Zweimal Pluto

 15. und 17. 6. 2001, Falkenstein und Mistelbach

Am 15. Juni gab es vor einer Schlechtwetterperiode (Neumond kommt ja...) die letzte klare Nacht. Dies wollte ich nutzen, um einerseits Pluto nachzuspüren und auch an meinem Beobachtungsplatz bei Falkenstein (eine kleine "Insel" mit dunklerem Himmel) die Himmelsqualität einer durchschnittlichen Nacht, wie sie sich abzeichnete, zu beurteilen. Dazu rückte ich in der späten Abenddämmerung mit meinem 8" f/6 Maksutov- Newton an. Am Beobachtungsplatz begrüßte mich ein lebhafter Süwestwind - heh - hab ich den etwa bestellt? Zum Glück vergaß der Wind aber hin und wieder für etliche Minuten auf seine "Arbeit", um dann wieder mit ein paar heftigen Stößen daherzufahren.

Um 23:00 Uhr war das Teleskop betriebsbereit aufgebaut, am Nordhorizont zeigten sich noch die letzten Spuren der Dämmerungsfarben. Im Zenitraum waren schon Sterne 5. Größe sichtbar, der Südhimmel schon dunkel genug um loszustarten. Also visierte ich einmal den Stern ζ im Schlangenträger an, hantelte mich im Sucher ein paar Grad nach Osten bis zum Stern 20 Oph und ein Grad weiter südöstlich war ich schon im Pluto Zielgebiet. Dieses kannte ich schon ein bisschen von meiner letzten Plutobeobachtung am 12. Juni. Zuerst suchte ich nach der optimalen Vergrösserung, die sich vorerst bei 160x herauskristallisierte. Zwar war der Himmel damit noch etwas hell, aber aufgrund des eher schlechten Seeings konnte ich bei 240x und damit dunklerem Himmel keine schwächeren Sterne ausmachen. In der Folge verwendete ich abwechselnd beide Vergrösserungen. Bei diesem Test auf die schwächsten, im Okular sichtbaren Sterne war mittlerweile auch die Dämmerung fast zu Ende gegangen. Meine teleskopische Grenzgrösse in diesem Himmelsgebiet stellte ich jenseits von 14 mag fest, und einmal gelang es mir sogar einige der schwächsten in der Aufsuchkarte (S&T 4/2001) eingezeichneten Sterne zu erhaschen, das wären also hart an die 15 mag heran. Bei diesem Spielchen hatte ich natürlich schon die "alte" Plutoposition observiert, und da war tatsächlich kein Punkterl mehr zu sehen. Hurra! Also Bestätigung der Sichtung mit dem kleinen 5.7" Maksutov-Newton am 12. Juni in Mistelbach!

So, und wo war der Bursche mittlerweile? Laut Karte hatte ich mir die Position knapp östlich einer Nord-Süd-gerichteten Kette von schwachen Sternen um die 14 mag und schwächer ausgetüftelt. Bei gezielt indirektem Blick war hier tatsächlich ein Lichtpunkterl zu finden. Die Sterne, mit denen es eventuell noch zu Verwechslung hätte kommen können, quetschte ich auch noch aus meinem Gerät raus, und damit war die neue Beobachtung praktisch wiederum abgesichert. Freilich, mit dem 8" war die Sache etwas komfortabler als daheim, mit kleinerer öffnung, bei noch hellerem Himmel.

Ein Blick auf Mars bestätigte den Eindruck des schlechten Seeings: Ein "Zappelfritz" ist nichts dagegen, außerdem wieder recht starke atmosphärische Refraktion, sichtbar durch rot/blaue Planetenränder in der Vertikalen. Mit Mühe am Rand des zappelnden Marsscheibchens bei 160x ein paar dunkle Strukturen erkannt, nun, zumindest hab ich etwa die Gegend erraten, wie sich später beim Blick in die Marskarte herausgestellt hat.

Weiter: ein Blick in die Runde, wie sich der Himmel zeigt. Im Zenitraum gut und gern 5.5 mag, am Horizont allerdings fast überall Aufhellungen. Zudem, jetzt im Juni, um die Sonnenwende, wird auch der Nordhorizont nicht wirklich dunkel. Die Milchstrasse erschien auch nur schwach strukturiert, gerade der Zenitraum ließ die Sternwolken der Milchstrasse deutlicher hervortreten. Für eine durchschnittliche Nacht jedenfalls nicht gar so schlecht, und ein Hinweis für mich, in welcher Himmelsgegend ich demnächst vorwiegend herumkletzeln werde... übrigens waren die hässlichen, direkt strahlenden Lampen in Richtung Poysbrunn, die mich bei meiner Beobachtung hier am 23. Mai schockiert hatten, wieder weg. Wahrscheinlich dienten sie zur Beleuchtung des Festls, das damals dort abging. Eine einzige Natriumdampflampe ist neu, die recht grell direkt herstrahlt, aber wenn man sich geschickt aufstellt ist sie durch einen Baum verdeckt. Von einigen ebenfalls hoch gelegenen Punkten strahlen fallweise Autoscheinwerfer herüber, sicher unangenehm, andererseits man muss ja nicht hingucken... Und zum Glück ist der Verkehr gerade zu später Stunde dort draußen recht spärlich.

So, und nun ein paar Kontrollbeobachtungen, was die Himmelsqualität angeht:

M13: Bei 120x ein Haufen glitzernder Diamanten auf samtschwarzem Grund, so sieht man es gerne. 

M92: Im 8x50 Sucher nicht zu übersehen, bei 160x ebenfalls eindrucksvoll.

M101: Im Sucher einwandfrei als blasses, recht großes Fleckerl zu sehen. Im Teleskop bei 54x und 80x einige Knoten, kein Hinweis auf Spiralstruktur. Von meiner letzten Maibeobachtung weiß ich, es geht hier noch besser, wenn's halt geht.

M97: Seeingbedingt keine Chance auf den Zentralstern. Beim Versuch die "Augen" so oder so zu erspechteln überanstrengte ich mich etwas. Nach einer kleinen Pause waren die "Augen" bei 120x mit UHC Filter indirekt recht deutlich erkennbar.

M57: Der Zentralstern wollte mir bei 480x nicht ins Netz, seeingbedingt habe ich es auch nicht mit höherer Vergrößerung versucht. Die Grenzgröße hier lag jedenfalls jenseits von meinem 14.6 mag Teststern, ich müsst mich bei gutem Seeing wirklich einmal auf die Jagd begeben, im 8" sind sicher mehr als 15 mag zu schaffen.

Der Südwestwind hatte mittlerweile merklich zugelegt, und rüttelte kräftig an meinem Teleskop. Der Wind war immerhin so unangenehm, dass ich trotz einer milden Temperatur von 16° C eine wärmere Jacke brauchte. Ich hatte gesehen, was ich sehen wollte, und beendete die Spechtlsession um 1:30 Uhr.

Der Grund für den Südwester war mir eigentlich klar. Die Front überrollte uns in der Nacht auf den 17. Juni. 

Am Abend des 17. Juni klarte es plötzlich gänzlich auf. Zumindest auf Plutojagd wollte ich wieder gehen. Gegen 23 Uhr begutachtete ich vom Garten aus den Himmel, noch nicht ganz finster, aber schon 5 mag. Ein paar Wolkenschleier verunzierten den Nordhimmel, lösten sich aber bald auf. Ich rüstete einstweilen für die Beobachtung und tauchte um 23:15 spechtlwütig wieder auf. Bah - jetzt zog sich vom Südwesten her eine langer Schleier just über mein Pluto-Suchgebiet! Dies verordnete mir eine weitere Pause von 15 Minuten. Derweilen baute ich meinen 5.7" Maksutov-Newton auf, und blickte in die Runde. Im Zenitraum nur knapp besser als 5 mag, die Milchstraße schimmerte im Schwan nur matt. ähnlich wie bei meiner ersten Plutosichtung dieses Jahr am 12. Juni. Kaum gab die Wolke mein Zielgebiet frei, stürzte ich mich auch schon drauf. Beste Vergrößerung war wiederum 174x, die Grenzgröße dabei knapp jenseits von 14 mag. Laut Karte vermutete ich den Pluto nun westlich der Nord-Süd gerichteten Sternenkette, zwischen dieser und einem gut identifizierbaren 13 mag Stern. Die Sternenkette konnte ich in besten Momenten eher unaufgelöst als "Strich" erhaschen, nur die helleren Sterne an den Enden kamen fallweise raus. Und tatsächlich konnte ich zwischen diesen markanten Begrenzungen ein Lichtpunkterl ausnehmen. Die "alte" Position meiner letzten Falkenstein Beobachtung wurde ebenfalls geprüft, korrekt, weg war er, und kein anderes "Sterndl" an dieser Stelle. Die neue Position wollte ich noch durch mehrfache Kartenvergleiche und Beobachtungen absichern, doch dazu kam es nicht mehr. Ich wunderte mich nur, warum ich auf einmal mit 13 mag Sternen Schwierigkeiten hatte - erneut kreuzte eine Wolke meinen Pfad... So blieb nur mehr die letzte Erinnerung zum Abgleich mit der Karte, und demnach ist die Position so markant und verwechslungssicher, dass wiederum eine positive Beobachtung mit Fug und Recht angenommen werden darf.

Wie ich wieder zum Himmel blickte, sah ich von Nordwest her dicke Wolken einrücken, und damit war mein Spiel um 0:10 Uhr schon wieder zu Ende. Jedenfalls, nach der nun dritten Plutobeobachtung glaub ich es mir langsam selbst, dass ich den schwachen Burschen erwischt habe. Gerade mit dem 5.7" ist es schon ein Stück härtere Arbeit, man bedenke, ab 10 mag geht's indirekt dahin, da kann man ein Feld von schwachen Sternen nicht mehr so einfach "überblicken", sondern muß sich mühsam ein Sterndl nach dem anderen zusammenkratzen. Aber gerade das macht die Sache ja erst wirklich reizvoll :-)

Howdii