Pluto

 12. 6. 2001, Mistelbach

Pluto zieht gerade im Sternbild Schlangenträger seine Oppositionsschleife. Letztes Jahr hatte ich ihn mit meinem 8" f/6 Maksutov-Newton in der Oppositionszeit aufgespürt, aber durch etliche missliche Umstände blieb mir eine erfolgreiche Nachbeobachtung verwehrt. Ich konnte bei einer weiteren Beobachtung gerade noch feststellen, dass er von der beobachteten Position verschwunden ist, konnte ihn aber nicht wieder auffinden.

Deshalb will ich mich heuer wieder auf Plutos Spuren heften. Zu diesem Zwecke nützte ich einmal die klare Nacht vom 12. zum 13. Juni. Da ich erst um 22 Uhr nach Hause kam, verzichtete ich aus Aufwandsgründen auf eine Ausfahrt mit Teleskop, und stellte kurzerhand meinen kleineren Maksutov-Newton, den 5.7" f/6, im Garten auf. Gegen 23:20 Uhr war mein Teleskop "schussbereit" aufgebaut, und ich stürzte mich gleich einmal ins Zielgebiet, nicht einmal halbhoch am aufgehellten Südhimmel. Mal sehen, wie tief ich kommen würde. Die Nacht war mit 12° C recht kühl. Freisichtig konnte ich gerade 5 mag erreichen, die Milchstraße im Schwan war matt zu sehen. Nicht unbedingt ideale Bedingungen für eine Pluto-Suchaktion.

Als Aufsuchkarte diente mir jene aus dem Sky&Telescope Aprilheft. Pluto steht demnach etwa ein Grad südöstlich des Sternes 20 Oph, in unmittelbarer Nähe zu einem 6.6 mag Stern. Bei 40x zeigte sich der Himmelshintergrund im Okular grauslich aufgehellt und ich konnte nur ein paar Sterne ausnehmen. Ich richtete das Rohr nun exakt auf das Zielgebiet und steigerte die Vergrösserung auf 174x. Der Himmel erschien nun ausreichend dunkel im Okular, und hellere Sterne wiesen eine noch akzeptierbare Grösse des "Zitterscheibchens" auf. Ein kurzer Orientierungscheck mit dem nur mehr ein Viertelgrad grossen Gesichtsfeld, dann konzentrierte ich mich auf die schwächeren Sterne in der Umgebung. Durch fleißiges Vergleichen mit der Sternkarte versuchte ich einmal die teleskopisch erreichbare Grenzgrösse dieser Himmelsgegend festzustellen, und kam auf gute 14 mag. Da Pluto aktuell etwa 13.8 mag aufweist, witterte ich meine Chance.

Mittels der Sternkarte, die zwar nur alle 10 Tage Positionsmarken angibt, konnte ich relativ gut feststellen, wo sich Pluto aufhalten müsste. Nun galt es, die Umgebungssterne eindeutig zu identifizieren, und dann auf der vermuteten Position Ausschau zu halten. So konnte ich westlich des 6.6 mag Sternes zwei 13 mag Sterne, oberhalb und unterhalb der in der Sternkarte eingezeichneten Plutobahn, über Lage und Winkel zu anderen Sternen, die leichter sichbar waren, eindeutig identifizieren. Dabei geht man besser so vor, erst das Bild im Fernrohr zu betrachten, und dann zur Karte wechseln, zwecks Kontrolle. Umgekehrt, zuerst in die Karte sehen, und dann im Okular suchen, kostet immer wieder Zeit, bis das Auge wieder ausreichend an den dunklen Himmelshintergrund im Okular adaptiert ist. In diesen Sekunden "verwischt" sich im Gedächtnis leicht das, was man gerade auf der Karte gesehen hat, gerade zu später Stunde, wo der Körper eher sein Schlafbedürfnis anmeldet...

Nun, die beiden, etwa Nord-Süd gerichteten 13 mag Sterne hatte ich eindeutig identifiziert, und auf der Karte befand sich zwischen diesen und dem 6.6 mag Stern kein anderer Stern mehr. Irgendwo dazwischen sollte Pluto sein. Ich blickte nochmals ins Okular, und heh, was ist denn dieses Lichtpunkterl dann, das ich mit meinen Blicken sowieso schon öfter gestreift hatte? Heh! Pluto! Eindeutig! Zwar immer wieder nur blickweise, und ziemlich am Limit, aber doch! Insgesamt fünfmal habe ich anschliessend diese Position und die Umgebungssterne überprüft, es blieb dabei, das kann nur Pluto sein! Was der 6.6 mag helle Stern einerseits bei der Dunkeladaption hinderlich war, so war er andererseits eine willkommene und gut sichtbare Eingrenzung des engsten Zielgebietes.

Eigentlich hatte ich nicht gerechnet, dass ich vom Stadtgebiet aus mit dem kleinen 5.7" Maksutov-Newton gleich einen Erfolg landen würde. In den nächsten Tagen wird es wohl auch schwieriger, weil Pluto sich dann durch ein rechtes Gewurl von schwachen Sternen um die 14 und 15 mag bewegen wird. Für eine Nachbeobachtung werde ich - sofern das Wetter mitspielt - dann den 8" Maksutov-Newton einsetzten.

Eine vermeintlich gelungene Beobachtung ist jedoch nichts ohne Absicherung. Deshalb kontrollierte ich in der Umgebung von M57, hoch am Himmel, anhand mir gut bekannter Sterne die teleskopische Grenzgrösse, und kam auf die gewohnten 14.6 mag, mit einem Indiz, dass noch mehr drinnen sein müsste - sooo am Limit war der 14.6 mag Stern gar nicht. Die Pluto Sichtung klingt damit plausibel.

Mit einem genüsslichen Blick auf M13 bei 116x beendete ich diese Sternstunde mit Pluto, mehr als eine Stunde hat's tatsächlich nicht gebraucht...

Howdii