paares den kürzeren Weg hin hätte. Sofort nachgeprüft, tatsächlich, von diesem Stern aus gelang der "Hupfer" zu Pluto relativ schnell und sicher. Wenn ich dort einen Punkt aufblitzen gesehen hatte, suchte ich noch das engere Sternenpaar auf der anderen Seite, um die Position abzusichern. Auf diese Weise gelang es, Pluto verwechslungsfrei zu identifizieren. Nur, die ganze Sache war sehr am Limit. Mehr als jeweils ein kurzes Aufblitzen war nicht zu erhaschen. Vor jedem neuen Anlauf hatte ich eine kleine Pause eingelegt. Das hat sich als effektiv erwiesen, und eine Überanstrengung meines Auges vermieden. Ausserdem hat sich gezeigt, dass das Auge, hart am Limit, wirklich für mehrere Sekunden ruhig halten muss, um einen schwachen Lichtreiz empfangen zu können. Kurz gesagt, meine bislang schwierigste Pluto-Sichtung.

Nach diesem Ausflug in den Grenzbereich der visuellen Wahrnehmung war ein Blick zum Himmel angebracht. Hmmm, nicht schlecht. Mittlerweile war es dunkler geworden, mehr als das gibt es an diesem Standort sowieso nicht. Im Zenitraum Sterne gegen 5.5 mag sichtbar, und die Milchstraße war sogar schwach strukturiert bis zur Schildwolke sichtbar. Angesichts dieser Erkenntnisse kratzte ich mich doch ein wenig hinter'm Ohr, warum denn die Plutobeobachtung so hart war.

Testhalber wollte ich noch den schwächeren Kugelhaufen östlich von M3 aufsuchen. Dazu visierte ich einmal M3 an. Einen "Genussblick" bei 174x gönnte ich mir natürlich. Aber man musste sich schon indirekt dranhängen, für einen guten Eindruck. Tja, sicher schon besser gesehen. Dann schwenkte ich bei 44x nach Osten, und fuhr glatt über NGC 5466 drüber, ohne ihn zu bemerken. Oops. Zurück. Jetzt versuchte ich den Schwenk mir mehr Maß, wobei ich mich anhand von Gesichtsfelddurchmessern orientierte. Und wupps, da war doch was. Ja, das war er. Indirekt konnte ich zwei Einzelsterne rausspechteln, mehr nicht. Bei höherer Vergrösserung ging der Haufen regelrecht "verloren".

Ein letzter Teleskopblick auf M27. Bei 174x fein, und der Zentralstern indirekt deutlich sichtbar. Nebenbei noch zwei, drei weitere Sterne im Nebel. Schöner Anblick.

Mittlerweile war es recht kühl geworden, und das Sandmännchen meldete sich auch schon - Uaaaaah! Zusammenpacken und ab in's Bett...

Howdii